Reden und Ansprachen

Rede des Comandante en Jefe Fidel Castro Ruz am 1. Januar 1959 im Céspedes-Park von Santiago de Cuba

Datum: 

01/01/1959

Bürger von Santiago, kubanische Landsleute:

Nun endlich sind wir in Santiago angekommen (Applaus). Der Weg war schwer und lang, aber wir haben es geschafft (Applaus).

Es hieß, dass wir heute um 14:00 Uhr in der Hauptstadt der Republik erwartet wurden. Ich war der Erste, der darüber erstaunt war (Applaus), weil ich einer der Ersten war, der von diesem verräterischen und geschickt eingefädelten Staatsstreich heute früh in der Hauptstadt der Republik überrascht wurde (Applaus).

Außerdem wäre ich in der Hauptstadt der Republik gewesen, d.h., in der neuen Hauptstadt der Republik (Zurufe und Applaus), weil Santiago de Cuba auf Wunsch des provisorischen Präsidenten, auf Wunsch der Rebellenarmee und auf Wunsch der Bevölkerung wohlverdienter Weise die Hauptstadt ist (Applaus). Santiago de Cuba wird die provisorische Hauptstadt der Republik sein! (Applaus)

Vielleicht überrascht diese Maßnahme einige, es ist eine neue Maßnahme, aber genau das charakterisiert die Revolution, dass sie Dinge tut, die es bisher nicht gab (Applaus). Wenn wir Santiago de Cuba zur provisorischen Hauptstadt der Republik machen, wissen wir, warum wir das tun. Es handelt sich nicht darum, einem bestimmten Ort demagogisch zu schmeicheln, es handelt sich ganz einfach darum, dass Santiago das stärkste Bollwerk der Revolution war (Applaus).

Die Revolution beginnt jetzt. Die Revolution wird keine einfache Aufgabe sein. Die Revolution wird eine harte und gefahrvolle Unternehmung, vor allem in dieser Anfangsphase. Und welcher Ort eignet sich besser, um die Regierung der Republik hier zu etablieren, als dieses Bollwerk der Revolution (Zurufe und Applaus) Man soll wissen, dass die Bevölkerung der heldenhaften Stadt und in den Gebirgsausläufern der Sierra Maestra fest hinter dieser Regierung stehen wird, denn Santiago befindet sich in der Sierra Maestra (Zurufe und Applaus). In Santiago de Cuba und in der Sierra Maestra wird die Revolution ihr stärkstes Hinterland haben (Applaus).

Aber es gibt noch andere Gründe: Die revolutionäre, militärische Bewegung, die wahrhaftige revolutionäre, militärische Bewegung, enstand nicht in Columbia. In Columbia wurde ein „kleiner Staatsstreich“ hinter dem Rücken des Volkes, hinter dem Rücken der Revolution und vor allem im Einvernehmen mit Batista organisiert (Applaus).

Um die Wahrheit zu sagen, und ausgehend davon, dass wir hierher kamen, um das Volk aufzuklären, sage und versichere ich, dass der Staatsstreich in Columbia ein Versuch war, dem Volk die Macht und den Sieg der Revolution zu nehmen, und Batista, die Tabernillas, die Pilar Garcías, die Chavianos, die Salas Caňizares sowie die Venturas entkommen zu lassen (Applaus).

Der Staatsstreich von Columbia war ein ambitionierter und verräterischer Staatsstreich, der keine andere Bezeichnung verdient. Wir wissen die Dinge beim Namen zu nennen und außerdem die Verantwortung dafür zu übernehmen (Applaus).

Ich mache keine Umschweife, um euch zu sagen, dass General Cantillo uns verraten hat, und ich werde es nicht nur sagen, sondern auch beweisen. Wir haben immer gesagt: „Nicht, dass sie in letzter Stunde versuchen wollen, das Problem mit einem „kleinen Militärputsch“ zu lösen, denn wenn es einen Militärputsch hinter dem Rücken des Volkes gibt, wird die Revolution vorankommen und diesmal nicht scheitern.

Diesmal wird die Revolution, glücklicherweise für Kuba, tatsächlich die Macht übernehmen. Es wird nicht wie im Jahr 1895 geschehen, als die Amerikaner kamen und die Macht an sich rissen (Applaus). Sie griffen in letzter Stunde ein und ließen danach nicht einmal Calixto García einmarschieren, der 30 Jahre lang gekämpft hatte. Sie wollten nicht, dass er in Santiago de Cuba einmarschiert (Applaus).

Es wird nicht wie im Jahr 1933 sein, als das Volk zu glauben begann, dass es sich um eine Revolution handelte. Da kam Herr Batista, verriet die Revolution, bemächtigte sich der Macht und errichtete elf Jahre lang eine Diktatur.

Es wird nicht wie im Jahre 1944 sein, das Jahr, in dem sich die Menschenmassen begeisterten, weil sie glaubten, dass das Volk endlich an die Macht gekommen war, aber diejenigen, die an die Macht gekommen waren, waren Diebe. Heute sind es weder Diebe, weder Verräter noch Befürworter der Intervention. Diesmal ist es eine wahrhaftige Revolution.

 

Aber das wollten sie nicht. In demselben Augenblick, in dem die Diktatur als Folge der militärischen Siege der Revolution zusammenbrach, als sie nicht einmal mehr 15 Tage Widerstand leisten konnte, erschien Herr Cantillo und machte sich selbst zum ergebenen Befürworter der Freiheit. Natürlich haben wir nie auf Zusammenarbeit verzichtet, sofern sie dazu diente, Blutvergießen zu verhindern, vorausgesetzt die Ziele der Revolution gerieten dadurch nicht in Gefahr. Wir haben selbstverständlich die Militärs immer dazu aufgerufen, Frieden zu suchen, aber Frieden mit Freiheit und Frieden mit dem Sieg der Revolution. Dies war die einzige Art, den Frieden zu erlangen.

 

Deshalb haben wir das Interview akzeptiert, als uns dieser Wunsch von General Cantillo am 24. Dezember mitgeteilt wurde. Ich muss euch gestehen, dass ich aufgrund des Verlaufs der Ereignisse, des erfolgreichen Vormarsches unserer Militäroperationen keinen Wunsch verspürte, über militärische Bewegungen zu reden. Aber ich verstand, dass es eine Pflicht war, dass wir, die Männer, die eine Verantwortung haben, uns nicht von Leidenschaften leiten lassen können. Und ich dachte, wenn der Sieg mit möglichst geringem Blutvergießen erreicht werden könnte, dass es meine Pflicht sei, den Vorschlägen der Militärs Beachtung zu schenken (Applaus).

 

Ich ging zu Herrn Cantillo, der im Namen der Armee mit mir sprach. Er traf sich mit mir am 28. in der Zuckerfabrik Oriente, wo er um 8:00 Uhr morgens mit einem Hubschrauber ankam. Dort sprach er mit uns vier Stunden lang, und ich werde mir keine Geschichte oder etwas anderes Ähnliche ausdenken. Ich habe außergewöhnliche Gesprächszeugen. Dort waren Raúl Chibás, ein katholischer Priester und einige Militärs dabei, deren Zeugenaussagen mitnichten zu bezweifeln sind.

 

Nachdem alle Probleme Kubas analysiert und alle Details besprochen worden waren, traf General Cantillo mit uns eine Vereinbarung bezüglich einer revolutionären, militärischen Bewegung. Nach eingehender Analyse der Situation war das Erste, was ich ihm sagte, Folgendes: „Die Situation der Armee, die Situation, in die sie durch die Diktatur gebracht worden war, sollte ihm klarmachen, dass weder ein Batista noch die Tabernillas und all solche Leute wichtig für ihn waren, weil sie den kubanischen Militärs keine Bedeutung beimaßen, weil sie die Militärs in einen Krieg gegen das Volk führten. Das ist ein Krieg, den man immer verliert, weil man einen Krieg gegen das Volk nicht gewinnen kann (Applaus).

 

Nachdem ich ihm gesagt hatte, dass die Militärs Opfer der Unmoral des Regimes waren, dass sie den Etat für den Waffenkauf stahlen, dass sie die Soldaten ständig betrogen wurden, dass jene Leute nicht den geringsten Respekt der ehrbaren Militärs verdienten, dass die Armee nicht die Schuld der Verbrechen auf sich laden müsse, die von den Gefolgsleuten begangen wurden, auf die Batista vertraute, warnte ich ihn, warnte ihn ganz deutlich, dass ich meinerseits keinerlei Bewegung genehmigen würde, die die Flucht Batistas ermöglicht. Ich warnte ihn, dass, wenn Batista fliehen wollte, er es sofort tun müsse, und mit ihm auch Tabernilla und alle anderen. Aber solange wir es vermeiden könnten, müssen wir die Flucht Batistas verhindern. (Applaus)

 

Die ganze Welt weiß, dass unser erster Vorschlag im Fall eines Militärputsches die Übergabe der Kriegsverbrecher ist, eine wesentliche Bedingung, um zu einer Vereinbarung zu gelangen.

 

Man hätte Batista und alle seine Komplizen festnehmen können. Und ich sagte ihm ganz klar, dass ich nicht damit einverstanden bin, dass Batista flieht. Ich erläuterte ihm ganz eindeutig, was man unternehmen müsste. Weder ich noch die Bewegung „26. Juli“ noch das Volk werden einen Staatsstreich gutheißen, denn es war das Volk, das seine Freiheit gewonnen hat, einzig und allein das Volk (Applaus).

Sie haben uns die Freiheit durch einen Staatsstreich genommen, aber, damit Staatsstreiche ein für allemal aufhören, musste die Freiheit durch die Opferbereitschaft des Volkes erobert werden. Denn wir hätten nichts gewonnen, wenn sie einen Staatsstreich morgen und den nächsten übermorgen, und wieder einen zwei Jahren, den folgenden in drei Jahren machen würden. Wer hier definitiv entscheiden muss, wer regieren muss, ist das Volk und niemand anderes als das Volk (Applaus).

 

Und die Militärs müssen bedingungslos im Dienste des Volkes stehen, sich dem Volk, der Verfassung und dem Gesetz der Republik unterstellen.

Wenn es sich ume eine schlechte Regierung handelt, die raubt und in vielfach schlecht handelt, dann wartet man ganz einfach ein wenig. Wenn dann Wahlen stattfinden, wird die schlechte Regierung ausgewechselt, weil die Regierungen in den demokratisch konstitutionellen Regierungssystemen eine begrenzte Zeitdauer haben. Wenn sie schlecht sind, wechselt das Volk sie aus und stimmt für andere, bessere Regierungen.

 

Die Funktion des Militärs besteht nicht darin, Regierende zu wählen, sondern die Rechte der Bürger zu gewährleisten (Applaus). Deshalb warnte ich sie: Zu einem Staatsstreich: Nein! Revolutionäre, militärische Bewegung, ja! Aber nicht in Columbia, sondern in Santiago de Cuba. (Applaus)

 

Ich sagte ihm ganz klar, dass die einzige Form der Verbindung und der Verbrüderung von Volk, Militär und Revolutionären keine Aktion um zwei oder drei Uhr „im Morgengrauen“ in Columbia sein kann, wo niemand davon erfährt, wie es diese Herren gewöhnlich taten. Sondern, es müsste sich die Garnision von Santiago de Cuba erheben, die stark genug und gut bewaffnet war, um die militärische Bewegung zu beginnen, und sich dann das Volk und die Revolutionäre dieser Bewegung anschließen. In der Situation, in der sich die Diktatur befand, wäre es unwiderruflich dazu gekommen, dass sich alle Garnisonen des Landes sofort anschließen würden, genau das wurde vereinbart.

 

Und das wurde nicht nur vereinbart, sondern ich ließ es ihn extra noch versprechen. Denn er wollte am nächsten Tag nach Havanna fahren, womit wir nicht einverstanden waren. Ich sagte zu ihm: „Es ist ein Risiko, wenn Sie nach Havanna fahren“. Er sagte: „Nein, das ist kein Risiko.“ „Es besteht die Gefahr, dass Sie festgenommen werden, weil diese Verschwörung …hier weiß man alles“. „Nein, ich bin sicher, dass sie mich nicht verhaften“. Natürlich, wie sollten sie ihn verhaften, wenn es doch ein Staatsstreich von Batista und Tabernilla war. Ich sagte mir, na gut, entweder hat dieser Mann dort alles geklärt, kontrolliert alles oder dieser Staatsstreich kommt mir ein wenig verdächtig vor. Und dann sagte ich zu ihm: „Sie versprechen mir, dass Sie sich in Havanna nicht von einer Reihe von Interessen verleiten lassen, die hinter ihnen stehen, um einen Staatsstreich in der Hauptstadt zu machen. Sie versprechen mir fest, dass das nicht geschehen wird!“ Und er sagte zu mir: „Ich verspreche ihnen, dass das nicht geschehen wird“. „Sie schwören mir das“. Und er sagte zu mir: „Ich schwöre ihnen, dass das nicht geschehen wird“.

 

Ich bin der Meinung, dass ein Militär zuerst eine Ehre haben muss, dass ein Militär zuerst sein Wort halten muss. Aber dieser Herr hat gezeigt, dass es ihm nicht nur an Ehre fehlt, sondern dass er auch sein Wort nicht hält, und es ihm außerdem Intelligenz fehlt. Denn es sollte eine Bewegung sein, die man vom ersten Augenblick an mit der vollen Unterstützung des Volkes und einem gesicherten Sieg hätte organisieren können. Aber was er dann tat, war ein Salto mortale ins Leere. Er glaubte, dass es sehr einfach sei, das Volk und die Revolution zu hintergehen.

 

Er wusste einiges. Er wusste, sobald es heißen würde, dass Batista mit dem Flugzeug auf und davon ist, dass das Volk voller Freude auf die Straße stürzen würde. Sie dachten, dass das Volk nicht reif genug sei, zwischen der Flucht von Batista und der Revolution zu unterscheiden. Denn wenn Batista geht und die Freunde Cantillos das Kommando übernähmen, könnte es gut sein, dass Dr. Urrutia nach drei Monaten auch gehen müsste, weil dieselben, die uns heute verraten haben, das auch später wieder tun würden. Und die große Wahrheit ist, dass Herr Cantillo uns verraten hat, bevor er den Staatsstreich machte. Ich habe gesagt, dass ich das beweisen würde, und ich werde es beweisen.

 

Es war mit General Cantillo vereinbart worden, dass der Aufstand am 31. um 3.00 Uhr nachmittags beginnen sollte. Es wurde geklärt, dass die Armee die revolutionäre Bewegung bedingungslos unterstützt, dass die Revolutionsführer den Präsidenten ernennen und den Militärs die Ämter zuweisen werden. Die angebotene Unterstützung war bedingungslos.

 

Der Plan wurde mit allen Details vereinbart: Am 31. um 3.00 Uhr nachmittags wird sich die Garnison von Santiago de Cuba erheben. Unverzüglich werden einige Kolonnen der Rebellen in die Stadt eindringen, und das Volk wird zusammen mit dem Militär und den Rebellen sofort gemeinsam handeln und einen revolutionäreren Aufruf an das Land richten. Alle ehrbaren Militärs werden aufgerufen, sich der aufständigen Bewegung anzuschließen.

 

Es wurde vereinbart, dass die Panzer, die es in der Stadt gibt, uns zur Verfügung gestellt werden, und ich habe mich persönlich angeboten, mit einer gepanzerten Kolonne in die Stadt vorzurücken, angeführt von diesen Panzern. Die Panzer sollten mir um 3.00 Uhr nachmittags übergeben werden, aber es war nicht daran gedacht, sie im Kampf einzusetzen, sondern nur dem Fall vorzubeugen, dass der Aufstand in Havanna scheiterte und es notwendig würde, unsere Vorhut so nah wie möglich an die Stadt heranzuführen, um Ausschreitungen in der Stadt Havanna zu verhindern.

 

Es war logisch, dass der entstandene Hass gegen die öffentliche Macht aufgrund der unbeschreiblichen Gräueltaten von Ventura und Pilar García beim Sturz Batistas eine unbändige Freude bei den Bürgern auslösen würde. Außerdem hätten jene Polizisten nicht die moralische Kraft, das Volk im Zaum zu halten, wie es dann auch tatsächlich geschah.

 

Es gab eine Reihe von Exzessen in der Hauptstadt: Plünderungen, Schieβereien und Brandstiftungen. Die volle Verantwortung lag bei General Cantillo, da er das gegebene Wort nicht gehalten und den vereinbarten Plan nicht erfüllt hat. Er glaubte, wenn er Polizisten zu Hauptleuten und Kommandeuren ernennt ̶ viele von ihnen waren aber schon weg, als sie ernannt wurden, ein Beweis, dass sie kein reines Gewissen hatten ̶ , das Problem damit gelöst wäre.

 

Ganz anders war es in Santiago de Cuba! Welche Ordnung und was für ein Bürgersinn! Was für eine Disziplin, die von der Bevölkerung an den Tag gelegt wurde! Es gab keinerlei Plünderung, keinen Fall von persönlicher Rache. Kein Mensch wurde durch die Straße geschleift. Es gab keine Brandstiftung. Das Verhalten der Stadt Santiago de Cuba war bewundernswert und vorbildlich, trotz zweier Dinge: Obwohl diese Stadt am meisten Leid und Terror ertragen hat und es ihr volles Recht gewesen wäre, entrüstet zu sein (Applaus), war man hier mit unserer Erklärung von heute Morgen einverstanden, als wir sagten, dass wir den Staatsstreich ablehnen.

 

Santiago de Cuba verhielt sich vorbildlich, und ich bin der Meinung, dass diese Tatsache ein Grund für die Bevölkerung, für die Revolutionäre und für die Militärs ist, auf Santiago de Cuba stolz zu sein. (Applaus)

 

Sie können nicht mehr sagen, dass die Revolution anarchisch und ohne Ordnung ist. Das passierte in Havanna aufgrund des Verrats, aber in der Stadt Santiago de Cuba war es anders, wir können sie als Vorbild hinstellen, immer wenn die Revolution der Anarchie und fehlender Organisation bezichtigt wird (Applaus).

 

Es ist angebracht, dass die Bevölkerung die Meldungen kennt, die General Cantillo und ich austauschten. Wenn die Leute nicht zu müde sind (Zurufe und Ausrufe „Nein!“), kann ich sie vorlesen.

 

Nachdem die Vereinbarungen getroffen waren und wir die Operationen in Santiago de Cuba abgebrochen hatten ̶ unsere Truppen waren am 28. der Stadt schon sehr nahe ̶ und alle Vorbereitungen getroffen waren, um die Stadt anzugreifen, mussten wir aufgrund der Gespräche einige Veränderungen vornehmen, d.h., die Operationen in Santiago de Cuba aufgeben und unsere Truppen zu anderen Orten umdirigieren, wo zu vermuten war, dass der Aufstand nicht von Anfang an sicher war. Nachdem alle unsere Truppenbewegungen abgeschlossen waren, die Kolonne einsatzbereit war, um in die Hauptstadt einzumarschieren, erhielt ich wenige Stunden zuvor die folgende Mitteilung von Generals Cantillo, mit diesem Wortlaut:

 

„Die Umstände haben sich im Sinne einer vorteilhaften nationalen Lösung wesentlich verändert“ —in dem Sinne, die er für Kuba will. Es war merkwürdig, weil die Umstände nach der Analyse der erwähnten Faktoren eigentlich günstigster denn je waren. Der Sieg war gesichert, und deshalb mutete es seltsam an, dass er sagte: „Die Umstände haben sich vorteilhaft verändert“. Umstände, mit denen Batista und Tabernilla einverstanden waren, unter denen der Staatsstreich gesichert war. „[...] Ich empfehle, in diesem Moment nichts zu unternehmen und die Ereignisse in den nächsten Wochen vor dem 6. abzuwarten“.

 

Natürlich, den Waffenstillstand auf unbefristete Zeit verlängern, solange, bis sie in Havanna alle Vorbereitungen abgeschlossen haben.

 

Meine unmittelbare Antwort war:

 

„Der Inhalt der Mitteilung entfernt sich völlig von den getroffenen Vereinbarungen, ist doppeldeutig und unverständlich. Damit habe ich das Vertrauen in die Ernsthaftigkeit der Vereinbarungen verloren. Die Kampfhandlungen sollten morgen um 15.00 Uhr beginnen. Das war das Datum und die Uhrzeit, die für den Aufstand vereinbart worden waren.“ (Applaus).

Dann geschah eine sehr merkwürdige Sache. Neben der Mitteilung, die sehr kurz war, benachrichtigte ich zugleich den Kommandierenden von Santiago de Cuba, dass, wenn die bewaffneten Auseinandersetzungen begännen, weil die Vereinbarungen nicht eingehalten würden und wir uns gezwungen sähen, die Stadt Santiago de Cuba anzugreifen, dann wäre die einzige Lösung die Kapitulation der Stadt. Wir würden die Kapitulation der Stadt fordern, wenn die Kampfhandlungen beginnen, und dann würden wir angreifen. Aber der Überbringer der Mitteilung hat meine Worte nicht richtig ausgelegt. Er sagte Oberst Rego Rubido, dass ich die Kapitulation von Santiago als Bedingung für jegliche Vereinbarung verlangte. Er sagte ihm nicht, dass ich extra bekräftigt hatte, „dass wir den Angriff beginnen würden“, aber nicht, dass ich General Cantillo die Bedingung gestellt hatte, dass sich Santiago ergeben müsse.

 

Infolge der Mitteilung schickte mir der Oberst von Santiago de Cuba ein sehr grundlegendes und grundehrliches Schreiben, das ich auch verlesen werde. Natürlich fühlte er sich beleidigt durch diesen Vorschlag, den sie ihm irrtümlich gemacht haben und sagte:

 

„Die Lösung ist weder ein Staatsstreich noch eine Militärjunta, und dennoch glauben wir, dass diese Lösung für Dr. Fidel Castro gemäß seinen Ideen am ehesten passt. Das Schicksal des Landes liegt in den nächsten 48 Stunden in seinen Händen. Das ist keine lokale, sondern eine nationale Lösung, und jede zuvor begangene Indiskretion könnte diese aufs Spiel setzen oder zunichte machen und ein Chaos verursachen. Wir möchten, dass man unserer Absprache traut, dass eine Lösung vor dem 6. gefunden wird.

 

Hinsichtlich der Stadt Santiago muss der Plan aufgrund der Mitteilung und den Worten des Boten verändert werden, man darf nicht einmarschieren. Diese Worte haben Unruhe unter den entscheidenden Leuten verursacht. Nie werden sie sich ergeben, ohne zu kämpfen. Einem Verbündeten ergibt man sich nicht, und man ergibt sich nicht ohne Ehre.“

 

Ein guter Satz des Kommandierenden von Santiago de Cuba.

„Wenn man uns nicht vertraut oder wenn Santiago angegriffen wird, dann gelten die Abmachungen als gebrochen und die Absprachen für die vereinbarte Lösung entbinden uns von jeglicher Verpflichtung. Wir hoffen, dass die Antwort aufgrund der erforderlichen Zeit, um auf die eine oder andere Weise zu handeln, rechtzeitig eintrifft, um noch mit dem Flieger am Nachmittag nach Havanna geschickt zu werden.“

 

Meine Antwort auf diese Mitteilung von Oberst José Rego Rubido war die folgende:

 

„Freies Territorium von Kuba, 31. Dezember 1958

 

Herr Oberst, es gab einen bedauerlichen Fehler bei der Übermittlung meiner Worte. Vielleicht geschah es wegen der Eile, in der ich Ihre Mitteilung beantwortet habe und weil das Gespräch mit dem Überbringer in Eile geschah. Ich habe ihm nicht gesagt, dass wir die Kapitulation von Santiago de Cuba gegenüber unseren Streitkräften als Bedingung für eine Vereinbarung vorgeschlagen haben. Das wäre gegenüber unserem Besucher unhöflich und ein unwürdiger und beleidigender Vorschlag für die Militärs gewesen, die sich uns so freundschaftlich angenähert haben.

 

Die Sache ist anders: Wir sind zu einer Vereinbarung gekommen, und es wurde ein Plan zwischen dem Anführer der militärischen Bewegung und uns ausgearbeitet, der am 31. Dezember um 15.00 Uhr durchgeführt werden sollte. Nach eingehender Analyse der zu erwartenden Probleme wurden auch die Details vereinbart. Es sollte mit dem Aufstand der Garnison von Santiago de Cuba begonnen werden. Ich überzeugte General C. (Cantillo) von den Vorteilen, in Oriente zu beginnen und nicht in Columbia, da das Volk starkes Misstrauen gegenüber einem Staatsstreich in den Kasernen der Hauptstadt der Republik hegte, und es schwierig wäre, in diesem Fall die Bürger mit der Bewegung zu vereinen. Er war vollkommen einer Meinung mit mir und sorgte sich nur um den Erhalt der Ordnung in der Hauptstadt, und deshalb trafen wir Maßnahmen, um diese Gefahr zu bannen.

 

Die Maßnahme bestand eben genau in dem Vormarsch unserer Kolonne auf Santiago de Cuba.

 

Es handelte sich um eine geeinte Aktion der Militärs, der Bevölkerung und uns, einer Art revolutionärer Bewegung, die vom ersten Augenblick an das Vertrauen der ganzen Nation genoss. Unverzüglich und in Übereinstimmung mit den Vereinbarungen, setzten wir die laufenden Operationen aus und begannen mit den neuen Operationen der Streitkräfte in Richtung anderer Orte wie Holguín, wo durch die Anwesenheit bekannter Gefolgsleute mit ziemlicher Sicherheit Widerstand gegen die revolutionäre militärische Bewegung zu erwarten war.

 

Nachdem unsererseits alle Vorbereitungen getroffen waren, bekam ich die gestrige Mitteilung, wo man mir zu verstehen gab, dass man die vereinbarte Aktion nicht durchführen wird. Allem Anschein nach gab es andere Pläne, aber es gab keine Information über das Wie und Warum. Es war also schon nicht mehr unsere Sache. Wir sollten einfach nur warten. Einseitig war alles verändert worden, und unsere Streitkräfte wurden in Gefahr gebracht. Dem Erzählen nach hat man sie zu schwierigen Operationen geschickt. Wir hingen in der Luft, abgesehen von allem Unvorhergesehenen. Jegliches Risiko General Cantillos bei seinen häufigen Reisen nach Havanna bedeutete für uns aus militärischer Sicht ein Desaster. Wie Sie sehen, ist in diesem Augenblick alles sehr verworren, und Batista ein schlauer und verschlagener Mensch, er weiß zu manövrieren. Wie können Sie von uns verlangen, dass wir auf alle Vorteile verzichten, die wir durch die Operationen der letzten Wochen erreicht haben, um geduldig zu warten, was sich da tun wird?

„Ich stellte deutlich klar, dass es keine Aktion allein der Militärs sein kann. Dafür hätten wir nicht die Schrecken zweier Jahre Krieg ertragen müssen. Im entscheidenden Moment nichts zu tun ist das Einzige, was sie nicht von unseren Männern verlangen können, die seit sieben Jahren ununterbrochen gegen die Unterdrückung gekämpft haben“.

Auch wenn ihr die Absicht hättet, die Macht den Revolutionären zu geben, es geht nicht um die Macht an sich, woran wir interessiert sind, sondern dass die Revolution ihr Ziel erfüllt. Ich mache mir auch Sorgen darüber, dass die Militärs wegen eines ungerechtfertigten Übermaßes an Skrupeln die Flucht der „großen“ Schuldigen ermöglichen, dass sie mit ihrem großen Vermögen ins Ausland fliehen und von dort sehr großen Schaden für unsere Heimat verursachen.

 

Persönlich kann ich hinzufügen, dass es nicht die Macht ist, an der ich interessiert bin, und ich auch nicht daran denke, sie zu übernehmen. Ich werde nur dafür sorgen, dass das Opfer so vieler Landsleute nicht umsonst war, egal welches mein künftiges Schicksal sein wird. Ich hoffe, dass diese ehrlichen Gründe, mit denen ich mich mit vollem Respekt an die Würde der Militärs wende, von ihnen verstanden werden. Sie können die Gewissheit haben, dass sie es weder mit einem ehrgeizigen noch mit einem unsachlichen Menschen zu tun haben. […]

Haltet die Panzer dort an, bitte (Zurufe und Applaus).

Wenn wir unsere Erklärungen beenden und einen provisorischen Präsidenten proklamieren, werden die Panzer der zivilen Macht der Republik die Ehre erweisen, wenn sie an unseren Balkonen vorbei defilieren.“ (Applaus)

 

Ich lese weiter aus dem Brief vom 31. an den Herrn Oberst von Santiago de Cuba:

 

„Persönlich kann ich hinzufügen, dass es nicht die Macht ist, an der ich interessiert bin, und auch nicht daran denke, sie zu übernehmen. Ich werde nur dafür sorgen, dass das Opfer so vieler Landsleute nicht umsonst war, egal welches mein künftiges Schicksal sein wird. Ich hoffe, dass diese ehrlichen Gründe, mit denen ich mich mit vollem Respekt an die Würde der Militärs wende, von ihnen verstanden werden. Sie können die Gewissheit haben, dass sie es weder mit einem ehrgeizigen noch mit einem unsachlichen Menschen zu tun haben.“

(Er wiederholt den Absatz von vor der Unterbrechung.)

 

„Ich habe immer loyal und offen in allem gehandelt. Nie kann man etwas als Sieg bezeichnen, was man durch Falschheit und Betrug errungen hat. Die Sprache der Ehre, die Sie verstehen, ist die einzige, die ich kenne.“

 

Niemals fiel das Wort Kapitulation beim Gespräch mit General C. Und was ich gestern sagte und heute wiederhole, ist, dass wir am 31. (Datum und Uhrzeit so vereinbart) um 15.00 Uhr den Waffenstillstand in Bezug auf Santiago de Cuba nicht verlängern konnten, weil das unserer Sache außerordentlich geschadet hätte. Eine Verschwörung ist nie eine sichere Sache. Gestern ging hier das Gerücht um, dass General C. in Havanna verhaftet wurde, dass mehrere Jugendliche auf dem Friedhof von Santiago de Cuba ermordet aufgefunden wurden. Ich hatte das Gefühl, dass wir sinnlos Zeit verloren haben, aber glücklicherweise scheint sich heute zu bestätigen, dass sich General C. auf seinem Posten befindet. Welche Notwendigkeit haben wir, diese Risiken einzugehen?

 

Was ich dem Boten bezüglich der Kapitulation gesagt hatte, was nicht wortwörtlich übermittelt worden war, woraus sich die Worte Ihrer heutigen Mitteilung abzuleiten scheinen, ist Folgendes: Wenn die feindlichen Auseinandersetzungen wegen der Nichterfüllung der getroffenen Vereinbarungen begännen, sähen wir uns gezwungen, Santiago de Cuba anzugreifen. Das ist unvermeidbar, da wir unsere Anstrengungen in den letzten Monaten auf dieses Ziel gerichtet haben. Wenn in diesem Fall die Operation einmal begonnen hat, würden wir die Kapitulation der Streitkräfte fordern, die diese Stadt verteidigen. Das bedeutet nicht, dass wir denken, dass sie sich kampflos ergeben, denn ich weiß, dass die kubanischen Militärs die Stellungen hartnäckig weiter verteidigen wird, auch wenn es keinen Sinn mehr macht und uns schon viele Leben gekostet hat.

 

Ich wollte nur sagen, dass es keine andere Lösung gibt, nachdem das Blut unserer Männer für die Erlangung eines Zieles vergossen wurde. Auch wenn es uns angesichts der derzeitigen Bedingungen der Streitkräfte, die das Regime verteidigen, der Stadt aber keine Hilfe leisten können, teuer zu stehen kommt, wird diese Stadt unerbittlich in unsere Hände fallen. Das war das Hauptziel all unserer Operationen in den letzten Monaten. Ein Plan von dieser Reichweite kann nicht ohne schwerwiegende Folgen für einige Wochen unterbrochen werden. Im dem Fall würde die militärische Bewegung scheitern und außerdem dieser dafür geeignete Zeitpunkt verloren gehen, an dem die Diktatur schwere Rückschläge in den Provinzen von Oriente und Las Villas erleidet.

 

Wir stehen vor dem Dilemma, auf die Vorteile unseres Sieges zu verzichten oder anzugreifen, einen sicheren Sieg im Austausch gegen einen eventuellen Sieg. Glauben Sie, dass ich mit der doppeldeutigen und lakonischen Mitteilung von gestern, die eine einseitige Entscheidung enthält, die Verantwortung für den Abbruch des Planes übernehmen kann?

 

Als Militär, der Sie sind, werden Sie verstehen, dass man Unmögliches von uns verlangt. Sie haben keine Zeit verloren, Schützengräben zu bauen. Diese Schützengräben können von einem Pedraza, einem Pilar García oder einem Cañizares gegen uns verwendet werden, wenn General C. seines Amtes enthoben wird und mit ihm seine Vertrauensleute. Es kann von uns nicht verlangt werden, dass wir untätig bleiben. Verstehen Sie, dass man uns in eine absurde Lage bringt! Auch wenn Sie mutig ihre Waffen verteidigen, bleibt uns keine andere Wahl als anzugreifen, denn auch wir haben sehr ehrenvolle Verpflichtungen zu erfüllen.

 

Über die Rolle als Verbündete hinaus, möchte ich, dass die ehrbaren Militärs und wir Mitstreiter in ein und derselben Sache sind, d.h., in der Sache Kubas […].

 

Ich möchte vor allem, dass Sie und Ihre Leute sich keine falsche Vorstellung von meiner Haltung und meinen Gefühlen machen. Ich habe ausführlich geschrieben, damit die Dinge nicht verwechselt oder verdreht wiedergegeben werden.

 

Um jeden Zweifel auszuräumen, bestätige ich hinsichtlich der stillschweigenden Feuereinstellung in der Zone von Santiago de Cuba, dass wir die Operationen irgendwann wieder aufnehmen können, bevor die Kämpfe beginnnen. Ab heute soll klar sein, dass der Angriff jederzeit losgehen kann, und wir in keinem Fall die Pläne unterbrechen, da dies alles Dinge sind, die der Geheimhaltung unterliegen, zu Verunsicherungen in der Bevölkerung führen und die Moral unserer Kämpfer schädigen können.

 

Hochachtungsvoll

 

Freiheit oder Tod“ (Applaus)

 

Oberst Rego antwortete mir mit einem grundanständigen Schreiben, das des Applauses würdig ist und wie folgt lautet:

 

„Mein Herr:

 

Ich erhielte Ihr heute datiertes, freundliches Schreiben [31. Dezember 1958], und glauben Sie mir, ich danke zutiefst für die Erläuterung bezüglich der vorherigen Mitteilung, obwohl ich gestehen muss, dass ich immer vermutete, dass es sich um eine falsche Auslegung handelte, denn ich habe Ihr Verhalten im Laufe der Zeit beobachtet und bin überzeugt, dass Sie ein Mann mit Prinzipien sind.

 

Ich kannte die Details des ursprünglichen Planes nicht, da ich nur über den Teil informiert wurde, der mich betraf. Ebensowenig kenne ich einige kleine Details des gegenwärtigen Planes. Ich bin der Meinung, dass Sie teilweise Recht haben, wenn Sie die Analyse des ursprünglichen Planes vornehmen, aber ich glaube, dass es einige Tagen dauern würde, um diesen zu verwirklichen und nie vermieden werden könnte, dass viele der Schuldigen ̶ der großen, mittleren und kleinen ̶ fliehen werden.

Ich bin auch der Meinung, dass es unbedingt nötig ist, dass man in Kuba jenen als Beispiel vorangehen muss, die unter Ausnutzung der Machtstellung (Applaus) strafbare Handlungen aller Art begehen, aber leider ist die Geschichte voller ähnlicher Fälle und selten können die Schuldigen an die zuständigen Behörden überführt werden, da Revolutionen selten so gemacht werden, wie es sein sollte.

 

Und aufgrund dessen fliehen die „großen“ Schuldigen, wie sie es leider auch heute getan haben“.

 

Das Schreiben geht weiter:

 

„Ich verstehe ganz genau Ihre Sorgen im vorliegenden Fall. Obwohl ich in dieser Sache weniger Verantwortung trage, habe ich die gleichen Sorgen.

 

Hinsichtlich der einseitigen Handlungsweise, von der Sie sprechen, betone ich, dass ich nicht daran beteiligt war. In beiden Fällen war ich nur über den Teil informiert worden, der mich betraf und dachte, dass General C. Ihre Idee falsch ausgelegt hat, was Sie gemäß Ihren Normen und Prinzipien zum Ausdruck bringen wollten, wobei Sie konsequent handelten.

 

Ich habe keine Gründe anzunehmen, dass jemand die Flucht von Schuldigen zu ermöglichen sucht, ich persönlich bin dagegen“, sagte Oberst Rego Rubido (Applaus), „aber im Falle, dass es geschieht, liegt die Verantwortung dafür bei denjenigen, die es ermöglicht haben und bei niemandem sonst.

 

Ich glaube aufrichtig, dass alles in Übereinstimmung mit Ihren Ideen geschehen wird, und dass sich der General von den besten Absichten für das Wohl Kubas sowie der Revolution leiten lässt, die Sie anführen.

 

Ich habe von einem jungen, toten Studenten auf dem Friedhof erfahren, und ordnete heute sofort an, dass alle zur Verfügung stehenden Mittel zur Auffindung des Täters und der Umstände dieser Tat genutzt werden, so wie ich es in den vergangenen Tagen getan habe, bis die mutmaßlichen Verantwortlichen der zuständigen Justizbehörde überstellt werden.“

 

Zum Schluss darf ich Sie informieren, dass ich dem General eine Mitteilung sandte, in der ich nach einem Flugzeug fragte, um ihm Ihr grundlegendes Schreiben zukommen zu lassen. Seien Sie nicht ungeduldig. Womöglich werden Sie vor dem Datum in Havanna seinm das als letzte Frist festgelegt war.

 

Als der General wegging, ersuchte ich ihn, mir den Hubschrauber und den Piloten dazulassen, falls Sie die Absicht hätten, am Sonntagnachmittag über Santiago zu fliegen (Applaus).

 

Nun, Doktor, empfangen Sie den Ausdruck meiner größten Hochachtung und den herzlichsten Wunsch für ein glückliches Neues Jahr.“

 

Gezeichnet: Oberst Rego Rubido (Applaus)

 

Das waren die Gespräche zu jenem Zeitpunkt, als sowohl Oberst Rego, Kommandierender von Santiago de Cuba, als auch ich vom Staatsstreich von Columbia überrascht wurden, der von der getroffenen Vereinbarung völlig abgewichen war. Und das erste, was getan wurde; das Verbrecherischste, was geschah, war, Batista, Tabernilla und die „großen“ Schuldigen fliehen zu lassen (Applaus). Man ließ sie mit ihren Millionen von Pesos davonkommen, man ließ sie mit 300 oder 400 Millionen Peso entkommen, die sie geraubt hatten. Das wird uns teuer zu stehen kommen! Sie werden nun aus Santo Domingo und anderen Ländern Propaganda gegen die Revolution machen und jede nur mögliche Schädigung gegen uns ersinnen. Über viele Jahre werden sie unser Volk bedrohen und uns ständig in Alarmzustand versetzen, indem sie Verschwörungen gegen uns finanzieren und anstiften, und das alles aufgrund der Schwäche, der Unverantwortlichkeit und des Verrats derjenigen, die den konterrevolutionären Staatsstreich am heutigen frühen Morgen zuließen.

 

Was taten wir, sobald wir von dem Staatsstreich erfuhren? (Wir erfuhren es über Radio Progreso.) Bereits in diesem Augenblick ahnte ich, was dahinter stand, und habe umgehend Erklärungen abgegeben, als ich erfuhr, dass Batista nach Santo Domingo geflohen war. Ich fragte mich, ob das nur ein Gerücht war, das in Umlauf gebracht wurde? Und ich ordnete an, es zu prüfen, als ich hörte, dass Batista und seine Clique tatsächlich geflohen waren. Und das Allerbeste ist, dass General Cantillo sagte, dass sich die Bewegung dank der patriotischen Ziele Batistas herausgebildet habe, die patriotischen Ziele des Generals Batista, der abdankte, um Blutvergießen zu vermeiden! Was glaubt ihr? (Zurufe)

 

Es gibt noch etwas. Um eine Vorstellung von diesem Staatsstreich zu haben, der vorbereitet wurde, genügt es zu sagen, dass man Pedraza zum Mitglied der Militärjunta ernannt hatte, der dann aber floh (Zurufe). Ich glaube, dass man nichts mehr hinzuzufügen muss, um die Absichten der Putschisten zu erkennen. Ebensowenig haben sie Urrutia zum Präsidenten ausgerufen, der von der aufständischen Bewegung und von allen revolutionären Organisationen dazu ernannt worden war (Applaus). Sie ernannten hingegen einen Herren, den älteste aller Justizbeamten des Obersten Gerichts, wo alle ziemlich alt sind. Und vor allem ist das ein Herr, der bis heute der Vorsitzende Richter des Obersten Gerichtshofes war, wo es keinerlei Gerechtigkeit gab.

 

Was sollte bei all dem am Ende rauskommen? Eine halb gewalkte Revolution, eine Kompromittierung, eine Karikatur der Revolution? Herr Perico de los Palotes, egal, wie man ihn nennt. Dieser Herr Piedra, der sich vorsehen muss, falls er bis jetzt noch nicht zurückgetreten ist, weil wir ihn in Havanna zum Rücktritt zwingen werden (Applaus). Ich glaube, dass er keine 24 Stunden im Amt sein wird. Er wird einen Rekord aufstellen. (Lachen und Applaus).

 

Sie ernennen diesen Herren, wunderbar: Cantillo als Nationalheld, Befürworter der kubanischen Freiheiten, Besitzer und Herr über Kuba, und dazu Herr Piedra. Schlicht und einfach, wir hätten einen Diktator gestürzt, um einen anderen einzusetzen. In jeder Hinsicht war die Bewegung von Columbia eine konterrevolutionäre Bewegung; auf der ganzen Linie wich sie von der Absicht des Volkes ab; auf der ganzen Linie war sie verdächtig, denn umgehend machte Herr Piedra einen Aufruf, richtete sich an alle Rebellen und an einen Friedensausschuss. Wir sollten in aller Ruhe die Gewehre und alles andere niederlegen, um uns dorthin zu begeben, um den Herren Piedra und Cantillo unsere Ehre zu erweisen.

 

Es war offensichtlich, dass sowohl Cantillo als auch Piedra in den Wolken schwebten. Sie schwebten in den Wolken, denn ich denke, dass das kubanische Volk viel gelernt hat und auch wir Rebellen etwas gelernt haben.

 

Dies war die Situation heute Morgen, anders als heute Nacht. Vieles hat sich verändert (Applaus). Angesichts dieser Tatsache, angesichts dieses Verrats befahlen wir allen Rebellenkommandeuren, die militärischen Operationen fortzusetzen und die gesteckten Ziele weiter zu verfolgen. Folglich befahlen wir allen Kolonnen, die für die Operation in Santiago de Cuba bestimmt waren, auf die Stadt vorzurücken.

 

Ich möchte, dass ihr wisst, dass unsere Streitkräfte ernsthaft entschlossen waren, Santiago de Cuba in einem Handstreich zu besetzen. Dies wäre sehr bedauernswert gewesen, weil viel Blut vergssen worden wäre, und dieser heutige Abend kein Abend der Freude, des Friedens und der Brüderlichkeit geworden wäre, was er jetzt ist (Applaus).

 

Ich muss gestehen, dass in Santiago de Cuba keine blutige Schlacht stattfand, das ist zum großen Teil dem patriotischen Verhalten des Obersten der Armee, José Rego Rubido zu danken, (Applaus) ebenso den Kommandeuren der Fregatten „Máximo Gómez“ und „Maceo“, dem Kommandierenden der Seestreitkräfte von Santiago de Cuba (Applaus) und dem Offizier, der das Amt des Polizeipräsidenten ausübt (Applaus). Alle, die dazu beitrugen, eine blutige Schlacht zu vermeiden und die konterrevolutionäre Bewegung am Morgen in eine revolutionäre Bewegung am Nachmittag zu verwandeln, soll hier gerechterweise anerkannt und ihnen dafür gedankt werden.

 

Wir hatten keine andere Wahl als anzugreifen, denn wir konnten nicht erlauben, dass sich der Staatsstreich von Columbia konsolidiert. Infolgedessen mussten wir ohne Verzug angreifen. Und als die Truppen in Richtung ihrer Ziele marschierten, suchte mich Oberst Rego mit dem Hubschrauber. Die Kommandeure der Fregatten nahmen Kontakt mit uns auf und unterstellten sich bedingungslos den Befehlen der Revolution (Applaus).

 

Nachdem man auf die Unterstützung der beiden Fregatten mit ihrer hohen Feuerkraft, auf die Seestreitkräfte und auf die Polizei zählen konnte, berief ich eine Versammlung mit allen Offizieren der Armee des Standorts Santiago de Cuba ein. Das waren über einhundert. Ich sagte diesen Militärs, als ich sie einlud, sich mit mir zu versammeln, dass ich nicht die geringeste Befürchtung hätte, zu ihnen zu sprechen, da ich wusste, dass das Recht auf meiner Seite war. Ich wusste, dass sie meine Argumente verstehen würden, und dass man in dieser Versammlung zu einer Vereinbarung kommen würde.

 

Und tatsächlich, am Abend, in den ersten Abendstunden, versammelten wir uns im El Escandel mit fast allen Offizieren der Armee von Santiago de Cuba. Viele von ihnen waren junge Leute, die darauf brannten, für das Wohl ihres Landes zu kämpfen.

 

Ich versammelte jene Militärs und sprach über unser revolutionäres Gefühl. Ich sprach über unsere Absichten bezüglich unseres Vaterlandes. Ich sprach darüber, was wir für unser Land erreichen wollten; wie unsere Haltung seit jeher zum Militär gewesen ist; über den Schaden, den die Tyrannei der Armee zugefügt hat, und dass es nicht gerecht wäre, alle Militärs über einen Kamm zu scheren, denn Kriminelle waren nur eine unbedeutende Minderheit, aber es gab viele ehrbare Militärs in der Armee, und ich weiß, dass sie das Verbrechen, den Missbrauch und die Ungerechtigkeit verabscheuen.

 

Es war nicht einfach für die Militärs, eine bestimmte Handlungsweise zu entwickeln. Es war logisch, wenn die hohen Posten der Armee in Händen der Tabernillas, der Pilar Garcías, der Verwandten und der bedingungslosen Anhänger Batista waren, herrschte großer Terror in der Armee. Ein einzelner Offizier konnte nicht zur Verantwortung gezogen werden.

 

Es gab zwei Arten von Militärs ̶ und wir kennen sie gut ̶ Militärs wie Sosa Blanco, Cañizares, Sánchez Mosquera, Chaviano (Zurufe und Buh-Rufe), die sich durch Verbrechen und unmenschlichen Massenmord an armseligen Bauern hervortaten. Aber es gab auch Militärs, die sehr ehrbar auf ihren Feldzügen waren. Es gab Militärs, die niemals jemanden ermordeten, die auch kein Haus in Brand setzten. Oder die wie Kommandeur Quevedo waren, der nach heroischem Widerstand in der Schlacht von Jigüe unser Gefangener war, und der heute wieder Kommandeur der Armee ist (Applaus). Da sind der Kommandeur Sierra und viele anderen Militärs, die nie ein Haus abbrannten. Diese Militärs wurden nicht befördert. Die befördert wurden, waren die Kriminellen, da Batista immer bemüht war, das Verbrechen zu prämiieren. Wir haben zum Beispiel den Fall von Oberst Rego Rubido, der seinen Rang nicht der Diktatur schuldet, er war schon Oberst, als der Putsch vom 10. März stattfand (Applaus).

 

Tatsache ist, dass ich die Unterstützung des Offizierskorps von Santiago de Cuba bekam, und dieses Offizierskorps von Santiago de Cuba bot der Kubanischen Revolution seine bedingungslose Unterstützung an (Applaus). Gemeinsam vereinbarten die Offiziere der Marine, der Polizei und der Armee, den geschickt eingefädelten Staatsstreich von Columbia abzulehnen und die rechtmäßige Regierung der Republik zu unterstützen, weil sie die Mehrheit unseres Volkes hinter sich hat. Das ist Dr. Manuel Urrutia Lleó (Applaus). Dank dieser Haltung wurde viel Blutvergießen vermieden. Dank dieser Haltung entstand heute Nachmittag eine wahrhaftige revolutionäre Militärbewegung.

 

Ich verstehe, dass es im Volk viele gerechtfertigte Gemütsausbrüche gibt. Ich verstehe die Sehnsucht nach Gerechtigkeit in unserem Volk, und diese wird erfüllt werden, es wird Gerechtigkeit geben (Applaus). Aber worum ich unser Volk vor allem bitte, ist, Ruhe bewahren. Wir befinden uns in einem Augenblick, in dem wir vor allem die Macht konsolidieren müssen. An erster Stelle steht die Konsolidierung der Macht! Danach werden wir ein Komitee von ehrbaren Militärs und Offizieren der Rebellenarmee bilden, um geeignete Maßnahmen zu treffen, um jene zur Verantwortung zu ziehen, die eine solche tragen (Applaus). Und niemand wird dagegen sein! Denn die Armee und die Bewaffneten Streitkräfte sind diejenigen, die am meisten daran interessiert sind, dass die Schuld von einigen wenigen nicht das gesamte Korps bezahlt, und dass man sich für das Tragen der Militäruniform nicht schämen muss (Applaus), und dass die Schuldigen bestraft werden, damit die Unschuldigen nicht in Misskredit geraten.

 

Vertraut uns! Darum bitten wir das Volk, denn wir wissen unsere Pflicht zu erfüllen (Applaus).

 

Unter diesen Umständen wurde heute am Nachmittag eine echte revolutionäre Bewegung des Volkes, der Militärs und der Rebellen in der Stadt Santiago de Cuba ins Leben gerufen. Der Enthusiasmus der Militärs ist unbeschreiblich, und als Beweis des Vertrauens bat ich die Offiziers, zusammen mit mir in Santiago de Cuba einzumarschieren. Uns hier sind alle Offiziers der Armee! Hier sind die Panzer zur Verfügung der Revolution! Hier ist die Artillerie zur Verfügung der Revolution! Hier sind die Fregatten zur Verfügung der Revolution (Zurufe und Applaus).

 

Ich sage nicht, dass die Revolution das Volk auf seiner Seite hat. Das muss nicht mehr gesagt werden. Das weiß die ganze Welt. Ich sagte, dass das Volk, das vorher Gewehre hatte, heute Artillerie, Panzer, Fregatten und viele qualifizierte Techniker der Armee besitzt, die uns bei der Bedienung derselben helfen werden, falls es nötig sein wird (Applaus). Jawohl, jetzt ist das Volk bewaffnet! Ich versichere euch, als wir nur 12 Männer waren, haben wir den Glauben nicht verloren, jetzt haben wir hier 12 Panzer, warum sollten wir jetzt den Glauben verlieren!


 

Ich möchte heute, in dieser Nacht, in diesem Morgengrauen (da es fast hell ist) erklären, dass der ehrenwerte hohe Richter, Dr. Manuel Urrutia Lleó, die Präsidentschaft der Republik antreten wird (Applaus). Kann Dr. Urrutia auf die Unterstützung des Volkes zählen, oder nicht? (Applaus und Zurufe). Das bedeutet aber, dass der Präsident der Republik, der rechtmäßige Präsident, derjenige ist, der auf das Volk zählt, und das ist Dr. Manuel Urrutia Lleó.

Wer möchte Herrn Piedra als Präsidenten? (Buh-Rufe und Rufe: Niemand!). Wenn niemand Herrn Piedra als Präsidenten möchte, wieso wird uns Herr Piedra als Präsident aufgezwungen? (Buh-Rufe).

Wenn das der Wille der Bevölkerung von Santiago de Cuba ist, der die Gefühle des Volkes von ganz Kuba verkörpert, werde ich mit den altgedienten Truppen aus der Sierra Maestra, den Panzern und der Artillerie in Richtung Hauptstadt ziehen, sobald diese Veranstaltung zu Ende ist, damit der Wille des Volkes erfüllt wird (Applaus).

Wir stehen ganz einfach für das Volk. Zu diesem Zeitpunkt ist ist das Mandat des Volkes rechtmäßig. Der Präsident wird vom Volke gewählt, nicht um 4.00 Uhr im Morgengrauen von einer geheimen Versammlung in Columbia (Applaus). Das Volk hat seinen Präsidenten gewählt, und das bedeutet, dass in diesem Moment die höchste gesetzliche Instanz der Republik als konstituiert gilt (Applaus). Keine der zu diesem Tagesanbruch von der Militärjunta erteilten Ämter und Funktionen sind rechtswirksam. Die Ernennungen in Ämter innerhalb der Armee sind nichtig —ich meine alle am diesem Morgen vorgenommenen Ernennungen. Wer heute Morgen eine Ernennung durch die verräterische Junta akzeptiert, egal welche, dessen Haltung wird als konterrevolutionär betrachtet, und er steht infolgedessen außerhalb des Gesetzes.

Ich bin mir vollkomen sicher, dass morgen alle militärischen Befehlshaber der Republik die Anordnungen des Präsidenten der Republik akzeptiert haben werden (Applaus).

Ab sofort wird der Präsident die Armee-, Marine- und Polizei-Befehlshaber ernennen (Applaus). Aufgrund der in dieser Zeit für die Revolution geleisteten wertvollen Dienste und die Tausende von Männern, die er in den Dienst der Revolution gestellt hat, habe ich Oberst Rego Rubido als Oberfehlshaber der Armee empfohlen (Applaus). Ebenso wird man einen der Fregattenkommandeue zum Chef der Marine ernennen, die sich als Erste der Revolution angeschlossen haben (Applaus). Und ich habe dem Präsidenten der Republik empfohlen, den Kommandeur Efigenio Ameijeiras zum Chef der Nationalpolizei zu bestellen. Er hat drei Brüder verloren, war einer der Expeditionsteilnehmer der „Granma“ und ist einer der befähigsten Männer der revolutionären Armee (Applaus). Ameijeiras ist in Guantánamo im Einsatz, aber morgen trifft er hier ein (Applaus).

Ich bitte nur um Zeit für uns und die zivil Macht der Republik, damit alles zum Wohle des Volkes getan wird, aber nach und nach (Applaus). Das Volk bitte ich nur um eines, dass Ruhe bewahrt wird. (Aus dem Publikum wird ihm zugerufen: „Oriente föderal, Oriente die Hauptstadt!“) Nein, nein, die Republik muss vor allem immer eins sein!“ (Applaus) Was gefordert werden muss, ist Gerechtigkeit für Oriente. Bei alledem ist die Zeit ein wichtiger Faktor. Die Revolution kann man nicht in zwei Tagen machen. Ihr könnt sicher sein, dass wir die Revolution machen! Ihr könnt sicher sein, dass die Republik erstmalig und wahrhaftig vollkommen frei sein wird und das Volk haben wird, was es verdient (Applaus). Die Macht ist kein Ergebnis der Politik gewesen. Sie ist das Ergebnis der Opfer von Hunderten und Tausenden unserer Kameraden. Es gibt keine andere Pflicht gegenüber dem Volk und der kubanischen Nation. Es kommt ein Mann an die Macht, der niemandem verpflichtet ist, ausschließlich nur dem Volk (Applaus).

Che Guevara erhielt den Befehl, auf die Hauptstadt der Republik (noch Havanna) vorzurücken, und Comandante Camilo Cienfuegos, Anführer der Kolonne 2 „Antonio Maceo“ (Applaus) wurde ebenso befohlen, nach Havanna zu marschieren und das Kommando über das Militärhauptquartier Columbia zu übernehmen (Applaus). Die Anordnungen des Präsidenten der Republik und das Mandat der Revolution sind einfach zu befolgen (Applaus).

Uns kann man nicht die Schuld für die in Havanna verübten Exzesse geben. Wir waren nicht in Havanna. Für die in Havanna geschehenen Unruhen können nur General Cantillo und die frühmorgendlichen Putschisten beschuldigt werden, die geglaubt haben, die Lage dort zu beherrschen (Applaus).

In Santiago de Cuba, wo es eine wahre Revolution gegeben hat, herrschte vollkommene Ordnung; in Santiago de Cuba haben sich die Bevölkerung, die Militärs und die Revolutionäre vereint, und das ist unzerstörbar (Applaus).

Die Führung der Regierung, der Armee und der Marine werden in Santiago de Cuba ihren Sitz haben; ihre Anordnungen sind von allen Befehlshabern der Republik strikt auszuführen. Wir erhoffen uns davon, dass alle ehrbaren Militärs diese Anordnungen befolgen, denn ein Militär steht in erster Linie im Dienste des Gesetzes und der höchsten Autorität des Staates, —nicht irgeneiner konstituierten Staatsgewalt, da diese oftmals nicht zum Besten gegründet ist —, sondern der legitim konstituierten Staatsgewalt (Applaus).

 

Ein ehrbarer Militär hat von der Revolution nichts zu befürchten. In diesem Kampf gibt es keine Besiegten, weil nur das Volk der Sieger ist (Applaus). Gefallene gibt es auf der einen wie auf der anderen Seite, aber wir alle haben uns vereint, um die Revolution zu unterstützen. Wir haben uns brüderlich umarmt, die guten Militärs und die Revolutionäre (Applaus).

Es wird kein Blut mehr fließen. Ich hoffe, dass keine Gruppe Widerstand leistet; abgesehen davon, dass es ein vergeblicher Widerstand wäre, der binnen kurzer Zeit niedergeschlagen würde, denn es wäre ein Widerstand gegen das Gesetz und gegen die Republik sowie gegen die Gefühle der kubanischen Nation (Applaus).

Diese heutige Bewegung musste so organisiert werden, damit innerhalb der nächsten sechs Monaten kein neuer Krieg entsteht. Was war während der Herrschaft von Machado geschehen? Da hat auch ein General unter Machado einen Putsch gemacht, Machado gestürzt und einen Präsidenten eingesetzt, der 15 Tage amtierte. Die Feldwebel kamen und sagten, dass jene Offiziere für die Machado-Diktatur verantwortlich wären, und dass sie von ihnen nicht respektiert werden. Der revolutionäre Aufruhr ist gewachsen, und die Offiziere wurden entlassen. Jetzt kann das nicht mehr geschehen, jetzt stehen die Bevölkerung und die Truppe hinter diesen Offizieren, und sie haben die Anerkennung, sich einer wahren revolutionären Bewegung angeschlossen zu haben (Applaus).

Diese Militärs werden vom Volk respektiert und geachtet, und es wird nicht mehr nötig sein, Gewalt anzuwenden. Man muss nicht mehr mit dem Gewehr auf die Straße gehen, muss niemandem Angst einjagen. Die wahre Ordnung stützt sich auf die Freiheit, auf den Respekt und die Gerechtigkeit, nicht auf die Gewalt. Von nun an wird das Volk völlig frei sein, und das Volk weiß sich entsprechend zu verhalten, wie es das heute bewiesen hat (Applaus).

Der Frieden, den unser Heimatland braucht, ist erreicht worden. Santiago de Cuba ist frei geworden, ohne dass Blut vergossen werden musste. Aus diesem Grund herrscht so viel Fröhlichkeit, und aus demselben Grund sind die Offiziere am heutigen Tag dem Putsch von Columbia nicht gefolgt, haben ihn abgelehnt, um sich bedingungslos der Revolution anzuschließen. Si verdienen unsere Anerkennung, unsere Dankbarkeit und unsere Hochachtung (Applaus).

Die bewaffneten Einrichtungen der Republik werden in Zukunft aufgrund ihrer Befähigung, ihrer Erziehung und ihrer Identifikation mit der Sache des Volkes beispielhafte Institutionen sein. Die Gewehre werden von nun an nur im Dienste des Volkes stehen (Applaus).

Es wird keine Putsche mehr geben, es wird keinen Krieg mehr geben, weil wir dafür gesorgt haben, dass jetzt nicht noch einmal dasselbe wie unter Machado geschieht. Diese Herren haben damals einen Carlos Manuel und jetzt einen anderen Carlos Manuel eingesetzt, (Buhrufe) um die Sache von heute früh so ähnlich aussehen zu lassen wie beim Sturz von Machado.

Diesmal wird es keinen Batista geben, (Applaus) weil ein 4. Septemer nicht notwendig ist, der die Disziplin bei den Streitkräften zunichte gemacht hat. Was bei Batista geschah, ist, dass er die Disziplinlosigkeit in der Armee zugelassen hat, weil seine Politik darin bestand, den Soldaten zu schmeicheln, um die Autorität der Offiziere auf einem niedrigeren Niveau zu halten. Jetzt werden die Offiziere Autorität haben, es wird Disziplin in der Armee geben. Es wird ein Militärstrafgesetzbuch geben, nach dem Delikte gegen Menschenrechte, Ehrlichkeit und Moral, die jeder Militär besitzen sollte, entsprechend bestraft werden (Applaus).

Niemand wird privilegiert; der Offizier, der Fähigkeiten besitzt und Verdienste hat, wird gefördert, nicht der Verwandte oder Freund, wie es bis heute gewesen ist, dass die Ranglisten nicht eingehalten wurden.

Für Soldaten und Offiziere sowie auch für Arbeiter wird die Ausbeutung durch Pflichtbeiträge beendet, was für die Werktätigen die Gewerkschaftsbeiträge sind, betrifft bei den Militärs den Peso für die First Lady. Zwei Pesos für das eine und zwei Pesos für das andere, auf dieser Weise hat man ihnen den Lohn zunichte gemacht (Applaus).

Selbstverständlich wird das Volk alles von uns erwarten, und wird es erhalten. Ich habe aber auch über die Militärs gesprochen, damit sie wissen, dass sie ebenfalls alles von der Revolution erhalten werden, alle Verbesserungen, die sie nie zuvor gehabt haben: Denn, wenn das Geld des Staatshaushaltes nicht gestohlen wird, wird es den Offizieren und Soldaten viel besser gehen als heute. Der Soldat wird nicht mehr die Funktion eines Polizisten ausüben; der Soldat wird seine Ausbildung erhalten, in seiner Kaserne, er wird nicht die Funktionen eines Polizisten ausüben müssen.

Wir (Zurufe: „Funkgeräte“) ̶ nichts damit Funkgeräten ̶ (Applaus), allerdings möchte ich klarstellen, dass wir Rebellen zurzeit Funkgeräte tragen, weil wir sie brauchen, (Applaus) aber sie sind jetzt nicht in den Händen von Häschern und ähnlichen Typen oder Mördern. Da wird es keine Vollbremsungen vor den Häusern und kein Anklopfen an den Wohnungen um Mitternacht geben (Zurufe und Applaus).

Ich habe die Gewissheit, dass sobald der Präsident der Republik das Amt und die Führung übernimmt, er die Wiederherstellung der Sicherheit und die absolute Pressefreiheit sowie sämtliche individuellen Rechte im Lande (Applaus), alle gewerkschaftlichen sowie alle Rechte und Forderungen unserer Bauern und unseres Volkes im Allgemeinen dekretieren wird (Applaus).

Wir werden unsere Bauern in der Sierra Maestra und aus Santiago de Cuba nicht vergessen (Applaus). Wir werden nicht nach Havanna gehen, dort wohnen und alles vergessen, ich möchte in der Sierra Maestra wohnen (Applaus). Wenigstens, was mich betrifft, werde ich jene Bauern aus einem sehr tiefen Gefühl der Dankbarkeit nicht vergessen, und sobald ich eine freie Stunde habe, werde ich sehen, wo wir die erste Schulstadt mit einer Kapazität für 20.000 Kinder errichten (Applaus). Und wir werden sie mit der Hilfe der Bevölkerung errichten. Die Rebellen werden dort arbeiten, und wir werden von jedem Bürger einen Zementsack und ein Armiereisen erbitten. (Applaus und Zurufe: Ja, ja!) Ich weiß, dass wir die Unterstützung unserer Bürger erhalten werden (Applaus).

Wir werden keinen Bereich unseres Volkes vergessen. (Aus dem Publikum wird gerufen: „Es lebe Crescencio Pérez!“)

Es lebe Crescencio Pérez, der einen Sohn in den letzteren Tagen des Krieges verloren hat!

Die Wirtschaft des Landes wird sich schnell erholen. Dieses Jahr werden wir es sein, die das Zuckerrohr schützen, damit es nicht verbrennt. Denn die Zuckersteuern werden in diesem Jahr nicht für den Erwerb von Mordwaffen, Bomben und Flugzeugen verwendet werden, um das Volk zu bombardieren (Applaus).

Wir werden für das Nachrichtenwesen sorgen. Die Telefonverbindung von Jiguaní bis Palma Soriano ist bereits wieder hergestellt worden, und die Eisenbahnstrecke kommt als nächstes dran (Applaus). Es wird Zuckerrohr im ganzen Land geerntet, und es wird gute Löhne geben, denn ich weiß, dass das die Absicht des Präsidenten der Republik ist. Und es wird gute Preise geben, genau deshalb, weil durch die Angst, dass es keine Zuckerrohrernte geben würde, die Preise auf dem Weltmarkt gestiegen sind. Die Bauern werden ihren Kaffee ernten (Applaus). Die Viehzüchter können ihre dicken Rinder weiterhin in Havanna verkaufen, denn zum Glück ist der Sieg zur rechten Zeit gekommen, damit es nicht zum Ruin kommt.

Mir steht es nicht zu, über diese Dinge zu sprechen. Ihr wisst, dass wir zuverlässige Männer sind und unser Wort halten. Wir möchten weniger versprechen als das, was wir halten werden. Wir wollen nicht mehr versprechen, sondern mehr tun, als wir dem kubanischen Volk sagen (Applaus).

Wir glauben nicht, dass alle Probleme mühelos gelöst werden. Wir wissen, dass der Weg voller Hindernisse ist, aber wir sind festen Glaubens, wir bieten großen Schwierigkeiten stets Stirn (Applaus).

Die Bevölkerung kann sich einer Sache sicher sein, wir können uns einmal oder mehrmals irren. Das einzige, was man nie über uns sagen können wird, ist, das wir stehlen, das wir Verräter sind, das wir unsaubere Geschäfte machen, das wir Günstlinge fördern und Privilegien nutzen (Applaus).

Ich weiß, dass die Bevölkerung Fehler verzeit, aber was es nicht verzeiht, ist Unverfrorenheit, wie es sie bis jetzt gab (Applaus).

Wenn Richter Dr. Manuel Urrutia Lleó das Amt als Präsident übernimmt, von diesem Zeitpunkt an, wenn er vor dem Volk den Eid als Präsident der Republik ablegt, wird er die höchste Autorität unseres Landes sein (Applaus). Niemand soll annehmen, dass ich die Absicht habe, hier Funktionen über die Autorität des Präsidenten der Republik hinaus auszuüben; ich werde der Erste sein, der die Anordnungen der Zivilgewalt befolgt und als Beispiel vorangeht (Applaus). Wir werden einfach seine Anordnungen befolgen und im Rahmen der und zugewiesenen Zuständigkeiten versuchen, das Beste für unser Volk zu tun, ohne Ambitionen, weil wir glücklicherweise immun gegen Ambitionen und Eitelkeiten sind. Was für eine größere Ehre gibt es als die Zuneigung unseres Volkes! Was für eine größere Auszeichnung gibt es, als dass uns Tausende von Händen voller Hoffnung, Glaube und Zuneigung zuwinken (Applaus)!

Wir werden uns niemals weder vom Ehrgeiz noch von Eitelkeit treiben lassen, weil, wie unser Apostel gesagt hat: „Der ganze Ruhm der Welt in ein Maiskorn passt ”, und es keine größere Zufriedenheit und keine größeren Auszeichnung gibt, als die Pflicht zu erfüllen, wie wir es bis heute getan haben und immer tun werden. Und das sage ich nicht in meinem eigenen Namen. Ich spreche im Namen der Tausende und Abertausende von Kämpfern, die den Sieg des Volkes ermöglicht haben (Applaus).

Ich rede von tiefen Geefühlen, von Respekt und Ehrfurcht gegenüber unsere Gefallenen, die nicht vergessen werden. Die Gefallenen werden in uns die treuesten Gefährten finden. Diesmal wird man nicht sagen können, dass die Gefallenen verraten wurden wie bei anderen Gelegenheiten, denn die Toten werden uns weiterhin führen. Physisch sind Frank País, Josue País, Pepito Tey und viele andere nicht bei uns, aber doch moralisch und im Geiste. Allein die Zufriedenheit zu wissen, dass das Opfer nicht umsonst gewesen ist, gleicht die immense Leere aus, die sie auf dem Weg hinterlassen haben (Applaus). Ihre Gräber werden weiterhin immer frische Blumen haben! Ihre Söhne wird man nicht in vergessen, die Familienangehörigen der Gefallenen werden unterstützt (Applaus)!

Wir Rebellen kassieren keinen Lohn für die Jahre, die wir gekämpft haben, wir sind stolz darauf, keinen Lohn für den Dienst an der Revolution zu erhalten. Stattdessen ist es möglich, dass wir unsere Verpflichtungen ohne Vergütung weiter erfüllen, auch wenn es kein Geld gibt, spielt das keine Rolle, der Wille dazu ist da, und wir tun, was notwendig ist (Applaus).

Hier möchte ich wiederholen, was ich in „Die Geschichte wird mich freisprechen” gesagt habe, und zwar werden wir dafür sorgen, dass es den Militärs, die gegen uns gekämpft haben, weder an Lebensunterhalt, Betreuung, noch an der Erziehung der Kinder fehlen wird, denn sie tragen nicht die Schuld für die Grausamkeiten des Krieges (Applaus). Und wir werden großzügig mit allen sein, ich wiederhole, hier hat es keine Besiegten, nur Sieger gegeben. Bestraft werden nur die Kriegsverbrecher, weil das eine unvermeidliche Pflicht gegenüber der Gerechtigkeit ist. Das Volk kann darauf zählen, dass wir diese Pflicht erfüllen werden (Applaus). Wenn Gerechtigkeit herrscht, wird es keine Rache geben. Damit in der Zukunft Attentate auf niemanden verübt werden, muss es heute Gerechtigkeit geben; wo es Gerechtigkeit gibt, wird es weder Rache noch Hass geben. Wir werden den Hass, der uns wie ein verfluchter Schatten des Ehrgeizes und der Unterdrückung hinterlassen wurde, aus der Republik verbannen (Applaus).

 

Es ist traurig, dass die „großen“ Schuldigen geflohen sind. Es gibt Tausende von Männern, die sie verfolgen würden, aber wir müssen die Gesetze anderer Länder respektieren. Es wäre uns ein Leichtes, da wir Freiwillige im Übermaß haben, die bereit sind, ihr Leben auf Spiel zu setzen, um diese Straftäter zu verfolgen. Aber wir möchten nicht in der Öffentlichkeit dastehen als ein Volk, das die Gesetze anderer Länder verletzt. Wir werden diese Gesetze respektieren solange, solange man unsere respektiert. Aber ich warne davor, sollten man sich in Santo Domingo gegen die Revolution verschwören wollen! (Zurufe: Trujillo!) Ja, Trujillo. Ich habe darüber nachgedacht, welchen Schaden uns Trujillo zugefügt hat, als er Batista Waffen verkaufte. Der Schaden bestand nicht darin, dass er Waffen verkaufte, sondern, dass er dermaßen schlechte Waffen verkaufte, die völlig untauglich waren, als diese in unseren Händen gelangten (Gelächter und Applaus). Aber er hat auch Bomben verkauft, und mit diesen Bomben sind viele Bauern ermordet worden. Man möchte die Karabiner garnicht zurückgeben, da diese so untauglich sind, man möchte ihm beinahe was Besseres zurückschicken.

In erster Linie ist es doch logisch, dass die politisch Verfolgten aus Santo Domingo hier ihre beste Bleibe und ihr bestes Asyl haben werden, und die politisch Verfolgten aller Diktaturen werden hier ihre beste Bleibe haben und mit dem größten Verständnis rechnen können, weil wir selbst politisch Verfolgte gewesen sind.

Wenn sich Santo Domingo in ein Arsenal der Konterrevolution verwandelt, wenn Santo Domingo zum Stützpunkt für Verschwörungen gegen die kubanische Revolution wird, wenn diese Herren von dort aus Verschwörungen organisieren, wäre es besser, dass sie sehr bald Santo Domingo verlassen, denn sie werden dort auch nicht mehr in Sicherheit sein (Applaus). Das hat nichts mit uns zu tun, weil wir uns nicht in die Probleme von Santo Domingo einzumischen haben. Die Dominikaner haben in Kuba ein Vorbild gefunden. Die Situation wird dort sehr ernst werden. Die Dominikaner haben gelernt, dass es möglich ist, gegen die Tyrannei zu kämpfen und sie zu besiegen, und dieses Vorbild ist es, was die Diktatoren am meisten fürchten; das ermutigende Vorbild für Lateinamerika, das sich in unserem Heimatland herausgebildet hat (Applaus).

Ganz Lateinamerika wacht über den Verlauf und das Schicksal dieser Revolution; ganz Lateinamerika hat seinen Blick auf uns gerichtet und begleitet uns mit den besten Wünschen für den Sieg. Ganz Lateinamerika wird uns in schwierigen Momenten unterstützen. Die heutige Freude finden wir nicht nur in Kuba, sondern in ganz Lateinamerika. So wie wir uns gefreut haben, wenn in Lateinamerika ein Diktator gestürzt wurde, so freuen sie sich heute für die Kubaner.

Ich muss Schluss machen, auch wenn sich so enorm viele Gefühle und Ideen angestaut haben, die uns in diesem Durcheinander, bei diesem Lärm und bei den Emotionen in den Sinn kommen. Ich hatte gesagt —und dieser Gedanke ist unvollständig geblieben—, dass es Gerechtigkeit geben wird und dass es bedauerlich ist, dass die „großen“ Schuldigen durch Verschulden derjenigen, die wir alle kennen, entkamen. Die Bevölkerung weiß, wer die Schuld trägt, dass sie geflohen sind, und wen sie zurückließen: Ich will nicht sagen, die Unglücklichsten, aber wohl die Ungeschickten und diejenigen, die kein Geld hatten, sowie die Armeeangehörigen, die die Befehle der „großen“ Schuldigen ausgeführt haben. Die „großen“ Schuldigen ließen sie entkommen, damit das Volk seine Wut und seine Empörung an denen auslässt, die in geringerem Maße verantwortlich waren. Dennoch ist es gut so, dass sie exemplarisch bestraft werden, um daraus zu lernen.

Es geschieht immer dasselbe, die Bevölkerung warnt davor, dass die „Großen“ entkommen und jene bleiben, deshalb sollen sie auch bestraft werden (Applaus). Die „Großen“ entkommen, aber sie bekommen auch ihre Strafe Es ist hart, sehr hart, zeit seines Lebens fern der Heimat zu sein. Zumindest sind die Verbrecher und Diebe, die überstürzt geflohen sind, lebenslänglich zur Verbannung verurteilt.

Wer —wie der Volksmund sagt— Herrn Batista in diesem Moment durch ein Schlüsselloch sehen könnte! Der Schönling, der hoffärtige Mann, der keine einzige Rede gehalten hat, ohne andere als Feiglinge, Elende und Banditen bezeichnet zu haben! Hier ist niemand als Bandit bezeichnet worden, hier herrscht kein Hass, keine Überheblichkeit und keine Verachtung wie in jenen Reden des Diktators. Dieser Mann, der, als er in Columbia eintraf, erklärte, eine Kugel in der Pistole zu haben (Zurufe), ist in den frühen Morgenstunden in einem Flugzeug und mit einer Kugel in der Pistole weggeflogen (Zurufe). Das zeigt, dass Diktatoren weder so furchteinflößend noch so selbstmörderisch sind; und wenn die Stunde kommt, in der sie sich in einer ausweglosen Lage sehen, fliehen sie feige. Es ist wirklich zu bedauern, dass er geflohen ist, wo er doch hätte gefangen genommen werden können. Wenn wir Batista gefangen genommen hätten, hätten wir ihm die 200 Millionen Pesos abgenommen, die er gestohlen hat (Applaus). Wir werden das Geld reklamieren, egal wo er es hat, denn es handelt sich nicht um politischen Straftäter, sondern um ganz gewöhnliche Delinquenten! Wir sind darauf gespannt, wie viele von ihnen in Botschaften zu finden ist, falls Herr Cantillo ihnen noch keinen Geleitbrief ausgehändigt hat. Wir werden einen Unterschied zwischen politischen und gewöhnlichen Straftätern machen; Asyl für die politischen Straftäter, nicht für die gewöhnlichen. Die müssen vor Gericht und nachweisen, dass sie politische Straftäter sind. Wenn bewiesen wird, dass sie nur gewöhnliche Verbrecher sind, sind sie den Behörden auszuliefern (Zurufe: Mujal! Mujal!). Von Mujal weiß man trotz seiner Körpergröße und seines Gewichts im Moment nicht, wo er sich aufhält (Zurufe). Niemand hat Kenntnis davon. Wie sind sie geflohen? Ich kann mir nicht erklären, wie ihr euch noch an diese Unseligen erinnert (Gelächter). Endlich hat sich das Volk von diesem Gesindel befreit.

Jetzt kann sprechen, wer möchte, gut oder schlecht, aber es soll sprechen, wer möchte. Nicht wie es bisher war, dass nur sie gesprochen haben, und auch noch schlecht (Zurufe). Es wird absolute Freiheit geben, dafür wurde Revolution gemacht, Freiheit auch für unsere Feinde, Freiheit uns zu kritisieren und anzugreifen. Es wird immer ein Vernügen sein zu wissen, dass sie mit uns über Freiheit streiten, die wir für sie alle mit errungen haben (Applaus). Wir werden deshalb nicht beleidigt sein, wir werden uns stets verteidigen und einer einzigen Norm folgen, der Norm, das Recht und die Denkweise der anderen zu respektieren.

Jene Namen, die hier erwähnt wurden, diese Leute, weiß Gott, in welcher Botschaft, an welchem Strand, auf welchem Schiff sie gelandet sind? Es sollte uns genügen zu wissen, dass wir sie losgeworden sind. Und sollten sie ein Häuschen, eine kleine Finca oder eine Kuh haben, werden wir diese ganz einfach konfiszieren müssen.

 

Ich muss darauf hinweisen, dass die Beamten der Tyrannei, die Vertreter, die Senatoren, die Bürgermeister, insbesondere alle, die nicht gestohlen haben, aber ihre Gehälter erhalten haben, müssen das Geld, das sie in den letzten vier Jahren verdient haben, bis auf den letzten Centavo zurückerstatten, weil alle diese Senatoren, diese Vertreter ihr Geld ungesetzlich verdient haben und es der Republik zurück geben müssen. Wenn sie es nicht zurückgeben, werden wir ihr Eigentum konfiszieren.

Unabhängig davon, was sie gestohlen haben, wird demjenigen, der gestohlen hat, nichts von seinem Diebesgut bleiben, denn das wird das erste Gesetz der Revolution sein. Es ist nicht gerecht, einen Mann ins Gefängnis zu stecken, der ein Huhn, einen Truthahn gestohlen hat, und dass diejenigen, die Millionen von Pesos stehlen, hier und da ihr Leben genießen (Applaus). Da ist Vorsicht geboten! Auch die Diebe von gestern und heute sollten sich hüten. Denn das revolutionäre Gesetz kann sich auf die Schultern aller Schuldigen aller Zeiten herabsenken. Die Revolution hat ihren Sieg errungen, ohne Kompromisse mit absolut niemanden einzugehen, außer mit dem Volk, weil ihr Sieg nur dem Volk zu verdanken ist (Applaus).

Ich werde schließen (Zurufe: „Nein!”). Ich werde für heute abschließen. Denkt daran, dass ich mich sofort auf den Weg machen muss. Das ist meine Pflicht und ihr steht seit vielen Stunden hier (Zurufe: „Nein, nein!“).

Ich sehe so viele weiße, rote und schwarze Flaggen an den Kleidern unserer Kameradinnen, dass es in der Tat schwer fällt, diese Tribüne zu verlassen, wo wir alle, die hier anwesend sind, die größte Emotion unseres Leben erlebt haben (Zurufe und Applaus).

Wir können an Santiago de Cuba nur mit inniger Zuneigung denken. Wie oft haben wir uns hier oder dort in der Alameda-Allee oder hier auf einer Straße zu einem Meeting zusammen gefunden! (Zurufe: Trocha!) Auf dem Verteidigungswall Trocha, wo ich eines Tages sagte, dass, wenn man uns die Rechte mit Gewalt streitig macht, wir den Besen gegen das Gewehr tauschen, wurde Luis Orlanda wegen dieser Erklärung beschuldigt. Ich habe geschwiegen. In der Zeitung erschien, dass Luis Orlando das gesagt hat. Ich war das gewesen, war mir aber nicht sicher, ob das so gesagt worden war, denn in jener Zeit gab es keine...(Gelächter). Es ergab sich, dass wir alles tauschen mussten: die Studenten ihre Bücher und Bleistifte gegen Gewehre, die Bauern ihre Ackergeräte durch das Gewehr, alle mussten wir etwas gegen das Gewehr tauschen. Glücklicherweise sind die Aufgaben mit Gewehren beendet. Die Gewehre werden in Reichweite der Männer verwahrt, die die Pflicht haben, unsere Souveränität und unsere Rechte zu verteidigen.

Sollte sich unser Volk bedroht sehen, werden nicht nur die 30.000 bzw. 40.000 Angehörigen der bewaffneten Streitkräfte kämpfen, sondern auch die 300.000, 400.000 oder 500.000 Kubaner, Männer und Frauen, die eine Waffe in der Hand halten können (Zurufe und Applaus). Es wird die notwendigen Waffen geben, damit sich jeder bewaffnen kann, der kämpfen möchte, wenn die Stunde kommt, unsere Souveränität zu verteidigen (Applaus). Es ist nachgewiesen, dass in Kuba nicht nur die Männer kämpfen, sondern auch die Frauen (Applaus). Der beste Beweis dafür ist das Bataillon „Mariana Grajales”, das sich in zahlreichen Gefechten so hervor getan hat (Applaus). Und die Frauen sind ebenso exzellente Soldaten wie die besten männlichen Soldaten (Applaus).

Ich wollte zeigen, dass Frauen gute Soldaten sein konnten. Am Anfang ist mir den Gedanke schwer gefallen, weil viele Vorurteile bestanden haben. Und es gab Männer, die sagten, solange ein Mann mit Gewehr da ist, wieso sollte man dann einer Frau ein Gewehr geben? Aber warum nicht?

Ich wollte zeigen, dass Frauen ebenso gute Soldaten sein konnten, und dass viele Vorurteile in Bezug auf Frauen existierten, und dass die Frauen in unserem Land ebenfalls befreit werden müssen, denn die Frauen sind Opfer von Diskriminierung in der Arbeit und in vielen Aspekten des Lebens (Applaus).

Wir organisierten die Frauenbatallione und sie haben gezeigt, dass sie kämpfen können. Und wenn in einem Volk die Männer kämpfen und die Frauen kämpfen können, dann ist dieses Volk unbesiegbar.

Wir werden die Milizen bzw. die Reserve von weiblichen Kämpferinnen bestehen lassen und sie weiter ausbilden, alles Freiwillige (Applaus). Und ich hoffe, dass alle diese jungen Frauen, die ich heute in Schwarz-Rot gekleidet sehe, auch den Umgang mit der Waffe lernen (Applaus).

Diese Revolution, Mitbürger, die so viel Opfer gefordert hat, unsere Revolution, die Revolution des Volkes, ist zu einer wunderbaren und unzerstörbaren Realität geworden. Wie viele Gründe zu aufrichtiger Freude und Hoffnung für unser ganzes Volk! Ich weiß, dass das nicht nur hier in Santiago de Cuba so empfunden wird, sondern von der Landzunge von Maisí bis zum Kap San Antonio.

Ich brenne voller Hoffnung darauf, die Bevölkerung entlang unseres Weges in die Hauptstadt zu sehen, denn ich weiß, dass es dieselbe Hoffnung, derselbe Glaube eines ganzen Volkes ist, das sich erhoben hat, das geduldig alle Opfer ertragen und auch den Hunger überstanden hat. Und als wir drei Tage Zeit gaben, um die Kommunikation wieder herzustellen, damit sie keinen Hunger leiden, protestierten alle (Applaus). Es ist wahr, sie wollten den Sieg um jeden Preis, koste es, was es wolle. Und dieses Volk verdient wohl ein besseres Schicksal, verdient wohl das Glück zu erreichen, das es in den 50 Jahren Republik nicht erlangt hat. Dieses Volk hat es verdient, durch seine Klugheit, durch seine Tapferkeit und durch seinen Geist zu den ersten Völkern der Welt zu gehören (Applaus).

Niemand soll denken, dass ich demagogisch rede, niemand soll denken, dass ich dem Volk schmeicheln möchte; ich habe meinen Glauben an das Volk genügend unter Beweis gestellt. Denn als ich mit 82 Männern an den Stränden Kubas landete, und die Leute sagten, dass wir verrückt wären und fragten, warum wir glaubten, dass wir den Krieg gewinnen würden, habe ich geantwortet: „Weil wir das Volk an unserer Seite haben” (Applaus).

Und als wir zum ersten Mal besiegt wurden, und nur eine Hand voll Männer geblieben waren, und wir weiter kämpfen wollten, wir wussten, dass dies Wirklichkeit werden würde, weil wir an das Volk glaubten. Als wir uns in 45 Tagen fünfmal zersplittert haben und immer wieder zusammenkamen, um den Kampf fortzusetzen, geschah das, weil wir an das Volk glaubten. Heute haben wir den spurbaren Beweis dafür, dass jener Glaube begründet war (Applaus).

Heute freue ich mich, diesen tiefen Glauben an das Volk Kubas besessen und meinen Kampfgefährten nahe gebracht zu haben. Dieser Glaube ist mehr als Glaube, ist das volle Vertrauen in all unsere Männer. Und diesen Glauben, den wir in euch haben, ist der Glaube, den ihr auch in uns haben sollt (Applaus).

Die Republik ist 1895 nicht frei geworden, und der Traum der Unabhängigkeitskämpfer (Mambises) hat sich in der letzten Stunde zerschlagen. Die Revolution wurde auch 1933 nicht verwirklicht, sie wurde von ihren Feinden zerschlagen. Diesmal hat die Revolution das ganze Volk, alle Revolutionäre und die ehrbaren Militärs an der Seite. Ihre Kraft ist so groß und so unaufhaltbar, dass diesmal der Sieg gesichert ist!

Wir können jubelnd sagen, dass wir in den vier Jahrhunderten, seit unsere Nation begründet wurde, zum ersten Mal völlig frei sein werden und das Werk der Mambises sich erfüllen wird (Applaus).

Vor wenigen Tagen, am 24.Dezember, war es mir unmöglich, der Versuchung zu wiederstehen, meine Mutter zu besuchen. Ich habe sie seit mehreren Jahren nicht gesehen. Auf meinem Rückweg, auf der Strecke über Mangos de Baraguá, abends, ließ uns, die wir in jenem Fahrzeug saßen, ein Gefühl tiefer Demut an dem Ort halten, wo sich die Gedenkstätte des Protests von Baraguá und des Beginns der Invasion erhob. Das Verweilen an jenen Orten, die Erinnerung an die Großtaten unserer Unabhängigkeitskriege, der Gedanke, dass jene Männer hier 30 Jahre lang gekämpft haben, ohne ihre Träume erfüllt zu sehen und die Republik gescheitert ist, sowie das Vorgefühl, dass sehr bald die Revolution, das Heimatland, wovon sie geträumt haben, verwirklicht wird, hat in diesem Moment in uns so bewegende Gefühle erweckt, wie man sie stärker nicht empfinden kann.

Ich sah diese Männer wieder aufleben, mit der Opferbereitschaft, die auch wir sehr nah erlebt haben. Ich dachte an ihre Träume und ihre Illusionen, die auch unsere eigenen waren. Und ich dachte, dass die jetzige kubanische Generation den Helden unserer Unabhängigkeit höchste Ehre, Anerkennung und Treue erweisen muss und schon erwiesen hat.

Die Männer, die in unseren drei Unabhängigkeitskriegen gefallen sind, vereinen heute ihre Kräfte mit den Männern, die in diesem Krieg gefallen sind. Wir können all unseren Gefallenen in den Kämpfen um die Freiheit sagen, dass endlich die Stunde gekommen hat, in der sich ihre Träume erfüllen.

Es ist die Stunde gekommen, in der ihr, unser Volk, unser gutes und edles Volk, das voll Enthusiasmus und Glaube ist, unser Volk, das liebt, das vertraut, das die Männer über alle Verdienste hinaus mit Zuneigung belohnt, das bekommt, was es benötigt (Applaus).

Hier bleibt mir nur noch übrig, mit Bescheidenheit, mit Ehrlichkeit und tiefer Bewegung zu sagen, dass ihr in uns, in euren revolutionären Kämpfern stets treue Diener habt, die nur eine Devise haben, euch zu dienen (Applaus).

Heute sagte Richter Dr. Manuel Urrutia Lleó bei seinem Amtsantritt als Präsident, dass die Revolution gerecht war (Applaus). Und ich lege die gesetzlichen Befugnisse, die ich bisher als höchste Autorität im befreiten Territorium ausübte, welches sich jetzt auf das ganze Land bezieht, in seine Hände und werde ganz einfach die Funktionen übernehmen, die man mir überträgt. In seinen Händen liegt die ganze Autorität der Republik (Applaus).

Unsere Waffen neigen sich respektvoll vor der Zivilgewalt in der Republik (Applaus). Ich muss ihm nicht sagen, dass wir hoffen, dass er seine Pflicht erfüllt. Wir sind ganz einfach sicher, dass er sie zu erfüllen weiß. Ich trete dem provisorischen Präsidenten der Republik Kuba meine Autorität ab und übergebe ihm das Wort an die Bevölkerung.

Vielen Dank.

(Ovationen)


 

VERSIONES TAQUIGRAFICAS - CONSEJO DE ESTADO