Reden und Ansprachen

Schlussrede des Comandante en Jefe auf der „Weltkonferenz Dialog der Kulturen. Lateinamerika im 21. Jahrhundert: Universalität und Originalität“, am 30. März 2005 im Kongresspalast

Datum: 

30/03/2005

Liebe Freunde!

Ich spreche hiermit alle Gäste an, sowohl die aus anderen Ländern, als die aus Kuba.

Ich muss gestehen, dass mir das Wort „Ausländer“ nicht gefällt, das klingt, als ob ich „Liebe Fremde“ sagen würde, wenn ich mich an euch wende.

Wahrscheinlich hat selten jemand die Möglichkeit gehabt – und gleichzeitig die Herausforderung – sich mit solch einer Gruppe wie der hiesigen zu versammeln. Man muss zuerst Wahrsager sein, um zu wissen, worüber ich sprechen soll. Ich bin dafür bekannt, dass ich viel spreche, manchmal zu ausschweifend, was am heutigen Nachmittag nicht meine Absicht ist, obwohl die Absichten nicht immer mit den Ergebnissen übereinstimmen (Lachen); aber ich verstehe es, und nicht aufgrund meiner Teilnahme während der Vorträge – was mir sehr gefallen hätte. Ich hatte das Glück, eine Zusammenfassung der Veranstaltungen und der verschiedenen Vorträge zu erhalten.

Als erstes möchte ich diejenigen beglückwünschen, die die Idee hatten, solch ein Event zu schaffen und ihm einen Namen zu geben, der seine Synthese darstellt: Dialog der Kulturen.

Jeder der nicht einen Einblick in irgendeine der Sitzungen oder euren Aufgabeninhalt bekommen hätte, hätte denken können, dass es sich um eine Liebhaber-Gruppe zum Austausch von philosophischen Eindrücken handelt, oder um die Zeit damit zu verbringen, interessante Überlegungen und Reflexionen auszutauschen.

Ich denke aufgrund dessen, was ich gelesen habe, dass der Inhalt dieses Dialogs viel höher greift und viel tiefgehender ist, als man ausgehend vom Titel hätte denken könnte. Mir scheint, dass ihr wirklich an einem Dialog teilgenommen habt, ich kann jetzt nicht sagen, ob an einem Dialog zwischen den Kulturen oder für die Kulturen.

Man müsste auf Konzepte von Zivilisation bzw. Kultur zurückgreifen und sich fragen: Was sind die Kulturen? Seitdem ich ein kleiner Junge war und zur Schule ging, was noch nicht so lange her ist (Lachen),  mir scheint es war erst gestern, hörte ich die ersten Konzepte über die Welt und die Geschichte und es wurde gesagt, dass diese Welt eine zivilisierte sei, ja sogar, dass die Europäer in diese Hemisphäre gekommen seien, um uns die Zivilisation zu bringen.

Es wurde ebenfalls gesagt, dass man nach Afrika gehen müsse, um die Afrikaner zu zivilisieren und sie sind dorthin, in die Pazifik marschiert, was damals Indischer Ozean genannt wurde, um die Inder zu zivilisieren und die Indonesier; ein bisschen weiter hin kamen sie nach China, um China zu zivilisieren.

Seit langer Zeit haben wir alle, ich als Kind ebenfalls, über Marco Polo sprechen hören, über seine Reisen nach China. Und es ist bekannt, dass es seit langem eine chinesische Zivilisation bzw. Kultur gab, genau so wie es eine indische Zivilisation gab, ebenfalls eine Zivilisation dort am Euphrat, mehrere Zivilisationen ebenfalls dort in Mesopotamien und das Kuriose daran ist, dass alles das vor der griechischen Zivilisation und der römischen Zivilisation geschah, und vor der europäischen Zivilisation.

Ich war eines Tages in Afrika zu Besuch, dort in Südafrika, und wurde eingeladen, ein Dorf zu besuchen, wo es eine Statue eines Jungen gab, der bei einer der Protestaktionen gegen die Apartheid umgekommen war. Und ich überlegte an jenem Ort, dass in Europa - als es in Afrika schon eine Zivilisation gab, an einigen Orten Afrikas – die Barbarenstämme von einem Gebiet zum anderen wanderten.

Wir wissen, dass zu Zeiten Julius Cäsars, dieser seinen Ruhm durch den Kampf seiner Legionen gegen die deutschen Barbarenstämme erwarb, und nach der Beherrschung der Barbarenstämme der Franken kam die Eroberung von Gallien, der Gallische Krieg, und später sogar des Gebiets, das heute Großbritannien ist, der Inseln. Er errichtete dort einen Grenzwall, denn scheinbar konnten sie einige der Leute nicht vollkommen beherrschen.  Das selbe Europa, – und ich bin nicht gegen die Europäer, im Gegenteil, ich bin für den Frieden zwischen Allen (Lachen), und für die Achtung vor der Würde Aller, wie sollte ich da die Europäer nicht achten, ich erzähle nur aus der Geschichte, weil ich nachdachte – dass zu jener Zeit, 15 Jahrhunderte nach der Eroberung Galliens durch Julius Cäsar, als die Spanier – zum Teil meine Verwandten -  nach Mexiko kamen und dort – so meine ich - eine Zivilisation vorfanden, eine Stadt, die viel größer als jede europäische Stadt jener Zeit war, die Stadt Mexiko, die Hauptstadt der Azteken, Tenochtitlán, eine auf dem See erbaute Stadt, eine Meisterwerk der Baukunst und eine florierende, entwickelte Landwirtschaft.  Die Stadt hatte mehr Einwohner und war größer als Paris; möglicherweise größer als Madrid, Lissabon und alle jene Orte, und sie wollten die Zivilisation hinbringen, Mexiko erobern.

Nun gut, einer der Vorwände, den ich bei einem der Schriftsteller jener Zeit, Bernal Diaz del Castillo, gelesen habe, war, dass man sie zivilisieren musste, da sie Menschenopfer darbrachten. Wenn man diejenigen zivilisieren muss, die Menschenopfer darbringen, dann muss man, glaube ich, noch viele Leute auf dieser Welt zivilisieren.

Ich meine, zum Beispiel, dass man diejenigen zivilisieren müsste, die Städte bombardieren, Millionen Männer, Frauen und Kinder in Angst und Schrecken versetzen und dann sagen, dass es zivile Opfer gab. Unabhängig von den zivilen Opfern, die es immer bei allen Bombardierungen gibt, und die Russen wissen das besser als irgendwer, weil sie die Bombardements auf Leningrad erlebten, die Überraschungsangriffe erlebten; die Russen werden sich an jenen 21. Juni erinnern, als die Truppen von Adolf Hitler, die Panzerdivisionen, unter Verwendung von abertausenden Flugzeugen, hunderten von perfekt bewaffneten Divisionen, zehntausenden von Panzern und Geschützen überraschend und ohne Vorwarnung jenen dunklen Winkel der Welt angriffen, der sich Sowjetunion nannte. Die Divisionen drangen mit aller Geschwindigkeit ein, einige in Richtung Leningrad, andere direkt in Richtung Moskau und andere nach Süden, direkt nach Kiew.

Diejenigen von uns, die wir die Möglichkeit hatten, die großen Heldentaten des russischen Volkes kennen zu lernen und zu bewundern, wissen, welchem schrecklichen Schicksalsschlag es plötzlich innerhalb weniger Stunden die Stirn bieten musste, während die Soldaten Ausgang hatten in jener berühmten Festung von Brest-Litowsk, die sich trotz der Überraschung so mutig und heldenhaft verteidigte. Und wir konnten etwas beobachten, das viel über die historischen Werte des russischen Volkes aussagt: Wenn überall die Mitteilung über feindliche  Panzer in der Nachhut das Signal war, die Hände hoch zu heben und eine weiße Fahne zu schwenken, dann war das bei den Russen nicht so, sie ergaben sich nicht und schwenkten keine weiße Fahne.

Manchmal überlegt man, was geschehen wäre, wenn jenes Volk mobilisiert gewesen wäre, wenn das russische Heer und seine Verbündeten sich in Kampfalarm befunden hätten. Wir, ein ganz kleines Land, eine kleine Insel hier an der Seite des mächtigen Nachbarn, wie oft mussten wir nicht nach Gefahren ausspähen und uns in Kampfalarm versetzen? Denn wir haben uns fest vorgenommen, dass uns niemals jemand überraschen und uns beim Angriff  unvorbereitet antreffen kann.  Ich werde weder in der Geschichte herumwühlen noch über Verantwortungsverpflichtungen sprechen; aber die reale Tatsache ist die, dass ich sehr gut weiß, wo der Zweite Weltkrieg geendet hätte, wenn das Volk und seine Streitkräfte mobilisiert gewesen wären, nicht in Berlin, sondern in Lissabon. Ich erlaube mir hier, dies mit voller Verantwortung zu sagen. Ich habe oft darüber nachgedacht, denn ich habe jene Geschichte gelesen, viele Bücher zur Geschichte jenes Krieges, sowohl von denen der einen als auch der anderen Seite geschriebene. Wir wissen alle, dass Abermillionen Männer und Frauen umgekommen sind. Man sprach von 15, dann von 20, später von 27 Millionen Bürgern jenes multinationalen sowjetischen Staates. Damals und heute ebenfalls ist Russland natürlich zum großen Teil ein multinationaler Staat, aber mehrere zehn Millionen starben und ich bin der Meinung, vor allem infolge des Überraschungseffekts.

Wer weiß, wie viele Bücher in unserem Land veröffentlicht wurden. Sogar wenn wir großen Bedrohungen ausgesetzt waren, dann wendeten wir uns an die heldenhafte Literatur der Russen. Und so wurden hunderttausende von Büchern herausgegeben, um unserem Volk die Idee einzuflößen, dass ein Volk jeder Schwierigkeit begegnen kann, wenn es kämpft und Widerstand leistet.

Ich möchte dazusagen, dass für uns jenes Heldentum der Russen nicht etwas ist, über das wir gelesen haben, wie zum Beispiel über das Heldentum derjenigen, die dort in Sagunt und Numantia gegen die römischen Truppen kämpften und bis zum letzten Mann kämpften, bis zur Ausrottung der Bevölkerung, sondern dass wir einen Teil der Geschichte gemeinsam erlebt haben, einen schwierigen Teil; ihr hattet ihn vorher erlebt und wir erlebten ihn danach, ständig von einer Invasion bedroht und nicht seitens Grand Cayman, das südlich von Kuba liegt, mehrere Quadratkilometer groß ist und vielleicht 8 000 oder 10 000 Einwohner hat. Uns bedrohte ein Land, dass 8, 9 oder 10 Millionen Quadratkilometer groß ist, 300 Millionen Einwohner hat und die Macht ist, die vom technischen, wirtschaftlichen und militärischen Gesichtspunkt aus gesehen in den letzten 60 Jahren vorgeherrscht hat, die US-amerikanische Supermacht. Das ist eine große Gefahr.

Und wir ließen uns von den Heldentaten des sowjetischen Volkes inspirieren, das muss ich hier sagen und brauche mich nicht davor zu fürchten, jenes Wort auszusprechen; aber wir wissen, dass die Seele jenes Widerstands, der Drehpunkt jenes Widerstands, das Zentrum jenes Widerstands das russische Volk war, ohne im Geringsten das Heldentum anderer, an der Seite der Russen kämpfender Völker herabzusetzen.

Retamar sprach über die Invasion Russlands durch die napoleonischen Truppen. Napoleon, der Revolutionär war, Vertreter jener großen Revolution, unbestreitbares militärisches Genie, aber militärische Veranlagung inmitten einer Revolution. Ohne die Französische Revolution hätte es dieses Genie, das napoleonische Militärgenie, nicht gegeben. Dort auf seiner Insel, der Insel Korsika, hätte er so viele Jahre seines Lebens gelebt, wie die Leute zu jener Zeit üblicherweise lebten, ohne dass jemand auch nur über Napoleon hätte sprechen hören. Aber es gab eine große Revolution und inmitten jener großen Revolution, der Kämpfe, Interventionen, Invasionen, lernte ihn jedermann kennen, und aus dem Volk sind Führungskräfte hervorgegangen, viele führende Köpfe. Die Führungskräfte gehen aus dem Volk hervor, und vor allem in den Prozessen der großen Gesellschaftskrisen.

Nicht die Menschen machen die Geschichte, die Geschichte macht die Menschen bzw. die Individualitäten oder Persönlichkeiten; die Menschen legen die Geschehnisse auf die eine oder andere Art und Weise aus, aber sie sind Söhne und Töchter der Geschichte. Ohne jene historischen Prozesse – hier sehen wir den Botschafter von Venezuela, unseren Freund Adán (auf Deutsch: Adam), der den Namen des ersten, diesen Planeten bewohnenden Lebewesens trägt, aber das Land von Bolívar vertritt – ohne jene historischen Geschehnisse, würde man heutzutage den Namen von Bolívar nicht kennen.

Die große Krise, die Besetzung Spaniens durch Napoleon, die Auferlegung eines franzosischen Königs dort, ein Bruder des großen Kaisers, – ich glaube er war halb einfältig – war es, die zu einer Rebellion führte, die an erster Stelle einen Loyalitätsakt darstellte, nicht seitens Bolívar, aber doch seitens jener Gesellschaft, die zu jenem Zeitpunkt sogar eine durch die reichsten Schichten, die herrschenden Schichten vertretene Gesellschaft  war.

Aber ohne jene historischen Ereignisse, ohne jene Revolution, oder wenn Bolívar 30 Jahre eher oder später geboren worden wäre, würde man heute den Namen Bolívars nicht kennen. Martis Name wäre nicht bekannt, und ebenfalls nicht die Namen vieler anderer bedeutender historischer Persönlichkeiten, dessen Ruhm, mehr als ihre Verdienste aus den historischen Ereignissen hervorging. Ich sage das so bezüglich aller großen Persönlichkeiten: Martí, sein Geburtszeitpunkt; Martí war Sohn eines spanischen Militärs, Mutter und Vater sind Spanier, er besitzt seit seiner Geburt eine große Sensibilität und wird in diesem Land zu einem Krisenzeitpunkt geboren. Schließlich sind die großen historischen Ereignisse Ergebnis der Krisen.

Ich sage das, weil, nun gut, die Geschichte – es gibt vielerlei Auslegungen zur Geschichte – besteht aus eine Reihe von Ereignissen und schreitet von einer zur anderen Etappe voran. Die Geschichte, von der wir sprachen, die Geschichte jener Zivilisationen, die vor der griechischen und romanischen entstanden waren, lehrt uns viele Dinge.

Ich bin der Meinung, dass die Geschichte der Menschen die Geschichte der Kriege ist. Es ist die Geschichte der Eroberungen, die Geschichte der Herrschaft der einen Völker über die anderen, der einen Gruppen über die anderen. Zu einem bestimmten Zeitpunkt entstanden schon die Imperien, aber das römische war nicht das erste, es gab Imperien vor dem römischen. In China gab es Imperien. Dort gab es das berühmte Terrakotta-Heer, das die Chinesen ausgegraben haben. Das, was es darstellt, ist beeindruckend, sowohl die Fortschritte in der Kunst, in der Kultur, in der Technik, in der Zivilisation.

Es gab Imperien in Asien. Das persische Reich war viel früher als das romanische, sogar noch vor dem berühmten Imperium Alexander des Großen. Alexander organisiert zu einem bestimmten Zeitpunkt Heere – nun gut, sein Vater organisierte sie – und begann sehr jung die Invasion auf Kleinasien und alle jene Länder. Er kämpfte gegen einen persischen Herrscher, ich glaube er zerstörte Persepolis, man sagt, dass er die griechische Kultur und Zivilisation hinbrachte. Es ist so merkwürdig zu hören, dass die griechische Kultur die Zerstörung einer Stadt wie Persepolis inspirieren könne. Es sind noch Überreste von ihr vorhanden und sie muss ohne Zweifel wunderbar gewesen sein. Die Zivilisation von Mesopotamien wurde ebenfalls zerstört. Es ist nicht bekannt, was mit den berühmten hängenden Gärten geschehen ist. Von ihrem ehemaligen Dasein sind nur einige Anhaltspunkte geblieben. Es gab Invasion auf Invasion. In Europa fielen immer neue Wellen so genannter Barbarenstämme ein. Die Barbarenstämme beseitigten nach und nach das römische Reich, besonders als die römischen Legionen aufhörten, römische zu sein und sich aus Soldaten jener Barbarenstämme zusammensetzten, welche die Zerstörung des römischen Reichs vollendeten. Trotzdem wurden natürlich in jedem dieser Zeitabschnitte große Werte geschaffen, in allen Epochen, angefangen bei dem Zeitalter, das unserem voranging, den Philosophen, die unserem Zeitalter vorangingen, die griechischen Philosophen kamen eben gerade vor unserem Zeitalter hervor und es wird behauptet, dass Aristoteles Lehrer von Alexander dem Großen war. Darüber erzählen einige von echten Gelehrten geschriebene Geschichten, deren Verfasser die Gewohnheiten jener Zeit kannten und aufzeigen, wie Aristoteles zum Lehrer des Sohnes von Philipps von Makedonien wurde.

Das heißt, jede dieser Epochen schuf Werte, jede dieser Epochen schuf Kultur, die sich summierte; aber letzten Endes können wir die Mayakultur, die Kenntnisse über den Weltraum besaß, nicht ignorieren, wenn wir von Zivilisation sprechen, oder die aztekische Kultur, die Inka-Kultur, bzw. die Präinka-Kulturen.

Ich habe mich mit hervorragenden Persönlichkeiten wie Heyerdahl  unterhalten, dem berühmten Autor des Kon-Tiki, der Entdeckungsreisender war. Er widmete sich dem Studium der antiken Zivilisationen. Er hat viel in Peru gearbeitet und erzählte mir, wie viele Dinge und Designs es dort gab, die man allein aus dem Luftraum in 2 000 bzw. 3 000 Meter Höhe beobachten könne, in vollkommen flachem Land, Bauten, die technische Bauwerke im Ergebnis von Ingenieurskenntnissen darstellen, die es im Europa zur Zeit der Eroberung dieser Hemisphäre nicht gab. Also, sie haben uns jene Zivilisationen gebracht, aber bis wann haben sie die Eroberung von uns aufrechterhalten? Fast bis heute, und das sage ich so, weil viele von uns noch jetzt von anderen Zivilisationen erobert und beherrscht  werden, die über die Überreste jener herrschen, die es in dieser Hemisphäre gab, und dies, ohne die großen Werte zu ignorieren, die sogar die Eroberer brachten, denn alle schufen Werte. Alle Zivilisationen schufen Werte, aber Werte, von denen die einen und die anderen aufeinander prallten.

 

Wenn ich diese Redewendung Dialog der Kulturen höre, kommt mir die Idee einer Wertesumme ins Gedächtnis, das heißt, die Werte aller Zivilisationen zu summieren, so wie man vom Alphabetisieren spricht, was bedeutet, den Unwissenden jene Werte einzuflößen, die sie aufgrund fehlender Lehrer, fehlender Schulen nicht kennen lernen haben können. Wenn man vom Alphabetisieren spricht, dann denkt man an so etwas, an Wertevermittlung. Aber wir müssen uns eine Frage stellen: Welche Werte vermitteln wir? Welche Werte?

Ich habe mit Emotion die Worte gehört, die dazu ausgesprochen wurden, um dem Chauvinismus Lebewohl zu sagen, dem engen Nationalismus Lebewohl zu sagen, den verschiedenartigen Formen von Hass Lebewohl zu sagen, der Intoleranz Lebewohl zu sagen, den Vorurteilen Lebewohl zu sagen und alles das einzubringen, was alle Kulturen und alle Zivilisationen und alle Religionen an Gutem haben, und in einer universellen Ethik zu erziehen, die in dieser globalisierten neoliberalen Welt echt notwendig ist, welche begonnen hat, den Egoismus zu globalisieren, die Laster zu globalisieren, das Konsumverlangen zu globalisieren, den Versuch zu globalisieren, sich der Ressourcen der Anderen zu bemächtigen und  die anderen zu unterjochen.

 

Es wird behauptet, dass die Sklaverei aus den primitiven Zeiten stammt und dass die Menschen, seitdem sie schon eine gewisse Produktivität erreichten und entdeckten, dass ein Mensch für sich selbst und für andere produzieren kann, die Gefangenen bewahrten, anstelle sie zu töten. Es wird gesagt, und es kann viel Wahres daran sein; aber tausende Jahre später war die Sklaverei weiter vorhanden.

Man sagt, dass jener Schritt von der römischen Sklaverei zum  Feudalismus in jener Mittelalter genannten Zeit, in der dieser vorherrschte, bis zum genauen Zeitpunkt als man uns hier entdeckte, einen großen Schritt nach vorn bedeutete. Ich sage, dass man uns entdeckte, denn obwohl ein Teil des Blutes der Eroberer in meinen Adern fließt, fühle ich mich doch als Sohn dieses Landes, dieser Insel; aber vor allem fühle ich mich als Sohn der Menschheit. Wir hatten einen großen Patrioten, einen großen Philosophen, der einmal gesagt hat, - und es war noch nicht die Epoche des Internationalismus, er war ein Mensch im Kampf um die Unabhängigkeit seines Vaterlandes gegen das spanische Kolonialjoch, aber er sagte einen Satz, der es wert ist, dass man ihn sich für alle kommende  Zeiten einprägt – er sagte: „Vaterland ist Menschheit!“ dieser Mensch hieß und heißt José Martí und wird immer so heißen. Seht: „Vaterland ist Menschheit!“ Hier, wo Vertreter aus mehr als 25 Ländern versammelt sind, Wissenschaftler, Intellektuelle, führende religiöse Persönlichkeiten, um diesen Dialog der Kulturen zu führen, habt ihr nicht das Gefühl bzw. den Eindruck gehabt, dass das Vaterland die Menschheit ist?

Ich erkläre dies, weil ich den Chauvinismus hasse, ich lehne den Chauvinismus ab, so wie ich viele andere Dinge ablehne, welche der Mensch auf seiner langen Reise durch seine kurze Geschichte... Niemand weiß, ob der Homo Sapiens schon vor 50 000 oder 100 000  oder mehreren hunderttausend Jahren geboren wurde. Die Archäologen verbringen ihr Leben damit, Schädel zu suchen, um festzustellen, zu welchem Zeitpunkt in der Gattungsevolution der Mensch entstanden ist. Und ich sage es ohne Furcht, obwohl ich weiß, dass viele hier Gläubige sind, denn das Oberhaupt der Katholischen Kirche selbst hat vor einigen Jahren erklärt, meiner Meinung nach sehr mutig, dass die Evolutionstheorie nicht mit der Doktrin der Schöpfung unvereinbar ist. Mir ist natürlich nicht bekannt, was andere Religionen zu diesem konkreten Punkt meinen, ich respektiere sie alle und respektiere alle Kriterien; aber ich zitiere ein Beispiel, wie die Katholische Kirche jene Kenntnisse auslegt. Das sind neue Dinge, denn die Kirchen selbst haben hinzugelernt und haben versucht, ausgehend von der Suche nach dem Guten ihre Gesichtspunkte und Konzepte zu vervollkommnen.

Ich habe in religiösen Schulen gelernt, ich war kritisch und kann es immer noch sein, sogar in Bezug auf die Art und Weise, wie ich die Religion gelehrt bekam, in einem sehr dogmatischen Sinn. Die Menschen werden nicht alle gleich geboren. Jeder hat seinen Charakter, seine Verhaltensart und –weise. Ich spüre Ablehnung gegen jene Dinge, die man mir aufzwingen will, die man mich zu glauben zwingt, ohne dass man mich von dem überzeugt, was ich glauben soll. So reagiert jeder Mensch auf seine Art und Weise.

Aber ich sage, dass die Kirchen selbst Anstrengungen unternommen haben. Die Katholische Kirche hat die begangenen Verbrechen kritisiert, die mit Feuer und Schwert durchgeführte Eroberung dieser Hemisphäre, hat die Inquisition kritisiert, hat die Verurteilung von Galileo kritisiert, hat jene schrecklichen Tatsachen, wie die Scheiterhaufen, mit denen die Ketzer bestraft wurden, kritisiert. Den ersten Indigenen, der sich in diesem friedlichen Land erhob – und er war nicht einmal Kubaner, er kam aus Santo Domingo, wo es eine kämpferischere Bevölkerung gab; er hieß Hatuey – hat man dazu verurteilt, auf dem Scheiterhaufen zu sterben. Und dort ging ein Priester zu ihm, damit er sich taufen lasse, um in den Himmel zu kommen und aus der Geschichte ist überliefert, dass er fragte, – und ich meine, ob es nun wahr ist oder nicht, so ist es doch eine wunderbare Geschichte, die man uns allen schon ab der Grundschule vermittelte – ob die Spanier in den Himmel kämen und dass jener rebellische Indigene Folgendes sagte, als man ihm das bejahte: „Dann ziehe ich es vor zu sterben. Ich will nicht in jenen Himmel gelangen, wo die Spanier hinkommen.“

Seht, was für eine Lehre, wie jeder Mensch der Vergangenheit etwas hinterlässt. Jener Rebell, der mit jenen Worten starb, die wahr sein können oder nicht, aber zumindest hat er sie eingegeben. Seht, was für ein wunderbares Beispiel der Würde, des Heldentums.

Und ich habe darüber gesprochen, dass wir alle die Fehler, die wir begangen haben, überwinden und die von uns geschaffenen Werte vereinen müssen. So verstehe ich das, was man einen Dialog der Kulturen nennen könnte und mit dessen Geist ich hundert Prozent übereinstimme und der mich glücklich macht. Hoffentlich kann ich eines Tages komplett an so einem Dialog teilnehmen und nicht nur zur Schlussveranstaltung desselben und nicht nur durch eine Zusammenfassung erfahren, worüber diskutiert wurde.

Unser erlauchter Gast, den wir sehr zufrieden empfangen haben, wohl wissend, dass er nicht Schuld an seiner verspäteten Ankunft ist, wir könnten das einen Widerspruch von Gesichtspunkten nennen, einen Widerspruch der Zivilisationen, er sprach über die Zufriedenheit, mit der man dort in Griechenland den baldigen weiteren Dialog erwartet, an dem alle diejenigen teilnehmen können, die dies wünschen. Er brachte mir ein kürzliches Geschehnis ins Gedächtnis zurück. Ich als Sportliebhaber, der ich immer gewesen bin, war begierig, eine Olympiade mitzuerleben, zu denen ich nie gegangen bin, selbst als ich das gekonnt hätte; aber ich war der Meinung, dass ich das Recht  zur Teilnahme an einer Olympiade hätte, wenn ich das wolle, und dort in Griechenland hatten mich viele Leute eingeladen, sogar die von der griechischen Orthodoxen Kirche, die mir versprachen, mich in ein berühmtes Kloster zu führen. Und ich habe den Kopf noch voller Ideen und Erinnerungen über die mir von ihnen erzählten Dinge, die wunderbaren Dinge, die sie mir über die Geschichte jener Kirche erzählt haben und darüber, was sie getan haben, was sie geschaffen haben. Ich war sehr daran interessiert, weil mich der  Ökumenische Patriarch der griechischen Orthodoxen Kirche genau an dem Tag besucht hatte, an dem die Kirche jener Religion eingeweiht wurde, und schon vom Grundstein für die russische Orthodoxe Kirche gesprochen wurde, die sehr zur Zufriedenheit von uns allen ebenfalls eine Kathedrale hier haben wird. Genau so, wie es in unserer Stadt eine Moschee gibt, und auf die selbe Art und Weise, wie alle Kirchen vertreten sind; wir haben diese Ehre, es gibt uns Genugtuung und ehrt uns, dass sie hier vertreten sind. Ich glaube, dass unser Land hier ein Beispiel dafür gewesen ist, wie es nicht nur auf religiösem Gebiet Ökumenismus geben kann, sondern ebenfalls bei der Achtung der Gefühle der Anderen.

Ich könnte nicht ökumenisch gegenüber jenen handeln, die den Anderen ihr Recht zu denken und ihr Recht zu glauben verweigern, denn für uns, die wir so oft als Verletzer der Menschenrechte angeklagt werden, - und ich werde nur Folgendes sagen - ist das erste Menschenrecht das Recht zu denken, das Recht zu glauben, das Recht zu leben, das Recht zu wissen, das Recht, die Würde zu kennen, das Recht, so wie die anderen menschlichen Wesen behandelt zu werden, das Recht, unabhängig zu sein, das Recht auf Souveränität als Volk, das Recht auf die Menschenwürde.

Wenn wir von den Menschenrechten sprechen wollen, dann sind wir wirklich der Meinung, dass eine Olympiade organisiert werden müsste, dass wir, die  Angeklagten, uns mit allen jenen Schwindlern und Scheinheiligen versammeln  müssten, die es auf der Welt gibt, uns in einem Raum wie diesem hier versammeln müssten, um zu diskutieren, welches die Menschenrechte sind und welche davon wir verletzt haben und welche wir jahrzehntelang verteidigt haben, ohne ein einziges Mal unsere Prinzipien zu verletzen. Ihr, von denen viele Religiöse sind, könntet letzten Endes daran erinnern und Gott bewahre – ich bin kein Gläubiger im traditionellen Sinne des Wortes – von der Idee befreien, uns mit irgendeiner anderen geschichtlichen Individualität zu vergleichen. Ich bin nicht ich; ich spreche im Namen des Volkes von Kuba, ich vertrete tausende, hunderttausende, Millionen Menschen, die diese Insel bewohnen. Ich beabsichtige nicht, mich mit irgendwem zu vergleichen; aber diese Insel wurde mehr verleumdet, als die ersten Christen, wurde mehr verleumdet, als jene, die im römischen Zirkus von den Löwen verschlungen wurden, wurde mehr verleumdet, als jene, die in den Katakomben lebten, weil sie einen Glauben besaßen.

Es gibt religiöse Glaubensrichtungen und es gibt politische Glaubensrichtungen. Es gibt religiöse Überzeugungen und politische Überzeugungen im besten Sinne, in dem man jenes so abgenutzte, so herabgewürdigte Wort Politik verwenden kann. Es gibt politische Ideen. Ich fasse solche als politische Ideen auf, welche wirklich dem Leben eines Menschen, der Aufopferung eines Menschen, dem Blut eines Menschen, dem Tod eines Menschen oder vieler Menschen, eines gesamten Volkes, falls dies erforderlich wäre, um diese Werte zu verteidigen, würdig sind. Derjenigen würdig sind, die Werte  verteidigen und wissen, dass es ohne Werte kein Leben gibt.  Mehr noch, ohne Werte gibt es keine Zivilisation; mehr noch, ohne Werte kann diese Menschheit nicht überleben, denn wenn wir von Zivilisationen sprechen - und wir wissen, dass es viele gegeben hat, und nicht wenige davon verschwunden sind – könnten wir uns auch fragen, wie lange diese Zivilisationen dauern werden, wenn wir nicht die notwendigen Schritte unternehmen, wie ihr es hier zu tun versucht, um das Überleben schon nicht nur der Zivilisation, sondern der Gattung überhaupt abzusichern. Denn zum ersten Mal im Verlaufe der kurzen Geschichte, ist das Überleben der Menschheit in Gefahr. Ich würde dazu einladen, dass jemand darauf antwortet, ob irgendwann einmal das Überleben der Menschheit sich so in Gefahr befand, wie es heute der Fall ist.

Früher war es das römische Imperium, früher waren es die griechische Zivilisation, die griechisch-römische, zu anderen Zeiten die ägyptische, zu noch anderen Zeiten die persische, dann jene aus Mesopotamien, die schon genannt wurden. Das heißt, alle Zivilisationen haben in jener und dieser Hemisphäre gelebt, denn der Mensch hat überall die Zivilisation hingebracht. Es wurde bewiesen, dass derselbe Mensch auf dieser Seite des Atlantiks dieselbe geistige Entwicklung und dieselbe Intelligenz hatte, wie diejenigen, die dort in der Alten Welt geblieben sind. Und die Geophysiker, die die Erde untersucht haben, wissen, dass es früher nicht zwei Hemisphären gab, dass es vor 350 Millionen Jahren eine einzige Erdmasse gab. Diese Hemisphären sind auch Ergebnis der Geschichte der physikalischen und geologischen Gesetze, die kompakte Masse driftete voneinander weg, diese Hemisphäre trennte sich von jener Masse, die Antarktis trennte sich ab, Australien trennte sich ab, alle entfernten sich von dort. Es ist sogar bekannt, wie der Himalaja entstand, wie die Bewegungen der tektonischen Schichten Ursprung für das Eine und Andere waren, und vor 350 Millionen Jahren gab es keine Menschen, vor 300 Millionen auch nicht. Damals begann das Erdöl sich herauszubilden. Jenes Erdöl, das so wunderbar scheint und es sicherlich auch ist und welches dieser zivilisierte Mensch dabei ist, in weniger als 200 Jahren zu zerstören.

Ich würde gern wissen, wieviel Erdöl in 91 Jahren auf der Welt noch übrig sein wird, – wir sind im Jahr 2005 – denn 1896 wurden auf der Welt 6 Millionen Tonnen Erdöl pro Jahr verbraucht und in der Gegenwart 82 Millionen Barrel, das heißt, fast 12 Millionen Tonnen Erdöl täglich.

Vor 109 Jahren, ich wiederhole das, verbrauchte dieser Homo Sapiens, dessen Weisheit, liebe Freunde und Freundinnen, noch zu beweisen ist, vor 109 Jahren verbrauchte er 6 Millionen Tonnen pro Jahr und gegenwärtig verbraucht er jeden Tag knapp 12 Millionen Tonnen. Und der Verbrauch steigt jedes Jahr um 2 Millionen Barrel pro Tag und das ist nicht ausreichend und es ist jedes Jahr teurer.

Und ich erwähne hier nur ein einziges Problem, das der Energie, und man könnte sich fragen, wie lange diese bequeme Energie, von der unsere zivilisierten Nachbarn, – ich beziehe mich nicht auf das Volk – jene so zivilisierte Regierung – und verzeiht, dass ich eine Regierung genannt habe, ich will keine nennen, da ich niemanden verletzen möchte, nun gut, wie ihr es nennen möchtet – diese so zivilisierte und humanitäre Politik führt, die sich dem Kyoto-Protokoll widersetzt, einem einfachen und begrenzten Versuch, die Luftverunreinigung aufzuhalten. Das ist etwas, das es zurückzuweisen gilt.

Jenes Land verbraucht 25% der Weltenergie. Gerade jetzt haben wir schon eine Erdölkrise, sie ist vorhanden und wird weiter bestehen. Die letzte bedeutende war 1975, und es wird behauptet, dass das Erdöl in der Gegenwart teuer ist. Nein, teuer war es 1975.

Nicht das wir Erdölerzeuger wären; es kann schon sein, dass wir das sind, aber hiermit wollen wir keine Idee verteidigen. Ich sage das, was für die Welt besser ist. Denn wenn sie schon die Welt verunreinigen, dann muss man sagen, je teurer es ist, desto größere Hoffnungen kann man hegen, dass es noch einige Jahre mehr dauert, bis sie uns vergiften, bis sie das Klima verändern und dass es zumindest eine Hoffnung auf Regen gibt.

Gegenwärtig herrscht hier die größte Dürre, die es je in der Geschichte dieses Landes gegeben hat. Neulich hörte ich es donnern und meinte, in einem fremden Land zu sein; wie während meines ersten Russlandbesuches, als ich den Schnee sah; urplötzlich sah ich Schnee, den ich noch nie erlebt hatte. Und so versetzte mich das Donnern vor einigen Wochen in fast das gleiche Erstaunen;  dem Donner folgt normalerweise der Regen. So sah ich ein paar Tropfen, ein paar Wolken und wähnte ich mich im Ausland, denn in diesem Land regnet es seit Monaten nicht. Also, vor kurzem gab es ein paar Niederschläge, doch nicht im Landesosten. Dort herrscht einer schreckliche Trockenheit; für Hunderttausende Heime wird das Wasser auf Lkw´s antransportiert und für das Vieh – es sind Millionen Tiere – in Tankwagen. Zurzeit sind wir dabei, zahlreiche Aquädukte für Notfälle anzulegen. Die Rohre sind aus Kunststoff, aus PVC, um sie schnell herstellen und installieren zu können, damit sie der Wasserversorgung dienen gerade jetzt, da der Kraftstoffpreis erhöht ist. Ich sage nicht, dass der Kraftstoff teuer ist, doch erhöht ist sein Preis schon, und es steigt die Anzahl derer, die um diesen Kraftstoff konkurrieren.

Man stelle sich vor, wie viel Lkw´s Wasser transportieren. Und es ist so, wie ich sage: Warum muss das sein? Man muss es doch nicht auf den Nimmerleinstag (calendas griegas – griechische Kalenden) aufschieben – immer muss auf die Griechen zurückgegriffen werden – das Problem steht jetzt an. Eine Trockenperiode wie diese zwingt uns zu einem Adieu nicht nur der Waffen, wie es Hemingway in seinem Roman A farewell to arms schildert, denn noch können wir den Waffen nicht völlig Adieu sagen; es ist ein Adieu an die Idee, von der Zuckerindustrie bzw. dem Zuckerrohr zu leben. Das Zuckerrohr braucht Wasser. Wir hatten viele Stauanlagen im Land zur Wassergewinnung angelegt, doch diese sind nun leer mit einer einzigen Ausnahme einer Anlage in einer entfernten Gegend. Sie hat noch etwas Wasser und wir haben die Hoffnung noch nicht verloren. Wir hoffen, es regnet bald.

Ich sehe zum Beispiel die hohen Niederschläge in Venezuela. Venezuela ist das beste Beispiel; an einem Ort regnet es mehr als genug und anderenorts nur wenig. Das Klima ist Änderungen unterlegen. Es ist dies das Wenigste, was man dazu sagen kann. Es ist eine der Folgen der Umweltverschmutzung. Und daher sagte ich, der hohe Preis könnte beitragen, dass die Wahnsinnigen etwas normaler werden, dass sie nicht mehr die natürlichen Ressourcen verschwenden und die natürlichen Lebensbedingungen unseres Planeten zerstören, damit die Zivilisationen existieren und kommunizieren können, denn um sich zu verständigen muss man zu allererst leben können. Wir sollten jenen Philosophen nicht vergessen, der äußerte: „Ich denke, also bin ich.“ So könnte man ebenfalls sagen: Um zu denken, muss man existieren; um zu kommunizieren, muss man überleben und um tatsächlich zu überleben, muss man kämpfen.

Ich übertreibe nicht und bin der festen Überzeugung, dass ich nicht übertreibe, wenn ich sage, dass wir kämpfen müssen und zwar sehr hart, wenn wir wollen – ich sag´ es noch einmal – dass die Zivilisationen überleben und noch etwas mehr als diese, nämlich dass ihre Trägergattung mit all ihren Fehlern und Mängeln überlebt. Von diesem Blickwinkel aus habe ich über den Dialog nachgedacht, den ihr geführt habt, und über euer veranstaltetes Treffen sowie jenes, das im kommenden Jahr in Griechenland stattfinden wird, bei dem ich, sollte ich eingeladen werden, leider nicht anwesend sein werde, denn der Besuch der Olympiade wurde mir ungeachtet sämtlicher Einladungen verboten. Zwar hieß es nicht, meine Anwesenheit sei untersagt, obwohl ich auf dieser Welt vielen Verboten ausgesetzt bin: Es ist mir verboten zu leben und, mehr oder weniger überlebend, bin ich ständig im Ausweichen begriffen; ich muss überleben, denn immerfort gibt es Leute, die mein Überleben nicht wünschen und alles Erforderliche dagegen unternehmen. Jetzt lassen sie mir etwas mehr Ruhe, da ich bereits einige Jahre zähle und sie meinen, die Natur werde sich dem Problem annehmen. Doch ich weiß, wie ungeduldig sie sind. (Lachen) Diesbezüglich dürft ihr nicht unbekümmert sein, versteht ihr?

In einer Zeitung las ich: „Castro wurde nicht eingeladen.“ Das stimmt nicht, denn irgendwer, ein Verleumder, schrieb in einer Zeitung, Castro werde bei den Olympischen Spielen anwesend sein; dort traten unverzüglich die Sprecher der Regierung auf den Plan – doch weiß ich nicht, welcher Regierung, denn ich weiß nicht, welche Partei regiert, noch ist dies für mich von besonderem Interesse, man verzeihe mir die Respektlosigkeit, doch weiß ich nicht, ob es eine Links- oder eine Rechtspartei ist. Also gut, ihr werdet besser Bescheid wissen als ich, denn ich weiß nicht, ob es eine neue Regierung gibt, ob es Wahlen gab, ob es zu Veränderungen kam. Mir ist es auch gleich, denn, nun ja, ich würde es schon bedauern, wenn ich, würde ich zu einer dieser Konferenzen eingeladen, nicht teilnehmen könnte, obwohl man ja vielen Hindernissen aus dem Weg gehen muss, denn man wird von allen Seiten her gejagt. Für mich gibt es gewisse Hindernisse. Ich bin gezwungen, zwei Flugzeuge zu benutzen und wie ihr wisst, bin ich einer der „vermögendsten“ Männer der Welt. Jene US-amerikanische Zeitschrift hat bei mir noch Rechnungen zu begleichen, sie müssen noch bezahlen. Nur bin ich in diesen Tagen sehr mit anderen Dingen beschäftigt, doch sie werden ihre Antwort schon bekommen, denn seit einigen Jährchen tischen sie dieses Märchen auf, und ich werde mich gezwungen sehen zu reden. Da kann man nichts machen. Ich werde reden, doch habe ich es nicht sehr eilig. Ich habe Dinge zu erledigen, die viel wichtiger sind. Gleich morgen gibt es Wichtiges zu behandeln und will dabei keine Minute einbüßen.

Nun also, wie ich bereits sagte, solltet ihr wissen, dass ich einer der reichsten Männer der Welt bin. Dieser Palast hier, in dem ihr zusammenkommt, gehört mir; vergesst also nicht zu bezahlen. Ob ihr die Reisebüros bezahlen musstet, weiß ich nicht, doch sollt ihr wissen, dass dieser Palast mir gehört. Mir gehören sämtliche Forschungseinrichtungen, sämtliche Schulen und Krankenhäuser, die wir errichten, die Zehntausende von Ärzten und Hunderttausende der von der Revolution ausgebildeten Hochschulabsolventen. So gesehen bin ich Herr und Besitzer dieses Landes; sogar die wenigen noch übrig gebliebenen Fische, die an- und abfliegenden und das Land überfliegenden Vögel gehören mir; es heißt, sogar dieser Palast sei mein,  ein einziges Geschäft. Also, es ist zum Lachen, nicht wahr? Nur, wer zuletzt lacht, lacht am besten. (Applaus) Jenem Blättchen werde ich einen Schlag versetzen, eine derbe Antwort geben und sie werden es noch bereuen. Nein, jetzt will ich nichts weiter dazu sagen, denn ich will mich nicht ablenken. Doch ich warne sie. Da ich nun einmal das Vermögen erwähnte. So bin ich also einer der reichsten Männer der Welt und stehe an sechster Stelle, glaube ich. Ich weiß nicht, welchen Platz du einnimmst, doch wie es heißt, bist du ein Mensch, der als ehrenhafter Unternehmer großen Erfolg hatte. Nun, wie steht es mit Bill Gates? Es heißt, er sei einer der Reichsten, doch meine ich, dass ihm hie und da auf diese oder jene Art einige Rivalen entstehen; doch ich als Herr all dessen hier wäre nicht rechtmäßig; ich als Besitzer von Vermögen ist nicht rechtmäßig. Ich sage dies mit aller Würde, es ist nicht rechtmäßig; ich habe nicht das Recht reich zu sein.

Mein Vater besaß, als ich noch Kind war, etwas Geld und es hieß, ich sei reich, reich im Sinne eines Großgrundbesitzes und bei weitem nicht auf der Stufe eines Bill Gates. Doch ich habe nicht das Recht reich zu sein. Nun also, hier stehe ich und rede mit euch über diese Themen. Doch muss ich, wie gesagt, zwei Flugzeuge benutzen, denn wenn man unten bereits mit Pfeil und Bogen auf das meine wartet um es herunterzuholen, muss ich manövrieren um sie zu verwirren. Manchmal landet meine Maschine vor der anderen. Mitunter sagte ich beim Start: „Löscht sämtliche Lichter“, denn ich kann mir vorstellen, wie ein Mann mit Pfeil und Bogen aussieht. Wenn ihr mich also nach dorthin einladet, müsst ihr wissen, dass dies auf Kosten meines Lebens geht, das ich jetzt mehr denn je schätze. Und wisst ihr, warum? Weil ich in der kurzen Zeit, die mir noch verbleibt, mit all meiner Kraft und der in vielen Jahren angesammelten Erfahrung das tun will, was wir jetzt hier tun. Doch ich verlange nicht zu viel, mir reichen zwei oder drei (Jahre). Aus den nahezu fünfzig Jahren Tätigkeit in diesem Amt werden wir allen Nutzen ziehen. (Applaus)

Ja, ich will nicht. Ich will nicht sagen, dass ich zitterte, müsste ich morgen sterben. Nein, nein, nein, ich fühle mich wohl. Ich habe eine ungeheure Fähigkeit der Resignation und Geduld; doch spüre ich auch einen starken Enthusiasmus in Bezug auf all das, was wir im Augenblick tun. Und darüber sowie zu einigen anderen euch interessierende Themen können wir, wenn ihr wollt und Geduld habt, und vor 8.00 Uhr treffen. Ich will hier nicht über Dinge reden, die mich interessieren. Ich habe versucht herauszufinden, was euch interessieren könnte; ich habe versucht, einige eurer Ideen aufzugreifen. Doch meine ich, ihr habt hier Fragen gestellt und Dinge diskutiert, die von diesen Punkten abweichen. Ich habe etwas über die Zivilisationen philosophiert und bin nun bei dem Punkt angelangt, über den ich zu euch spreche.

Mir scheint, das Bedeutsamste, das ich hier ausdrücken kann, ist meine Überzeugung, dass unsere Gattung Mensch in Gefahr, in realer Gefahr ist.  Wo ihr eine so lange Reise hinter euch und die Supergeduld aufgebracht habt, auf ein paar Worte von mir zu warten, so kann ich als das Wichtigste nur sagen, dass ich dieses Gefühl teile und der Überzeugung bin, dass es nicht auf Fantasien beruht, sondern auf Tatsachen, auf Berechnungen, auf Mathematik, dass die Menschheit gefährdet ist, dass nicht nur der Frieden sondern die Gattung Mensch gerettet werden muss und ich glaube, sie kann gerettet werden. Wäre ich ein Pessimist und meinte, für das Problem gäbe es keine Lösung, so würde ich nicht darüber sprechen. Doch glaube ich, dass es eine Lösung gibt, und ich bin es gewohnt, schwierigen Problemen die Stirn zu bieten. Es ist nicht etwa jemand, der sich Dinge erdacht hat. Ich glaube, es gibt eine Lösung und das ist das Wichtigste. Doch kann ich noch einige andere Themen ansprechen.

Was ich letztendlich sagen wollte ist, dass man ihn nicht reisen ließ, denn er reiste nach Kuba. Er wurde dort angehalten und brachte seinen guten Willen zum Ausdruck. Ich nutze die Gelegenheit und ziehe Schlussfolgerungen und rechne an. Nein, zu den Olympiaden wollte ich nicht gehen. Nicht einmal die Moskauer Olympiade habe ich besucht. In Barcelona war ich anwesend, denn es fand ein internationaler Kongress statt, und man brachte uns zur Eröffnungsveranstaltung der Olympiade nach Barcelona. Worüber ich jedoch Bescheid weiß, ist die Anzahl der von den kubanischen Sportlern gewonnenen Medaillen und im Sport hat Kuba die meisten Goldmedaillen pro Kopf, die meisten olympischen Medaillen aller Art. Es ist selbstverständlich kein Chauvinismus, der mich das sagen lässt, obwohl wir mitunter Sportchauvinisten sind; ich selber nicht einmal im Sport. Freilich ist es für mich eine Emotion, wenn es die eigene Mannschaft ist; das ist logisch. Doch bin ich auch stets in der Lage, die Verdienste und die Fähigkeit des Gegners anzuerkennen, der bei einer Sportveranstaltung im ehrlichen Kampf gegen uns gewinnt. Nicht so im Boxen; hier hat man und Goldmedaillen en gros gestohlen, denn im Boxen  hat die Mafia die Oberhand gehabt. Es gibt Sportarten, die nicht vom olympischen Geist sondern von der Mafia beherrscht werden.

Ich kann euch also sagen, dass ich die Olympiaden schätze, auch wenn sie nur für reiche Länder sind; es müssen die Vereinigten Staaten, Japan, Australien oder andere Austragungsstätten mit einem hohen Entwicklungsniveau sein. Dass Griechenland die Durchführungsrechte erhielt, war ein Wunder; es bekam sie, weil sie vor mehr als 2000 Jahren die Erfinder der Olympiaden waren. Jener Mann, der mit dem Ergebnis, dem Ausgang der Schlacht gelaufen kam … Welcher der vielen Kriege war jener? Eine der vielen Schlachten, der Tausenden Schlachten, die es gegeben hat, wo sich doch der Mensch fast nur dem Bekriegen widmete. (Irgendwer sagt ihm: „Die Schlacht von Marathon.“) So hieß sie.

Auf der anderen Seite, an den Thermopylen erzählte ein Bauer dem Mann von den zwei Millionen Soldaten. Das mit den zwei Millionen ist nichts Reales. Als ich als Grundschüler diese Geschichte las, meinte ich, sie sei wahr, es seien so viele Truppen dort vorbeigezogen. Anlässlich einer internationalen Veranstaltung in der Türkei überquerte ich den Bosporus, wo die Schiffe gelegen haben sollten, weil das Zwei-Millionen-Heer des Xerxes vorüber zog, erwartet an den Thermopylen von den Spartanern mit nur 300 Soldaten. Fragt einmal den Generalstab der Vereinigten Staaten, wie zwei Millionen Mann versorgt werden können. Man braucht dazu eine ganze Handelsflotte, das gesamte Flugwesen, um zwei Millionen Mann zu versorgen. Und man braucht noch viel mehr, wenn die Versorgung Coca Cola, Speiseeis, Erfrischungsgetränke und erstklassige Verpflegung beinhaltet. Wie jene persischen Soldaten verpflegt wurden, weiß ich nicht.

Doch es gab noch eine andere Schlacht der vielen, die die Griechen schlugen, und es kam damals zu jenem Marathonwettkampf. Und da ihr die Begründer der Olympiaden wart, und mit Unterstützung aller, auch der unsrigen, denn wir verteidigten das Recht der Griechen auf ihre Olympiade; wobei Griechenland das einzige Land ist, das mit einer Olympiade nicht zum Multimillionär wurde, denn ihm fiel vor 2000 Jahren das Los zu, die gute Nachricht einer gewonnenen Schlacht gegen eins der Imperien jener Zeit zu erhalten. Wie schade! Denn in Girón hätten auch wir einen Läufer entsenden können, in aller Schnelle die Nachricht nach Oriente zu bringen, dass die Söldnertruppen in weniger als 72 Stunden niedergeschlagen wurden; also ebenfalls eine kleine von der Revolution gewonnene Schlacht gegen Söldnertruppen, gedeckt von einem Flottengeschwader der Vereinigten Staaten. Es ist immerhin ein kleines Verdienst, doch bislang war es uns nicht eingefallen. Denn es gab Telefone, Radio und anderes, und niemand brauchte zu laufen, denn auch hier ging es gegen ein Imperium, ebenso mächtig wie jenes. Es kam zu einer kleinen Schlacht, der Schlacht von Girón, Marathon/Girón. In einem Land mit so vielen Poeten wie hier hätte man sogar einen Vers mit mehr oder weniger Reim darauf machen können.

Nun gut, so bekamen sie also die Olympiade. Zurzeit streitet man sich bereits um die großen Investitionen. Man muss Multimillionär sein. Die Chinesen bekamen eine Olympiade, nachdem sie sehr hart darum gekämpft hatten, und danach wurden sie zur nahezu bedeutendsten Antriebskraft der Weltwirtschaft. Sie bekamen die Olympischen Spiele 2008. Ich weiß nicht, wer die Chinesen an Organisation eines Spektakels, wie es die Olympiade ist, schlagen könnte.

Entschuldigt meine schlechte Gewohnheit, stets zu sagen, was ich denke, jene Dinge, die für mich Wahrheiten sind.

Also, ich habe mich weit gefasst im Thema, um euch meine Einschätzung zu geben; die Bedeutung, die ich diesem Treffen beimesse, d.h. im Klartext, euch aufzurufen, weiterhin zu kämpfen wie bisher.

Hier wurden sehr bedeutsame Themen angesprochen: regionale Themen, internationale Themen, Themen im Zusammenhang mit dem Frieden. Ich hoffe, die Beiträge werden in Form einer Schrift veröffentlicht und verbreitet, damit sie nicht nur einer reduzierten Anzahl von Personen zugängig sind. Die Diskussionen scheinen mir sehr wertvoll, sehr frei. Es hat ein jeder ohne Scheu seine Meinung in dem einen oder anderen Sinne vorgebracht; ein jeder hat seine Wahrheiten gesagt; und ich glaube, es lohnt sich. Auch kann ich euch unsere volle Unterstützung anbieten, eine unseren Möglichkeiten entsprechende umfassende Zusammenarbeit.

Es ist wie eine Einschätzung, wobei das Gefühl noch nicht zu Wort gekommen ist. Das Gefühl kam hier zu Worte mit Retamar, der neben anderen Dingen die Freude der Kubaner über die Anwesenheit so vieler Vertreter Russlands auf diesem Treffen erwähnte.

Ich erinnerte mich der 30 Jahre lang gemeinsam gelebten Jahre. Für uns war die russische Zusammenarbeit äußerst wertvoll; damals war es die sowjetische Zusammenarbeit, denn der Staat war der sowjetische, heute ist es der russische Staat. Und de facto hat ja der russische Staat sämtliche grundsätzlichen Verantwortlichkeiten und Befugnisse des sowjetischen Staates geerbt, seinen Platz in den Vereinten Nationen, seine Vorrechte als mächtiges Land, das sie heute zu verteidigen haben, denn sie laufen zweifelsohne Gefahr, einer egoistischen imperialistischen Politik begegnen zu müssen, einer verantwortungslosen kriegerischen Politik. Wir alle laufen Gefahr in dieser Richtung, nicht nur die Kubaner, auch die Koreaner, die Russen, die Chinesen und die übrige Welt. Es darf keiner denken, für die Europäer bestünden keine Gefahren, zumal wenn der wirtschaftliche und kommerzielle Wettbewerb, die Konkurrenz im Kampf um die Sicherstellung der Rohstoffe, der Energie und natürlichen Ressourcen zwischen jenen, die alles haben wollen, von Mal zu Mal härter wird. Ich spreche nicht vom US-amerikanischen Volk, für das wir eine ehrliche Bewunderung empfinden, wobei diese keine nur diplomatische Äußerung sein soll.

Nie haben wir Hass geschürt; nie haben wir auch nur irgendeine Art von Chauvinismus oder Fanatismus bzw. Fundamentalismus gefördert. Jene dort sind die Fundamentalisten des Krieges und der Gewalt.

Als ich hier von jenem ersten Juni sprach, an dem sie die Sowjetunion mit einem Überraschungs- und Präventivschlag angriffen, vermeinte ich, diese Worte erst neulich in einer Militärakademie der Vereinigten Staaten vernommen zu haben, als nämlich der führende Mann jenes anderen mächtigen Landes den Offizieren sagte, sie haben sich bereit zu halten, um im Überraschungs- und Präventivschlag einen jeglichen dunklen Winkel der Welt zu überfallen, und gleich darauf sprach er von bis zu 60 und mehr Ländern; und wir, die wir ihn hörten, wissen, dass wir gemäß seiner Denkart, dem Fundamentalismus, der Technologie, der Anschauung und der Unkenntnis – ja, das Wort Unkenntnis muss genannt werden – einer der dunkelsten Winkel der Erde sind. Unkenntnis bedeutet, absolut nichts zu wissen von dem, was in der Welt vorgeht, von den Problemen der Welt, ihren Realitäten. Ich wiederhole, die Unkenntnis, die ich meine, ist das absolute Nichtwissen. Und schlimm steht es um die Welt, wenn die mächtigste Supermacht, die es je gegeben hat und die in der Lage ist, zehn- oder zwanzigmal unseren Planeten zu zerstören, von Personen gelenkt wird, die von nichts eine Ahnung haben. Das könnte zu einem verfrühten Herztod führen, wenn unser Herz nicht so stark, unser Bewusstsein nicht so gefestigt wäre.

Ich hatte gesagt, dass die Menschheit gerettet werden muss; und dabei bin ich der Meinung, dass allein das Bewusstsein die Waffe ist, mit der die Menschheit gerettet werden kann.

Ich spreche einen Gedanken aus, dem ich treu bin. Ich sprach vom Menschen, von der langen und ebenso kurzen Geschichte unserer Gattung, die noch vor 200 Jahren eine Milliarde zählte, die mehrere Zehntausend Jahre für diese eine Milliarde gebraucht hatte und die 130 Jahre später bereits zwei Milliarden betrug, in nur 30 Jahren auf drei Milliarden anstieg und in nur zehn Jahren von fünf auf sechs Milliarden wuchs. Das dürfen wir nicht vergessen. Augenblicklich übersteigt die Anzahl der Weltbevölkerung           6,5 Milliarden. Wer die auf der Welt herrschende Armut kennt, die Rückständigkeit, die Krankheiten, den Mangel an Wohnraum, an Hygiene, an Gesundheitsfürsorge in Ländern – so in Afrika – in denen die Lebenserwartung nur 36 Jahre beträgt und nach weiteren zehn Jahren könnten es nur 30 sein, ist bestürzt. Ich spreche von dieser Menschheit, die vor nie dagewesenen Problemen steht.

Ich sprach über Kriege. Wie schon vor vielen anderen Freunden, sage ich es auch hier. Unsere Gattung hat sich von niederen zu höheren Formen entwickelt; sie hat den Menschen geschaffen und der Mensch ist in der Tat ein Wunder, das würdig ist, zu überleben.

Ich habe großes Vertrauen in den Menschen, in die Fähigkeiten des Menschen.

Warum ist für uns bis heute die Bildung und Erziehung von so grundsätzlicher Bedeutung? Weil der Mensch bei seiner Geburt voller Instinkte ist. Die Bildung und Erziehung ist der Prozess, bei dem diesem voller Instinkte geborenen Wesen Werte vermittelt werden. Erzieht man ihn nicht, lässt man ihn allein in einem Brutkasten, einer Maschine, die ihn versorgt und ernährt, wird man am Ende sehen, was an Bildung und Erziehung vorhanden ist, ob er dem entkommen kann, was die Imagination der US-amerikanischen Filmschaffenden kreierte: dem Tarzan, dem Affenmenschen, jener Gestalt aus den Filmen unserer Kinderjahre, von dem man nicht weiß, wie er irgendwo in Afrika zur Welt kam. Das war unsere Bildung, mit Tarzan, dem Menschen mit Intellekt, umgeben von Stämmen, die ihr Kochgeschirr bereit hielten, um sich gegenseitig aufzufressen.

Ja, das war die Ideologie, die man uns als Kinder und Heranwachsende einbleute, wonach die Afrikaner Kannibalen seien, die sich gegenseitig verzehrten. Ja, Filme dieser Art sahen wir zur Genüge. Wir alle müssten Rassisten und Superreaktionäre sein, denn jene waren die Filme, die wir sahen, versteht ihr?

Ja, uns wurden letale Dosen an Barbarei, letale Dosen an Unbildung, letale Dosen an Lügen verabreicht; jedoch hat all das die Ideen in unserem Land nicht vernichten können.

Doch wie schon gesagt: Bildung und Erziehung ist das Vermitteln von positiven Werten, die der Mensch geschaffen hat. Es sind jene Werte, von denen ich sagte, dass wir damit zusammenrücken müssen. So wurde für uns also die Kreation und das Summieren von Werten zu einem Hauptanliegen.

Was wird nun die Oberhand behalten, die Lüge oder der Aussaat von Werten? Wird der Mensch in der Lage sein zu bewirken, dass sich die Werte, die echten Werte oder die Lügen behaupten. Müssen wir etwa Herren der großen Fernsehanstalten sein? Ist das etwa unerlässlich? Nein, lasst uns Herren des Wissens sein, auch wenn wir nur eine Minderheit darstellten; lasst uns Herren der Information sein; setzen wir uns doch durch eben diese technischen Mittel miteinander in Verbindung, denn den Lügenanstalten gegenüber gibt es jene Ketten, die aus den PC´s bestehen können, mit denen man mit jemandem in Australien, den Vereinigten Staaten oder sonst wo auf der Welt kommunizieren und Ideen austauschen kann.

So meine ich, dass der Mensch auch die Technologie geschaffen hat, mit der erreicht werden kann, dass sich die Wahrheiten durchsetzen.

Wir zum Beispiel haben das Fernsehen benutzt. In unserem Land gab es bis noch vor kurzem zwei Sender; jetzt haben wir bereits vier, und 62 % der Sendezeit in Kuba ist Bildungszwecken gewidmet, d.h. es sind Bildungs-, Erziehungs- und Informationssendungen und dienen auch zur Verbreitung einer gesunden Kultur. Es können Unterhaltungsprogramme sein, doch versuchen wir stets, die Kultur zur Aussaat von Werten zu benutzen. So ist es uns ein Anliegen, dass ein guter Film, wo auch immer auf der Welt er produziert wurde, bekannt wird, dass seine Werte und seine Autoren bekannt werden.

Über das Fernsehen alphabetisieren wir bereits nicht mehr, es ist nicht mehr nötig. Über das Fernsehen lehren wir höheres Wissen, Hochschulkenntnisse, Fremdsprachen; dazu benutzen wir diese Medien. Rundfunk und Fernsehen könnten, gut eingesetzt, dem Analphabetentum weltweit ein Ende setzen.

Warum gibt es immer noch 800 Millionen Analphabeten und Milliarden Halbanalphabeten. Wo es doch Rundfunk und Fernsehen gibt, warum dann diese Milliarden Analphabeten und Halbanalphabeten? Diese Frage sollten wir uns stellen. Die Mittel zur Beseitigung des Analphabetentums in einigen wenigen Jahren sind vorhanden.

Es ist nicht nötig, dass die UNESCO ein halbes Jahrhundert lang von der Beseitigung des Analphabetentums redet. Wozu auch? Wo dieses doch nachgewiesenermaßen sogar per Rundfunk beseitigt werden kann.

 

Kuba hatte in Haiti ein Programm der Alphabetisierung per Radio, das nach der letzten Invasion zum Erlahmen kam. Dafür sind derzeit etwa 500 kubanische Ärzte in jenem Land im Einsatz, in das alle Welt einzufallen, jedoch keinen Arzt zu entsenden weiß. Nie hat Kuba auch nur einen Soldaten nach Haiti geschickt, doch sind seit Jahren Hunderte Ärzte dort. Außerdem gibt es bereits Hunderte junge haitianische Ärzte, die in Kuba ausgebildet wurden und mit unseren Ärzten zusammenarbeiten.

 

Vor der letzten von mir genannten Invasion durch UN-Truppen, angekurbelt durch die Vereinigten Staaten, waren es bereits Hunderttausende Haitianer, die ihre Muttersprache über Rundfunk erlernten. Jetzt wurde dieses Programm abgesetzt, doch die Ärzte, den Gefahren trotzend, sind weiterhin dort. Über Rundfunk lernen sie Kreol, die dortige Sprache.

 

Hier bei uns haben mehr als eine Million Kubaner über das Fernsehen Englisch gelernt. Auch für die Sprachen Französisch, Portugiesisch und andere gab es Kurse. Wir haben diese und noch andere Programme im Fernsehen und nutzen diese Medien erschöpfend.

 

Doch geht es nicht nur um das schulische Alphabetisieren, auch das politische Alphabetisieren muss vervollkommnet und umgesetzt werden.

 

Ihr redet vom Dialog der Zivilisationen. Wie wollt ihr erreichen, dass man euch versteht? Ich frage mich, ob die Analphabeten eure Botschaft begreifen; und wo auf der Welt werden euch die Millionen Analphabeten verstehen, die es in der Dritten Welt gibt, dazu die Millionen Analphabeten und Halbanalphabeten der Industrieländer. In den Vereinigten Staaten gibt es beispielsweise eine große Anzahl von Analphabeten und eine große Anzahl von funktionellen Analphabeten. Das ist eine Realität, Industrieländer mit funktionellem, ja sogar totalem Analphabetentum, und in den Vereinigten Staaten liegt dieses höher als in Europa.

 

Wie sollen also eurer Meinung nach die schulischen und politischen Analphabeten die Botschaft verstehen? Meint ihr etwa, dass diese Leute, die täglich die Geschichten von den Massenmedien vorgesetzt bekommen, die Botschaft verstehen werden? Doch es muss erreicht werden, dass sie ankommt.

 

Doch wird die Botschaft nicht schlechtweg ankommen, weil ihr sie ausarbeitet und übermittelt. Hier nun komme ich auf die Krisen zurück. Die Krisen werden bewirken, dass die Botschaft übermittelt und verstanden wird.

 

Niemand meine, dieses Brodeln in Lateinamerika, wovon hier einige Lateinamerikaner sprachen; der Botschafter Venezuelas sprach davon, Villegas sprach davon – ich sehe ihn nicht, doch weit weg ist er nicht.

 

Vladimir Villegas: Hier bin ich

 

Comandante: Weil du nämlich im Fernsehen anders aussiehst als hier.

 

Vladimir Villegas: Jünger

 

Comandante: Das denkst du dir, jung bin ich. (Lachen). Auch ich denke, jünger zu sein, doch du bist es in der Tat und ich beglückwünsche dich dazu. Du hast noch viel Zeit vor dir. Ich kann dich nur bitten, nutze sie gut.

 

Doch glaubt nicht, zu diesem Brodeln sei es zufällig gekommen. Es ist das Kind der Krise in dem Land der meisten Ressourcen Lateinamerikas, in dem Land der möglicherweise weltweit größten Kraftstoffreserven; dem Land, aus dem 300 Milliarden Dollar abflossen, deren Wert das 10- bis 15fache des heutigen betrug. Stellt man die Berechnungen ab 1959 an, als jene heuchlerische als demokratisch und progressistisch maskierte Oligarchie die Regierung antrat, so sind bis zum Zeitpunkt 40 Jahre vergangen und das abgeflossene Kapital entspricht einer realen Kaufkraft von mehr als zwei Billionen Dollar. Das ist der aus nur einem Land gezogene Wert. Summiert, wenn ihr wollt mit Fantasie, denn das ist die einzige Form, wie summiert werden kann. Nicht einmal die Computer könnten präzise Zahlenangaben liefern, denn der Nullen sind es so viele, dass der Einzelne sie wegzulassen pflegt, wenn er im Kopf multipliziert.

 

Wieviel Geld werden sie wohl aus Brasilien gezogen haben? Wieviel wird es aus Mexiko gewesen sein? Wieviel aus Argentinien? Aus Kolumbien, aus Peru, aus allen anderen lateinamerikanischen Ländern? Man muss es berechnen. Mitarbeiter unserer Zentralbank stellen Berechnungen an und versuchen, das Geheimnis zu lüften. Sie recherchieren peinlichst genau in den überaus großen Zahlen in Billionenhöhe, um zu sehen, in welchem Umfang die Abwertung des Sucre in Ecuador oder des mexikanischen Peso in dieser oder jener Zeit oder des Bolivar zu anderen Zeitpunkten verlief, wobei auch bekannt ist, dass den Venezolanern die Hinterlassenschaft eines abgewerteten Bolivar und der abgewerteten brasilianischen Währung zuteil wurde, was soweit ging, dass ein Dollar einem Gegenwert von 1 plus mehr als fünf Nullen rechterseits entsprach.

 

Es ist unglaublich, und die Dritte Welt kennt dieses Phänomen. Es ist der simpelste Mechanismus, mit dem sie das Geld abfließen lassen, denn die Währung keines einzigen Landes der Dritten Welt ist in Sicherheit.

 

So sind sie auch mit Russland verfahren. Das Geld, ob ehrlich oder unredlich erworben, ziehen sie aus dem Land, denn es ist schon nicht mehr das Gold, das als Schatz vergraben wird. Es sind Scheine, und dieses Papiergeld erfährt Tag für Tag seine Abwertung. Und wenn man es absichern will, dann wechselt man es gegen Devisen ein. Das wird es gewesen sein, was ich getan habe, um mein berühmtes persönliches Vermögen zu bewahren, das mir lächerlicherweise nachgeredet wird. Ja, ein Einwechseln gegen konvertierbare Devisen und Deponieren bei einer Bank. Doch nein, ich weiß recht wohl, wo das meinige aufbewahrt ist. Ich habe es auf den Mars geschickt, es liegt auf dem Mars. Dort kann es der CIA finden, wenn er will. Ich werde euch ein Geheimnis verraten, und zwar kann ich mich nicht mehr genau erinnern, wo ich es eigentlich hingelegt habe oder ob ich es zwischen Mars und Mond aufgeteilt habe, damit es dort sicher liegt und ich dann in meiner vierten, fünften oder zehnten Reinkarnation ein kleines Flugzeug mieten und es holen kann.

 

So, wir sprachen über Währung und über Geld. Also, sie lassen das ehrlich verdiente und das unredlich erworbene Geld abfließen; und sie sind dazu gezwungen, denn es gibt eine Weltwirtschaftsordnung, deren Gendarm eine Institution namens Internationaler Währungsfonds ist. Dieser zwingt die Staaten, ihre Reserven auf ausländischen Banken zu deponieren, wenn jemand mit den Scheinen kommt und sagt: „Ich nehme die Reserven mit“. Wir dem nicht Folge geleistet, dann wird dasjenige Land bestraft und erhält keinen Cent. Das waren ihre Methoden, als sie noch supermächtig waren. Glücklicherweise sind sie von Mal zu Mal weniger mächtig. Sichtbar wird die zunehmende Schwäche des Systems in Bezug auf das Vermeiden von Rezessionen sowie die zunehmende Schwäche der das System stützenden Finanzmechanismen. Diese Ordnung kann sich nur auf einem Sockel mit Kernwaffen, ferngesteuerten Raketen, unsichtbaren Bombenwerfern halten; mit Waffen, die aus 5000 Kilometer Entfernung attackieren und auf ein Baseballfeld oder vielleicht sogar auf die dritte Base dieses Spielfeldes fallen können. All das ist es, was diese Ordnung, dieses Ausplündern, dieses Bestreben aufrechterhält, sich allen Reichtums unseres Planeten zu bemächtigen, wo auch immer dieser sich befinden mag, und das nicht nur durch ein gewaltsames Entreißen aus der Umwelt wie in Alaska, wo der Tag kommen kann, an dem kein Eis mehr da sein wird; wie auch der Tag kommen kann, da es in der Antarktis kein Eis mehr geben wird, die Millionen Quadratkilometer Eis schmelzen und viele Inseln vom Wasser überflutet werden. Vielleicht wird man voraussehend für die Zeit der  Eisschmelze unweit von hier eine Landebrücke errichten müssen. Doch wer dort gewesen ist weiß, dass die Schmelze sehr schnell vor sich geht. Es ist bekannt; es ist eine Tatsache. Ebenso verhält es sich mit der Polarkappe über Grönland; das ist keine Fantasterei, keine Unwahrheit.

 

Und so wird die Natur ihres Gleichgewichts beraubt und die Nationen ihrer natürlichen Ressourcen, an erster Stelle der Energieressourcen. Und aufrechterhalten werden kann diese Ordnung einzig und allein mit Hilfe der Waffen. Doch deren Zweckdienlichkeit wird von Mal zu Mal mehr eingeschränkt angesichts des Erstarkens des Bewusstseins und dank dieser außergewöhnlichen Eigenschaft des Menschen, denken und nachdenken sowie sich an die konkreten Bedingungen jeder spezifischen Epoche der Geschichte anpassen zu können.

 

Was habt also ihr Russen getan, als die Nazis in das Land einfielen und ihre Panzerkolonnen in das Landesinnere vordrangen. Also die Russen haben nicht aufgegeben; sie haben gekämpft und versucht, sich zu ihrer Armee durchzuschlagen oder sie haben in den Wäldern gekämpft. Also ich sage es noch einmal: Es gab „kein Ergeben“. Sie haben sich angepasst, zogen nach Sibirien und nahmen die Drehbänke mit. Ich weiß von Waffenfabriken in Sibirien, die kein Dach hatten und trotzdem bei Schneefall die Waffenproduktion aufnahmen, als die Industriegebiete des Landes besetzt und zerstört waren.

 

Ihr musstet euch zurückziehen. Es war notwendig, und sie zogen sich zurück, bis man einen Wendepunkt gefunden hatte. Und alle Welt weiß, was danach kam. Ich habe viel über diese historischen Ereignisse nachgedacht. Wir waren wohl in Gefahr, doch nie hat man uns mit unvorhergesehenen Angriffen überraschen können. Wir sind immer vorbereitet, zu Lande und darunter.

 

Und ich kann euch versichern, dass dieses Land von keinem besetzt werden kann. Hoffentlich kommt es nie dazu, dieses beweisen zu müssen, denn wir wissen, was auf dem Spiel steht. Doch ich sage euch, diese Stadt ist unmöglich zu besetzen. Es ist eine Stadt von Hunderttausenden Kämpfern, die sie zu verteidigen wissen. Unter ihnen gibt es keinen Analphabeten. Der Unkundigste hat hier den Abschluss der 9. Klasse. Jeder versteht, einen Mörser, eine Kanone oder ähnliche Waffe zu bedienen.

 

Ich frage mich nach den irakischen Soldaten, die in Fallujah durchhielten und tagelang den Panzern und supermodernen Waffen der Invasoren standhielten. Welche Bildungsstufe hatten sie wohl erreicht? Ich weiß nur, dass sie wochenlang dort gekämpft haben und danach besetzte die US-Armee wie es aussieht Orte, an denen sie weder bleiben noch sich entfernen konnten. Sie konnten nicht bleiben, denn man brauchte sie andernorts, und sie konnten sich nicht entfernen, denn der Gegner kehrte zurück.

 

Und in der Tat ist es so; der Mensch passt sich an, der Mensch kann durchhalten. Nie hatten die Imperialisten gegen eine Nation vorzugehen unter Bedingungen, wie sie sie heute in einem Zusammenstoß mit Kuba vorfänden. Auch Waffen haben wir genügend und werden uns weiterhin bewaffnen. Es gibt so viele, dass ich fast meine, in den letzten Jahren sei die Insel einen halben Inch gesunken angesichts der Anzahl Panzer, Kanonen und anderen in unsere Heimat gelangten Waffen.

 

Der Aggressor weiß, dass ihn hier ein Volk erwartet, das bereit ist zu kämpfen und die Heimat zu verteidigen. Das ist etwas viel Mächtigeres als eine Kernwaffe, als 1000 C-Waffen. Wozu Kernwaffen? Uns als kleines Land ist diese Dummheit nie in den Kopf gekommen. Es würde bedeuten, uns zugrunde zu richten, um über eine Waffe zu verfügen, die lediglich dem Selbstmord dienen würde, denn wie sollte sie transportiert werden? Das Spielchen, das dem Imperialismus dienlich ist, werden wir nicht mitspielen.

 

Da ihr interessiert seid, einiges über Kuba zu erfahren, informiere ich euch nun.

 

Zu unserer Verteidigung brauchen wir jene Massenvernichtungswaffen nicht. Was wir modernisiert haben, sind die Taktiken, die Rolle des Menschen, des einzelnen Kämpfers und der Kämpfer in Zusammenwirkung; welche Form, welche Taktiken und Waffen sind es, die das Mächtigste, das ein Gegner haben kann, unwirksam machen.

 

Ich kann euch nur sagen, dass unser Land das erzielt hat, was man als militärische Unverletzlichkeit bezeichnen könnte und im Augenblick  hat es sich, neben seiner Stärkung, die wirtschaftliche Unverletzlichkeit zur Aufgabe gemacht; zwei Begriffe. Das Erreichen der militärischen Unverletzlichkeit war einfacher als es die wirtschaftliche Unverletzlichkeit ist.

 

Die Menschheit kann gerettet werden, denn das Imperium steckt in einer tiefen Krise. Ohne Krise gibt es keine Veränderungen. Ohne Krise kommt es nicht zur Bewusstseinsbildung. Ein Krisentag bringt mehr Bewusstsein hervor als zehn Jahr ohne Krise.

 

Nehmt einmal Venezuela her; jenes Land, aus dem sie, wie ich sagte, Milliarden Dollar gesaugt haben, aus diesem so reichen Land. Es ist dasjenige, wo der Unterschied zwischen Arm und Reich größer ist. 17 Millionen seiner Bürger leben in Armenvierteln, in marginalen Vierteln. Wenn man das nicht weiß, kann man sich den revolutionären bolivarianischen Prozess nicht erklären. Weder der Botschafter noch der Journalist werden ihn gut erklären können und sicher erklären sie gut, es ist die angehäufte Ungerechtigkeit. Ohne diese ist der Sieg der Linken in Brasilien, der Sieg Lulas, unerklärlich. Ich weiß, dass ihr darüber gesprochen habt. Es gab Vorträge und Meinungen. Hier hat es andere Treffen gegeben, auf denen ebenfalls diskutiert wurde. Wir haben unsere Meinung zum Ausdruck gebracht, Präsident Chávez die seine, und wir sind im Hinblick auf den brasilianischen Prozess keine Pessimisten.

 

Heute sprach ein europäischer Regierungschef, der Chef der Regierung Spaniens, vor der Venezolanischen Nationalversammlung, denn gestern trafen sich in Guyana der Präsident Venezuelas, Hugo Chávez, der Präsident Brasiliens, Lula Da Silva, der Präsident Kolumbiens und der spanische Regierungschef.

 

Die Anwesenheit des Präsidenten Kolumbiens war sehr gut, denn es gibt sie, die den Krieg zwischen Kolumbien und Venezuela schüren wollen und viele sind wir uns mehr als bewusst, dass ein Krieg das letzte ist, was diese Erdhälfte gebrauchen kann, das letzte, was die beiden Völker dieser beiden Länder gebrauchen könnten. Und wir wissen, dass es sie gibt, die diese Konflikte schüren wollen, doch beide Regierungen bemühten sich und überwanden den strittigen Punkt. Und gestern waren sie vor der Öffentlichkeit versammelt bei einem öffentlichen Gespräch. Auch der Vertreter Spaniens war anwesend, und der Präsident des nördlichen Nachbarlandes glaube ich gab eine Erklärung ab… Denn schon vordem war er ärgerlich geworden und es war zu Äußerungen gekommen wie „Was hat Zapatero in Venezuela zu tun?“ Fast hätte es wie im spanischen Sprichwort geheißen „Schuster, geh´ zu deinem Leisten“ (zapatero – Schuster), denn man sagte zu ihm: Was tun Sie dort in Venezuela, wo es doch dort keinerlei Demokratie gibt, wo sie doch dort gegen die Redefreiheit und gegen alles sind?

 

Heute ging ich zu Fuß und wollte mich beeilen, doch ich kehrte um und vernahm aus einem Lautsprecher die Rede von Zapatero im venezolanischen Parlament. Sie hatte meine Aufmerksamkeit erregt und sie schien mir eine gute Rede zu sein. Das ist meine Meinung dazu.

 

Ich werde sie noch einmal lesen, denn ein kleines Stück konnte ich nicht hören. Er hielt eine Rede des Friedens, eine mutige Rede.

 

Jetzt wird er nahezu als Kriegstreiber angeklagt, denn er hat Venezuela einige Streifenboote verkauft zur Bewachung der Küsten gegen Schmuggel und Drogenhandel. Nein, nein, Venezuela sollte ihrer Meinung nach nicht einmal Boote, Streifenboote und Ausrüstung besitzen.

 

Natürlich hat Venezuela das Recht, sich zu verteidigen, oder bitten etwa jene des Nordens jemanden um Erlaubnis, wenn sie eine Superkernwaffe oder eine Bombe herstellen wollen, die 30 Meter tief in den Boden eindringt, um die Befehlsstellen zu zerstören? Sie fragen niemanden um Erlaubnis, auch nicht um Raketenabwehrschilde zu fabrizieren und sie irgendwo einzusetzen, ja sogar um Waffen im All zu installieren; nein, niemanden bitten sie um Erlaubnis.

 

Ach so, Venezuela, von ihnen bedroht – und dabei beziehe ich mich auf jene Regierung – darf nicht ein einziges Gewehrchen kaufen. Sie kaufen doch weder Kernwaffen, noch Panzerkreuzer, noch Flugzeugträger. Venezuela kauft etwas so Einfaches wie es Gewehre nun einmal sind.

 

Nun sagen sie, der Gewehre seien es viele (100 000). In der Tat sind es äußerst wenige, um ein Land wie jenes zu verteidigen, das 26 Millionen Einwohner hat, ein großes Land ist, ein patriotisches Land, ein Land mit Traditionen. Was Venezuela meines Erachtens braucht, sind Millionen Gewehre.

 

In Russland haben sie Hubschrauber gekauft. Was bei Überschwemmungen, einem Zyklon, einem Erdbeben am nötigsten ist, sind Hubschrauber.  Außerdem können sie zur Überwachung der 2400 Kilometer Grenze und zur Kontrolle des Drogen- und des Warenschmuggels eingesetzt werden. Nein, 30 oder 40 Helikopter sind angesichts des Umfangs dieser Aufgaben gar nichts.

 

In Venezuela ist das Wasser viel teurer als Benzin – und ich sage das nicht, damit ihr als Touristen dorthin reist; wer will kann reisen. Ein Liter Wasser kann einen Dollar kosten, und ein Liter Benzin kostet  neun Cents. Und ein Dollar entspricht gemäß den letzten Kursangaben 2150 Bolivar, glaube ich; und für nur wenige Bolivar füllen sie Ihren Tank mit Benzin. Wer nun als Tourist dorthin reisen will, soll es tun. Zwischen uns und den Venezolanern gibt es auf dem Gebiet Tourismus keinerlei Rivalitäten.

 

Viele Leute kaufen Benzin billig ein und bringen es auf die kolumbianische Seite, wo sie es teuer verkaufen. Dieser Phänomene gibt es bei ihnen eine ganze Reihe.       

 

Der Feind sagt: „Venezuela ist eine Gefahr für Lateinamerika, ihr müsst euch in der OAS zusammentun, um diesem bolivarianischen Prozess Zügel anzulegen, diesen Verrückten, die eine Gefahr für die Hemisphäre darstellen.“ So sind die Dinge gegen dieses Land, aus dem sie 300 Milliarden Dollar mitgenommen haben.

 

Niemals hat sich auch nur einer von ihnen dafür interessiert, in Erfahrung zu bringen, wie viele Menschen in Venezuela an Krankheiten verstarben, welche Lebenserwartungen es gab, welche Kindersterblichkeit, wie viele blind wurden.

 

Wisst ihr, wie viele Venezolaner gemäß den in Gesprächen zwischen beiden Regierungen getroffenen Vereinbarungen dieses Jahr einer Augenoperation unterzogen werden? Hunderttausend.

 

Wir verfügen über 24 Augenkliniken  mit den modernsten Geräten, 600 Chirurgen, die alle Augenkrankheiten behandeln: grüner Star, diabetische Retinopathie und viele andere, die bei nicht rechtzeitiger Diagnose zur Erblindung führen. Ich spreche von einem reichen Land wie Venezuela. Für diejenigen, die Geld hatten, war es kein Problem, sie gingen in die Vereinigten Staaten, nach Europa. Wir sprechen von den einfachen Leuten von Barrio Adentro, die nicht die Mittel hatten, in ein entwickeltes Land zu fahren, um eine Augenoperation dieser Art vornehmen zu lassen.

 

Nun gut, ich kann euch sagen, dass konservativen Schätzungen zufolge jedes Jahr 4 Millionen Lateinamerikaner eine ärztliche Behandlung dieser Art benötigen werden und dass sie erblinden, wenn sie diese nicht bekommen. Vier von den 550 Millionen Lateinamerikanern und Bewohnern der Karibik blind! Ich spreche nicht von den Bomben über Bagdad, die Frauen und Kinder töten und tausendjährige Museen zerstören, unersetzliche, unersetzbare Werte zerstören. Ich spreche von Bomben die traumatisieren, weil gesagt wird: „Nein, es sind keine Zivilpersonen umgekommen.“ Und die Millionen Kinder, Frauen, Greise und Personen, welche im Morgengrauen und zu jeder Zeit das Donnern der Bombardements, die Explosionen gehört haben, werden  nicht viele von ihnen für den Rest ihres Lebens traumatisiert bleiben? Oder ist es so, dass das Gehirn, das geistige Gleichgewicht keine Bedeutung hat? Oder die geistige Gesundheit, die Nerven nicht wichtig sind? Sind etwa die Gelassenheit der Menschen, die Vernunft der Menschen, die geistige Gesundheit der Menschen nicht in der Menschenrechtscharta enthalten? Wer gibt ihnen Unterhalt, wer ernährt sie? Sie sind nicht Teil der physischen Verluste, aber sie gehören zu den Verlusten, und zwar solcherart Verlusten, die beinahe mehr Schaden anrichten, weil die Menschen für ihr gesamtes Leben untauglich, krank und ohne ärztliche Behandlung bleiben.

 

Vor einem Augenblick habe ich mit blinden Menschen aus Lateinamerika gesprochen, welche die vorhandene Weltordnung für immer zur Blindheit geführt hat, und ich spreche von 4 Millionen.  Welches war unser Ausgangspunkt? Kuba. In Kuba müssen jedes Jahr ungefähr 30 000 Menschen an grauem Star operiert werden. Natürlich wird das nicht angesammelt, der Mensch wird nicht total blind, da die Krankheit erst auf einem Auge und dann im anderen auftauchen kann; aber es müssen 30 000 operiert werden, und an diabetischer Retinopathie, einer schrecklichen Krankheit. Und die Zuckerkrankheit ist eine Geißel, in unserem Land sterben die Diabetiker nicht einfach so, da sie diagnostiziert und behandelt werden. Es wird geschätzt, dass ungefähr 50 000 dieser Krankheitsgefahr  unterliegen und auf diabetische Retinopathie untersucht und behandelt werden müssen.

 

Gestern sprach ich zufällig mit einem Genossen und er erzählte mir Folgendes: „Meine Frau war sehr zufrieden und glücklich, sie war im Krankenhaus gewesen." – sie hatte ein Check-up vornehmen lassen – „Sie ging zur Untersuchung, da sie grünen Star vermutete.“ „Und was hat man ihr gesagt, hat man sie untersucht?“ Er antwortete: „Sie ist nicht krank, aber wenn sie Gefahr laufen würde, dann wäre die Anwendung von einem bestimmten Laserstrahl ausreichend und das würde ihr Sicherheit für den Rest ihres Lebens geben, dass sie nie an Glaukom erkranken wird.“ So sagte er, mit diesen Worten. Hierin besteht die Bedeutung der Diagnose, wenn man nicht rechtzeitig die Diagnose stellt, kann es dann zu spät sein. Es kann ein mit dem Lebensalter in Verbindung stehender Fleck sein, ein Schatten der zunimmt und der mit Laserstrahlen behandelt wird.

 

Unser Land wird Ende dieses Jahres genügend Kapazitäten haben, um in 24 Kliniken mindestens 5 000 oder 6 000 Patienten pro Tag zu operieren. Diese Zentren verfügen schon über ihre vollständigen Ausrüstungen, die zu den modernsten gehören. Wir befinden uns noch in der Trainings-Phase des Personals. Wenn ein belagertes Land wie Kuba solch eine Dienstleistung bieten kann, warum tun das denn andere Länder nicht? Das ist die Frage, die man sich stellen muss. Denn Millionen Menschen werden blind und wer behandelt sie. Derjenige, der in Kuba blind wird, wird zumindest von der Sozialversicherung betreut. Und das ist eines der Themen, das ich heute Abend um 21.00 Uhr  mit dem Staatsrat, dem Ministerrat und der Leitung unserer Partei, der Regierung unseres Landes, den Massenorganisationen und den Kommissionen der Nationalversammlung diskutieren werde, das von Morgen. Wir werden die Angelegenheit der niedrigen Renten angehen und die niedrigsten für 1 800 000 Personen erhöhen.

 

Vor wenigen Tagen haben wir unsere Währung aufgewertet und den Dollar in unserem Land abgewertet. Ja, wegen der riesigen Privilegien, die er geniest. Wenn ihr wollt, fasse ich es euch in einem einzigen Beispiel zusammen.

 

Ihr wisst, dass der Strom unabdingbar ist, der, der hier ausgefallen ist. Und ein Kilowatt, das sind 1 000 Watt – ich hoffe, ihr wisst das alle, fast alle wissen das, weil sie ihn bezahlen müssen – die Erzeugung von einem Kilowatt kostet heutzutage mindestens 10 Centavo; der Kraftstoff zur Erzeugung von einem Kilowatt kostet 9. Nun gut, kraft der Währungsabwertung, kraft jenes Phänomen, konnte man mit einem Dollar bis vor kurzem 27 Peso kaufen und als wir vor drei Wochen unseren Peso um 7 % aufgewertet haben, verminderte sich das 1 zu 25. Das alles geschah vor zwei Wochen, das haben wir mit dem Peso gemacht.

 

Vor einer Woche, Morgen wird es eine Woche her sein, haben wir den konvertierbaren Peso aufgewertet, und da der konvertierbare Peso einen Wechselkurs von … hat, wurde der kubanische Peso erneut um 8% aufgewertet; er wurde 15% aufgewertet. Nun gut, mit jenem aufgewerteten Peso werden wir morgen die Renten für die Altersrentner erhöhen, die weniger als 300 Peso erhalten, nach Kategorien: denjenigen, die weniger erhalten, eine größere Erhöhung; es sind Generationen von Berufstätigen, welche die Strenge der Blockade erlitten haben und Opfer bringen mussten. Ah! Das Arbeitsentgelt wurde erhöht, aber die Renten blieben gleich, es waren keine Mittel vorhanden. Die niedrigsten Löhne werden wir ebenfalls überprüfen.

 

So habe ich gesagt, dass derjenige, der blind wird, nicht ohne Hilfe bleibt; auch nicht derjenige, der einen Unfall erlitten hat, der Invalide wird oder mit einer Behinderung zur Welt kam, oder sie später erworben hat. Denn manchmal wird jemand mit bestimmten Veranlagungen geboren und dann bildet sich eine Behinderung heraus, manchmal eine Vollbehinderung, alle erhalten Hilfe. Nun gut, sie werden diese nicht nur weiter bekommen, sondern jedes Mal mehr erhalten.

 

Morgen wird es eine allgemeine Rentenerhöhung von mehr als 80% der Renten geben, ab Morgen, mit einer aufgewerteten Währung und einer Währung, die weiter aufgewertet werden wird, das ist schon etwas, nicht wahr?

 

Anderenorts bleiben die Menschen blind. Und welcher Staat hilft ihnen? Welche Organisation? Einzig und allein die Wohlfahrtsorganisationen der Kirchen. Wie viele Blinde gibt es auf den Straßen? Wie viele blinde Kinder oder Invaliden, die Windschutzscheiben putzen, die betteln?

 

Wir fordern diejenigen heraus, die sehen wollen, ob es in unserem Land Kinder gibt, die nicht eingeschult sind, die auf der Straße anstelle in der Schule sind und um Almosen betteln. Wir sind arm gewesen und es gab schwierigere Zeiten. Ja, es gab einige verantwortungslose Eltern, die sie schickten, Touristen anzubetteln. Diese Möglichkeiten werden immer geringer sein, denn wir haben alles mathematisch berechnet, Ware, Preis, Kosten, internationale Kosten, Einkommen, Renten, Bedürfnisse des Menschen.

 

Deshalb habe ich euch gesagt, dass unsere Revolution schon einen Erfahrungsschatz angesammelt und die notwendigen Voraussetzungen geschaffen hat, um das zu tun, was wir jetzt tun.

 

Unsere Lebensmittel sind immer rationiert gewesen und das wird nicht ewig so sein, aber es war unumgänglich. Wir haben einen Krieg erlebt, der 46 Jahre gedauert hat, in denen wir uns von den Angriffen des Imperiums verteidigen mussten. Wir mussten Krisen begegnen, sehr schwierigen Zeitabschnitten und wir sind immer noch Gewehre bei Fuß.

 

Ohne Zweifel, dass nach dieser extremen Situation und den durch die Blockade verursachten Krisen uns dies nicht dazu geführt hat, das US-amerikanische Volk zu ignorieren. Das US-amerikanische Volk selbst wird reagieren, denn in jenem Volk gibt es ebenfalls Millionen gebildeter Menschen, intelligenter Menschen, die Nachrichten über Internet bekommen, die unter dem Eindruck eines so dramatischen Ereignisses wie der Zerstörung der Zwillingstürme von New York getäuscht werden können, in einem Gemütszustand jener Art; aber man kann nicht – wie Lincoln sagte – das gesamte Volk die ganze Zeit täuschen.

 

Im Fall der Vereinigten Staaten könnten wir sagen: das gesamte Volk jeden Tag. Sie konnten alle eine gewisse Zeit täuschen; aber sie werden sich dessen bewusst werden. Die Fehler selbst führen sie zu den Krisen, aus denen das US-amerikanische Volk  Bewusstsein erlangen wird.

 

Jenes Volk sorgt sich um die Umwelt, es möchte nicht, dass Alaska zerstört wird, dass vom Kyoto-Abkommen zurückgetreten wird, dass die Nationalparks zerstört und dem Bergbau oder der Erdölförderung unterworfen werden.

 

Es gibt Werte, die das US-amerikanische Volk schätzt, darunter die Gesundheit und den Frieden, wie alle Völker.

 

Jedoch bis zu welchem Punkt hat das US-amerikanische Volk das Recht auf eine objektive Information gehabt? Ist das nicht eine sehr brutale Verletzung der Menschenrechte, einer ganzen Nation eine objektive Information zu verbieten?

 

Gerade jetzt will die Regierung der Vereinigten Staaten kraft eines Gesetzes im Kongress die geringe Öffnung zerstören, die gegenüber Kuba erfolgte, als die Lebensmittelverkäufe genehmigt wurden. Die meisten Senatoren und Abgeordneten wendeten sich dagegen und baten um Aufhebung der Blockade. Und jenes Gesetz, dass breitere Zielstellungen anstrebte, wurde sabotiert, ihm wurden eine Menge Zusätze hinzugefügt, eine Verfahrensweise, die sie, wann sie nur wollen, anwenden – sie legen einen bindenden Zusatz zu einem grundlegenden Gesetz vor, das nicht hinausgeschoben werden kann und bei dem alle Abgeordneten sich zum Abstimmen gezwungen sehen; aber die Mehrheit ist schon gegen jenes Gesetz und die Landwirte erheben Einspruch dagegen. Sie denken sich immer etwas aus, sie wollten, dass im Voraus gezahlt werden sollte. Ich hatte es so verstanden, dass die Barzahlung ohne eine Sekunde Verspätung ein großes Verdienst wäre, und nein, das ist kein Verdienst: Es muss im Voraus gezahlt werden, das forderten sie von uns. Wozu? Um die Fonds mit einem Embargo zu belegen und den Lebensmittelverkauf zunichte zu machen.

 

Natürlich haben wir alle schon ein bisschen etwas gelernt und wissen, was für einen Schaden das verursacht, wir haben es bemessen und ausgerechnet. Woher kommt die Ware, wie hoch sind die Transportkosten, wieviel kostet ... usw. usf. Wir sind wirklich immun gegen das geworden, was sie erfinden können. Und es ist so, dass alles, was sie erfinden, daneben geht. So ist es, ich übertreibe nicht.

 

Jetzt sind sie dabei, in Erfahrung zu bringen, welche Mittel Kuba zur Verfügung stehen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie wir sparen gelernt haben, wie wir gelernt haben, die Fonds gut auszunutzen, den Großteil jener Ressourcen, das Einsparen von Dingen. Es gab zu viele Leute, die entschieden, in was die Devisen investiert werden sollten und natürlich neue Ressourcen, es gibt neue Ressourcen. Aber in erster Linie ist es Erspartes und das kann schon niemand mehr aufhalten. Das könnte höchstens ein Krieg zu unserer Zerstörung aufhalten.

 

Wir haben Vorteile in der neuen Situation der Hemisphäre, die Beziehungen zu den Ländern der Hemisphäre. Wir wissen sehr gut, wie viel ein Pfund schwarze oder braune Bohnen, Mais kostet; wie sie an der Börse notiert wurden; wie hoch die Transportkosten sind. Wenn wir eine Ausgabe für irgend so etwas machen, dann wissen wir, was wir zu tun haben. Und wir haben Ausgaben gemacht, aber davon will ich nicht sprechen.

 

Wir haben Maßnahmen getroffen. Ich kann euch sagen, dass wir zum Beispiel 50% der Trockenmilch Uruguays erwerben, – und das soll schon bald ankommen, die Hälfte der Trockenmilchproduktion – einer Regierung, zu der wir gerade Beziehungen aufgenommen haben, eine fortschrittliche Regierung, eine gerechte Regierung, eine wirklich demokratische Regierung, wo es so schwer ist Demokrat des Systems zu sein, denn sie sprechen von Demokratie, indem sie sich auf das System beziehen. Es ist fast unmöglich innerhalb jenes Systems Demokrat zu sein, nur durch Wunder, und wenn die Kandidaten von allen Massenmedien bombardiert werden – er weiß das, Vladimir weiß das. Du heißt doch Vladimir, nicht wahr? Das bringt mir einen historischen Namen in Erinnerung, der, glaube ich, den Russen gut bekannt ist, daher hast du ihn genommen, sicherlich. Es gibt viele Russen, die den Namen Vladimir tragen. Aber er weiß es – sie bombardieren und bombardieren und schaffen so Reflexe. Es ist eine Sache, Meinungen zu übermitteln, und es ist etwas anderes, Reflexe zu schaffen. Der Mechanismus, mittels dessen Millionen Menschen weiter getäuscht werden, besteht darin, Reflexe zu schaffen.

 

Es gab einen herausragenden Russen, Pawlow, der die Reflexe untersucht hat. Er wusste, wie man einen Bären zum Tanzen und wie man die Affen beinahe zum Sprechen bringen konnte, und zwar über Reflexe. Und über Reflexe werden die Massen beeinflusst, über die modernen Techniken der kommerziellen Werbung, indem mittels der Techniken der kommerziellen Werbung politische Ideen vermittelt werden, Reflexe geschaffen werden.

 

Wenn ihr Bewusstsein schaffen wollt, dann müsst ihr gegen die Reflexe ankämpfen, und unser Land hat gelernt, gegen die Reflexe anzukämpfen. Denn als die Revolution siegte, besaßen viele Bürger Kubas Reflexe, die man ihnen über die Werbung geschaffen hatte. Sodass diese Kämpfe also keine einfachen Kämpfe sind, und so wie sie weiterhin über den Präsidenten Chávez behaupten, dass er kein Demokrat ist, wie sie sagen, dass wir keine Demokraten sind. Wir sind entzückt, das wird uns nicht den Schlaf rauben. Wir wissen, was wir sind, wir wissen mehr als genug, was wir sind, wie wir fühlen, was wir während des gesamten Lebens getan haben und welche Prinzipien unser Verhalten beherrscht haben. Was ist die Politikmacherei? Das sind die Wahlplakate, der Stimmenkauf. Jedermann weiß, dass man mindestens 300 Millionen haben muss, um Präsident der Vereinigten Staaten zu werden. Um ein Amt zu bekommen, wird das in Geld gemessen und diejenigen, die nicht 200 Millionen zusammenbringen können, treten schon mitten in der Wahlkampagne zurück. Und diesen Schund nennen sie Demokratie. In unserem Land geben zumindest mehr als 95% der Menschen ihre Stimme ab, und es gibt weder kommerzielle Werbung, noch Wahlplakate, die die Straßen verunzieren, was gegen die Geisteshygiene und die Landschaft verstößt: „Stimmen Sie für Herrn Soundso, er ist ein Heiliger, er kommt an jenen Ort im Himmel. Er hat nie einen Cent gestohlen und wird dies auch nie tun“ – und so weiter in demselben Stil – „ er hat alle Tugenden der Welt.“ Es ist ein Wunder, dass er nicht in das Verzeichnis von Heiligennamen der Kirche aufgenommen wurde. Auf diese Weise sind es alle auf der Welt erfundenen Lügen, die als Werbemethoden bei der Entfaltung dieser angeblichen Demokratie angewendet werden. Ich will nicht darüber diskutieren, möchte aber sagen, dass ich sehr gut weiß, wie viel Lüge hinter all dem versteckt liegt. Aber inmitten von all dem hat Präsident Chávez das Plebiszit mit übergroßer Mehrheit gewonnen, mit gewaltiger Mehrheit, und die Medien sagen, dass es nicht demokratisch ist.

 

Ich habe stundenlang Fernsehsendungen beobachtet, als Freund und als Bruder der Venezolaner, sogar als Beobachter der Methoden und Verfahrensweisen der dem Frieden und Fortschritt der Völker feindlichen Kräfte und ich habe gesehen, wie sie vorgehen, es ist unwahrscheinlich und die Zeit, die verschwendet wird.

 

In unserem Land gibt es keine kommerzielle Werbung, nein. Deshalb trägt alles das, was das Fernsehen erzeugt, keinen Deut zum BIP bei. Die Bildungseinrichtungen, das Gesundheitswesen in Kuba und die Freizeitgestaltung sind fast Null im BIP, da sie gratis sind, sie werden nicht verbucht. Auf diese Art und Weise kann eine Tonne Zement mehr kosten als ein Leben. Jemand kann ein Leben retten, weil es vielleicht ein Arzt geschafft hat, dass das Herz erneut zu schlagen begann und dass man rechtzeitig in ein Krankenhaus kam. Das kostet weniger als eine Tonne Zement, weil das nicht zum BIP beigetragen hat.

 

Man muss sogar die Werte analysieren, mit denen die Literatur, die Kunst, der Reichtum, die Lebensqualität gemessen werden. Die Lebensqualität erscheint in keinem BIP, ein Mensch kann in ein Irrenhaus kommen, ein Mensch kann 10 Jahre weniger leben, weil man ihm eingeflößt hat zu rauchen und er drei Schachteln pro Tag geraucht hat und dann an Krebs oder an einem Infarkt gestorben ist. Nein, man hat ihm nicht beigebracht, welche Hygiene man einhalten muss, wenn man will, dass man länger lebt. Jedermann weiß, was notwendig ist, um ein paar Jahre länger zu leben, was man essen soll, welche Übungen man machen soll.

 

Da ich das heikle Thema angesprochen habe und da wir die Ersten sind, die alles Gesagte verletzen, diejenigen auf der Erde, die es am meisten verletzen, will ich das hier erklären, wie ich über die Blinden gesprochen habe und es euch erläutert habe. Ich weiß, ihr wollt Dinge über die Hemisphäre wissen, ich weiß, dass ihr gefragt habt, welches ihre Zukunft ist, ich weiß, dass ihr mit voller Klarheit gesehen habt, dass diese Hemisphäre die Zukunft ist.

 

Sie ist nicht die Zukunft, aber sie ist dazu berufen, eine sehr wichtige Rolle in einer friedlichen Welt, in einer Welt des Dialogs, in einer zivilisierten Welt zu spielen. Hier ist das Potential vorhanden und das wissen Viele, die Europäer wissen es, warum sonst wäre Zapatero dort auf der Sitzung gewesen? Wozu hätte er in der Versammlung eine konstruktive Rede gehalten? Außerdem, wozu hätte ein Kommissär von Europa Kuba besucht, dieses so teuflische Land? Und sie sind gekommen und wir haben sie empfangen und uns mit ihnen unterhalten und ich habe ihnen gesagt: Wir haben vor keiner Diskussion Angst. Wovor wir uns auf der Welt am wenigsten fürchten, sind Diskussionen.  Wir haben keine Angst zu diskutieren, zu sprechen, denn wir haben wirklich ein großes Arsenal an Argumenten, an Tatsachen, an Geschichte, nicht an Märchen, nicht an Versprechungen, sondern an Verwirklichungen, an durchgeführten Dingen, was wir nicht viel verbreiten, was uns nicht so wichtig erscheint. Wozu soll es uns wichtig sein zu verbreiten, was wir tun?

 

Ich habe an 20 Versammlungen teilgenommen und nicht gesprochen, aber konkret hier habe ich ihnen erläutert, wie die Dinge in dieser Hemisphäre sind, über die sie wissen wollen, und sie haben über jenes Thema diskutiert. Ich meine, sie tun gut daran, denn wenn Europa hier sein will und sie wissen, dass diese Hemisphäre entscheidend ist, diese Hemisphäre, aus der man sie heraus haben will, und die Chinesen wissen es mit ihrer tausendjährigen Weisheit, mit ihrer Erfahrung.

 

Vor nicht langer Zeit war der Präsident von China hier und er war an anderen Ort in Lateinamerika, und hat Brasilien besucht, und hat Argentinien besucht, und der Vizepräsident hat Venezuela und die Karibik besucht. So, sage ich, werden die Russen etwa in dieser Hemisphäre fehlen? Ihr habt sehr konkret hier dargelegt, dass Russland nicht in dieser Hemisphäre fehlen soll. In dieser für die Zukunft entscheidenden Hemisphäre, die der Imperialismus auf alle Ewigkeit kontrollieren will, was sie jedes Mal weniger können, das versichere ich euch. Das werden sie immer weniger können, denn mit  dem Eroberungs- und Ausplünderungsgeist gewinnt man nicht die Herzen der Völker dieser Hemisphäre. In diese Hemisphäre muss man zum Geben und Nehmen kommen, oder wenn man so will, um zu geben und zu nehmen. Ich meine, dass man in dieser Hemisphäre, und ich stelle nicht im Geringsten die Hemisphäre dar, aber ich habe das Recht zu meinen, dass man heutzutage nur zum Austausch, nur zum Zusammenschließen kommen kann, nur dazu, zu helfen und geholfen zu bekommen; Hilfe zu leisten und Hilfe zu empfangen, miteinander zu teilen und sich zusammenzuschließen, und nicht nur auf der Suche nach materiellen und wirtschaftlichen Gewinnen, sondern ebenfalls auf der Suche nach Frieden, auf der Suche nach Kräften, welche der Vernunft und dem Frieden auf der Welt zur Vorherrschaft verhelfen, auf der Suche nach Kräften, die helfen, die Zivilisation zu retten, von der ihr sprecht. Das weiß ich sehr gut, und aus den Zusammenfassungen weiß ich, dass manche von euch dieses Problem aufgeworfen haben. Ja, und ich sehe keinen anderen Weg.

 

Ich weiß, dass in Europa vor kurzem der Präsident von Russland und der Präsident von Frankreich mit dem Kanzler von Deutschland und einem weiteren Präsidenten, an den ich mich jetzt nicht erinnern kann, zusammengetroffen sind, und dass diejenigen, die an der Spitze des Landes im Norden stehen, nicht sehr glücklich waren.

 

Aber seht, beobachtet: Dort in Paris treffen sich vier Präsidenten; - ein Wunder, dass der chinesische nicht dort war, bei jeglichem Treffen ist der chinesische Präsident dabei – es treffen sich dort in Venezuela, im Vaterland von Bolívar, der Präsident von Argentinien, der Präsident von Kolumbien, der Präsident von Venezuela und der Präsident von Spanien, seht, wie die Geister, die Tendenzen sich verständigen; die Gedanken reisen und fliegen und sind das Einzige, das schneller als das Licht reist, schneller als der Strom. Die Gedanken fliegen und sie sind Ideen, jeder beobachtet, was allerorts geschieht. Dort, werden Konflikte geschaffen, Uneinigkeit geschaffen, Kriege gefördert, denn zu einem Zeitpunkt, wo ein Land wie China sich mit dieser Kraft erhebt, ist es für den Imperialismus das Ideale, dort Kriege, Sezessionen und Konflikte zu fördern, welche die außerordentliche Entwicklung jenes Landes unterbrechen.

 

Jedermann weiß, dass die wirtschaftlichen Konkurrenzkämpfe zu den Kriegen geführt haben, zu jenen enormen kommerziellen Defizits und jenen riesigen Haushaltsdefizits, besonders aufgrund des Wettrüstens ohne Steuern. Kriege ohne Steuern und die Verschwendung können ebenfalls in Versuchung führen, Konflikte zu fördern, die jene Länder aus dem Rennen werfen, die großes Entwicklungspotential aufweisen.

 

Ich frage mich, ob es in jenem kolossalen US-amerikanischen Imperium führende Köpfe gibt, - ich meine dort unter den Fundamentalisten – Politiker, welche die Entwicklung von Russland wünschen. Das frage ich mich. Ob sie möchten, dass Russland gedeiht, dass die russische Wirtschaft gedeiht, dass der russische Rubel Wert hat, dass die russischen Erzeugnisse Markt haben, dass der russische Kraftstoff, das Erdgas und –öl Wert haben, oder das Holz aus Sibirien oder das Nickel aus Norilsk, bzw. andere Dinge, von denen uns bekannt ist, dass die Russen sie erzeugen.

 

Wir wissen, wo Qualität vorhanden war, und wo nicht, so wie wir auch im Westen wissen, was taugt und was nicht. Das wissen wir sehr gut. Wir kennen den Wert und die Möglichkeiten, die jedes der Länder hat. Das können wir nicht ignorieren, wir können uns den Luxus nicht gönnen, dies zu ignorieren.

 

Ich frage mich: Welcher Raum bleibt, wenn schon alles erobert ist, wenn schon alles besetzt ist, wenn Irak schon überfallen wurde, Iran bedroht wird, weil es Atomwaffen haben könnte? Und es gibt wirklich Länder, welche Verbündete der Vereinigten Staaten sind, die hunderte Atomwaffen besitzen und trotzdem hat man das erlaubt, die Wahrheit ist, dass niemand das diskutiert. Wir wissen es alle, ihr wisst, worauf ich mich beziehe. Ich will keine Länder nennen, ich habe gegen kein Land etwas, aber ich habe eine Verpflichtung gegenüber der Wahrheit und wir wissen, wie die Dinge sind, das Trichter-Gesetz, der große Durchmesser für den einen, der enge für andere. So ist die Welt und ihr wisst, dass diese Welt in eine Sackgasse ohne Ausweg führt, das ist so, das kann niemand verneinen.

 

Aber diese Realität weckt auch Bewusstsein bei Vielen.

 

Diese Erdölkrise weckt Bewusstsein. Dort hat derjenige, der im Norden an der Spitze steht, neulich gesagt: alle Energiearten suchen. Die Atomenergie hat seit dem Unfall von Chernobil auf der Welt berechtigte Befürchtungen hervorgerufen. Und schon jetzt ist es in den Vereinigten Staaten nicht leicht, Atomkraftwerke in Serie herzustellen. Nun gut, also zurück zur Kohle. Es ist nicht leicht, zur Kohle mit ihren umweltverschmutzenden Auswirkungen  zurückzukehren.

 

Der Wasserstoff wird in Betracht gezogen, der Präsident der Vereinigten Staaten sprach vom Wasserstoff. Was er noch nicht gesagt hat, ist, ob er den Wasserstoff den Gasen, den fossilen Energiequellen oder dem Wasser entnehmen wird. Denn wenn er ihn aus dem Wasser gewinnen wird, dann werden wir ihm sicherlich alle Glückwünsche schicken, selbst ich schicke ihm einen herzlichen Glückwunsch, wenn er die Energie aus dem Wasser gewinnt und wäre bereit, ihn für den Nobelpreis vorzuschlagen und die Leute um ihre Unterschrift zu bitten und würde eine Unterschriftsliste beginnen, um ihn sogar zu kanonisieren, wenn er die glückliche Idee hätte, die Probleme zu lösen, indem er den Wasserstoff, mit dem er die Autos in Betrieb bringen wird, aus dem Wasser gewinnt.

 

Ich weiß es sehr gut, denn hier hatten wir drei oder vier fanatische Kameraden, die Wasserstoff aus dem Wasser gewinnen wollten. Sie haben so um die 30 Jahre daran gearbeitet. Ich erinnere mich daran, dass ich sie sogar besucht habe. Ich weiß, dass es einmal eine Explosion gegeben hat, denn sie haben wirklich ein bisschen Wasserstoff gewonnen und was sie erreichten, war eine Explosion, aber ich weiß seit langem nichts mehr von ihnen.

 

Ich weiß, dass man auf der ganzen Welt Autos erzeugt, die mit Wasserstoff als Brennstoff fahren; in Japan, in Europa, in den Vereinigten Staaten, was nicht gesagt wurde, woraus der Wasserstoff gewonnen wird. Denn wenn er aus dem Erdöl gewonnen wird, nun gut, genau wie alle diese Stoffe, diese Flasche, dieser Verschluss; dieses Telefon wird, glaube ich, auch aus Erdöl hergestellt, weder aus Stahl noch aus Eisen. Alles kommt vom Erdöl, es gibt nichts, was nicht vom Erdöl stammt, ich glaube sogar wir stammen vom Erdöl (Lachen), das ist die Realität.

 

Es gibt eine Frage: Was wird geschehen, wenn es zu Ende geht? Und jedermann weiß, dass es zu Ende geht, niemand ignoriert das. Man muss kompletter, absoluter Analphabet sein, oder vollkommen unverantwortlich, um zu glauben, dass das Erdöl bei diesem Verbrauchsrhythmus weitere 100 Jahre dauern wird.

 

Ja, es gibt modernere Techniken, man findet es schneller und je schneller man es auf dem Meeresboden findet, je schneller wird es verschwendet, desto schneller wird es vergeudet. Der Kampf muss der um sparsamere Autos sein.

 

Eines der von jener Regierung vorgenommenen Dinge war, einige Maßnahmen aufzuheben, die einen immer geringeren Kraftstoffverbrauch der Autos forderten. Was nun? Erobern wir die Welt mit Kanonen, bedrohen wir sie mit allen Waffen, allen Geschwadern, allen Flugzeugträgern, allen Marschflugkörpern und allen Atomwaffen, damit sie gehörig ist, diszipliniert ist, Rohstoffe erzeugt, Erdöl erzeugt, um weiter 25 % der Weltenergie verbrauchen zu können?

 

Wir unternehmen einige Anstrengungen auf dem Gebiet Energie und Energiesparen, die interessant sein können. Wir dringen bis zu den Einzelheiten in das Wesen der Probleme vor. Wir werden der Welt einen bescheidenen Beitrag leisten, indem wir vielleicht 50% unseres Elektroenergieverbrauchs einfach einsparen, womit wir einige hunderte Millionen Dollar für Energieausgaben einsparen, von denen ein Teil jenen Programmen zukommen wird, von denen ich euch erzählte und ein Teil ist für im hohen Grade nützliche Investitionen, ich würde sagen in hohem Grade rentable Investitionen. Und dies geschieht ausgehend von den Kenntnissen, ausgehend von einem Rohstoff, der Bildung und Kenntnisse heißt;  ausgehend von einem hochwertigen Rohstoff, der Humankapital heißt. Wir haben hauptsächlich Humankapital und wir werden ja sehen.

 

Wie wir zu unseren Mitbürgern sagen: Perfekt? Nein, wir wären die letzten zu behaupten, dass wir zufrieden sind, aber wir haben mit der Zeit gelernt, aus den Irrtümern gelernt und eine Erfahrung gewonnen. Das ist ein Privileg, nicht einmal ein Verdienst.

 

In meinem persönlichen Fall ist es so, dass die Tatsache, dass ich eine gewisse Anzahl Jahre gelebt habe, keinen Verdienst darstellt, es ist ein Zufall, besonders da es so viele Attentate gegeben hat, um mich vorzeitig kampfunfähig zu machen. Wenn die Natur mir eine gewisse Lebensfähigkeit gegeben hatte, warum sollte sie mir genommen werden? Nun gut, ich habe gelebt, ich habe etwas gelernt. Nicht nur ich, es gibt ein ganzes Kontingent Leute, die gelernt haben, es gibt ein Volk, das während 46 Jahren gelernt hat, ein Volk, das sich seiner Qualitäten bewusst ist, sich seiner Schwächen bewusst ist und seiner Mängel. Wir sind uns sehr unserer Mängel bewusst und stehen ihnen kritisch gegenüber, und zwar sehr kritisch, ich hätte keine Hemmung, euch hier alle Fehler zu sagen, die wir begangen haben.

 

Wir leben nicht auf der Grundlage, Fehler zu verbergen, wir leben auf der Grundlage, Wahrheiten zu sagen, wir leben auf der Grundlage, ehrlich zu sein, wir leben auf der Grundlage, unaufhörlich zu berichtigen, wir leben auf der Grundlage, unser Gewissen über unsere Verhaltensweise zu befragen und uns nie auf den Lorbeeren auszuruhen, und deshalb kann jetzt der Eindruck eines Phönix entstehen, der aus seiner Asche aufersteht. Ja, das ist der Eindruck, den man in vielen Teilen der Welt haben wird, den eines kleinen Phönix, einer Schwalbe, die aus ihrer Asche aufersteht.  Das ist Kuba, welches fliegt, sich hoch in die Lüfte erhebt, wenn ich es mit wenigen Worten definieren soll.

 

Mir scheint, ich habe wirklich mehr als genug gesprochen und ihr stimmt mit mir überein, ich weiß, dass ihr mit mir übereinstimmt. Es ist zumindest wahr. Ihr werdet nicht sagen, dass ich nicht ehrlich wahr, dass ich Angst gehabt hätte, klar und offen zu sprechen und mit Respekt Wahrheiten auszusprechen. Ich habe wie ein Bruder gesprochen, ich habe wie ein Mensch gesprochen, der das Leben schätzt.

 

Ich  besitze in meinem Innern auch starke Gefühle. Ich habe meine Gefühle nicht sprechen lassen. Ich habe versucht, dass der Verstand spricht, weil unser Dichter das gesagt hat, als er von der Literatur sprach. Als er von der Literatur sprach und davon sprach, was er dort las, erinnerte ich mich an das Gefängnis auf der Insel Isla de Pinos, jetzt Jugendinsel, als ich in Einzelhaft war. Ich habe ebenfalls die Bücher von Tolstoi gelesen und habe die Bücher von Dostojewski gelesen, ich habe sie alle gelesen. Ich schien ein Masochist, wie ich in einem Gefängnis jenes Buch von Dostojewski las, wo der Mann sich mit demselben Stein von hier nach dort und von dort nach hierher bewegte und Der Idiot, Schuld und Sühne (Verbrechen und Strafe), Aufzeichnungen aus einem Totenhaus, alle. Und die Bücher von Tolstoi. Was für eine ausgezeichnete russische Literatur.

 

Nun gut, ich muss die Wahrheit sagen, ich war schon Marxist-Leninist, als ich den bewaffneten Kampf begonnen habe. Ich war es, bin es und werde es sein, darüber darf sich niemand wundern, weil ich kein Dogmatiker bin, ich analysiere die Verdienste, die Personen in der Geschichte haben können, werde niemals von meinen Ideen abtrünnig und bin in der Lage, kritisch zu sein. Aber ich habe weder etwas an Marx, noch an Lenin zu kritisieren, das sage ich euch ehrlich – ich könnte andere Kritiken machen – auch mache ich keine Kritik an Engels. Er war der Erste, der mir gezeigt hat, dass sogar die Sterne verlöschen werden, wenn die Energie versiegt, und es gibt seit langem erloschene Sterne, während andere sich von dem angeblichen Ort des Urknalls entfernen.

 

Lenin war noch nicht geboren, als Marx das Kommunistische Manifest veröffentlichte.

 

Die heutige Welt ist ganz anders, als jene Marx und Lenin bekannte; niemand konnte sie kennen, niemand konnte sich die Kommunikation in wenigen Sekunden vorstellen. Ihr habt die Globalisierung behandelt, ihr habt gesehen, wo ein System hinführte, in dem die Produktivkräfte sich entwickeln. Ihr habt gesehen, dass die Entwicklung jener Produktivkräfte solche Niveaus erreichen würde, dass auf der Welt neue Situationen geschaffen würden, große Veränderungen. Wir haben eine Globalisierung erreicht, jene unter solchen Bedingungen geschaffene Globalisierung, die von niemandem vorausgesehen wurde. Die Widersprüche und der Konkurrenzkampf wurden mittels Kriegen gelöst. Heute kann kein Krieg auch nur irgendein Problem lösen. Die Kriege verbieten sich von selbst, da es in einem modernen Krieg weder Sieger noch besiegte geben wird. Ihr Russen, ihr wisst das, als Supermacht, die ihr ward, groß und mächtig, und als Macht die ihr heute seid.

 

Wir waren Zeuge jenes Moments, als es ein gewisses Gleichgewicht gab. Zuerst hatten sie die Atomwaffe, dann gab es ein Gleichgewicht, und jedes Mal haben beide Seiten mehr Waffen erzeugt. Schließlich bestand der Unterschied schon darin, dass die eine Seite die andere fünfzehn Mal zerstören konnte und die andere jene zehn Mal, die Sache bestand darin, wie oft eine die andere zerstören konnte. Ihr Russen habt aufgehört, eine Supermacht zu sein, und doch wissen Alle, dass jeder den anderen fünfmal zerstören kann.

 

Als reale Macht, vom technisch-militärischen Standpunkt aus gesehen, hat der russische Staat viermal zuviel Macht, denn eine einzige würde ausreichen, um den Anderen zu zerstören und es kann sein, dass bei jener noch mehr überflüssig ist, alles umsonst. Und eines Tages wird das US-amerikanische Volk das verstehen, es wird das verstehen, die Hoffnung besteht.

 

Ich kann euch sagen, dass ich mich beim Anblick dieser Versammlung glücklich fühle und wenn ich euch so sprechen höre, wie ihr hier gesprochen habt. Das macht mich glücklich, es erfreut mich, denn in jenem so verdienstvollen, geschichtsträchtigen Land und mit so viel Heldentum sehe ich ein Potential, um zum Weltfrieden, zur Zivilisation beizutragen und die Gattung zu bewahren. Wir sind nicht überflüssig und noch weniger sind es diejenigen, die so viel zum Erhalt der Gattung tun können, wie Russland, wie China, wie Europa, wie Lateinamerika. Alle zusammen können wir etwas tun, wobei Einige mehr als andere tun können, zum Beispiel Venezuela, zum Beispiel Brasilien, ich sehe, dass sie viel tun können.

 

Ich habe gesehen, was Argentinien gerade gemacht hat, wie das Land eine Außenschuld-Frage angegangen ist. Ich habe mich heute gewundert, genau als ich anrufen wollte, ich glaube es war der Vorsitzende im Ministerrang der Zentralbank, der mir heute sagte, dass Bush bei heutigen Erklärungen sehr lobende Worte für Argentinien fand.

 

Ich werde ihn erneut fragen, ich glaube es wirklich noch nicht, aber er lobte Kirchner, um Chávez anzugreifen, um das Treffen von Gestern anzugreifen, das ihm überhaupt nicht behagt hat. Natürlich werden sie Kirchner nicht mit Schmeicheleien oder Ähnlichem neutralisieren, Kirchner hat ihm einen, sagen wir, Jab versetzt, mehr noch als einen Jab, einen harten Schlag. Er hat den Währungsfond nicht k.o. geschlagen, ihn aber durch die Art und Weise, wie er die Auslandsschuld angegangen ist, halb zum Taumeln gebracht. Es ist das erste Mal, dass ein Land jene entschlossene Stellung einnimmt, wie es Argentinien getan hat.

 

Der Internationale Währungsfond wird noch einige Zeit bestehen bleiben, ich glaube, nicht mehr lange. Und wenn ich nicht mehr lange sage, dann meine ich, dass er keine zwei Jahrzehnte mehr bestehen bleiben wird. Ich sage sogar, dass ich bezweifle, dass jener Fond ein Jahrzehnt überlebt, da die Rechnungen nicht aufgehen. Ich stelle Berechnungen an, addiere, subtrahiere, multipliziere, dividiere und es geht nicht auf, er übersteht die Krise nicht. Es ist schon nicht mehr eine Krise, sondern eine Summe von Krisen: die Summe der Krisen, die Summe von Problemen erlauben es nicht, dass diese Ordnung auch nur zwei weitere Jahrzehnte dauert. Sie haben immer etwas erfunden: diese oder jene Formel, die keynessche Methodik, d.h. Geldausschüttungen, die Verhinderung der Krise durch Druck von Banknoten, die Erhöhung der Liquidität, usw.

 

Ich schulde euch nur noch eins – ich habe schnell gesprochen – ich bin bereit, jede Frage zu beantworten, die ihr mir stellt, jegliche, was euch einfällt, und nicht nur eine, auch zwei, drei, in Abhängigkeit von der Zeit, die er mir zur Verfügung stellt.

 

Ich bin sieben Minuten zu spät gekommen. Es ist schon lange her, dass ich kaum eine Minute zu spät kam, Aber ich unterhielt mich mit dem Landwirtschaftsminister von Kanada, wir sprachen über die Landwirtschaft, über Preise der Produkte, welchen Preis der Weizen, der Mais, die Bohnen, die Linsen, die Erbsen, die Kühe haben, viele Angaben, wie es um die Produktion bestellt ist, alles.

 

Ich sprach zu ihm über die Dinge, die wir in diesem Jahr, im 2005, in Kanada kaufen werden. Ich mache nicht gern Versprechungen, aber ich habe ihm versprochen, dass wir dieses Jahr dreimal mehr bei ihnen kaufen würden, als das im Vorjahr der Fall war, denn wir haben bestimmte Pläne. Sie sind schon erarbeitet, obwohl sie noch nicht veröffentlicht sind.

 

Schließlich bitte ich euch um Verzeihung für meine Verspätung von sieben Minuten aufgrund des Gesprächs mit dem Landwirtschaftsminister und einer Gruppe kanadischer Landwirte.

 

Sie mussten gehen, da sie eine Versammlung hatten und ich wollte hierher kommen. Ich hatte erfahren, dass sie um 16:00 Uhr abreisen sollten, um die Uhrzeit, die ich für diese Versammlung mit euch vorgesehen hatte. Ich kam ein paar Minuten zu spät und weiß, dass meine Genossen einverstanden damit sind, dass ich es euch erkläre und einige Fragen beantworte. Ich kam ein paar Minuten zu spät.

 

Keine Sorge, im Anschluss  werdet ihr euer Abendessen bekommen, Alle. (Lachen)

 

Nun gut, ich beantworte Fragen jeder Art, die ihr mir stellen möchtet, über jedes Thema. (Lachen)

 

Bitte, die Dominikanerin. Man hat mir gesagt, dass sie eine große Schriftstellerin ist.

 

Luisa Zheresada Vicioso: Ich würde gern von Ihnen hören, an welcher Stelle in diesem Dialog der Kulturen Sie die Karibik sehen.

 

Sie wissen, dass wir als Region die außerordentlichsten Theoretiker hervorgebracht haben, nicht nur für uns, sondern für die Welt, zum Beispiel Frantz Fanon, beginnend bei seiner Rolle in Afrika und zum Wohl der Unterdrückten der Welt.

 

Comandante: Was, meinst du, dass ich nicht Karibikeinwohner bin und nicht als solcher fühle?

 

Luisa Zheresada Vicioso: Ich weiß das.

 

Comandante: Weißt du nicht, dass ich, als bei euch Trujillo herrschte, Jurastudent im zweiten Studienjahr und Präsident des Komitees Pro Democracia Dominicana war, als in jenem Jahr 1947 eine Expedition organisiert wurde, um das dominikanische Volk von Trujillo zu befreien und an jener Expedition teilnahm? Ich war der einzige Teilnehmer des Komitees und trotzdem diejenigen, die dort waren, meine Feinde waren, bin ich mitgegangen.

 

Ich weiß nicht, ob du es weißt, aber ich blieb bis zum Ende, viele sind desertiert. Zu einem bestimmten Zeitpunkt gab es ein Problem und man hielt das Schiff, in dem ich reiste, dort in der Nähe der Küsten von Haiti fest. Ich war nicht der Chef, ich war Leutnant eines Trupps, da ich gewisse Kenntnisse hatte und Abenteuer liebte, das streite ich nicht ab. Wenn man mich Abenteurer nennen will, dann nehme ich diesen Titel im Bereich der Geographie, der Exkursionen oder irgendeiner anderen Sache mit Ehren an, aber nicht in der Politik. In der Politik würde ich die Bezeichnung kühn akzeptieren, und derjenige, der es nicht ist, soll gar nicht erst in jenem Beruf  beginnen, besser, er überlässt es anderen, versteht ihr? (Lachen)

 

Aber ich bin vor Abschluss meines zweiten Studienjahres dorthin gegangen. Ich bin auf jener kleinen Insel 21 Jahre alt geworden, auf der die Expedition unter Führung einer Reihe schwachsinniger und selbstgefälliger Leute, Kubaner, organisiert wurde, welche den Dominikanern halfen und beabsichtigten, alles tun zu wollen.

 

Dort lernte ich Juan Bosch kennen und habe ihn seit damals in seiner intellektuellen Größe und seinen Gefühlen erkannt. Dort lernte ich Pichirilo kennen, der in der Jacht Granma mit uns kam, er war der Schiffskapitän der Aurora, in der ich reiste. Jemand beging Verrat, er fuhr in einem schnelleren Schiff, es waren vier Schiffe, sie hatten zwei Landungsboote, und dort, aus der Nipe-Bucht wurde ein Befehl vom anderen Schiff empfangen, der besagte, dass wir in der Nähe von Moa, am Paso de los Vientos, auf es warten sollten. Dort war eine riesige Fregatte. Niemals schienen mir Geschützrohre einer Fregatte so lang wie jene, denn sie haben sie gezeigt und in Angriffsstellung gebracht und gesagt: „Zurück!“, und den Expeditionsleitern blieb nichts anderes übrig.

 

In jenem Schiff kam zusammen mit mir Pichirilo, wie ich schon sagte, ein Dominikaner. So entschlossen und so mutig! Er war Jahre danach unser Steuermann in der Granma. Wir wurden zu Brüdern, denn an jenem Tag habe ich gegen die Expedition, gegen die Kompanie, in der ich einen Trupp leitete, rebelliert und gesagt: „Ich bin dagegen, in den Hafen zurückzukehren, die Situation in Kuba ist so, dass man euch alle gefangen nehmen wird und ich akzeptiere das nicht“.

 

Ich befürwortete, die Waffen zu retten und sie in die gebirgige Region zu bringen und sammelte die Waffen und hatte sogar eine Menge Leute, die mir dabei half, darunter der Schiffskapitän. Bei jenem Anlass wurde ich zu seinem Freund, er wurde zu meinem Komplizen in jener komplizierten Situation, als ich mich gegen die kubanischen und dominikanischen Chefs auflehnte. Rebellion, ich habe es wie Hugo Chávez gemacht. Ich habe mich aufgelehnt, weil ich mich weigerte, in einen Hafen zurückzukehren, in dem wir die Waffen verlieren und alle gefangen genommen werden würden. Am Anfang habe ich sogar geglaubt, dass die Fregatte, die uns den Weg verstellte, eine dominikanische wäre. Bald habe ich festgestellt, dass sie kubanisch war.

 

Ich beharrte auf der Beihilfe von Pichirilo. Ich konnte jenes Manöver nicht machen, da die Fregatte uns nah folgte. Wir warteten auf die Nacht. Mit Hilfe des Kapitäns wurde die Schiffsgeschwindigkeit auf weniger als die Hälfte gedrosselt. Das half nichts, es war Sommer und es wurde später dunkel. Ich blieb aufständisch, bis ich das Schiff in einem Schlauchboot verließ und mit drei weiteren. wir waren die einzigen vier von über eintausend, die nicht verhaftet wurden. Der Kapitän übermittelte an die Fregatte, dass er die Einfahrt nicht kenne und Angst habe aufzulaufen. Ich war Abenteurer, das gebe ich zu. Jedermann glaubte, dass ich von den Haien verschlungen worden wäre und eines Tages überraschte ich alle und erwachte vom Tode. Ich bin mehrmals auferwacht, mehr als einmal.

 

Sodass ich also die Sache gut kenne und sie unterstütze und ich bin ein Karibikeinwohner. Du kennst schon unsere Beziehungen zu den dominikanischen revolutionären und zu Caamaño hier, wohin er nach seinem heldenhaften Widerstand reiste. Nach unserem revolutionären Sieg sind Dutzende kubanische Revolutionäre in der Nähe des Gebirgsmassivs gelandet und haben gegen Trujillo gekämpft.

 

Das heißt, ich war immer aktives Mitglied der karibischen Sache. Ich bin ein Karibikeinwohner und stolz auf unsere Beziehungen zur Karibik.

 

Ich hege große Sympathie für die englisch sprechende Karibik.

 

Glaub nicht, dass ich Fanatiker der Lateinamerikaner bin. Ich bin ein Kritiker, so, wie ich mir selbst kritisch gegenüberstehe und es gegenüber den Kubanern sein kann.

 

Und die Karibikeinwohner waren es, die geholfen haben, die Blockade von Lateinamerika zu brechen, als alle bis auf Mexiko die Beziehungen zu uns abbrachen. Sie, die noch nicht einmal unabhängig waren, als die Revolution siegte, waren diejenigen, welche zu jener Zeit die Bewegung gemeinsam mit Torrijos und auch einem Venezolaner förderten - dieser Venezolaner spielte eine bestimmte Rolle in verschiedenen Zeitabschnitten seines Lebens und zu jener Zeit war es nicht die schlechteste - aber es gab eine Tendenz und sie haben sie unterstützt.

 

Die Karibikeinwohner waren die besten Freunde, die wir in dieser Hemisphäre gehabt haben, nicht die Lateinamerikaner; es waren die Karibikeinwohner und wir haben sehr enge Beziehungen zu ihnen und sie sind alle berechtigt, ohne Einschränkungen an unseren Universitäten zu studieren, sie bekommen alle Stipendienplätze, die sie möchten und gratis.

 

Es gibt hier eine Lateinamerikanische Medizinschule mit 10 000 Studenten aus Lateinamerika und der Karibik.

 

Vielleicht hätte ich sagen sollen, dass das Vorhandensein des revolutionären venezolanischen Prozesses und die Wirtschaftsvereinbarungen mit China bedeutende Faktoren gewesen sind; die Vereinbarungen mit Venezuela auf der Grundlage des ALBA, den wir am 14. Dezember unterzeichneten, 10 Jahre nachdem Chávez zum ersten Mal gekommen ist. Wir haben dies in einem für beide Seiten in hohem Grade nützlichen Abkommen unterzeichnet. Wir sind halb integriert. Das Gefühl, die Idee, der Wille zur Integration sind dieselben.

 

Ich war Kommunist, utopischer Kommunist! - bevor ich Marxist wurde. Wo habe ich das gelernt? Vom Leben, aufgrund des Nachdenkens. Ich bin zu dieser Überzeugung durch das Studieren der Wirtschaft gelangt.

 

Ich wurde auf einem Großgrundbesitz geboren und bin dort aufgewachsen. Mein Vater war Besitzer jenes Großgrundbesitzes von 10 000 Hektar und aller anderen Dinge, bis auf die Schule und das Telegrafenamt. Er war sogar Besitzer der Hahnenkampfarena, der Schlächterei, des Viehs, der Traktoren, der Lkw`s, der Läden, des Lagers – als Karl Marx davon sprach, dass es das Privateigentum gibt, aber nur unter der Voraussetzung, dass es das für neun Zehntel der Bevölkerung nicht gäbe, dann konnte ich das verstehen, da ich an einem Ort geboren wurde, wo mein Vater der Eigentümer von allem war.

 

Ich habe in religiösen Schulen gelernt. Sodass ich nicht in einer proletarischen Wiege geboren wurde. Mehr noch, wenn ich nicht Sohn des Großgrundbesitzers gewesen wäre, hätte ich nicht studieren können, und wenn ich nicht hätte studieren können, dann hätte ich keine einzige Idee haben können, dann hätte ich keine Sache verteidigen können.

 

Ich habe es jenem Umstand zu verdanken, dass ich etwas lernen konnte und kein politischer Analphabet bin. Den politischen Analphabetismus habe ich mir selbst genommen, denn ich war in den Ideen alphabetisiert. Nun gut, nicht allzu sehr, denn ich war Sohn und nicht Enkel eines Großgrundbesitzers. Ich bin nicht dazu gekommen, das bürgerliche Leben in einem Aristokratenviertel zu leben, wo man aus mir den größten je in diesem Land vorhandenen Reaktionär gemacht hätte, denn in der einen oder anderen Richtung wäre ich nicht auf halbem Wege stehen geblieben.

 

Nun gut, aus Temperamentgründen gibt es Leute, die nicht auf halbem Wege stehen bleiben, sie sind zu enthusiastisch, in der einen oder anderen Richtung und so musste ich hier ein bisschen aus meiner Autobiografie erzählen, um zu beweisen, dass ich Karibikeinwohner gewesen bin. Aber ich bin ebenfalls Lateinamerikaner, ich bin Afrikaner, ich bin Russe, ich bin Chinese, ich bin Japaner, ich bin Vietnamese. Und Vietnam wusste, dass es auf uns zählen konnte, als es sich mitten in seinem Krieg befand. Sie wussten, dass sie auf unsere Kräfte zählen konnten. Und die Südafrikaner wissen, dass sie auf unser Blut zählen konnten und sie haben darauf gezählt, als es dort sieben Atomwaffen gab. Sodass ich nicht viele Argumente anführen müsste, um zu beweisen, dass unser Herz weder ein chauvinistisches Herz ist, noch die Menschen der Karibik ausschließen wird, auf keinen Fall, ihr werdet einen großen Platz dort einnehmen.

 

Wenn ihr seriöse Regierungen sucht, dann haltet Ausschau nach den karibischen Regierungen, die bis vor wenigen Jahren englische Kolonien waren. Sie sind als Regierungen die seriösesten, als treue Menschen. Sie gehören zu denen, welche den geringsten  Analphabetismus aufwiesen. Sie haben weniger Analphabetismus als diejenigen, die wir uns von Spanien befreiten, – oder ihr, die ihr euch von Spanien befreit habt. Wir haben dazu ein Jahrhundert gebraucht, wir waren ein Sklavenstaat – es gibt weniger Analphabeten in der Karibik als in Lateinamerika; bessere  ärztliche Dienstleistungen, bessere Gesundheitsniveaus als in Lateinamerika, abgesehen von Haiti, denn Haiti ist das erste Land, das sich erhoben hat, das Land, das jedermann interveniert hat. Keine jener Mächte ist in der Lage, dem Land einen Arzt zu schicken.

 

Es gibt welche, die sich Ärzte ohne Grenzen nennen. Sehr gut, ich beglückwünsche sie, verleiht ihnen Orden, gebt ihnen den Nobelpreis, aber es sind eben nur ein paar Leute. Das Problem ist, dass ganz Europa zusammen nicht die Ärzte schicken kann, die Kuba in Haiti hat. Verzeiht mir, dass ich das sagen muss, aber es ist wahr, sie haben keine 500 Ärzte. Ganz Europa und die Vereinigten Staaten zusammen haben nicht so viele Ärzte in Afrika wie wir. Ganz Europa und die Vereinigten Staaten zusammen haben nicht so viele Ärzte in Zentralamerika wie wir, und die Leistung ist gratis. Das ist nicht dieselbe Situation wie die von Venezuela, Land, mit dem wir schon ein Abkommen über Handelsaustausch von Gütern und Dienstleistungen unterzeichnet haben.

 

Ich weiß hier darüber Bescheid, wo alle Gewinne hingehen. Man will uns wegen der durchgeführten Zentralisierung kritisieren. Wenn wir nicht zentralisieren, können wir die Dinge nicht machen, die wir jetzt tun. Das ist wie im Krieg, die Entscheidungen im Krieg sind Entscheidungen, die der Generalstab schnell treffen muss, wo man nicht allzu viel beratschlagen kann.

 

Wir diskutieren hier. Niemand kann dieses Land verpfänden.

 

Wer hat die Auslandsschuld in Lateinamerika gemacht? Die Wirtschaftsminister, nicht einmal das Parlament. Mit dem Volk wurden jene kolossalen Schulden niemals diskutiert, welche die Regierungen machten. Der Wirtschaftsminister entschied, ob das Land sich auf 40 Milliarden verschuldete oder nicht. Zur Rentenerhöhung habe ich den ganzen Staat versammelt. Ich habe Befugnisse, weil die Verfassung mir größere Befugnisse als einem Wirtschaftsminister in Lateinamerika verleiht, ich bin Vorsitzender des Staats- und Ministerrats, von der Nationalversammlung gewählt. Ich kann den Staatsrat einberufen. Zu ihm gehören die Vorsitzenden der höchsten Verwaltungsorgane der Poder Popular jeder Provinz, Vertreter der Massenorganisationen, der Vorsitzende der Bank und alle Vorsitzenden der hauptsächlichen Banken, die staatlich und nicht privat sind und als alle dort waren, bat ich sie: „Macht ein Gutachten. Können wir das machen, oder nicht?“ Denn das sind bedachte, berechnete, gut berechnete Dinge und dort entscheiden wir, was wir tun. Als erster Sekretär der Partei habe ich die hauptsächlichen Parteikader geladen.

 

In dem so demokratischen Lateinamerika haben die Wirtschaftsminister die Auslandschulden entschieden und jene imperiale Regierung hat nicht behauptet, dass es antidemokratische Länder wären, nichts dergleichen haben sie gesagt. Diejenigen, welche die Auslandsschuld machten, waren superdemokratisch. Im Jahr 1985 haben wir die Schlacht gegen dieselbe geschlagen, wegen 350 Milliarden. Jetzt schulden sie 750 Milliarden. Seht, wie viel Demokratie in dieser Hemisphäre herrschte.

 

Und in Zentralamerika und anderen Ländern? Was geschieht in Costa Rica, jener Wiege, jenem Gipfel der demokratischen Denkweise? In Kuba haben wir jetzt 70 000 Ärzte und mehr als 50 000 Fachleute. Wir kämpfen mit aller Kraft gegen die Abwerbung von qualifizierten Arbeitskräften und in Costa Rica haben sie mehr als achthundert Ärzte kubanischer Herkunft, die sie in den vergangenen Jahren Kuba geraubt haben.

 

Eines Tages hat mir das ein Präsident von Costa Rica - von den vielen, die in jenem Land ohne Ruhm einer auf den anderen folgen - bei einer internationalen Versammlung erzählt: „Wir haben dort 800 kubanische Ärzte.“ Ich sagte zu ihm: „Ah, so, so, Sie haben 800 Ärzte“, aber haben keinen einzigen Cent für die 800 Ärzte bezahlt, die wir ausgebildet haben.

 

Die Vereinigten Staaten wollten ein kleines Schaufenster vor den Türen von Kuba aufbauen, um zu zeigen, dass man durch „Demokratie“  das machen könne, was Kuba so „antidemokratisch“ machte, das heißt, Leben von Kindern retten, Leben von Müttern retten und alle jene Dinge; ein Schaufensterchen, und Costa Rica hat 800 kubanische Ärzte, welche bezahlte medizinische Dienste leisten.

 

Das ist sehr wichtig, wenn wir diskutieren, warum wir die 300 Kilowatt bezahlen müssen, die man mit einem Dollar kaufen konnte. Und 300 Kilowatt werden mit einem Dollar bezahlt, wo es dem Land 25 Dollar in Devisenwährung kostet, um sie zu erzeugen.

 

Seht, was für ein Missbrauch des Dollars, der nach Kuba geschickt wurde. Wenn jemand einen alten Kühlschrank hatte und jener keinen Thermostat mehr besaß, dann kostet das dem kubanischen Staat monatlich sieben Dollar. Eine unserer Sparmaßnahmen ist, dass alle Kühlschränke ohne Thermostat verschwinden werden. Nicht weil wir sie wegnehmen und zum Schrott bringen, sondern weil wir Thermostaten einbauen werden und ebenfalls die Dichtungen, damit die Kälte nicht entweicht, da wir festgestellt haben, dass die Kühlschränke zwischen 7 und 8 Millionen Kilowatt pro Tag verbrauchen. Wer weiß, wie viel Kilowatt wir auf diese Art und Weise einsparen werden und das bei 10 Millionen an Investition für Thermostate. Das ist etwas, was wir nicht wussten und in dem Maße entdeckt haben, wie der Kraftstoffpreis zu steigen begann und somit die Erzeugung von einem Kilowatt immer teurer wird.

 

Was geschieht schließlich mit dem Strom?

 

Vielleicht haben manche mehr Thermostaten als wir, weil sie nicht die Blockade erlebt haben wie wir Kubaner. Die Blockade, die sie erleben ist eine andere, schrecklichere, eine Blockade, die Analphabeten erzeugt, eine Blockade, die Unterernährte, Hungrige, Kindersterblichkeit, Müttersterblichkeit, Verminderung der Lebenserwartung erzeugt, jene Demokratie, die man ihnen dorthin gebracht hat. Jene Blockade ist schlimmer als die Wirtschaftsblockade, denn jene Blockade gibt es hier schon lange nicht mehr und deshalb können  wir sogar den Dollar abwerten. Seht, wie wunderbar! Und sie können nicht protestieren, denn, was können sie von uns fordern? Wer kann von uns verlangen, dass wir 25 Dollar für jene Anzahl Kilowatt Strom bezahlen müssen, die man mit einem Dollar kauft, den sie von dort schicken? Und wer schickt sie? Tagelöhner, Analphabeten? Nein, sie haben keine Analphabeten aus Kuba bekommen. Die Emigration aus Kuba, die sie aufgenommen haben, bestand aus Akademikern, Fachkräften mit mittlerer höherer Reife und vielen ehemaligen Großgrundbesitzern und Angehörigen der Bourgeoisie, die Geschäfte zu machen verstanden.

 

Die Emigration mit dem größten Einkommen in den Vereinigten Staaten ist die kubanische, ein viel größeres als das der dominikanischen, der haitianischen und der jedes anderen lateinamerikanischen Landes.

 

Ah, nun gut, wir haben eine eigene Währung. Wir haben den Dollar aus dem Umlauf genommen und ihn durch den konvertierbaren Peso ersetzt. Jetzt gehen wir zur Aufwertung unseres Peso über, und zur Aufwertung unseres konvertierbaren Pesos, beider Währungen. Ein Schritt in einer Richtung, ein anderer in einer anderen. Sodass der Dollar jetzt gegenüber unserem konvertierbaren Peso abgewertet wurde, und gut und schön, sie haben keine Argumente.

 

Was bedeutet jetzt diese Abwertung? Vorher kaufte man 27 Peso für einen Dollar und jetzt kauft man nur 25. Das ist eine Maßnahme, die wir so oft anwenden können, wie es notwendig wäre.

 

Was für einen Schlag können wir dem armen Dollar versetzen. Dort in den Vereinigen Staaten wird das Kilowatt Strom zu 12 und bis zu 15 Cent bezahlt. Hier zahlt man weniger als einen Cent eines Dollars. Wie kauft man den Strom? Nun gut, mit einem Cent, derjenige, der wirklich weniger als 300 verbraucht, zurzeit kauft man mit einem Cent 3 Kilowatt.

 

Was für ein Verbrechen wir gegen den Dollar begangen haben! Was für eine schreckliche Beschwerde! Was für einen vandalischen Akt wir begangen haben, dass wir sie gebeten haben, dass sie mit einem Dollar mehr bezahlen! Wir haben ihn fast nicht angerührt, ihn gerade einmal mit dem Blütenblatt einer Rose gestreift. Nun gut, wir können ihn mit dem Blütenblatt einer Rose streifen, aber auch mit einer Feile. Wenn wir das wollen, können wir das tun, mit ihnen die Dollar streicheln oder sie feilen.

 

Was für ein wunderbares Ding, nicht dem Währungsfond anzugehören! Was für ein wunderbares Ding, nicht bei dieser Einrichtung in einer so wechselhaften Welt um Unterstützung bitten zu müssen!

 

In vier Jahren ist der 50. Jahrestag des Sieges der Revolution. Es sind schon 50 Jahre seit dem Beginn unseres bewaffneten Kampfes am 26. Juli 1953 vergangen. Das sind mehr als 50 Jahre Kampf, mehr als 50 Jahre Erfahrung.

 

Im Namen dessen spreche ich, und nur im Namen dessen erlaube ich mir, zu euch zu sprechen. Und ich spreche nicht immer so. Ich spreche so, weil wir sehr wichtige Dinge definieren.

 

Für mich ist jede Art Sozialismus mit ein und derselben Zielstellung und auf verschiedenen Realisierungs-Wegen denkbar, auch mit einem andersartigen Stil, einem Stil, der aus einem anderen Ursprung, anderen historischen Umständen und den konkreten Tatsachen jedes Landes hervorgegangenen ist. Wir erbauen diesen hier. Ich habe euch schon erläutert, wie wir es getan haben. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt, wo wir alle Vorteile von dem bekommen können, was wir geschaffen haben. Jetzt beginnen wir, die Früchte zu ernten. Jetzt, wo es einzig und allein von unserem Bewusstsein, unserem Humankapital, unserer Erfahrung und unserem Willen abhängt, alle Fehler zu berichtigen, die wir in großen Mengen begangen haben, taktische und einige große, aber keine strategischen. Wir haben wirklich versucht, um jeden Preis strategische Fehler zu vermeiden, die von sich aus irreversibel sind.

 

Ich möchte, dass ihr wisst, dass einige der Dinge uns infolge von Theorien und Büchern passiert sind, die zu anderen Zeiten und an anderen Orten geschrieben worden waren.

 

Das Einzige, was ich als Rechtsanwalt zu meiner Entlastung sagen kann – falls ich mich irgendwann einmal verteidigen müsste – ist, dass ich immer antidogmatisch gewesen bin. Ich war immer gegen Dogmas, Schemen, Büchlein, die über eine bestimmt Sache handeln. Noch mehr, ich meine – und Osvaldo weiß das gut – ich meine, dass die Wirtschaft, wie auch die Politik keine Wissenschaften sind, sondern Künste. Die Künstler können nicht sagen, dass sie eine Wissenschaft beherrschen, sie benötigen die Wissenschaft, sie brauchen alle Berechnungen. Wenn man nicht subtrahiert, addiert, multipliziert und die Quadratwurzel zieht, dann kann man nichts summieren. Aber der Poet mischt Wörter, Ideen, Bilder und Stile. Der Schriftsteller tut dasselbe. Der Politiker mischt Dinge, mischt Faktoren. Der Wirtschaftswissenschaftler mischt ebenfalls Elemente, Volkswirtschaften und Ersparnisse. Das Monopol gab es immer, der freie Handel war fast nie existent, das sind allein Theorien, denen alle Industrienationen sich widersetzten.

 

Jetzt, wo sie die Welt beherrschen, sagen sie den anderen, die sich noch entwickeln müssen: freier Handel, keine Zölle, kein Dies und kein Das.

 

Eins ist sehr klar: Für mich ist die Wirtschaft eine Kunst und eine Wissenschaft, und die Politik ist eine Kunst und keine Wissenschaft. Stützt euch auf die Politik, stützt euch auf die Wissenschaft und stützt euch auf andere Elemente.

 

Ich habe das beste Konzept von der Wirtschaft und ebenfalls von der Politik - ich sehe sie beide als eine Kunst.

 

Möchte jemand etwas sagen? Pass auf, führe den Vorsitz.

Gebt all denjenigen das Wort, die reden möchten.

Ich antworte allen Journalisten, die es möchten.

 

Bischof Feofán: Compañero Castro…

 

Comandante: Wird mir niemand übersetzen? Ich höre nur Russisch. (Lachen)

 

Bischof Feofán: Compañero Fidel Castro! Erlauben Sie mir, Ihnen zuallererst meinen Dank dafür auszusprechen, dass es hier eine russisch- orthodoxe Kirche geben wird.

 

Leider veraltern die Fabriken, sie verlieren sogar ihre Bedeutung, selbst wenn sie auf der Grundlage der Brüderschaft errichtet wurden. Jedoch eine Kirche hat mehr Wert, je älter sie ist. Und die Kirche, welche ihr uns für die russische Orthodoxie zu bauen helft, wird nach einem Jahrhundert treuer Zeuge unserer guten Beziehungen sein.

 

Aber mich interessiert eine andere Angelegenheit: Ich bin Bischof einer Region im Nordkaukasus und bin selbst Überbringer einer Tragödie der Terroristen, als sie eine Schule überfielen. Nach 20 Minuten erschien ich in jener Schule und war bis zum Ende dort. Es war etwas Schreckliches.

 

Ich würde gern Ihre Meinung hören, da die Terroristen oft behaupten, dass sie ja Rettungsmissionen machen; aber was ich gesehen habe, war schrecklich. Ich möchte gern Ihre Meinung hierüber wissen. Danke.

 

 

Comandante: Im Innersten meiner Gefühle und Überzeugungen lehne ich den Tod von unschuldigen Menschen ab.

 

Ich erinnere mich an die Kämpfe während des Krieges im Sierra-Maestra-Gebirge. Es gab Kämpfe und manchmal kam jemand, der uns die gesamte Information übermittelte – Kameraden von uns, die Familienangehörige ganz in der Nähe des Zielobjekts hatten. Wir griffen von der Armee besetzte Orte an und nahmen nicht wenige von ihnen ein. Manche Kämpfe waren hart und ich erinnere mich an keine einzige tote Zivilperson. Seht, wie es selbst im Krieg und wenn man kämpfen muss, weil eine Kaserne in einem Ort ist und man sie angreifen muss – obwohl es besser ist, die Truppen zum Herauskommen zu zwingen, da sie in Bewegung schwächer sind, als wenn sie sich in ihren Stellungen befinden – möglich ist, den Tod von Unschuldigen zu verhindern. Ich erinnere mich an keine einzige tote Zivilperson in irgendeinem der Kämpfe während der 25 Monate Krieg, die wir ausgefochten haben.

 

Ich hatte eine Kolonne, aus der alle anderen hervorgegangen sind und die Leute haben das Kämpfen im Kampf gelernt. Sie sind auf keine Akademie gegangen, die gab es damals nicht.

 

Das, was ich Ihnen sage, sind keine Worte, die ich hier gesagt habe. Dahinter steht eine Geschichte, die diese Worte belegt.

 

Nein, ich kann nicht mit dem Ziel, die Blockade zu zerstören, ein Kind töten. Bewusst hingehen und ein Kind töten, das kann ich nicht tun. Man besitzt eine Ethik  und Prinzipien. Man kann sein eigenes Leben opfern, wann man will, aber man kann nicht das Leben eines Unschuldigen opfern. So denke ich und so habe ich es immer gesagt. Und unser Land war in internationalistischen Missionen: – nicht nur eine einzige, so einige – als die südafrikanischen Rassisten Angola überfielen; oder als jenes Land vom Norden her von den Streitkräften von Mobuto angegriffen wurde – jener hatte wirklich Geld und reichlich Geld, ohne dass irgendjemand weiß, wo es aufbewahrt ist, noch in welche Bank es gebracht wurde, verstehen Sie? – und nicht nur dort. Wir haben an mehr als einem Ort Missionen erfüllt. Fragen Sie überall auf der Welt, ob ein Kriegsgefangener standrechtlich erschossen worden ist, dort wo unsere Truppen gewesen sind und wo Kameraden von uns gefallen sind! Denn das war eine Doktrin und die haben wir nicht nur hier geachtet, denn unsere Armee hat nie einen Kriegsgefangenen standrechtlich erschossen. Darauf sind wir stolz. Wir geben Ihnen alles, was wir haben und was man uns leiht, sagen wir mal, wenn jemand beweisen kann, dass wir bei unserem Krieg gegen die Apartheid und andere Verbündete des Imperialismus in Afrika einen einzigen Gefangenen standrechtlich erschossen haben. Oftmals zogen es die Apartheid-Soldaten vor, als Gefangene in unsere Hände zu fallen, weil sie so das Leben gesichert hatten. Ich sage nichts weiter. (Beifall)

 

Bischof Feofán: Dank, Comandante Castro. Das war es, was ich von Ihnen hören wollte.

 

Natalia Chopin: Ich heiße Natalia Chopin und bin Journalistin von ECO aus Moskau.

 

Eine sehr kurze und einfache Frage.

 

Sagen Sie mir bitte, ob sie in der unmittelbaren Zukunft beabsichtigen, die Russische Föderation zu besuchen? Danke.

 

Comandante: …wie kann ich planen, die Russische Föderation zu besuchen. Wenn du mich über meine Gefühle, meinen Willen befragst, dann kann ich ja sagen, sowohl im Sommer als im Winter, bei Schnee oder ohne Schnee, egal wer an der Spitze des Landes steht, und mehr noch jetzt, wo die Beziehungen zwischen Kuba und Russland sich verbessern. Jetzt habe ich mehr Grund, da gerade eine ausgezeichnete Sitzung des Zusammenarbeits-Ausschusses zwischen Russland und Kuba stattgefunden hat, mit sehr guten Ergebnissen, in einem Augenblick des Aufschwungs in den Beziehungen zwischen den beiden Völkern, und wo diese als Grundlage eine riesige Zuneigung haben, die Zuneigung, die der Dichter ausgedrückt hat. Sie haben die Zuneigung als Grundlage, die ich ausdrücken wollte, als ich mich an eine Begebenheit dort am Baikalsee erinnerte, als einmal inmitten des Schnees ein paar kräftige, raue Fischer dort in Sibirien einen Fisch grillten. In unseren Beziehungen gab es noch gewisse Schwierigkeiten, bestimmte Auseinandersetzungen aufgrund der unserer Meinung nach unkorrekten Art und Weise,  – etwas aus der Vergangenheit -  wie die Oktoberkrise gelöst worden war, und als wir jene Männer sprechen sahen, da konnte ich das russische Volk kennen lernen. Und ich kann über es sagen, dass es das friedliebendste Volk ist und es ist das friedliebendste, weil es dasjenige ist, das den Krieg am meisten kenne gelernt hat.

 

Kein Volk hat so viel gelitten und wurde so sehr zerstört, wie das russische im Zweiten Weltkrieg. Jenes Volk hat den Krieg und die Tragödie des Krieges wirklich kennen gelernt. Deshalb liebte es mehr als irgendjemand den Frieden. Aber ich kann auch von jenem russischen Volk sagen, dass es das selbstloseste Volk war. Jener Mann, der den Krieg kennen gelernt hatte, war bereit, alles zu geben und erneut zu kämpfen. Jener Sibirier wusste, dass ich Bürger einer kleinen Insel hier am Ende der Welt war. Wie er sich mit mir unterhielt und mir seine Gefühle ausdrückte! Denn jenes war ein Volk, dass weil es den Krieg mehr als irgendwer kannte und den Krieg mehr als irgendwer hasste, den Edelmut besaß, bereit zu sein, für andere zu sterben.

 

Davon haben auch wir Kubaner gelernt. Wir sind nicht nur für unser eigenes Vaterland gestorben und für unseren Grund und Boden, nicht wenige Kubaner sind gefallen, während sie kämpften oder internationalistische Missionen leisteten.

 

Man läuft Gefahr im Krieg, im Frieden und unter allen Umständen.

 

Mich hat wirklich sehr verwundert, was ich, wie ich euch erzählte, mit 21 Jahren gemacht habe. Ich könnte euch sagen, dass nicht viel Zeit vergangen war, und da war ich in Bogota, als zu dem Zeitpunkt, als dort die OAS versammelt war, ein hervorragender Studentenführer ermordet wurde und ich eine ganze Stadt aufbegehren sah. Ich nahm dort gemeinsam mit dem Volk und mit den Studenten teil, ich erlangte auch ein Gewehr, das ich in einer Polizeistation in Besitz nahm, ich bewaffnete mich. Ich glaube, mir war es gelungen, sieben Gewehrkugeln, eine Mütze, die ein Käppi schien, und solch ein Paar Schuhe zu haben, die nicht für Kämpfe geeignet sind. Und in jener Stadt war ich bis zum letzten Tag, bis man mich hinauswarf, bis eine Verhandlung stattfand und ein Frieden kam und man dort alle für dumm verkaufte. Das ist schriftlich festgehalten, das ist nicht meine Erfindung.

 

Ich hatte in einer Nacht Zweifel, so gegen 2.00 oder 3.00 früh. Wir befanden uns in einer Polizeistation, das Polizeipräsidium war erzürnt dort, weil die Gewalt ausbrach, die Ausplünderung und alles dies. Die Armee selbst war unschlüssig. Zu jenem Zeitpunkt war Gaitán ein sehr beliebter Führer, er verteidigte einen Leutnant vor einer Verleumdung oder so, jedermann hörte auf ihn. Aber jene Ausplünderung führte mit Gewalt zur Ordnung und ich befand mich auf der Seite der Aufständischen, nicht wahr, auf der Seite der Studenten, des Volkes.

 

Das Volk hat das alles zerstört, weil es geplündert hat. Sein kulturelles Niveau und seine Ausbildung gaben nicht mehr her. Die Menschen schienen Ameisen, wie sie so Klaviere schleppten und Kühlschränke, die um die zwei Kubikmeter groß waren. Ich habe das alles gesehen.  Jene in der aufständischen Polizeistation stationierten Männer waren dort verloren. Ich bekam das mit, und zwar aufgrund unserer Geschichte und überhaupt. Denn ich hatte überlegt, ich hatte trotz meiner Jugend über viele jene Dinge nachgedacht. Und ich war dort in jener verlorenen Garnison. Es fuhr ein Panzer vorbei und sie gaben ein paar Schüsse auf ihn ab.

 

Ich habe dort gesehen, wie sie einen Polizisten misshandelt haben, es empörte mich. Es war ein „Godo“ (abwertend für Spanier), wie sie es nannten, reaktionär, aber ich empörte mich darüber, weil sie ihn dort misshandelt haben. Ich befand mich an einem Fenster in einem der Schlafräume, weil das die mir zugewiesene Stellung war, Ich spürte Widerwillen. Sie misshandelten ihn, sie beleidigten ihn und haben ihm so einige Dinge gesagt. Ich habe so zwei- oder dreimal mit unserem Befehlshaber gesprochen und zu ihm gesagt: „Sehen Sie, diese Truppe steht auf verlorenem Posten.“

 

Wer die Bücher über die französische Revolution gelesen hat und weiß, wie die Zusammenrottungen waren, der hätte gewusst, dass eine Truppe, die nicht in Bewegung ist, verloren ist. Jegliche Truppe unter jenen Umständen muss die Initiative ergreifen. So geschah es in der Französischen Revolution, wir alle haben Bücher von fast allen Autoren gelesen… Jeder, der sich an einem bestimmten Ort verbarrikadierte, war verloren. Ich habe zu ihm gesagt: „Bringen Sie diese Truppe auf die Straße, greifen Sie an.“ Ich versuchte, ihn zu überzeugen, er begriff es nicht. Nun gut, aber ich war dort, und zu einem bestimmten Augenblick erinnerte ich mich an meine Familie, sogar an meine Verlobte erinnerte ich mich. Was meint ihr? Ich erinnerte mich an alles. So hatte ich einen Augenblick Zweifel, niemand wusste es, ich würde dort anonym sterben. Und ich musste mich selbst überzeugen, warum ich weiter dort blieb. Und ich erklärte mir sofort, warum ich dort blieb, und beantwortete mir selbst die Frage: Dieses Volk ist genau so, wie die anderen, wie meines. Seine Sache ist gerecht, die Ungerechtigkeiten sind wie jene von dort. Und ich wusste, dass ich Recht hatte. Ich fand nur die Art und Weise, wie die Truppe eingesetzt wurde, nicht richtig. Ich sagte: soll ich mich opfern, oder nicht? Und welchen Entschluss habe ich getroffen? Zu bleiben, mich gemeinsam mit den Leuten dort zu opfern. Ich hatte das Glück, dass sie nicht angegriffen haben, und jene fuhren in Panzern.

 

Am nächsten Tag sagte ich zu ihm: „Geben Sie mir eine Patrouille“. Alle Anhöhen waren unbesetzt. Da brauchte nur eine Truppe zu kommen, um jenen Punkt einzunehmen, die Anhöhen einzunehmen. Ich sagte zu ihm: „Geben Sie mir eine Patrouille“. Und man gab mir eine Patrouille und ich ging, jene Anhöhen dort zu verteidigen.

 

Die dort erlebte Erfahrung war schrecklich, an jenem Tag sah ich die Stadt in Flammen aufgehen. Und gegen Abend bin ich zurückgegangen. Ich habe das nicht als Vorwand genutzt, um mein Leben zu retten, ich bin in jene Kaserne zurückgegangen, weil man mir gesagt hatte, dass die Station angegriffen wurde. Zum Glück waren die Aufständischen dabei, ein Gebäude dort in der Nähe anzugreifen. So habe ich durch Zufall überlebt. Ich bin dort geblieben und am anderen Tag hat man mir nicht einmal einen kleinen Säbel zum Andenken mitnehmen lassen. Sie hatten schon Frieden geschlossen, jedermann applaudierte: „Der Kubaner!“ Jedermann sprach mit dem Kubaner, denn es erregte die Aufmerksamkeit aller, dass ein kubanischer Student dort geblieben war.

 

Ich war zur Vorbereitung eines Kongresses dort und habe teilgenommen und hatte an jenem Tag meine Zweifel. Das, was ich euch erzähle, habe ich nie vorher erzählt. Es war eine Gewissensfrage, ich blieb und beschloss, mich für ein Volk zu opfern, das nicht das meinige war und bei einer Operation, die verloren war, bei einer Truppe, die besiegt war und ich blieb dort, weil es eine Gewissensfrage war.

 

Ich sagte, dass dies kurz nach dem anderen Ereignis war, weil es zu jenem Zeitpunkt war, als ich vom zweiten ins dritte Studienjahr überwechseln sollte. Ich hatte schon viele Ideen, war Antiimperialist und Antikolonialist, war für die dominikanische Demokratie, für die Unabhängigkeit von Puerto Rico, für die Rückgabe des Kanals von Panama an die Panamaer, der Malvinen (Falklandinseln) an Argentinien, für die Aufhebung der europäischen Kolonien. In Lateinamerika waren das die Dinge, die Vorrang hatten. Nun gut, es ging noch nicht um den Sozialismus.

 

Zu jenem Zeitpunkt, von dem ich spreche, hatte ich Marx noch nicht gelesen. Ich habe euch schon zwei Episoden erzählt. Aber seht, wie ich damals dachte, ich sprach schon wirklich aus, was ich dachte und es ist keine Antwort. Ich kann jegliche Frage von euch beantworten, deshalb bin ich sicher, dass ich sie beantworten kann, weil ich versucht habe, konsequent in meinen Ideen zu sein, standhaft zu bleiben. Und standhaft zu bleiben, das würde ich jedem jungen Menschen raten. Und wie bei allen jungen Menschen war sicher auch eine Dosis Eitelkeit dabei, sicherlich… Ich wies alles Mögliche auf und kleinbürgerliche Eitelkeiten ebenfalls, Stolz, und andere Lappalien dieser Art. Aber meine Werteskala habe ich nie aufgegeben und das Leben hat mir sogar gezeigt, anspruchsloser zu sein, bescheidener. Ich meine, dass ich jetzt bescheidener bin als damals, als ich als junger Mann begann. Ein junger Mensch ist sehr kritisch gegenüber allen anderen. Er glaubt, dass er alles weiß und hat recht viel Grund dazu, aber nicht allen Grund.  Und natürlich erinnere ich mich immer daran, wie ich selber war.

 

Das Leben ist bis zum letzten Augenblick ein fortschreitender Kampf. Ich gedenke bis zum letzten Augenblick gegen mich selbst zu kämpfen, bis ich sterbe, genau bis zur letzten Sekunde, denn ich analysiere immer noch meine Handlungen. Ich analysiere mich und wenn ich einen Fehler begehe, selbst wenn er gering ist, ein Detail ist, dann berichtige ich ihn. Wer weiß, vielleicht denke ich anschließend darüber nach, was ich hier gesagt habe. Ich hoffe nicht, denn es war ein Treuebeweis euch gegenüber, weil ich diese Versammlung schätze. Ich werde hier keine Rede halten, ich hatte keine Zeit, weil ich mit allen diesen Dingen beschäftigt bin. Ich hatte wenig Information. Ich hatte nur eine minimale. Ich habe fast nicht Mittag gegessen, um andere Dinge zu lesen und zu sehen. Ich sah den Minister fast im Vorbeigehen, und bin schnell hierher gekommen, weil ihr hier auf mich gewartet habt. Morgen habe ich einen wichtigen  Fernsehauftritt um 18 Uhr und eigentlich befinde ich mich noch in Rehabilitation von einem Unfall, den ich am 20. Oktober vergangenen Jahres erlitten habe.

 

Sodass ich deshalb zu euch sage, dass ich vielleicht dann überlege: Was habe ich mit den Russen gesprochen? Aber ich bin sicher, dass ich nicht bereuen werde, worüber ich mit euch gesprochen habe, denn ich habe als Bruder gesprochen, ich habe mit Zuneigung gesprochen, ich habe mit dem Gefühl gesprochen. So sind also unsere Gefühle für euch. Denn es ist so, wie ich dir sagte, ich habe Menschen wie jene kennen gelernt,  ich habe Förster kennen gelernt. Ich habe Russen kennen gelernt, die echte Patrioten und Revolutionäre sind, wie jene es waren, die ich immer als Kämpfer gesehen habe, diejenigen, die in Stalingrad, in Leningrad, in Kerch gekämpft haben, überall, in Smolensk, diejenigen, die sich nicht ergaben, die den Widerstand fortsetzten, die kämpften. Ja, jene, die dorthin gingen, um gegen die Japaner zu kämpfen, als die Vereinigten Staaten ohne jemandem etwas zu sagen die berühmt berüchtigte Atombombe abwarfen, ein Terrorakt.

 

Wenn ich die Verluste der Alliierten berechne, dann muss ich sagen, dass die Russen und alle anderen an der Seite von Russland kämpfenden sowjetischen Völker mehr Leben opferten als alle anderen, die an diesem Krieg teilgenommen haben, das ist die reine Wahrheit. Ich bin auf einigen Friedhöfen gewesen und ich bin auf dem von Leningrad gewesen und kenne die Geschichte und die 1 000 Tage der Belagerung. Ich habe ein dickes Buch gelesen, in dem an alle die Opfer erinnert wird, die die Leningrader durchmachten, ähnlich, wie das russische Volk allerorts. Sodass meine Gefühle eine solide Grundlage haben. Ich weiß, wie die Russen sind und bewundere sie.

 

Wie ich schon sagte, laufen unsere Beziehungen zum russischen Staat und zur russischen Regierung sehr gut und das freut mich. Denn wir müssen uns alle zusammentun, Dialog der Verteidiger der Zivilisation. Das wollte ich sagen.

 

Alfonso Bauer: Meine Frage ist folgende: In Guatemala wird behauptet, dass sie in der Stadt Jalapa gelebt haben und ich gehöre zu denen, die behaupten, dass das nicht stimmt, obwohl es für mein Vaterland eine Ehre gewesen wäre, wenn Sie  zu jener Zeit in Guatemala gewesen wären.

 

Comandante: Wenn ich nur hätte dort sein können. Das hätte mir wirklich gefallen. Wie viel Verschwundene gibt es? Nun gut, ich weiß, dass es nach der US-Intervention gegen die guatemaltekische Revolution mehr als 100 000 Tote gegeben hat und mehr als 100 000 Verschwundene.

 

Das wäre uns passiert, wenn sie in Girón (Schweinebucht) gesiegt hätten.

 

Wie viel Leben hat die Söldnerexpedition in Guatemala gekostet, welche die Arbenz-Regierung gestürzt hat?

 

Alfonso Bauer: So um die 200 000.

 

Comandante: Genau, 100 000 Tote und 100 000 Verschwundene. Aus welchem Grund gibt es denn dann aber so viele Proteste wegen ein paar gefangenen Söldnern? Ah, aber hier gibt es Häftlinge, hier gibt es keine Verschwundenen, hier gibt es keine Ermordeten. Oh ja, die eine große, eine olympische Medaille und den Segen des Imperiums verdienen sind diejenigen, die in jenen Ländern töten, wo die Analphabeten und Halbanalphabeten 30%, 40% oder viel mehr betragen können, wo die Säuglingssterblichkeit äußerst hoch ist, alles dieses Unheil, von dem ich sprach. Das ist „Demokratie“, meine Herrschaften, und das, was wir tun, ist ein Mistding, eine „systematische und permanente Verletzung der Menschenrechte“.

 

Ich glaube, wenn wir nicht in der Lage gewesen wären, harte Maßnahmen anzuwenden, dann hätten wir denen in die Hände gearbeitet, die unsere Revolution zerstören wollten und die unser Volk zerstören wollten.

 

Wenden wir die Todesstrafe gern an? Nein, es ist uns zuwider. Nicht nur das wir es nicht mögen, es ist uns zuwider. Aber wenn es darum ging, uns vor dem mächtigsten Imperium der Geschichte zu verteidigen, dann haben wir sie angewandt. An keinem anderen Ort wurden so viele Menschen hingerichtet, wie in Texas, und es wurden Unschuldige hingerichtet und es wurden Kinder hingerichtet, Leute, die als Kind ein Delikt verübt haben. So etwas ist hier nie geschehen. Sie haben geistesgestörte hingerichtet. So etwas ist hier nie geschehen.

 

So frage ich mich schließlich: Warum stellt man jenen Herrn, der Präsident der Vereinigten Staaten  ist, nicht vor die Menschenrechtskommission in Genf? Oh, nein, aber Kuba ist jedes Jahr dran. Um die Wahrheit zu sagen, möchte ich nicht mit Verachtung sprechen, aber wir spüren Verachtung gegenüber all jener Scheinheiligkeit. Ich kann weiter nichts hierzu sagen als: Verachtung. Denn wir brauchen niemanden, der über uns Gericht hält, weil wir selbst die Ersten sind, die über uns urteilen müssen.

 

Russischer Delegierter: Zuerst einmal vielen Dank für ihre hervorragende Rede. Und seien Sie bitte so nett uns zu sagen, welche für Sie seit Beginn ihres revolutionären Kampfes die schwerste Etappe war.

 

Comandante: Dies ist jetzt die schwierigste für mich, diese hier, in der ich hier diese, Ihre  Frage beantworten soll. (Lachen und Beifall)

 

Wir haben noch Zeit. Wenn ihr noch durchhaltet, ich kann noch durchhalten.

 

Michael Chernow: Sehr geehrter Compañero Fidel Castro, vielen Dank für Ihren Vortrag. Ich heiße Michael Chernow, bin russischer Journalist, sowjetischer, von der Zeitschrift Expert. Ich bin nicht zum ersten Mal in Kuba. Ich mag Ihr Land sehr, mir sagt die kubanische Erfahrung, die ich hier sehen konnte, sehr zu und meine Frage ist folgende: Ich bin der Meinung, dass wir viel von Kuba lernen können. Sagen sie uns bitte: Wie können sie uns helfen?

 

Comandante: Zweiter, sehr schwieriger Augenblick. (Lachen) Ich kann euch bei nichts helfen, im Gegenteil, ihr seid es, die uns helfen können. Ich spreche hier ganz offen zu euch, wir tauschen Eindrücke aus. Ich kann dir und deinem Volk soviel helfen, wie ihr uns helfen könnt, indem ihr diese Dinge tut, helft ihr euch selbst und helft ihr uns.

 

Was uns verbleibt, ist die Verpflichtung euch gegenüber, die ihr Vertrauen in uns gelegt habt, die ihr uns für würdig erachtet habt, diese Versammlung hier durchzuführen, diesen Austausch, und uns dazu eingeladen habt.

 

Ich kann weder denken, dass ich euch helfe, noch dass es eine Art und Weise gibt, dass ich euch helfen kann. Ich meine, dass ihr uns helft und dass ihr der Welt helft.

 

Dies ist mein Amt. Hier sind viele Religiöse anwesend, sie wissen, welche ihre Pflicht ist, welches ihr Amt ist. Es sind Ärzte und Fachleute anwesend und jeder weiß, welches seine Aufgabe ist. Und auch ich weiß, dass dies meine Aufgabe ist.

 

Das Einzige, was ich wirklich tun kann, ist einen Austausch führen. Das ist alles, was ich dazu sagen kann: uns gegenseitig helfen, das ist es, was wir tun können. (Beifall)

 

Jeder, der fragen möchte, von der Presse oder Delegationsmitglieder, kann hier jede Frage stellen.

 

Russischer Delegierter: Sehr geehrter Herr Fidel Castro! Wir würden gern Ihre Meinung darüber hören, wenn das möglich ist, wie lange die Besetzung des Irak noch dauern wird.

 

Vor fünf Minuten haben Sie gesagt, dass Sie manchmal Fehler begehen. Könnten Sie uns sagen, welche Fehler sie als Regierungsoberhaupt von Kuba begangen haben?

 

Comandante: Diese Versammlung hier und mich eurem Verhör zu unterziehen (Lachen) Das ist einer von vielen.

 

Ihre Frage ist, wie lange die Besetzung von Irak noch anhalten wird. Die Besetzung von Irak? Ich glaube, die Frage ist nicht richtig. Man ist in Irak einmarschiert, aber man hat es nicht besetzt.

 

Du kannst fragen, wann sie gehen werden. Das ist es, was ich meine. (Beifall)

 

Möchtest du die Frage klarer stellen? Meinst du, dass es besetzt ist? Sie haben schon keine Regierung mehr dort, sie haben kein Parlament mehr. Warum gehen sie nicht? Wann sie gehen werden, das ist es, was du wissen möchtest?

 

Wann sie wirklich gehen werden? Sie werden sich zurückziehen, wenn sie gehen können, wenn sie sich zurückziehen können. Es ist so, dass sie jetzt so dastehen, wie der, der gekommen ist: sie können nicht gehen, aber sie können auch nicht bleiben. Sie sind im Hin und Her: sobald die Chiiten, sobald die Sunniten, sobald es eine Regierung gibt… Sie werden gehen, wenn sie gehen können, denn die Invasoren gehen nicht, wann sie wollen, sondern wann sie es können. Sie wissen, zu welchem Augenblick sie überfallen können, aber sie wissen nicht, wann sie sich zurückziehen können.

 

In Vietnam wussten sie, wann sie einmarschiert waren, aber dann hat es sie harte Arbeit gekostete, viel Zeit und 50 000 Menschenleben. Die Quote an Menschenleben, welche ihnen die US-amerikanische Gesellschaft damals zugestanden hat, betrug 50 000. Ich frage mich, ob die US-amerikanische Gesellschaft den Invasoren heute ebenfalls eine Quote von 50 000 Menschenleben zugesteht. Vielleicht werden 5 000 Menschenleben schon das Höchstmaß an Toleranz sein und jedes Mal wird die Quote für auf Lügen und Betrug gegründete Abenteuer geringer sein.

 

Das Problem ist, dass sie den Rückzug benötigen, es aber nicht tun können. Jetzt Überprüfen sie, was sie tun können, wie sie es anstellen können, um sich zurückziehen zu können.

 

Sodass die Frage die ist: Wann werden sie sich zurückziehen können? Das wird schließlich vom US-amerikanischen Volk abhängen und von der Wirtschaftskrise und dem Haushaltsdefizit von knapp 500 Milliarden und einem Handelsbilanzdefizit von weiteren 500 Milliarden, insgesamt  eine Billion. Wie viele weitere Jahre nacheinander können sie jenes Defizit von einer Billion noch aushalten und wie werden sie dies überwinden? Meint ihr, dass sie die Kultur beseitigen werden? Sie nutzen religiöse Widersprüche aus, nationale Widersprüche, eine schwierige Situation: Kurden im Norden, Sunniten im zentralen Teil, Chiiten im Süden, Orthodoxe Christen an anderer Stelle; ein Iran, das sie zerstören wollen bzw. das sie überfallen wollen und dessen Ressourcen sie sich bemächtigen möchten. Das ist kein Iran, das von den Chiiten aus dem Süden von Irak verachtet wird, die zu einem bestimmten Zeitpunkt unterdrückt wurden.

 

Das ist eine bekannte Geschichte. Wir wissen recht viel darüber. Denn als jener Krieg zwischen Irak und Iran begann, waren wir Vorsitzender der Bewegung der Paktfreien Staaten und bekamen die Aufgabe, den Frieden zwischen beiden Staaten zu suchen. Wir wissen alles, was dort geschah.

 

Irak war ein Land, das Beziehungen  zu vielen Ländern hatte. Es investierte das Geld aus dem Erdöl sehr gut, bis jener unglückliche Krieg mit dem Iran begann.

 

Mehr möchte ich nicht hierzu sagen. Ich habe eine sehr klare Meinung über alles das. Es war ein einflussreiches Land, das anschließend schwerwiegende Fehler beging.

 

Wir waren ebenfalls gegen die Besetzung von Kuwait und haben das in den Vereinten Nationen verurteilt. Aber wir haben große Anstrengungen unternommen, selbst versucht, die Regierung davon zu überzeugen, dass sie sich zurückziehen sollte. Wir haben ihnen klargemacht, dass der Mut darin bestand, sich zurückzuziehen und jenen Fehler zu korrigieren, der es den Vereinigten Staaten ermöglichte, eine große arabisch-muslimisch-europäisch-NATO-Vereinigte Staaten-Koalition zu schaffen. Wir haben sogar so zu ihnen gesagt: „Korrigiert!“

 

In Russland gibt es in den Archiven Kopien jener Dokumente und in den Vereinigten Staaten natürlich ebenfalls, denn zu einem bestimmten Zeitpunkt hat es Russland damals den Vereinigten Staaten mitgeteilt. Im State Department und dort, an beiden Orten, ist das vorhanden, was ich geschrieben habe und was ich hier sage. Aber ich veröffentliche es nicht von mir aus, die Argumente, die Überlegungen, die ich anstellte, um sie zu beeinflussen, da wir Verpflichtungen mit der internationalen Bewegung hatten.

 

Wir hatten Beziehungen zum Irak, sogar ärztliche Dienste, es gab ein Kontingent kubanischer Ärzte, die dort arbeiteten.

 

Sodass einige der Dinge, die jener tragischen Seite vorangingen, vorher schon geschehen waren und die Folgen waren vorausgesehen worden. Das kann durch Dokumente bewiesen werden.

 

Das hat ebenso wie die Zerstörung der Zwillingstürme der unangebrachten, anachronischen, kriegstreiberischen Politik des Imperiums Aufschwung gegeben.

 

Ich erinnere mich daran, dass ich mich beim Treffen der Blockfreien in Malaysia mit dem Vizepräsidenten von Irak unterhalten habe. Zu jenem Zeitpunkt waren die Beziehungen zur irakischen Regierung nicht sehr gut, da wir niemals mit der Besetzung von Kuwait einverstanden waren. Und so waren sie nicht sehr erfreut über die Tatsache, dass es ein interparlamentarisches Treffen gab und dass ich mich mit der Delegation von Kuwait und ebenfalls mit der irakischen getroffen habe. Sie sprachen viel über die große Anzahl Kinder, die starben und ich sagte ihnen: „Warum tun wir nicht etwas, um den Tod jener Kinder zu verhindern? Sagen Sie uns, wie viel Ärzte gebraucht werden. Man kann ein Programm entwickeln, damit sie nicht sterben.“ Es stimmt, dass die Kinder starben.

 

Hier haben wir Sonderperiode, Blockade und viele andere Dinge gehabt, aber die Kinder sind nicht gestorben. Zuerst sterben die Eltern, bevor sie die Kinder sterben lassen.

 

So argumentierte ich schließlich Folgendes: „Es ist nicht zu rechtfertigen.“ Und fragte sie: „Warum schließen Sie nicht ein für alle Mal Frieden mit Kuwait?“ Ich sagte zu den auf diesem Treffen anwesenden Vertretern des Irak: „Suchen sie den Frieden!“

 

Es gab sogar viele Leute, arabische Länder, von denen, die sich im Krieg befunden haben, die wollten, dass sie einlenkten  und wollten den Frieden suchen und sie hielten jene unnachgiebige Position aufrecht. Ich sagte in Malaysia zum Vizepräsidenten: „Die Regierung der Vereinigten Staaten will den Krieg gegen euch führen, es ist offensichtlich, dass sie den Krieg machen werden, sie können es nicht verbergen. Gebt ihnen nicht den geringsten Vorwand, helft ihnen nicht, den Krieg vom Zaun zu brechen.“ Ich sagte ihnen: „Schaut, fangt jetzt nicht an zu überlegen, ob jene Raketen 50 Kilometer weiter reichen und dass sie nicht 500 überschreiten können, begrenzt ihre Reichweite auf 499. Euer Recht ist unbestreitbar, aber gebt ihnen keinen Vorwand.. Geht das Problem öffentlich an, ladet eine Kommission der Blockfreien ein, Irak zu besuchen, um zu beweisen, dass ihr keine chemischen Waffen habt.“ Ich sagte zu ihnen: „Ich meine, ihr habt sie nicht, und wenn ihr sie irgendwann einmal hergestellt habt, dann zerstört sie.“ Ich bat ihn, dass er dies bitte der Regierung von Irak mitteilen sollte. Man sah schon, dass der Angriff recht unmittelbar bevorstand. Aber ich habe es gewagt und es dem Vizepräsidenten gesagt und er dankte mir sogar sehr dafür. Als das andere Mal das mit Kuwait geschehen war, da hatte die Regierung von Irak gesagt: „Es wird den Krieg der Kriege geben.“ Ich hatte ihr gesagt: „Es wird dies und dies und dies geschehen. Es ist schon nicht mehr Vietnam. Vietnam hatte die Unterstützung, den Dschungel, nicht die Wüsten, eine Art irregulären Krieg, die Unterstützung von China, das benachbart ist, von der Sowjetunion, die ihm mit Schiffen und auf anderen Wegen die Waffen sendete. Ihr werdet keine einzige Gewehrkugel bekommen, es gibt keinen Weg, auf dem sie euch erreichen können inmitten solch einer Situation“, sagte ich ihm. Das sagte ich ihm, als ich ihm vorschlug, einzulenken, um nicht dem Imperium zu helfen. Die Zeit ist vergangen und jetzt ist ihr Land besetzt. Es schien ihnen ein einfaches Ding zu sein, jetzt haben sie sich ein sehr ernsthaftes Problem gesucht, sie sind nach und nach zerschellt, sie haben sich die Zähne zerbrochen. Viele US-Amerikaner merken das und natürlich ist es nicht dasselbe kurz nach der Ankunft und jetzt.

 

Dort gibt es viele, die nachdenken. Die Frage ist nicht die, drück hier ab, oder drück einen Knopf und fertig. Um einen Knopf zu drücken, muss es so um die 200 oder 300, oder wer weiß wie viele Leute geben, die entschlossen sind, einen Knopf zu drücken. Die Militärs wissen es, sie verstehen ihr Fach, sie kennen den Preis an Menschenleben, an Prestige. Sie sind vollkommen in Misskredit geraten. Selbst mich haben die Ereignisse überrascht.

 

Seht, wie naiv wir sind. Ich kenne sie und weiß, wer sie sind und dass sie keinerlei Skrupel kennen, aber ich hätte mir nicht die Regierung der Vereinigten Staaten beim Foltern von Gefangenen vorstellen können. Mir schien, dass sie zumindest das nicht tun würden, dass sie nicht so dumm sein würden, das zu tun. Diese sadistischen Verfahrensweisen der körperlichen Folter, der moralischen Folter, umsonst. Es ist beschämend, stößt ab, und es geschah nicht nur an einem einzigen Ort.

 

Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass eines Tages der Marinestützpunkt Guantánamo, ein mit Gewalt besetztes kubanisches Gebiet, zu einem Folterzentrum werden würde. Und was für sadistische Foltermethoden. Ich hatte es mir nicht vorgestellt. Ich glaubte es wirklich nicht… Ich glaubte, dass jene unzivilisierte Zivilisation, jene Regierung, die Atombomben abwerfen konnte, alles bombardieren konnte, nicht die Dummheit begehen würde, Menschenwesen zu foltern, egal wer es wäre. Oder haben wir nicht auch mit Kriminellen zu tun gehabt, die Kameraden von uns ermordet haben? Egal wer sie waren, wir haben sie nie angerührt. Wir könnten demjenigen das ganze Geld des Landes geben – viel ist es nicht, aber etwas hat es, wisst ihr? – der beweist, dass hier auch nur einer der bösartigsten Häftlinge misshandelt worden ist, auch wenn er Autor der schlimmsten Verbrechen, der größten Terrorakte gegen unser Land gewesen wäre.

 

Wir haben Gefangene gehabt, und die von Girón, und Söldner die uns überfallen haben, diejenigen, die gekommen und gelandet sind nachdem vorher bombardiert worden war, die Frauen und Kinder ermordet haben. Dort, nach jenem blutigen Kampf, bei dem 68 Stunden ununterbrochen gekämpft wurde. Sie bekamen keine Ruhepause, weder bei Tag noch bei Nacht, weil das US-Geschwader mit der Marineinfanterie schon dort darauf wartete, zu landen. Und das erzählt euch nicht jemand, der es gehört hat,  das erzählt euch jemand, der unter anderem dort war, da das ein Leben lang meine Gewohnheit gewesen ist. Ich war nie in einem Unterstand oder ähnlichem Ort, das ist nicht meine Gewohnheit, das ist nicht meine Mentalität, das ist nicht meine Art.  Ich war dort an jenem Tag im Morgengrauen, als die US-Marine eine Landung im Norden der Provinz Pinar del Rio simulierte, in der Nähe der Hauptstadt. Wir sagten: „Aber ein Landungsversuch? „Ja, ein Landungsversuch.“ „Der Landungsversuch bei Cabañas wurde bestätigt“, genau so, wie man es mir vor knapp 24 Stunden gesagt hatte, als man mich weckte: Landung bei Playa Larga, dort ist ein Trupp auf den Feind gestoßen.

 

Anschließend, als sie Fallschirmspringer absetzten, war ich vollkommen überzeugt, dass dies die Hauptrichtung war. Wir waren dort, man hatte uns einen Panzerangriff abgewehrt. Wir waren dabei, einen weiteren von der anderen Seite her vorzubereiten. Wir würden in ihrer Nachhut erscheinen, in Playa Larga und in Girón, an beiden Stellen. Dort wartete ich auf ein Bataillon Panzer. Dort war unsere Artillerie und schoss kräftig. Es kann sein, dass wir vor dem Morgengrauen in Girón angekommen wären. Da machten die Yankees ein Manöver – es gab noch nicht einmal die jetzige Autobahn; unsere Verkehrswege waren sehr schlecht. Wir waren als Bataillone organisiert, nicht als Armee oder Heereskorps oder Divisionen, nicht einmal als Brigaden. Als wir Guerillakrieger waren, hatten wir nicht einmal Bataillone, weder Panzerbataillone, noch Artilleriebataillone noch Luftabwehrbataillone, noch Batterien von 130er-Geschützen oder Batterien von 122er-Granatwerfern. Es war auf der Ebene von Batterien, aber in den Bergen hatten wir nichts dergleichen.

 

Also genau gegenüber des US-Geschwaders. Dort gab es weder einen einzigen standrechtlich Erschossenen, noch Schläge mit dem Gewehrkolben. Was zeigte das? Dass die Ideen zum Bewusstsein geworden waren, dass die Ethik Bewusstsein war. Und jene Soldaten, die entrüstet waren, haben niemanden misshandelt. Das US-Geschwader in drei Meilen Entfernung, nicht in 12. Als wir in Girón einfuhren, da waren sie dort mit ihren abgeschalteten Lichtern. Flugzeugträger, Marineinfanterie auf Schiffen, die darauf warteten, eine Regierung einzusetzen.

 

Das ist es, was ich dir sagen möchte: ich kenne jene Leute. Ich hätte nie gedacht, dass sie in der Lage wären, Gefangene zu foltern, weder in Guantánamo, noch in Abu Ghraib. Ich hatte sie für etwas klüger eingeschätzt, ausreichend bei Verstand, um so etwas nicht zu tun und ich habe dir gesagt, warum. Sie können es nicht mit dem Hass und der Entrüstung rechtfertigen und deshalb erwähnte ich dir gegenüber, dass wir oft Terroristen gefangen gehabt haben, Söldner, Verräter und niemals haben wir sie misshandelt und sie haben es getan.

 

Deshalb sage ich dir schließlich, dass sie sich zu jenem Augenblick zurückziehen werden, in dem sie können, zu dem Zeitpunkt, wo die moralischen und politischen Kosten am geringsten sind; aber niemand weiß es. Vielleicht entscheidet das US-amerikanische Volk eines Tages, dass diese sich aus jenem Land zurückziehen müssen, unabhängig davon, wer die Vereinigten Staaten regiert.

 

Nun gut, das sind schon Dinge, die geschehen können, sie sind nicht abzuschätzen.

 

Erteile das Wort jemand anderem.

 

Beende diese Sitzung nicht, du wirst unpopulär werden. (Beifall)

 

Schnell zwei oder drei weitere.

 

Ich werde versuchen, mich knapp zu fassen. Ich muss versuchen, euch die Dinge zu erklären.

 

Vladimir I. Yakunin: …Ich glaube wir haben alle Arbeitsschutzgesetze bzw. -regeln verletzt.

 

Ich bitte die Konferenzteilnehmer, die Hände herunter zu nehmen.  Es gibt einen sehr guten Refrain, der besagt: „Man muss wissen, wann man sich zurückziehen muss.“

 

Ich glaube, wir müssen dem Vorsitzenden des Staats- und Ministerrats für die uns gewidmete Zeit danken. Wir müssen ihm danken. (Beifall)

 

Comandante: Es kann sein, dass wir uns dort wieder sehen, aber weder habt ihr mich zum Treffen eingeladen, noch weiß ich, ob man mir ein Visum erteilen wird. (Lachen) Wann ist das Treffen, in welchem Monat?

 

Vladimir I. Yakunin: Vom 3. bis 7. Oktober.

 

Comandante: Dieses Jahr?

 

Vladimir I. Yakunin: Jawohl.

 

Comandante: Wo wird es stattfinden?

 

Vladimir I. Yakunin: In Rodas, in Griechenland.

 

Comandante: Werden Gäste geladen?

 

Vladimir I. Yakunin: Ja, natürlich.

 

Comandante: Welches sind die Voraussetzungen, um …?

 

Vladimir I. Yakunin: Ihre Anwesenheit und nichts weiter.

 

Comandante: Ich kann mich hier nicht verpflichten, denn ich weiß nicht, ob ich gerade sehr beschäftigt sein werde und ich will nicht, dass mein Versprechen…

 

Vladimir I. Yakunin: Vielleicht möchten Sie es überdenken.

 

Comandante: Ich werde es überdenken, ja ich werde es in Betracht ziehen, sicher. (Beifall)

 

Vielen Dank für eure Geduld.

 

Es lebe der Frieden!

 

Es lebe der Dialog zwischen den Kulturen! (Beifall)

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