Reden und Ansprachen

Rede des Comandante en Jefe Fidel Castro Ruz während der Veranstaltung zur Vorstellung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas im „Chaplin“-Theater am 3. Oktober 1965

Datum: 

03/10/1965

Sehr geehrte Gäste!

Genossen des Zentralkomitees!

Genossen der Provinzkomitees und Gebiets- und Wirtschaftszweig-Vertretungen!

Genossen Parteisekretäre der Grundorganisationen!

Ich sehe mich gezwungen, mit einem Thema zu beginnen, das in keiner direkten Beziehung zum Anlass unserer heutigen Zusammenkunft steht, welches ich aber aufgrund seiner Aktualität und aus politischem Interesse nicht auslassen darf.

Es resultiert aus der am 28. September aufgeworfenen Fragestellung bezüglich einer Tatsache, die sich seit drei Jahren ereignet und die auf verräterische Art vom Feind dazu genutzt wird, um gegen unsere Revolution Kampagnen zu führen, d.h. der Fall jener Personen, die sozusagen mit einem Fuß hier und mit dem anderen dort blieben, als die Flüge zwischen Kuba und Miami eingestellt wurden.

Um dem US-Imperialismus in dieser Angelegenheit endgültig die Maske vom Gesicht zu reißen, haben wir am 28. die euch bekannten Erklärungen abgegeben, und als jene anschließend behaupteten, dass sie etwas ungenau und zweideutig seien und außerdem nicht auf diplomatischem Wege eingereicht worden seien, haben wir eine zweite, sehr klare und sehr konkrete Erklärung abgegeben, um die Angelegenheit endgültig beizulegen. Und am heutigen Tag brachten die Agenturmeldungen schon die abschließende Antwort der Regierung der USA diesbezüglich.

Und ich werde die Nachrichten dieser Meldungen verlesen.

Im Wesentlichen besagen sie Folgendes:

„Präsident Johnson“ - eine Meldung von AP – „kündigte heute an, dass er sich um eine diplomatische Verständigung mit Kuba bemühen wird, damit jene Kubaner, die aus ihrem Heimatland ausreisen wollen, Asyl in den USA erhalten können.“

Diese „diplomatische Verständigung” soll die Verständigung auf diplomatischem Wege in dieser Angelegenheit sein.

Er sagt: „Ich habe das State Department gebeten, über die Botschaft der Schweiz, Interessenvertreter der Angelegenheiten der USA, die Erlaubnis der Regierung von Kuba in Bezug auf einen Antrag an den Präsidenten des Internationalen -Rote-Kreuz-Ausschusses einzuholen.“

Ebenso sagt er: „Ich habe dem Auswärtigen Amt, den Ministerien für Justiz, für Gesundheitswesen, für Erziehung und für Sozialhilfe Anweisungen erteilt, die erforderlichen Regelungen für diejenigen zu treffen, die in Kuba die Freiheit suchen, damit sie ordnungsgemäß in die Vereinigten Staaten einreisen können.“

In einer anderen, umfangreicheren Agenturmeldung wurde hinzugefügt, dass Herr Johnson außerdem erklärt hat:

„Ein weiteres Mal enthüllt das ein Zeichen des Scheiterns eines Regimes, da viele Bürger desselben freiwillig das Verlassen jenes Landes, in dem sie geboren wurden, in Richtung einer Heimstätte der Hoffnung wählen. Die Zukunft gewährt jeglicher Regierung wenig Hoffnung, wenn die Gegenwart ihrem Volk keine Hoffnungen gestattet.“ Er sagte, dass „die Flüchtlinge mit den Gedanken willkommen sein werden, dass sie eines anderen Tages in ihre Heimat zurückkehren werden können, um sie vom Terror gesäubert und frei von Angst vorzufinden“.

Das heißt, scheinbar bleibt ihnen keine andere Alternative bzw. kein anderer Ausweg; und das bedeutet in erster Linie, dass wir eine Schlacht um die Freiheit gewonnen haben. (BEIFALL)

Herr Johnson würde nicht Johnson sein, bzw. würde nicht Präsident der USA sein, würde nicht „Yankee“ sein, wenn er diese Erklärung nicht mit jener sprichwörtlichen Heuchelei begleiten würde, gewürzt mit all Jenem bezüglich der Hoffnungen, die diejenigen suchen, die auf der Suche nach der Freiheit in die USA gehen, welche nichts für die Zukunft bieten können für die Bürger eines Landes, für die sie für die Gegenwart allein die Perspektive bieten, aus dem Land ausreisen zu müssen. Und er spricht auch vom Roten Kreuz, deshalb sehen wir es für erforderlich an, Herrn Johnson bezüglich dieser Angelegenheiten zu antworten, die nichts mit der Tatsache an sich zu tun haben, die wir vorgelegt hatten, und einige angebrachte Erläuterungen bezüglich all dessen vorzunehmen.

Erstens haben die US-Nachrichtenagenturen und viele hohe Beamte jenes Landes sowie einige nicht den USA angehörende Agenturen wie Reuter und France Press - scheinbar nach wiederholtem Hören jener Argumente – die Behauptung noch weiterverbreitet, dass dies eine Veränderung der Politik bezüglich derjenigen bedeutet habe, die das Land verlassen wollen. Und das ist völlig falsch. Seit Beginn der Revolution hat es in dieser Angelegenheit eine einzige Politik gegeben; seit Beginn der Revolution bis zur Raketenkrise sind unaufhörlich immer alle diejenigen aus dem Land ausgereist, die es wollten und die Genehmigung der USA erhalten hatten.

Und als sie aufgrund der Raketenkrise die Flüge nach Kuba zum Erliegen brachten, gab es keine Veränderung in der Politik der revolutionären Regierung, denn auf den übrigen Wegen – d.h. über Spanien und über Mexiko – reisten weiterhin circa 300 Personen monatlich aus, d.h. mehr als 3000 Menschen jährlich. Es hat nicht die geringste Veränderung in der Politik bezüglich derjenigen gegeben, die das Land verlassen möchten, aber was wir gemacht haben, besteht darin, die böse Absicht und Scheinheiligkeit des US-Imperialismus zu enthüllen, einziger Verantwortlicher dessen, dass die Möglichkeiten für eine normale Ausreise zum Erliegen gekommen sind, um bestimmte Arten der heimlichen und riskanten Ausreisen zu fördern, mit dem einzigen Ziel, Propaganda zu machen.

Herr Johnson weiß möglicherweise nicht, dass zu jener Zeit, als in den Vereinigten Staaten der Befreiungskampf um die Unabhängigkeit von der englischen kolonialen Unterdrückung stattfand, nach der Unabhängigkeit, Tausende und Abertausende US-Amerikaner das Land verlassen haben und nach Kanada gegangen sind.

Und in allen Revolutionen, sei es nun die Französische Revolution oder die Russische Revolution oder die Kubanische Revolution, ist jene Erscheinung des Weggehens bzw. der Emigration der privilegierten Schichten eine absolut historische Tatsache. Aber wenn das Verlassen eines Landes, das Weggehen von Männern und Frauen aus einem Land, in dem sie geboren wurden, in ein anderes Land eine Kennziffer für die Merkmale eines Gesellschaftssystems sein könnte, dann ist das beste Beispiel der Fall von Puerto Rico, einer Insel, deren sich der US-Imperialismus bemächtigt hat und die er unter einem Regime der kolonialen Ausbeutung hält, infolge dessen über eine Million der in jenem Land geborenen Männer und Frauen sich gezwungen sahen, in die USA zu emigrieren. Und Herr Johnson hat Puerto Rico vergessen und die Million Puerto-Ricaner, die in New York unter den härtesten Bedingungen leben, in den ärmsten Vierteln, und welche die am meisten demütigenden Arbeiten ausführen!

Vom Roten Kreuz zu sprechen ist natürlich ein fauler Trick des Herrn Johnson, um die Angelegenheit zu dramatisieren. Und in Wirklichkeit: Wer sagt denn, dass zur Durchführung von Passformalitäten und zur Erteilung von Genehmigungen zur Landung einiger Flugzeuge in Miami das Rote Kreuz vermitteln muss? Was hat das Rote Kreuz damit zu tun? Es handelt sich weder um ein Erdbeben noch um eine Hekatombe oder einen Krieg, sondern einzig und allein um die Formalität, die Ankunft in den USA zu genehmigen, die Landung der Flugzeuge bzw. der Schiffe zu genehmigen.

Das Rote Kreuz wird in diesem Fall absolut nicht benötigt. Das Rote Kreuz könnte allenfalls vor der US-Regierung dafür eintreten, dass sie die kriminelle Maßnahme aufhebt, mittels der die Ausfuhr von Arzneien nach Kuba verboten wurde. Ja, dafür würde das Internationale Rote Kreuz benötigt! (BEIFALL)

Das Rote Kreuz könnte allenfalls eine bessere Arbeit in Süd-Vietnam leisten (BEIFALL), wo die US-Soldaten Tausende töten, die Bürger jenes Volkes zu Tausenden töten und foltern. Oder in Nord-Vietnam, wo die kriminellen Bombardements der USA absolut keine Unterschiede machen und sowohl Städte als Dörfer, bzw. Schulen und Krankenhäuser bombardieren.

Das Rote Kreuz könnte etwas in Santo Domingo zu tun haben, wo die Invasoren-Soldaten jede Art von Beleidigungen und Ungerechtigkeiten gegen die Bevölkerung begehen, und die Schulen der Kinder besetzt halten. (BEIFALL)

Könnte in den USA selbst vermitteln, um solche Massaker an Bürgern schwarzer Hautfarbe zu verhindern wie das kürzlich in Los Angeles, Kalifornien, geschehene. (BEIFALL)

Aber für diese Angelegenheit, Herr Johnson, ist die Anwesenheit des Roten Kreuzes nicht erforderlich. Für uns ist es ausreichend, mit den Vertretern der Schweizerischen Botschaft auszuhandeln, die gleichzeitig die Interessenvertreter der US-Amerikaner in Kuba sind, und wir können uns perfekt mit ihnen über jegliche Formalität abstimmen. Es ist keine Teilnahme von irgendjemand Anderem erforderlich. Wir akzeptieren die Ernsthaftigkeit und Verantwortlichkeit der schweizerischen Beamten. Aber wenn die US-Regierung kein Vertrauen hat, bzw. nicht an das Können bzw. die Fähigkeit der Beamten der Botschaft der Schweiz glaubt, dann ist das Sache der Regierung der Vereinigten Staaten! (BEIFALL)

Jedoch - sehr ernsthaft bezüglich dieser Fragen der Freiheiten sprechend - würde ich gern wissen, ob Herr Johnson einige Fragen beantworten könnte: Da wir hier seit Beginn der Revolution immer erlaubt haben, dass jeder, der aus dem Land ausreisen will, dies tun kann, da wir niemals denjenigen die Genehmigung zu reisen verweigert haben, die Familienangehörige besuchen und zurückkehren wollten, und da es sowohl Kubaner gibt, die Familienangehörige in den USA haben und eine Familienzusammenführung mit diesen wünschen als auch Kubaner, die Familienangehörige in den USA haben und unser Land nicht verlassen wollen (BEIFALL), und angesichts dessen, dass Herr Johnson sich vor der Freiheitstatue die Mühe gemacht hat, seine Erklärung mit all jenem Unsinn bezüglich der Freiheit „zu würzen“, frage ich ihn, ob die USA fähig sind zu genehmigen, dass jene, die es möchten, zum Besuch ihrer Verwandten nach Kuba kommen und in die USA zurückkehren können?! (BEIFALL) Ob die USA fähig ist zu genehmigen, dass Kubaner, die nicht in den USA ihren Wohnsitz haben wollen, ihre Familienangehörigen in den USA besuchen und danach nach Kuba zurückkehren können; und ob die USA schließlich bereit sind zu genehmigen, dass die US-Bürger Kuba besuchen können? (BEIFALL)

Denn wir können eben genau jener Regierung, die davon spricht, wie schlecht es doch um ein Land bestellt ist, wenn Bürger aus jenem Land ausreisen, Folgendes sagen: Schlechter muss es um jenes Land bestellt sein, das trotzdem es ein Land ist, das so viel öffentlich verkündet und so sehr damit prahlt, ein Land der Freiheiten zu sein; schlecht muss es um jenes Land bestellt sein, das, obwohl es jene Standards der wirtschaftlichen Entwicklung erreicht hat, Angst davor hat zu genehmigen, dass die Bürger jenes Landes dieses so herabgewürdigte und verleumdete Land von - wie sie behaupten - Angst und Terror zu besuchen. (BEIFALL)

Und somit hier die zweite Aufforderung an die Regierung der Vereinigten Staaten. Wir fordern Sie auf, auch zu genehmigen, dass diejenigen Kuba, ihre Familienangehörigen in Kuba, besuchen können, die hier Verwandte haben, die nicht in die USA gehen wollen; dass Sie genehmigen, dass jene Familienangehörigen mit Wohnsitz in Kuba, die Kuba nicht verlassen wollen, in die USA reisen und zurückkehren können; und schließlich fordern wir Sie auf zu genehmigen, dass die Studierenden bzw. jeglicher US-Bürger frei nach Kuba kommen dürfen, genauso wie wir genehmigen, dass jeglicher Bürger dieses Landes von hier weggeht, bzw. reist und zurückkehrt (BEIFALL); dass sie genehmigen, dass die Vertreter der Organisationen der schwarzen Bevölkerung der USA bzw. der Organisationen der Bürgerrechtsbewegung Kuba besuchen können, damit sie sehen, wie mit der Abschaffung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen die Rassendiskriminierung endgültig verschwunden ist in unserem Land. (BEIFALL)

Wir werden sehen, ob Herr Johnson vor der Weltöffentlichkeit und vor der Bevölkerung der Vereinigten Staaten irgendeine Antwort – die nicht irgendein Kauderwelsch ist – auf diese Aufforderung zu geben hat.

Wir behalten unsere Haltung, unsere Erklärung bei und erwarten, dass die Herren Beamten der Botschaft der Schweiz das entsprechende Treffen für den Fall beantragen, wenn sie die entsprechenden Anweisungen der US-Regierung bekommen. Aber wir warten auch darauf zu erfahren, ob Herr Johnson irgendwie auf diese Aufforderung zu antworten in der Lage ist.

Da so viel davon gesprochen wird, da sie so viel damit prahlen, von Freiheiten zu sprechen, sagen wir: Genug dessen, von falschen Freiheiten zu sprechen, genug dessen, von abstrakten Freiheiten zu sprechen, die Tatsachen beweisen, dass es nicht dort ist, wo in Wirklichkeit eine Welt der Freiheiten geschaffen wird, sondern hier (BEIFALL); so frei, dass niemand gegen seinen Willen unbedingt in dieser Gesellschaft leben muss. Denn unsere sozialistische Gesellschaft, unsere kommunistische Gesellschaft, muss vor allen Dingen eine wirklich freie Vereinigung von Bürgern sein. (BEIFALL)

Und auch wenn es stimmt, dass bestimmte Bürger, erzogen in jenen Ideen der Vergangenheit und in jenem System des Lebens der Vergangenheit, es vorziehen, in die USA zu gehen, so ist es ebenso sehr wahr, dass dieses Land zum Sanktuarium der Revolutionäre dieses Kontinents geworden ist. (BEIFALL) Es stimmt ebenfalls, dass wir nicht nur diejenigen der Gastfreundschaft unserer Bevölkerung und dieses Landes würdig glauben, die in ihm geboren wurden sondern alle Männer und Frauen unserer gleichen Sprache, unserer gleichen Kultur, und selbst diejenigen, die nicht die selbe Sprache, ähnliche historische und ethnische Herkunft und eine ähnliche Geschichte der Ausbeutung aufweisen. Und das Recht, in dieses Land zu kommen, haben die von den blutrünstigen und imperialistischen Oligarchien Verfolgten – und alle diejenigen, die dies wollten, haben Gebrauch davon gemacht. Und viele Männer und Frauen, die in anderen, brüderlich verbundenen Gebieten dieses Kontinents geboren wurden, sind gekommen, um ständig oder vorübergehend ihren Wohnsitz hier zu nehmen; und in diesem Land haben jahrelang viele, aus verschiedenen Ecken und Enden von Amerika stammende Fachleute und Akademiker gelebt und gearbeitet.

Dies ist nicht nur ein Land der Kubaner, dies ist ein Land der Revolutionäre (BEIFALL); und die Revolutionäre des Kontinents, einschließlich die US-amerikanischen Revolutionäre, haben ein Recht darauf, sich als unsere Brüder und dem Land würdig anzusehen. (BEIFALL) Denn einige Führungspersönlichkeiten, wie im Fall von Robert Williams, der dort grausam verfolgt wurde, haben hier in diesem Land Unterkunft gefunden. Und ebenso wie er werden diejenigen hier Unterkunft finden können, die dort von den Reaktionären und Ausbeutern verfolgt werden. Es macht nichts, dass sie Englisch sprechen und in den USA geboren wurden. Dies ist das Vaterland der Revolutionäre dieses Kontinents, ebenso wie die USA die unvermeidbare Unterkunft aller Killer und Schlägertypen, aller Veruntreuer, aller Ausbeuter, aller Reaktionäre dieses Kontinents sind (BEIFALL), denn es gibt keinen Dieb, es gibt keinen Ausbeuter, es gibt keinen Reaktionär, es gibt keinen Kriminellen, dem nicht die Türen der Vereinigten Staaten offen stehen.

Und hiermit sind die von Herrn Johnson unter seiner verwaschenen Freiheitstatue verlautbarten Worte beantwortet, einer Statue, von der man schon nicht mehr weiß, was dieses Kuddelmuddel aus Stein und Heuchelei darstellt, es sei denn das, was der US-Imperialismus heutzutage für die Welt bedeutet.

Jetzt gehen wir zu unseren Angelegenheiten über, zu den Fragen unserer Partei, denn ich bin der Meinung, dass die daraus hervorgehenden Nachrichten, alles das, was sich auf unsere sozialen Erfolge bezieht, auf unsere wirtschaftlichen Erfolge und auf unsere politischen Erfolge, sehr schlechte Nachrichten für die US-Imperialisten sind.

Und natürlich ist alles das, was unsere Revolution stärkt und ihr Impulse verleiht, alles das, was uns ein maximales Voranschreiten ermöglicht, hochgradig Besorgnis erregend für sie, denn eines Tages wird ein Großteil derjenigen, die weggegangen sind, doch zurückkommen wollen bzw. sich reuevoll zurückzukehren sehnen. Aber wenn Herr Johnson davon spricht, hierher als Befreier zurückzukehren, dann können wir ihm sagen, dass das Träume einer Herbstnacht sind. (LACHEN)

Das ganze Land hat mit Jubel und Begeisterung die Nachricht der Bildung unseres Zentralkomitees aufgenommen. Die Namen der in diesem Komitee vertretenen Genossen sowie ihre Vorgeschichte sind zur Genüge bekannt. Wenn auch nicht alle allen bekannt sind so sind doch alle einem großen und bedeutenden Teil der Bevölkerung bekannt. Wir haben uns bemüht diejenigen auszusuchen, die unserem Ermessen nach am Vollständigsten die Geschichte unserer Revolution darstellen, diejenigen, welche sowohl im Kampf um die Revolution, als auch im Kampf um deren Konsolidierung, Verteidigung und Entwicklung beharrlich und unermüdlich gearbeitet und gekämpft haben.

Es gibt kein einziges heldenhaftes Ereignis der Geschichte unseres Vaterland der letzten Jahre, das dort nicht vertreten ist; es gibt kein Opfer, keinen Kampf, keine heldenhafte bzw. schöpferische Heldentat - sowohl militärische als auch zivile – die nicht vertreten sind; es gibt keinen einzigen revolutionären gesellschaftlichen Sektor, der nicht vertreten ist. Ich spreche nicht von Organisationen. Wenn ich von Sektoren spreche, dann meine ich Arbeiter, junge Menschen, dann meine ich Bauern, dann spreche ich von unseren Massenorganisationen.

Unter ihnen Menschen, die viele Jahre Träger der sozialistischen Ideen waren, wie im Fall von demjenigen, der Gründer der ersten Kommunistischen Partei war, der Genosse Fabio Grobart (BEIFALL); von Fällen, wie dem der Genossin Elena Gil (BEIFALL), von ihrer außerordentlichen Arbeit bei der Leitung der Schulen, die mehr als 40.000 Bäuerinnen aus den Bergen absolviert haben, wo Tausende Lehrer ausgebildet worden sind, wo heute über 50.000 Jugendliche und Kinder lernen und die wir als eine wirklich beispielhafte Arbeit ansehen; oder von Fällen, wie dem des Genossen Arteaga (BEIFALL), der außer seiner kämpferischen Vorgeschichte sieben Jahre im Landwirtschaftsbereich gearbeitet und Pläne erfolgreich ausgeführt hat, die in einigen Fällen außerordentlich erfolgreich waren, wie der Landwirtschaftsplan des Escambray-Gebirges (BEIFALL); von Fällen solcher Genossen wie dem Leutnant Tarrau (BEIFALL), einem Genossen, von dem viele vielleicht noch nichts gehört haben, der aber jener Genosse ist, dem das Innenministerium die Leitung der Wiederaufbau-Pläne auf der Isla de Pinos übertragen hat (BEIFALL), wo er mit einer beispielhaften und selbstlosen Haltung eine äußerst hervorragende Arbeit geleistet hat, von der eines Tages viel gesprochen und geschrieben werden muss.

Ich habe die Fälle einiger Genossen genannt, manche von ihnen bekannter, andere weniger. Die Liste der Kameraden der Revolutionären Streitkräfte wäre unendlich (BEIFALL), aufgrund ihrer Vorgeschichte vor und nach dem Sieg, vor und nach dem Sieg! als Beispiele beispielhafter Revolutionäre, unermüdlicher Arbeiter, als Beispiele der Weiterbildung, der kulturellen Entwicklung, der Erhöhung ihrer Bildungsniveaus und des politischen Kenntnisstands, Genossen einer außerordentlichen Bescheidenheit, in deren Händen vor allem die Landesverteidigung in diesen sieben Jahren der Gefahren und Bedrohungen gelegen hat.

Über die am meisten Bekannten braucht nichts gesagt zu werden. Das heißt nicht, dass hier die einzigen Werte der Nation sind. Weit davon entfernt. Unser Land verfügt glücklicherweise über unzählige Werte und vor allem über Jahrgänge neuer Kameraden, deren Entwicklung voll im Gange ist und die eines Tages – ohne jeden Zweifel – jene Verantwortung und jene Ehre innehaben werden.

Wir können uns die Frage stellen, wer nicht dabei ist, denn unbestreitbar fehlen andere. Es wäre unmöglich, ein Zentralkomitee von 100 Genossen zu bilden, ohne dass viele Genossen nicht dazu gehören werden. Das Wichtige sind nicht diejenigen, die fehlen, diese sind anschließend an der Reihe; das Wichtige sind die, die dabei sind und das, was diese darstellen. Und wir wissen, dass die Partei und die Bevölkerung das gebildete Zentralkomitee mit Zufriedenheit aufgenommen haben. (BEIFALL)

Dieses Komitee, das gestern zusammengekommen ist, hat verschiedene Vereinbarungen getroffen:

Erstens, die von der ehemaligen Landesleitung getroffenen Maßnahmen zu bestätigen, das Politbüro, das Sekretariat und die Arbeitsausschüsse zu bestätigen sowie ebenfalls den als Sekretär der Organisation gewählten Genossen . (BEIFALL) Aber außerdem hat es zwei wichtige Beschlüsse getroffen, die ihrerseits von der ehemaligen Landesleitung empfohlen worden waren. Einer, der sich auf unsere offizielle Zeitung bezieht, und zwar anstelle zwei Zeitungen von politischem Charakter zu haben, wie sie bis jetzt verlegt worden sind, die Humanressourcen zu konzentrieren, die Ressourcen an Maschinen und Papier zu konzentrieren, um eine neue und einzige politische Morgenzeitung herauszugeben, außer der Zeitung „El Mundo“, welche genau genommen nicht eine Zeitung mit politischer Orientierung darstellt. Alle diese Ressourcen vereinigen und eine neue Zeitung herauszugeben, die den Namen „Granma“ haben wird (BEIFALL), Symbol unser revolutionären Anschauung und unseres Weges.

Und ein weiterer, noch wichtigerer Beschluss, der sich auf den Namen unserer Partei bezieht. Zuerst, während der ersten Schritte zur Vereinigung der revolutionären Kräfte, waren wir ORI („Zusammengeschlossene revolutionäre Organisationen“), mit ihren positiven und ihren negativen Aspekten; dann waren wir Partido Unido de la Revolución Socialista (Vereinigte Partei der Sozialistischen Revolution), was einen außerordentlichen Fortschritt bedeutet hat, einen außerordentlichen Vormarsch bei der Schaffung unseres politischen Parteiapparats. Dreijährige Bemühungen, bei denen aus der unerschöpflichen Kaderschmiede des Volkes unzählige Werte entnommen wurden, welche aus den Reihen unserer Werktätigen hervorgegangen sind, um heute das zu sein, was wir zahlenmäßig aber vor allem, was wir qualitätsmäßig sind. Aber Partido Unido de la Revolución Socialista von Kuba besagt viel, aber nicht alles; und Vereinigte Partei übermittelt immer noch die Idee von Etwas, was zu vereinigen erforderlich war, erinnert noch ein bisschen an die Ursprünge von jedem Einzelnen. Und da wir der Meinung sind, dass wir schon solch ein Maß erreicht haben, bei dem ein für allemal jede Art von Abstufung und jede Art von Herkunft aufhören muss, die die einen Revolutionäre von den anderen unterscheidet, und schon an jenem glücklichen Punkt der Geschichte unseres revolutionären Prozesses angelangt sind, zu dem wir sagen können, dass es nur einen einzigen Typ von Revolutionär gibt, und angesichts dessen, dass es erforderlich ist, dass der Name unserer Partei nicht das ausdrückt, was wir gestern waren sondern das, was wir heute sind und morgen sein werden, hier die Frage: Wie sollte eurer Meinung nach der Name unserer Partei lauten? (BEIFALL UND AUSRUFE: „Kommunistische Partei!“) Welcher, Genosse? Bitte ein Genosse von hier! (AUSRUFE: „Kommunistische Partei!“) Die Genossen von dort! (AUSRUFE: „Kommunistische Partei!“) Die Genossen von dort hinten! (AUSRUFE: „Kommunistische Partei!“) die Genossen von da hinten (AUSRUFE: „Kommunistische Partei!“); Partido Comunista de Cuba! (Kommunistische Partei Kubas!) (AUSRUFE: „Kommunistische Partei, Kommunistische Partei!“)

Also dies ist der Name, den am gestrigen Tag - nach Interpretation der Entwicklung unserer Partei, des revolutionären Bewusstseins ihrer Mitglieder und der Zielstellungen unserer Revolution - unser erstes Zentralkomitee angenommen hat.

Und das ist sehr richtig, wie wir gestern den Genossen des Komitees erläutert haben; das Wort Kommunist bzw. kommunistisch ist über Jahrhunderte sehr verleumdet und herabgewürdigt worden. Im Verlauf der gesamten Geschichte hat es Kommunisten gegeben, Menschen, die eine andere Lebensauffassung als die der Gesellschaft hatten, in der sie geboren wurden. Und diejenigen, die zu anderen Zeiten auf kommunistische Art dachten, wurden zum Beispiel als utopische Kommunisten angesehen, diejenigen, die vor 500 Jahren auf eine idealistische Art und Weise nach einem Gesellschaftstyp trachteten, der zu jener Zeit aufgrund der äußerst geringen Entwicklung der Produktivkräfte der menschlichen Gesellschaft nicht möglich war; denn zu dem Kommunismus, von dem der primitive Mensch ausgegangen ist, d.h. in einer Art des primitiven Kommunismus zu leben, dazu kann der Mensch nicht zurückkehren, sondern allein mittels solch einem Entwicklungsgrad seiner Produktivkräfte und solch einer Art und Weise ihrer Verwendung, dass die materiellen Güter und Dienstleistungen mengenmäßig mehr als ausreichend geschaffen werden können, um die Bedürfnisse des Menschen zu befriedigen.

Und alle Ausbeuter, alle Privilegierten haben immer das Wort Kommunist bzw. kommunistisch gehasst, als ob es ein Verbrechen wäre; haben das Wort Kommunist bzw. kommunistisch verflucht. Und deshalb haben Marx und Engels, als sie ihr Kommunistisches Manifest aufgesetzt haben, das zum Ursprung einer neuen revolutionären Theorie wurde, zu einer wissenschaftlichen Auslegung der menschlichen Gesellschaft und der Menschengeschichte, geschrieben „ein Gespenst geht um in Europa, und es ist das Gespenst des Kommunismus”, denn wie ein Gespenst, mit echter Angst haben die privilegierten Schichten jene Ideen angesehen.

Die privilegierten Schichten haben jedoch die neuen Ideen in jeder Zeitepoche mit außerordentlicher Angst betrachtet, und die römische Gesellschaft hat sich auch zu ihrer Zeit über die christlichen Ideen erschrocken, als diese Ideen aufkamen, und dies waren seinerzeit die Ideen der Armen und der Sklaven jener Epoche. Und aus Hass auf diese neuen Ideen hat jene Gesellschaft unzählige Menschen auf Scheiterhaufen und in den römischen Zirkus geschickt. Und ebenso wurden die neuen Ideen im Mittelalter, während der Feudalzeit, verfolgt und ihre Vertreter verleumdet und auf schlimmste Art und Weise behandelt.

Und so wurden die neuen Ideen, die mit der Bourgeoisie inmitten des Feudalismus aufkamen, sowohl wenn jene Ideen politische Positionen einnahmen, als philosophische oder religiöse, grausam verflucht und verfolgt.

Die reaktionären Klassen und Schichten haben sich immer aller Mittel bedient, um die neuen Ideen zu verfluchen und zu verleumden. Und so reichen ihnen nicht alles Papier und alle Mittel, die ihnen zur Verfügung stehen, um die kommunistischen Ideen zu verleumden, wie das Streben einer Gesellschaft, in der der Mensch nicht ein Ausbeuter des Menschen sein würde sondern ein echter Bruder des Menschen, wie den Traum einer Gesellschaft, in der alle Menschen wirklich tatsächlich und von Rechts wegen gleich sein würden, nicht als eine einfache Verfassungsklausel, wie die bürgerlichen Verfassungen besagen, in denen steht, dass alle Menschen frei und gleich geboren werden. Als ob man dies sowohl von einem Kind behaupten könnte, das in einem Elendsviertel, in einer armen Familie zur Welt gekommen ist, als von dem Kind aus vornehmer Familie; als ob man in einer Gesellschaft von Ausbeutern und Ausgebeuteten, von Reichen und Armen, jemals behaupten könnte, dass alle Menschen frei und gleich geboren werden; als ob alle jene Menschen dazu berufen wären, im Leben die gleichen Chancen zu haben.

Der säkulare Traum des Menschen von einer Gesellschaft ohne Ausbeuter und Ausgebeutete – heutzutage möglich –, hat den Hass und den Groll aller Ausbeuter hervorgerufen.

Die Imperialisten, als ob sie uns beleidigen würden, oder als ob dies eine Beleidigung wäre, sprechen von der kommunistischen Regierung von Kuba, so, wie sie auch das Wort „Mambi“ als Beleidigung gegen unsere Befreier verwendet haben, so versuchen sie ebenfalls das Wort „kommunistisch bzw. Kommunist“ als eine Beleidigung zu verwenden, und das Wort „kommunistisch bzw. Kommunist“ ist für uns keine Beleidigung sondern eine Ehre. (BEIFALL)

Und es ist das Wort, welches das Streben eines Großteils der Menschheit symbolisiert, und deshalb arbeiten heutzutage Aberhunderte Millionen Menschen konkret darauf hin zu. Und in 100 Jahren wird es weder eine größere Ehre geben noch etwas Natürlicheres und Logischeres als sich Kommunisten zu nennen. (BEIFALL)

Wir gehen auf eine kommunistische Gesellschaft zu. Wenn die Imperialisten es nicht wollen, so werden sie es aber nicht verhindern können, im Gegenteil! BEIFALL) Von jetzt an, meine Herren der Agenturen UPI und der AP, wenn Sie uns „Kommunisten“ nennen, dann müssen Sie wissen, dass Sie uns so auf die ehrbarste Weise bezeichnen, die sie uns geben können. (BEIFALL)

Es gibt eine Abwesenheit in unserem Zentralkomitee, die sich auf jemand bezieht, der im höchsten Grade alle erforderlichen Verdienste und Tugenden besitzt, um ihm anzugehören, der jedoch nicht unter den Mitgliedern unseres Zentralkomitees erscheint.

Diesbezüglich hat der Feind tausende Mutmaßungen anstellen können; der Feind hat versucht zu verwirren und Zwietracht und Zweifel zu säen, und wir haben geduldig gewartet, da dies erforderlich war.

Und das unterscheidet den Revolutionär vom Konterrevolutionär, den Revolutionär vom Imperialisten: Wir Revolutionäre verstehen es zu warten, Geduld zu haben, niemals den Mut zu verlieren, und die Reaktionäre, die Konterrevolutionäre, die Imperialisten leben in ewiger Verzweiflung, leben in ewiger Beklemmung, im ewigen Lügen auf die lächerlichste Art und auf die kindischste Art.

Wenn man die Dinge liest, die einige hohe Beamte sagen, einige jener US-Senatoren, dann fragt man sich: Aber wie ist es denn möglich, dass dieser Herr nicht in einem Stall ist, anstelle dem anzugehören, was sich Kongress nennt? (BEIFALL) Einige von ihnen reden wirklich Unsinn. Und sie haben eine enorme Gewohnheit zu lügen, sie können nicht ohne zu lügen leben. Sie leben beklommen und verängstigt.

Wenn die revolutionäre Regierung irgendetwas erklärt – was sie immer getan hat – wie das, auf was ich mich am Anfang bezogen habe, dann sehen sie schaurige, schreckliche Dinge, einen Plan hinter alledem!

Was für ein Unsinn! Mit was für einer Angst sie leben! Und man fragt sich: Glauben sie das wirklich? Glauben sie das wirklich? Glauben sie wirklich all das, was sie sagen? Oder sehen sie sich gezwungen, all das zu glauben, was sie sagen? Oder können sie nicht leben, ohne all das zu glauben, was sie sagen? Oder sagen sie all das, was sie nicht glauben?

Es ist schwierig, es wäre Sache der Ärzte und Psychologen. Was haben sie im Gehirn, was für eine Angst und Beklemmung ist jene, die in allem eine Intrige sieht, einen schaurigen, düsteren und schrecklichen Plan? Und sie wissen nicht, dass es keine bessere Taktik oder Strategie gibt, als mit sauberen Waffen zu kämpfen, und mit der Wahrheit zu kämpfen, denn das sind die einzigen Waffen, die Vertrauen einflößen, sind die einzigen Waffen, die Zutrauen einflößen, sind die einzigen Waffen, die Sicherheit, Würde und Moral einflößen. Und diese Waffen sind es, mit denen wir Revolutionäre nach und nach gesiegt und unsere Feinde vernichtend geschlagen haben.

Lüge. Wer hat auch nur irgendwann eine Lüge aus dem Mund eines Revolutionärs gehört? Denn das sind Waffen, die keinen Revolutionär begünstigen, und kein ernsthafter Revolutionär sieht sich jemals in der Notwendigkeit, auf eine Lüge zurückzugreifen. Seine Waffe ist die Argumentation, die Moral, die Wahrheit, die Fähigkeit, eine Idee, eine Absicht, eine Position bzw. Stellung zu verteidigen.

Kurz und gut, die moralische Show unserer Gegner ist wirklich bedauerlich. Und so haben die Schwarzseher, die Interpreten, die Spezialisten in den Angelegenheiten von Kuba und die elektronischen Ausrüstungen unermüdlich daran gearbeitet, dieses Mysterium zu ergründen. Ob nun Ernesto Guevara (BEIFALL) einer Säuberungsaktion zum Opfer gefallen war, ob nun Ernesto Guevara krank sei, ob nun Ernesto Guevara Meinungsverschiedenheiten oder Sachen dieser Art gehabt hätte.

Natürlich hat die Bevölkerung Vertrauen, und glaubt an uns. Aber die Feinde nutzen jene Dinge, um zu verleumden, vor allem im Ausland: schauen Sie das schauerliche, schreckliche kommunistische Regime, in dem die Menschen verschwinden, ohne Spuren zu hinterlassen, es gibt keine Erklärung. Und wir haben der Bevölkerung zum gegebenen Zeitpunkt gesagt, als sie diese Abwesenheit zu bemerken begann, dass wir zu gegebener Zeit sprechen würden und einige Gründe hatten, um zu warten.

Wir entwickeln uns in einer von den Kräften des Imperialismus umgebenen Umwelt. Die Welt lebt nicht unter normalen Bedingungen; während die kriminellen Bomben der US-Imperialisten auf ein Volk wie das von Vietnam niederfallen, können wir nicht sagen, dass wir unter normalen Bedingungen leben (BEIFALL); wenn über 100.000 US-Soldaten dort landen, um der Befreiungsbewegung eine vernichtende Niederlage beizubringen; wenn die Soldaten des Imperialismus in einer Republik landen, die juristisch die gleichen Rechte wie alle anderen Republiken der Welt hat; wie es der Fall von Santo Domingo ist, um deren Souveränität mit Füßen zu treten (BEIFALL), dann lebt die Welt nicht unter normalen Bedingungen. Wenn die Imperialisten rund um unser Land Söldner trainieren und vollkommen ungestraft wandalische Angriffe organisieren, wie im Fall des Schiffes Sierra Aránzazu; wenn die Imperialisten damit drohen, in jeglichem Land von Lateinamerika und der Welt einzugreifen, dann ist das kein Leben unter normalen Bedingungen. Und als wir in der Untergrundbewegung gegen die Batista-Diktatur gekämpft haben, dann mussten wir Revolutionäre, die wir nicht unter Bedingungen der Normalität gelebt haben, uns an die Regeln des Kampfes halten; und auf die selbe Art und Weise - obwohl die revolutionäre Macht in unserem Land existiert – leben wir in Bezug auf die Realitäten der Welt nicht unter normalen Bedingungen und müssen uns an die Regeln dieser Situation halten.

Und um dies zu erläutern, werden wir einen eigenhändig vom Genossen Ernesto Guevara (BEIFALL) verfassten und mit Schreibmaschine übertragenen Brief vorlesen, aus dem die Erläuterungen von selbst hervorgehen. Ich hatte überlegt, ob ich die Geschichte unserer Freundschaft wiedergeben sollte, und unserer Kameradschaft, wie sie begonnen hat, unter welchen Bedingungen sie begonnen hat und wie sie sich entwickelt hat. Aber das ist nicht erforderlich. Ich werde mich darauf beschränken, den Brief vorzulesen.

Er besagt: „Havanna…“ Das Datum wurde nicht angegeben, da dieser Brief dafür vorgesehen war, dass wir ihn zu jenem Zeitpunkt vorlesen sollten, den wir für angebracht ansehen würden, aber um uns genau an die Realität zu halten, dieser wurde am 1. April dieses Jahres übergeben, vor genau sechs Monaten und zwei Tagen. Und er besagt wie folgt:

 

Havanna

Jahr der Landwirtschaft

„Fidel“!

Zu dieser Stunde erinnere ich mich an viele Dinge, z. B daran, wie ich dich im Haus von Maria Antonia kennengelernt habe, wie du mir mitzukommen vorgeschlagen hast und an all die Spannung während der Vorbereitungen.

Und eines Tages kam jemand vorbei, um zu fragen, wer im Falle des Todes zu benachrichtigen sei und die reale Möglichkeit der Tatsache hat uns alle betroffen gemacht. Später erfuhren wir, dass es stimmt, dass man in einer Revolution siegt oder stirbt (wenn es eine wirkliche ist). Viele Kameraden sind auf dem langen Weg zum Sieg umgekommen.

Heute hat alles einen weniger dramatischen Ton, denn wir sind reifer, aber die Tatsache wiederholt sich. Ich meine, dass ich jenen Teil meiner Pflicht erfüllt habe, der mich an die Kubanische Revolution in ihrem Hoheitsgebiet gebunden hat und ich verabschiede mich von dir, von den Kameraden, von deinem Volk, das schon das meinige ist.

Ich trete formell von allen meinen Ämtern in der Parteileitung zurück, von meinem Amt als Minister, von meinem Dienstgrad als Comandante, von meiner kubanischen Staatsbürgerschaft. Nichts Rechtliches bindet mich mehr an Kuba, nur Beziehungen anderer Art, die nicht wie die Ernennungen und Nominierungen abgebrochen werden können.

Auf mein bisheriges Leben zurückschauend bin ich der Meinung, mit ausreichender Ehrlichkeit, Ehrenhaftigkeit und Hingabe gearbeitet zu haben, um den revolutionären Sieg zu konsolidieren. Mein einziger, etwas schwerwiegender Fehler besteht darin, nicht seit den ersten Augenblicken im Sierra-Maestra-Gebirge mehr in dich vertraut zu haben und nicht mit ausreichender Schnelligkeit deine Eigenschaften als Leiter und Revolutionär begriffen zu haben. Ich habe großartige Tage erlebt und an deiner Seite den Stolz gespürt, in den blendenden und traurigen Tagen der Krise der Karibik unserem Volk anzugehören. Selten hat sich ein Staatsmann mehr ausgezeichnet als in jenen Tagen, ich bin ebenfalls stolz darauf, dir ohne Zögern gefolgt zu sein, identifiziert mit deiner Art und Weise zu denken und die Gefahren und Prinzipien zu sehen und einzuschätzen.

Andere Gebiete der Erde fordern die Unterstützung durch meine bescheidenen Bemühungen. Ich kann das tun, was dir aufgrund deiner Verantwortung als Revolutionsführer von Kuba verweigert ist und die Stunde unserer Trennung ist gekommen.

Du sollst wissen, dass ich dies mit einer Mischung von Freude und Schmerz tue: hier lasse ich das Reinste meiner Hoffnungen als Erbauer zurück und das Liebste unter meinen Lieben… Und ich lasse ein Volk zurück, das mich wie einen Sohn aufgenommen hat; das verletzt einen Teil meines Gemüts. Zu den neuen Schlachtfeldern werde ich das Vertrauen mitnehmen, das du mir eingeflößt hast, den revolutionären Geist meines Volkes, das Gefühl, die heiligste der Pflichten zu erfüllen: gegen den Imperialismus zu kämpfen, egal wo er sich befindet – das tröstet und schenkt neuen Mut und heilt reichlich jeglichen Riss.

Ich sage erneut, dass ich Kuba von jeglicher Verantwortung freispreche, ausgenommen der, die von seinem Beispiel hervorgeht. Wenn mich die letzte Stunde unter einem anderen Himmel erreicht, dann werden meine letzten Gedanken für dieses Volk und besonders für dich sein. Ich danke dir für deine Lehre und dein Beispiel und werde versuchen, bei meinen Handlungen bis zu den letzten Konsequenzen treu zu sein. Ich habe mich immer mit der Außenpolitik unserer Revolution identifiziert und mache das weiterhin. Unabhängig davon, wo ich auch sein werde, werde ich die Verantwortung, ein kubanischer Revolutionär zu sein, spüren und als solcher handeln. Ich hinterlasse meinen Kindern und meiner Frau nichts Materielles und das betrübt mich nicht: ich bin froh darüber, das es so ist. Ich bitte um nichts für sie, denn der Staat wird ihnen ausreichend zum Leben und zu ihrer Ausbildung und Erziehung geben.

Ich müsste dir und unserem Volk noch viele Dinge sagen, aber ich spüre, dass sie unnötig sind; die Worte können nicht das ausdrücken, was ich sagen will, und es ist nicht der Mühe wert, Seiten vollzukritzeln.

Immer vorwärts bis zum Sieg!

Vaterland oder Tod!

Ich umarme dich mit allem revolutionären Eifer.

Che“ (LANG ANHALTENDER BEIFALL)

Diejenigen, welche über die Revolutionäre reden, welche sie als gefühlskalte Menschen, als gefühlslose Menschen bzw. als herzlose Menschen ansehen, werden in diesem Brief das Beispiel für all das Gefühl, all die Sensibilität, all die Lauterkeit haben, die in der Seele eines Revolutionärs enthalten sein kann.

Und wir alle könnten antworten, Genosse Guevara: Es ist nicht die Verantwortung, die uns beunruhigt, wir tragen die Verantwortung für die Revolution und wir sind verantwortlich für die der revolutionären Bewegung in dem Maße unserer Möglichkeiten zu leistende Hilfe! (LANG ANHALTENDER BEIFALL), und wir nehmen die Verantwortung, die Konsequenzen und die Risiken auf uns. Fast sieben Jahre lang ist es so gewesen, und wir wissen, dass wir weiterhin jene Risiken eingehen werden und weiterhin gelassen jene Verantwortung auf uns nehmen werden, solange der Imperialismus existiert, und solange es ausgebeutete und kolonial unterdrückte Völker gibt.

Und es war unsere Pflicht, uns zu begnügen, die Pflicht, jenes Gefühl dieses Genossen zu achten, jene Freiheit und jenes Recht. Und das ist wirkliche Freiheit, nicht die derjenigen, die sich eine Fußfessel anlegen, sondern die derjenigen, die zu den Gewehren gegen die Fußfesseln der Sklaverei bzw. Hörigkeit greifen! (BEIFALL)

Und das ist eine weitere der Freiheiten, Herr Johnson, welche unsere Revolution verkündet! Und diejenigen, die ausreisen möchten, um mit den Imperialisten zu leben, und welche die Imperialisten manchmal rekrutieren, um in Vietnam zu kämpfen oder im Kongo, können das tun. Und jedermann sollte wissen, dass diese Revolution allen Bürgern dieses Landes, wenn sie um die Genehmigung bitten - nicht, um an der Seite der Imperialisten zu kämpfen sondern um zusammen mit den Revolutionären zu kämpfen -, ihnen diese Genehmigung nicht verweigern wird! (LANG ANHALTENDER BEIFALL)

Dieses Land ist frei, Herr Johnson, wirklich frei für alle!

Und dies war nicht der einzige Brief. Zusammen mit diesem Brief und für den Anlass, zu dem dieser Brief benutzt werden würde, wurden mir ebenfalls verschiedene Abschiedsbriefe für verschiedene Kameraden übergeben und außerdem – wie hier steht – „für meine Kinder“, „für meine Eltern“, und für andere Genossen; von ihm geschriebene Briefe für seine Kinder und seine Eltern. Und diese Briefe werden wir jenen Kameraden und den Familienangehörigen übergeben, und wir werden diese bitten, dass sie sie der Revolution spenden, denn wir sind der Meinung, dass es der Geschichte würdige Dokumente sind.

Und wir glauben, dass dies alles erklärt, soweit uns zu erläutern zukommt. Über alles Weitere sollen sich doch die Feinde Sorgen machen. Wir müssen genügend Aufgaben erledigen und genügend Dinge machen in unserem Land und bezüglich der Welt; haben genügend Pflichten zu erfüllen und werden diese erfüllen.

Wir werden unseren eigenen Weg entwickeln, unsere eigenen Ideen, unsere eigenen Methoden, wir werden unser eigenes System entwickeln. Wir werden alle jene Erfahrungen nutzen, die uns nützlich sein können und neue Erfahrungen hervorbringen.

Eine ganz neue Zeitepoche bricht in der Geschichte unseres Landes an, eine andere Gesellschaftsart, ein anderes Regierungssystem; die Regierung einer einzigen Partei, der Partei der Werktätigen, gebildet von den besten Werktätigen, unter voller Mitwirkung der Massen, um mit aller Berechtigung und mit allem Recht sagen zu können, dass es die Avantgarde der Werktätigen ist und die Vertretung der Werktätigen in unserer Arbeiter- und revolutionären Demokratie. Und sie wird tausend Mal demokratischer sein als die bürgerliche Demokratie, da wir zu Arten der Verwaltung und Politik übergehen werden, welche die ständige Teilnahme der Massen an den Problemen und Fragen der Gesellschaft einschließen werden, mittels der geeigneten Organismen, über die Partei, auf allen Ebenen. Und wir werden jene neuen Formen so entwickeln, wie es nur eine Revolution machen kann, und wir werden das Bewusstsein und die Gewohnheiten für diese neuen Formen schaffen. Und wir werden nicht innehalten, unser Volk wird nicht innehalten, bis es seine Endziele erreicht haben wird.

Und dieser Schritt bedeutet viel, er ist einer der Schritte von größter Tragweite in der Geschichte unseres Landes, er bedeutet den historischen Augenblick, zu dem die vereinigenden Kräfte jene Kräfte übertroffen haben, die zersplitterten, trennten und entzweiten, bedeutet den historischen Augenblick, zu dem ein ganzes revolutionäres Volk sich eng zusammengeschlossen hat, in dem das Pflichtgefühl über alles gesiegt hat, in dem der Kollektivgeist über jede Art von Individualismus gesiegt hat, in dem die Interessen des Vaterlandes sich weitreichend und endgültig über jegliches individuelles Interesse oder das von Gruppen durchgesetzt hat, es bedeutet, den höchsten Grad der Einigkeit und Organisation mit der modernsten, wissenschaftlichsten und gleichzeitig revolutionärsten und menschlichsten der politischen Anschauungen erreicht zu haben.

Und wir sind das erste, und außerdem - gemäß dem Kriterium der imperialistischen Regierung der Vereinigten Staaten - das einzige unabhängige Land dieses Kontinents. Denn wenn das Repräsentantenhaus das Recht verkündet, in jeglichem Land intervenieren zu dürfen, um die Gefahr einer kommunistischen Revolution zu verhindern – hier sind wir eine kommunistische Revolution an der Macht. (BEIFALL) Also folglich werden wir als einziges unabhängiges Land angesehen. Und natürlich, als die Vertreter der Monopolunternehmen alle Republiken von Amerika so geohrfeigt haben, indem sie die Erklärung der Nicht-Unabhängigkeit verkündet haben, da sind einige von ihnen – besser gesagt, viele von ihnen – vor Scham errötet, viele waren schockiert, als die USA ihr Recht zur unilateralen Intervention erklärt haben.

Es ist gut, sie an die Beschlüsse zu erinnern, die sie gegen Kuba vereinbart haben, es ist gut, sie an die Beihilfe zu den Machenschaften zu erinnern, welche der Imperialismus gegen unser Land angezettelt hat. Und zu jener Zeit waren wir die Einzigen, die wir entschlossen zu sterben aufgestanden sind und gesagt haben, dass wir nicht nur das Recht von Kuba sondern die Unabhängigkeit aller anderen Völker von Lateinamerika verteidigen. (BEIFALL)

Diejenigen, die Wind säen, werden Sturm ernten, und diejenigen, die den Interventionismus gegen Kuba gesät haben, den kollektiven Bruch Kuba gegenüber, die Blockade gegen Kuba, ernten jetzt Stürme des Interventionismus und der Bedrohungen gegen sich selbst. Und sie wundern sich und geraten in Panik und die Parlamentarier und die bürgerlichen Parteien versammeln sich und machen viel Aufheben darum. Da haben sie die Ergebnisse ihrer Beihilfe für die Imperialisten, da sehen sie, was der Imperialismus ist.

Und so werden die Völker mit jedem Tag, der vergeht, klarer sehen, wer Recht hat, wer in diesen historischen Jahren die wirkliche Unabhängigkeit, die wirkliche Freiheit, die wirkliche Souveränität verteidigt hat; und dies mit seinem eigenen Blut und dem Imperialismus und allen seinen Helfershelfern die Stirn bietend.

Die Imperialisten selbst zeigen es ihnen. Gegen den Geist des Kommunismus wurde unaufhörlich aufgehetzt. Und im Namen des Kampfes gegen diesen Geist haben die US-Imperialisten ihr Recht zur Landung in jeglichem Land dieses Kontinents erklärt, ausgenommen in Kuba. (BEIFALL)

Und all das, was wir vorangekommen sind, aber vor allem, all das, was wir in den kommenden Jahren vorankommen werden, indem wir alle potentiellen Möglichkeiten unseres Landes nutzen, indem wir die enormen Kräfte nutzen, die wir organisiert und geschaffen haben, indem wir sie gut organsiert und effizient nutzen: das ist Aufgabe unserer Partei.

Wir werden enorme Vorteile erreichen, wir werden mit atemberaubender Geschwindigkeit in Richtung Zukunft marschieren, mit einer Partei, die leiten muss, die alle Fronten betreuen muss, denn alle Fronten müssen von unserer Partei betreut werden, alle Probleme und Fragen müssen untersucht und überdacht werden. Und zu diesem Zweck haben wir die Kommissionen geschaffen, und es werden neue Kommissionen geschaffen werden. Und es wird kein einziges Problem geben, das nicht seitens der Partei untersucht und einer tiefgründigen Analyse unterzogen werden wird, damit aus jeder Analyse die Anweisung, die richtige und beste Anweisung hervorgeht.

Und wir werden unseren Weg zum Kommunismus erarbeiten und werden den Kommunismus erreichen. Dessen sind wir so sicher, wie dem, bis hierher gekommen zu sein.

Und inmitten der Schwierigkeiten jeder Art des jetzigen Zeitpunkts der Weltgeschichte, angesichts eines immer mächtigeren Feindes, angesichts der schmerzhaften Tatsache der Uneinigkeit in den revolutionären Reihen auf der Welt, wird unsere Politik die der engsten Einigkeit und Vereinigung sein, wird unsere Politik diejenige eines kleinen, aber unabhängigen und freien Volkes sein.

Unsere Partei wird die Massen erziehen, unsere Partei wird ihre Mitglieder erziehen. Damit das richtig verstanden wird: Unsere Partei! Keine andere Partei sondern unsere Partei und ihr Zentralkomitee! (BEIFALL)

Und das Vorrecht, die revolutionären Massen zu orientieren und zu lenken ist ein unverzichtbares Vorrecht unserer Partei, und wir werden sehr wachsame Verteidiger dieses Rechts sein. Und hinsichtlich der Ideologie wird es die Partei sein, die sagt, was sie sagen muss. Und wenn wir nicht damit einverstanden sind und nicht wollen, einfach nicht wollen, dass uns die Uneinigkeiten entzweien, die das sozialistische Lager entzweien, dann kann uns niemand so etwas aufzwingen! (BEIFALL)

Und jegliches Material politischer Natur, ausgenommen es handele sich um Feinde, wird der Bevölkerung nur über unsere Partei und zum Zeitpunkt und zur Gelegenheit zukommen, die unsere Partei bestimmt. (BEIFALL)

Wir wissen zu gut, wo der Feind ist, wer der einzige und wirkliche Feind ist. Wir wissen es zu gut, wir wissen es nur zu gut. Wir haben unter schwierigen Bedingungen gegen diesen Feind kämpfen müssen; um diesem Feind die Stirn zu bieten, haben wir der Solidarität und Hilfe von Vielen bedurft, und um die aggressive Politik jenes Feindes zu besiegen, um dieser weiterhin die Stirn zu bieten, bedürfen wir der Mittel und bedürfen wir der Waffen. Denn hier, Tausende Meilen von jeglichem anderen sozialistischen Land entfernt, Tausende Meilen entfernt, und ohne dass wir in den entscheidenden Augenblicken von etwas Anderem abhängen können, als von unseren eigenen Kräften und unseren eigenen Waffen, und da wir uns der Risiken bewusst sind, die wir heute eingehen, und der Risiken, die wir weiterhin eingehen werden, müssen wir bis an die Zähne bewaffnet und bis zum Überdruss vorbereitet sein. (BEIFALL)

Und wir können in jeglichem Punkt anderer Meinung sein als jegliche Partei. Es ist unmöglich danach zu trachten, dass wir in der Heterogenität dieser heutigen Welt - mit solch unterschiedlichen Umständen, gebildet von Ländern der unterschiedlichsten Situationen und im höchsten Grade unterschiedlichen materiellen, technischen und kulturellen Entwicklungsniveaus - den Marxismus als so etwas wie eine Kirche, wie eine religiöse Doktrin, mit ihrem Papst und ihrem ökumenischen Konzil ansehen können.

Dies ist eine revolutionäre und dialektische Doktrin, keine philosophische Doktrin; es ist ein Leitfaden für die revolutionäre Tat und kein Dogma. Den Marxismus in verschiedene Arten von Katechismus einzwängen zu wollen, ist antimarxistisch.

Die Diversität von Situationen wird unvermeidlich unendlich viele Auslegungen aufzeigen. Diejenigen, welche die korrekten Auslegungen machen, werden sich Revolutionäre nennen können; diejenigen, welche die wahren Auslegungen machen und diese konsequent anwenden, werden siegen; diejenigen, die sich irren bzw. nicht konsequent mit den revolutionären Ideen sind, werden scheitern, werden besiegt und sogar durch andere ersetzt werden, denn der Marxismus ist kein Privateigentum, das man in ein Register einschreiben kann; er ist eine Doktrin der Revolutionäre, verfasst von einem Revolutionär, weiterentwickelt von anderen Revolutionären, für Revolutionäre.

Und wir werden uns durch unser Selbstvertrauen auszeichnen müssen, durch unser Vertrauen in unsere Fähigkeit, unseren eigenen revolutionären Weg zu gehen und diesen fortzuentwickeln. Und wir können in einer Angelegenheit anderer Meinung als eine andere Partei sein, oder in einem Punkt, bzw. in mehreren Punkten. Die Meinungsverschiedenheiten, wenn sie ehrlich sind, werden vorübergehend sein. Was wir niemals tun werden, ist, mit einer Hand zu beleidigen und mit der anderen um etwas zu bitten, und wir werden es verstehen, jegliche Meinungsverschiedenheit mit jeglicher Partei innerhalb der Anstandsregeln zu halten, und wir werden es verstehen, Freund derjenigen zu sein, die Freunde zu sein verstehen, und wir werden diejenigen zu achten verstehen, die uns zu achten verstehen.

Und diese Grundsätze werden für immer unser im höchsten Grade unabhängiges und freies Verhalten bestimmen, und wir werden niemals jemand um Erlaubnis bitten, um irgendetwas zu tun, wir werden niemals jemand um Erlaubnis bitten, um irgendwohin zu gehen, wir werden nie jemand um Erlaubnis bitten, um mit irgendeiner Partei bzw. einem Volk befreundet zu sein.

Uns ist die Vergänglichkeit der Probleme bekannt. Die Probleme vergehen, die Völker überdauern; die Menschen sind vergänglich, die Völker bleiben; die Regierungsführungen vergehen, die Revolutionen dauern fort. Und wir sehen in den Beziehungen zwischen revolutionären Parteien und Völkern etwas mehr als vorübergehende Beziehungen: wir sehen sie als dauerhafte Beziehungen und endgültige, ausschlaggebende Beziehungen an.

Und unsererseits wird nie jemals etwas dahin tendierend erscheinen, einen Unterschied zu schaffen, etwas mehr als zwischen den Menschen, zwischen den Völkern. Und wir werden uns nach diesem elementaren Prinzip richten, denn wir wissen, dass es eine korrekte Position ist, dass es ein gerechtes Prinzip ist. Und nichts wird uns davon abhalten, alle unsere Energien dem Kampf gegen den Feind der Menschheit, d.h. gegen den Imperialismus, zu widmen. Denn wir werden niemals sagen können, dass diejenigen Helfershelfer der Imperialisten seien, die uns geholfen haben, die Imperialisten zu besiegen. (BEIFALL)

Und wir streben nicht nur eine kommunistische Gesellschaft an sondern eine kommunistische Welt, in der alle Nationen gleiche Rechte haben; wir streben eine kommunistische Welt an, in der keine einzige Nation Veto-Recht besitzt, und wir streben an, dass die kommunistische Welt von Morgen niemals das selbe Bild einer durch innerparteiliche bzw. bürgerkriegsartige Auseinandersetzungen zerrissenen Bourgeois-Welt darstellt; wir streben eine freie Gesellschaft an, von freien Nationen, in der alle Völker - große und kleine – gleiche Rechte haben werden.

Wir werden weiterhin so, wie wir es bis heute getan haben, unsere Standpunkte verteidigen unsere Positionen und unsere Leitlinie, konsequent mit unseren Handlungen und unseren Tatsachen. Und nichts wird uns von diesem Weg abbringen können.

Es ist nicht einfach, angesichts der Vielschichtigkeit der aktuellen Probleme und der jetzigen Welt, die Leitlinie beizubehalten, dieses unnachgiebige Kriterium beizubehalten, diese unnachgiebige Unabhängigkeit beizubehalten. Aber wir werden sie beibehalten! Diese Revolution wurde von nirgendwoher importiert, sie ist ein echtes Produkt dieses Landes, niemand hat uns gesagt, wie wir sie zu machen hatten, und wir haben sie gemacht! (BEIFALL). Niemand wird uns sagen müssen, wie wir sie weiter machen werden, und wir werden sie weiterführen! Wir haben gelernt, Geschichte zu schreiben und werden weiterhin Geschichte schreiben! Das darf niemand in Zweifel ziehen.

Wir leben in einer komplexen und gefährlichen Welt. Die Risiken dieser Welt werden wir würdig und gelassen eingehen. Unser Glück wird das Glück aller anderen Völker sein, unser Glück wird das Glück der Welt sein!

Ich bitte alle hier anwesenden Genossen, alle Vertreter unserer Partei, alle Parteisekretäre der Grundorganisationen auf diesem mehr oder weniger umfassenden Parteitag, ich bitte alle, die hier den Willen der Partei darstellen, der Partei, welche die Werktätigen vertritt, ich bitte euch um die Bestätigung der Beschlüsse der Landesleitung (BEIFALL), ich bitte euch um die vollständige und einstimmige Bestätigung des Zentralkomitees unsere Partei (BEIFALL), ich bitte euch um die volle Unterstützung für die von der revolutionären Leitung bis jetzt verfolgte Leitlinie (BEIFALL), und um die volle Unterstützung für die heute hier verkündete Politik.

Es lebe die Kommunistische Partei von Kuba! (BEIFALL UND AUSRUFE: „Sie lebe hoch!“)

Es lebe ihr Zentralkomitee! (AUSRUFE: „Es lebe hoch!“) Es lebe unsere sozialistische und kommunistische Revolution! (AUSRUFE: „Sie lebe hoch!“)

Vaterland oder Tod!

 

Wir werden siegen!

 

(OVATION)

Stenographische Version des Staatsrats

 

Versiones Taquigráficas - Consejo de Estado