Interview mit der nationalen und internationalen Presse anlässlich des II. Habano-Festivals
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Journalist. Wie würden Sie das Festival generell einschätzen? Als aufregend?
Fidel Castro: Als interessant.
Das Problem liegt darin, daß ich im vergangenen Jahr teilgenommen habe; doch im Augenblick fechten wir einen harten Kampf aus, und ich wollte nicht bei der Versteigerung erscheinen, denn es hätte den Anschein des Frivolen geben können. Nicht Alle haben Verständnis dafür, und unser eigentliches Interesse besteht darin, daß - ebenso wie im letzten Jahr - alle hier eingegangenen Einnahmen ausnahmslos für Medikamente für Kinder Verwendung finden. So werden diese Einnahmen verwertet.
Dieses Jahr wollte ich - ebenso wie letztes Jahr - nicht am Abendessen teilnehmen; und obwohl ich im vergangenen Jahr bei der Versteigerung anwesend war, wollte ich es diesmal nicht sein.
Journalist: Aber diesmal war ein wichtiger Faktor präsent, die Forderung nach Elián.
Fidel Castro: Nun, es war ein Zusatzaspekt.
Journalist: Es ist ein Zusatzaspekt.
Fidel Castro: Wir hatten die Bedeutung der Versteigerung für die Förderung der Exporte dieses Postens ins Auge gefasst. Meine Gedanken gingen in dieser Richtung. Der andere Aspekt ist der, daß man nichts unversucht lassen darf, wenn es sich darum handelt, einige Hunderttausend Dollar für Medikamente für Kinder zu beschaffen. Deshalb bin ich hier, doch ich wollte nicht das Wort ergreifen. Ich bat Lage darum zu sprechen.
Es war recht ergreifend, denn Pupi, den er erwähnte und der 50 000 Dollar dazulegte, ist der Repräsentant Palästinas auf wichtigen internationalen Veranstaltungen.
Journalist: Klar, klar.
Fidel Castro: Es birgt etwas Symbolisches in sich und er handelte spontan, wie auch das spanisch-französische Unternehmen. Sie haben sich, soviel ich weiß, zusammengetan und erklärten sich zur Zugabe aller für das Überschreiten der Einnahmen des letzten Jahres erforderlichen Mittel bereit.
Letztes Jahr waren es reichlich über 700 000, und dieses Jahr wurden dank ihres Entschlusses 800 000 Dollar erzielt. Dafür kann man vieles kaufen: Ausgangsstoffe für Medikamente; dieser Betrag wird für uns zu Millionen, denn wenn wir die Rohstoffe erwerben und all das herstellen können, vervielfachen wir den genannten Wert.
Journalist: Es ist faktisch ein Schlag gegen die Blockade.
Fidel Castro: Ja.
Im praktischen Leben erzielen wir, wenn es sich um Ausgangsstoffe handelt, einen Gewinn von zwei bis drei Millionen. Wenn wir bereits fertige Medikamente importieren müssen, dann wird es weniger. Doch stets vervielfachen wir auf irgendeine Weise den Ausgangswert.
Da wir seit Tagen mitten in diesem Gefecht stecken, habe ich mich auf keiner Tribüne sehen lassen, was auch absolut nicht nötig war. Es sind alles neue Gesichter. Unendlich viele talentierte Jugendliche waren die Redner. Ich bin an keinem dieser Tage bei den Tribünen dabeigewesen.
Natürlich, aufgrund des komplexeren, bedeutsamen und transzendenten Charakters dieses Kampfes, erhalten die Studenten und jungen Kommunisten ihre strategische Orientierung von der Revolution, durch deren erfahrenste Führer. Doch sie sind es eben, die mit voller Unterstützung der gesellschaftlichen und Massenorganisationen sowie der zuständigen Staatsorgane mit der Gestaltung der Aktionen und ihrer operativen Leitung betraut sind.
Journalist: Nun sind aber Tausende von Rednern aufgetaucht.
Fidel Castro: Und ihnen werden noch viel mehr Redner folgen. Das bedeutet, wir sind nun in eine neue Etappe eingetreten, denn dieser Kampf - wie es im Schwur von Baraguá heißt - wird sich nicht aufhalten lassen. Es wird nichts erreicht sein damit, daß der Junge zurückkehrt und uns morgen weitere gleiche oder noch schlimmere Fälle erwarten.
Sieh mal, gerade in diesen Tagen sind zwei Kubaner gestorben. Vor etwa vier Tagen waren sechs, glaube ich, auf einem Boot und zwei davon kamen ums Leben. Ach so, das ist also das Cuban Adjustment Act!
Heute morgen las ich in einer Meldung, daß fünfzehn Männer, drei Frauen und zwei Mädchen die Küste der Vereinigten Staaten auf einem rustikalen Boot erreichten. So kann dieses Boot also sinken. Sie regen dazu noch an. Und wir klagen sie der Anregung illegaler Ausreisen an. Diese Schlacht wird so lange ausgetragen, solange der Cuban Adjustment Act in Kraft ist. Also, es muss nichts weiter hinzugefügt werden. Im Schwur von Baraguá ist dieser Punkt und alles andere enthalten. Die Schlacht wird andauern, solange es das Torricelli-Gesetz, das Helms-Burton-Gesetz, die Blockade, den Wirtschaftskrieg, die Subversion und alle anderen Verschwörungen gegen die Revolution gibt. Also, das wird nicht aufhören. Das ist es, was ich dazu sagen kann.
Ich brauche nicht auf den offenen Tribünen zu sprechen. Sie sind ganz klar eine Verantwortung aller, des gesamten Landes. Es ist die Verantwortung der Führung der Revolution und wir übernehmen sie voll und ganz. Doch etwas fast Wundersames ist geschehen: Es hat sich allerorts eine grenzenlose Anzahl von Rednern ergeben, und es wurden eindrucksvolle Ereignisse erlebt!
Journalist: Von Baracoa bis Guane.
Fidel Castro: Die Vereinigten Staaten haben sich von der Mafia zu drei schweren Fehlern hinreißen lassen: zum ersten, den Jungen dort zu behalten; zum zweiten, eine Spionagegeschichte zu erfinden. Wir beschuldigen nicht die Regierung der Vereinigten Staaten. Es war in der Tat eine organisierte Verschwörung der annexionistischen Organisation Miamis, die sich Kubanisch-Amerikanische Organisation nennt, unter Mittäterschaft des Chefs des dortigen FBI-Büros. Wir beschuldigen nicht einmal die Leitung des FBI, doch jene dort legten eine perfide Falle. Sie betrogen Faget- er war ein wichtiger Beamter der Einwanderungsbehörde - und stellten ihm eine Falle. Sie sagten ihm, Imperatori wolle die Front wechseln und er solle dafür einige Unterlagen vorbereiten. Nur ein einziges Mal war der Vizekonsul aus dienstlichen Gründen mit ihm zusammengetroffen. Ich habe mit Imperatori eingehend gesprochen. Einmal trafen sie sich im Oktober; an das genaue Datum kann ich mich nicht erinnern. Auch im Juli hat er ihn anläßlich der Ablösung des anderen Beamters zweimal in Miami getroffen, genauso wie er mit vielen Personen spricht, wenn er jene Stadt besucht; genauso wie der Leiter der Mission und andere Beamte mit Abgeordneten, deren Assistenten, Journalisten und Persönlichkeiten aller Art sprechen. Was ich hiermit sagen will, ist, daß die Erfindung von Spionage von Kopf bis Fuß erlogen ist.
Es ist möglich, daß gegen Faget Racheabsichten im Spiel waren. Wenn ein Vizekonsul von uns auf irgendeinem Flugplatz ankommt, sind mindestens - und das weiß jeder - drei Organe anwesend: die CIA, der FBI; drei oder vier Agenturen, die überwachen, was er tut; und er geht in kein mysteriöses Apartment, um mit irgend jemandem zu sprechen. Gelegentlich ist er in einem Hotel oder bei Freunden untergebracht; und wenn er mit jemandem spricht, dann öffentlich, ohne jede Art Verschwörung. Der Inhalt der kurzen Gespräche, die Molina und Imperatori mit Herrn Faget in Miami führten - es waren drei in 14 Monaten - ist in der Tat belanglos.
Es ist sogar dahingehend falsch, als der Vizekonsul Imperatori, der nur einmal mit ihm gesprochen hatte, ihn im Oktober 1999 anrief, um ihm guten Tag zu sagen, denn schon im Juli hatte sein Vorgänger, Faget beim Gespräch erwähnt. Mit einem bedeutenden Beamten der Immigrations- und Einbürgerungsbehörde (INS) versucht jeder Vizekonsul Kontakt aufzunehmen, denn mehr als 100 000 Kubaner befinden sich im Kommen und Gehen zwischen den Vereinigten Staaten und Kuba; weitere 20 000 emigrieren mit Aufenthaltsvisum, und von Zeit zu Zeit kann ein Schiff einlaufen, das irgendwer gekapert hat.
Vor kurzem waren es sogar zwei Pakistaner und ein Inder. Sie kaperten ein Schiff, hatten zwei Männer mitgenommen und fast umgebracht und waren glücklich, als sie die Lichter der Küste erblickten. Wisst Ihr, warum? Weil sie von diesem Gesetz gehört hatten, wonach Ankömmlinge aus Kuba ein Aufenthaltsrecht hatten. Keiner hatte je erklärt, daß dieses nur auf jene Anwendung findet, die von hier kommen.
Und das führte zu Schlägen. Fast ermorden sie unsere beiden Arbeiter. Außerdem existiert der Schmuggel; sie kämpfen nicht dagegen. Wir sind es, die wir den Emigrantenschmuggel bekämpfen.
Bei uns befinden sich zirka 60 in Miami ansässige Bürger in Haft. Sie kamen von Florida mit Schiffen, um Emigranten abzuholen und wurden dabei verhaftet. Auf Personenschmuggel stehen nach unserem Gesetz Haftstrafen, die verschärft wurden und bis zu lebenslänglichem Freiheitsentzug reichen. Dort stehen auf dieses Vergehen zehn Jahre Freiheitsentzug, doch nicht einmal diese Strafe wagen sie durchzusetzen. Von den aus diesem Anlass Verhafteten haben wir bisher nur zwei oder drei verurteilt, denn der Unfall ereignete sich hier und es kam zu Opfern von Menschenleben. Andere wurden durch vorbeugende Maßnahmen aufgrund eines Schadens am Schiff oder bei Eindringen in kubanische Gewässer oder Küsten gefasst und warten noch auf ihren Prozess.
Sie leben in Miami, erhalten ihr Geld dort, das Schiff ist von dort, und wir haben ihnen gesagt: Das Hauptverbrechen haben sie dort und nicht hier verübt. Seit Monaten warten wir auf eine Antwort. Wann werden sie diese Gentlemen abholen, um sie dort zu richten? Sie wollen nicht. Und wisst Ihr, warum? Nun, weil man Angst hat. Kein Richter traut sich, einen dort Ansässigen zu urteilen.
Journalist: Comandante, meinen Sie, man sollte jene dann hier richten?
Fidel Castro: Nun, es ist noch nicht entschieden. Die Männer warten darauf, daß man sie abholt. Das andere wäre ihnen bei der Lösung eines ihrer Probleme zu helfen; die Unterstützung der Feigheit, und dazu sind wir nicht bereit, verstehen Sie? Und so haben sie sie bei uns auf Eis gelegt. Was ihnen zukäme, wäre, sie abzuholen und zu richten, doch sie trauen sich nicht. Dort ist noch keiner wegen Schmuggels verurteilt worden. Sie haben einige Warnungen ausgesprochen und nichts weiter. Dort gibt es keinen Richter, der sich traut; und sie haben - ob Staats- oder Bundesrichter - viermal den Richter gewechselt. Ein Richter von dort muss das Urteil sprechen; doch sie tun es nicht, und hier liegen sie auf Eis.
Die einzigen, die gegen den Schmuggel angegangen sind, sind wir, versteht ihr? Sie drüben haben nichts getan. Dieses Adjustment Act mit all den anderen Vorrechten die hinzukommen: höherer Anreiz, die dortigen Rundfunksender mit Anregung der illegalen Ausreisen; und das wurde noch verstärkt.
Wir sind die einzigen, die interne Kontrollmaßnahmen durchsetzen. Wir beschlossen ein Gesetz. Alles hinsichtlich dem Besitzt oder Bau von Booten und Schiffen ist reguliert. Die Mitarbeit der Bevölkerung zur Behinderung ist stärker geworden. Die Auswanderungen sind eingeschränkt worden, doch das ist unser Verdienst. Das Cuban Adjustment Act ist außer Kraft zu setzen, denn es ist ein bewußtes Verbrechen. Wie ich bereits sagte, gelangte heute eines dieser Schiffe mit Rückenwind zu einem kleinen Key, doch es befanden sich darauf zwei Mädchen und mehrere Frauen. Also fördern sie das Verbrechen, den Tod von Kindern und deren Müttern.
Journalist: Comandante, hier gibt es noch einen interessanten Aspekt, und zwar die weltweite Unterstützung für Kuba in der Angelegenheit Elián.
Fidel Castro: Ja, in der Angelegenheit Elián.
Doch der Cuban Adjustment Act ist Todesfabrik die sie geschaffen haben, und sie muß abgeschafft werden; hierin geben wir nicht nach. Unsere Position diesbezüglich ist entschiedener: Wir kämpfen bis zur Einstellung nicht nur des Adjustment Act, sondern des Torricelli-Gesetzes, des Helms-Burton-Gesetzes, der Blockade und aller Verschwörungen gegen unser Land, die mehr als vierzig Jahre angehalten haben. Das ist - und ich sage das ganz offen - unsere Position.
Tatsache ist, daß wir nicht die Clinton-Administration des heiklen Problems beschuldigen, obwohl es ihrerseits Anzeichen von Schwäche gab, denn dieses Kind hätte bereits zurückgeführt werden müssen. Doch man war an so viele Ungeheuerlichkeiten gewöhnt, und es ist nicht bekannt, wie viele Eltern die elterliche Sorge verloren haben; denn mitunter ist es der Vater gewesen, der das Kind mitnahm und die Mutter zurückließ oder die geschiedene Mutter nahm das Kind mit und der Vater blieb hier. Es gibt Tausende solcher Fälle.
Bei uns gibt es kein Ausreiseverbot. Wir genehmigen 20 000 Fälle jährlich mit Einreisevisum. Wollen Sie noch mehr? Also mehr noch. Wir haben das Recht der elterlichen Sorge geachtet. Es schmerzt uns, wenn ein Kind die Schule verlässt, ein anderes Umfeld bekommt, seine Identität einbüßt. Es handelt sich um ein Kind, ein unschuldiges Wesen. Doch wir respektieren das Recht des Elternteils, der das Kind mitnehmen möchte. Wir respektieren dieses Recht mit der gleichen Standhaftigkeit, wie wir das Recht jenes Vaters verteidigen, der hier blieb, der darum bat, ihn im Kampf um seinen Sohn zu unterstützen. Doch Tausende von Kindern reisen aus, und ihnen geschieht das gleiche: sie werden entwurzelt. Es ist schmerzhaft, doch wir haben das Recht der elterlichen Sorge respektiert. Eine Familie hat ein, zwei oder drei Kinder und er schmerzt uns, daß sie die Schule verlassen und ihrer Identität verlustig gehen, doch wir respektieren dieses Recht ohne Ausnahme.
Mehr noch. In den ersten Jahren der Revolution wurden 14 000 Kinder aus Kuba heraus geschmuggelt. Zuerst erfanden sie ein falsches, erlogenes infames Gesetz, das sie unterzeichneten, als ob es sich um einen tatsächlichen Gesetzesentwurf handeln würde. Es war die Zeit der Agrarreform, der Wohnungsreform und anderen Veränderungen in jenem Geist und jenem Ambiente; und um bei den Menschen Furcht zu erwecken, erfanden sie ein Gesetz und verbreiteten es. Sie erfanden etwas, was ich danach in einem Scholochow-Werk lesen konnte, dem "Blutigen Don" oder einem anderen Werk jenes Nobelpreisträgers, bei dem ich lernte, daß seit damals schon die elterliche Sorge gegen die russische Revolution eingesetzt wurde; es war nichts Neues. Sie brachten es hier zur Anwendung, und es zeigte außerordentliche Wirkung. Sehr viele wurden eingeschüchtert.
Es wird ein Buch darüber herausgegeben, über die massenweise Entführung, diesmal mit Unterstützung der Eltern, denn sie unterlagen einer Betrügerei und einer von den Nachrichtenorganen der Vereinigten Staaten organisierten Operation.
Journalist: Doch viele Kinder von damals, die heute erwachsen sind, haben reagiert und verteidigen ...
Fidel Castro: Einige der Aufwürfigsten sind jetzt dabei zu reagieren. Dieser Anwalt, der eine außerordentliche Haltung an den Tag legte, und noch andere sprechen für jene Kinder, die immer noch den Schmerz darüber empfinden, daß sie entführt wurden. Und was geschah weiter? Es kam die Raketenkrise; jene Reisen wurden eingestellt, und viele jener Kinder blieben dort und die Eltern hier.
Niemals haben wir die legalen Auswanderungen verboten, niemals! Wer will, soll auswandern! Wir waren es, die nach der Trennung der Familien mehr als einmal darauf bestanden haben, diese zusammenzuführen. Das heißt also, wir haben das Recht der elterlichen Sorge absolut respektiert.
Also, ich sage dir, was sie taten; etwas Infames: 14 000 Kinder. Viele von ihnen wurden sich später bewußt, was ihnen geschah. Einer der Anwälte, José Pertierra, ist klarer in seinen Ausführungen und gehört neben vielen anderen zu jenen, die sich gegen die Entführung Eliáns aussprechen.
Achtung der elterlichen Sorge ist die, die wir gezeigt haben, nicht sie; und sie reißen uns ein Stück vom Herzen ab, jedes Mal wenn ein Kind seine Schule verlässt. Hier, wo das Bildungswesen besser ist als in den Vereinigten Staaten, ein viel besseres Gesundheitswesen für die Betreuung der Kinder vorhanden ist, die Kindersterblichkeit unter der der Vereinigten Staaten liegt und es keine Drogen noch Risiken gibt, daß sich die Kinder gegenseitig umbringen.
Gestern erst erhielten wir die Meldung, daß ein Siebenjähriger, ein sechsjähriges Mädchen in der Schule tötete. Sie stand vor der Lehrerin, und er kam mit einem Revolver und tötete sie vor ihr. Denn die Ultrarechte ist außerdem gegen die Waffenkontrolle.
Obwohl wir die Hauptverantwortung nicht der Regierung zuschieben, trägt diese schon ihre Schuld, das will ich nicht leugnen, doch es ist die Anarchie, die dort herrscht. Die Richter in Florida handeln nach ihrem Gutdünken. Sie mußten, wie ich bereits sagte, vier von ihnen ablösen. Es ist ein Skandal. Der erste Richter des Bundesgerichts wird angefochten, ein anderer wird ernannt, von dem es heißt, er sei geradlinig, doch sie lassen ihn krank werden. Keiner weiß, ob es sich tatsächlich um eine Krankheit handelt, oder ob man ihm etwas verabreicht hat. Fakt ist, daß sie sagen, er habe ein ernstes gesundheitliches Problem. Also war der Mann draußen, weil er nicht konnte. Der nächste Richter wurde bestellt und die Verhandlung vom 6. auf den 9. März verlegt. Es ist eine Unordnung, ein Chaos, ein Prestigeverlust, wie man es in keinem zivilisierten Land der Welt vorfindet.
Doch ich werde dir noch etwas sagen, und das steht auch in Imperatoris Anzeige, nämlich zum Vorleben jenes Gentleman. Wir wollten dieses Thema nicht berühren und haben auch nicht darüber gesprochen; doch die Vergangenheit des Gentleman, jenes Großonkels, ist sehr bösartig. Achtet auf das Wort, das ich gebrauche: bösartig! Es geht nicht darum, daß er dort, betrunken, zwei oder drei Karambolagen verursachte, daß er ein Alkoholiker ist. Es geht um etwas viel Schwerwiegenderes, und Imperatori hat es in seiner Botschaft an das kanadische Volk zum Ausdruck gebracht. Es ist ganz einfach ein korrupter Mensch, verdorben, mit krankhaften Neigungen. Tatsache ist, er war Sportlehrer an zwei Schulen - wir ermitteln noch Einzelheiten; ich glaube sogar, es waren drei Sportschulen für Anfänger (EIDE). Und Journalisten der USA waren es, die dort etwas vernommen hatten und die auf die ersten Anzeichen seiner schlimmsten Vergehen stießen. Uns war vieles über ihn bekannt, doch hatten wir das Material zurückgestellt; wir haben es nicht benutzt. Doch nun traten Zeugen einer ernsteren Angelegenheit auf: Der Mann hatte als Lehrer für Körperkultur und Sport seine Schüler - mit einem Wort - sexuell mißbraucht. Er war derartig gesunken, daß er Handlungen sexuellen Mißbrauchs beging. Und diesem bösartigen Gentleman wurde in den Vereinigten Staaten das Kind übergeben.
Imperatori, der für die Verteidigung der Wahrheit und Entlarvung der Konspiration sein Leben und alles aufs Spiel setzte, hat es in der Botschaft an das Volk von Kanada klar angesprochen. Granma brachte lediglich: "Noch ist nicht bekannt, was für ein Mensch jener ist, in dessen Obhut das Kind gegeben wurde." Das US-amerikanische Volk steht vor einem sehr ernsten Problem. Ich glaube, daß für dieses Volk der sexuelle Mißbrauch von Kindern und Jugendlichen eines der verwerflichsten Vergehen ist.
Unsere Presse brachte nur die genannte Meldung, denn wir wollten nicht den Anschein erwecken, daß wir Dinge erfinden oder auf bestimmte Punkte seines Vorlebens zurückgreifen. Wir waren es nicht. Diese Information besitzen mehrere Journalisten. Doch es ist ein so heikles Thema, daß sich bislang keiner zur Veröffentlichung aufraffen konnte. Unser gewesener Vizekonsul hat in aller Würde und Moral, die ihn beim Verlassen Kanadas kennzeichneten, dort ein Schreiben hinterlassen, in dem er es zum Ausdruck bringt; denn das Problem des Kindes ist der Grund, weshalb die Verschwörung erfunden wurde und ist der Grund für die Tragödie und die Risiken, die er einging. Er hatte die Risiken herausgefordert, es mußte so sein, war in den Vereinigten Staaten geblieben und in den Hungerstreik getreten.
Ich sage euch, das ist ein ernstes, ein sehr ernstes Problem, das sie bedenken müssen, denn wir verfügen über viele viele Information. Doch was ich wissen möchte, ist, was sie am 9. März tun werden, denn sie gaben Zeit, die bewußte Berufung einzulegen. Würdig wäre gewesen, sie hätten unmittelbar nach Anerkennung der Rechte des Vaters durch die INS auf administrativem Wege das Kind zurückgegeben und sich nicht in politische Kampagnen und Ränke verwickelt. Sie gaben die Möglichkeit für jedes und alle Verfahren und noch tausend Verfahren dazu. Und natürlich richten sie dem Jungen einen schrecklichen Schaden an indem sie ihn auf unbestimmte Zeit dort behalten. Sie fügen seiner Familie und dem ganzen kubanischen Volk schreckliches Leid zu. Es sind elf Millionen Menschen, sogar die Feinde der Revolution verurteilen dieses Vorgehen.
Am 9. März findet also nun die Verhandlung statt für den Fall, daß der Richter nicht krank oder umgebracht wird. Die Mafia ist fähig, Richter zu ermorden. Sie haben bereits mehr als einen Menschen ermordet.
Vielleicht habt ihr heute im Rahmen des Podiumsgespräches die Anzahl von Terroristenakten der dortigen Mafia gesehen. Als sich eine Annäherung der Emigration an ihr Geburtsland abzeichnete, tötete jene Mafia eine ganze Reihe Leute; und sie wissen das, denn jene, die die Verbrechen begingen, sind ihre Schüler; Spezialisten in den Techniken des Tötens, die sie über Jahre hinweg ausgebildet haben. Das ist die Wahrheit, die alte Geschichte.
Clinton werde ich nicht dessen, was vorher passierte, beschuldigen, aber er sollte etwas standhafter sein. Das sage ich ganz offen. Er hat in dieser Sache eine gute Position eingenommen, in dem Sinne, daß die Staatsanwältin Frau Meissner unterstützte, der Präsident unterstützte die Staatsanwältin, sogar die Außenministerin unterstützte sie.
Nun, sie erfanden einen Spionagefall, den sie vier Tage vor der Gerichtsverhandlung veröffentlichten; sie erfanden ihn am 11.; am 11. Februar haben sie diesem hohen Beamten, diesem angeblichen Spion, die Falle gestellt; und sie haben keine Beweise, weil sie keine haben können! Das sage ich Ihnen, der ich mit Molina und jetzt mit Imperatori gesprochen habe, und wir wissen bereits alles; wir wissen sogar jedes einzelne Wort; sie haben diesem Mann keine einzige Frage gestellt, keinen einzigen Vorschlag unterbreitet, denn damit hätten sie auch ein schweres Vergehen begangen. Deshalb sagten wir: Beweisen Sie uns, daß dies so ist und wir selbst sind bereit, sie vor Gericht zu stellen, denn das wäre ein schweres und kompromittierendes Vergehen, und das ist während 22 Jahren nicht vorgekommen.
Sie haben nichts, nichts! Sie haben absolut Null Belege dafür; sie haben sich verwickelt. Die Mafia hat die Regierung dreimal verwickelt. Zwei habe ich bereits erwähnt. Sie stellten dem Beamten die Falle; niemand kann bestraft werden, weil er aufgrund einer Täuschung zu einer Indiskretion gegenüber einem engen Freund verleitet wurde.
Dieser Beamte war unbestreitbar ein sehr guter Freund und sogar Wirtschaftspartner des Unternehmers Font, von dem man sagt, er sei Millionär. 15 Minuten später, sagen sie, habe er den anderen angerufen; sie haben ihn mit der Täuschung dazu verleitet, dem anderen das zu erzählen, was sie ihm erzählt hatten. Derjenige, der diesen Beamten bei einem Treffen von Geschäftsleuten in Connecticut dem Leiter unserer Interessenvertretung vorgestellt hatte, war Herr Font, und anwesend waren dort mehrere Unternehmer, darunter ein Kolumbianer. Font, der das Treffen organisiert hatte, hatte diesen Beamten, der sein Partner war, eingeladen. Die Anwesenden tauschten dort Visitenkarten aus.
Molina sprach später zweimal mit Faget. Molina hat mir mit ziemlicher Genauigkeit die Einzelheiten erzählt, an die er sich erinnert; aber Papier hat ein noch besseres Gedächtnis als Menschen, wissen Sie? Und da dort prinzipiell jedes Mal, wenn jemand etwas unternimmt, er einige Notizen aufschreibt, um dies mitzuteilen, - merken Sie? - haben diese Papiere ein besseres Gedächtnis als die Autoren selbst.
Mit Molina sprach ich, als die Erfindung von der Spionage aufkam: Sag mir wie es war, alle Einzelheiten, zu welcher Uhrzeit, wie ist der Mann, wie ist sein Charakter. Das Leben lehrt einem ein wenig Psychologie und es ist schon ganz klar. Nun aber habe ich mit dem anderen, seinem Nachfolger, gesprochen: José Imperatori. Deshalb kann ich bestätigen, daß sie nicht einmal einen Strohhalm haben, an den sie sich klammern können. Das ist alles unwahr; sie sind am Ende. Die Regierung haben sie mit diesem Fall verladen.
Als Erstes treffen sie eine gute Entscheidung bezüglich des Kindes und, statt diese unverzüglich zu vollziehen und es zurück nach Kuba zu bringen, - der Konflikt war bereits losgetreten - warten sie drei oder vier Tage und geben ihnen alle Zeit der Welt, damit sie alle möglichen Manöver und Verfahren starten können.
Als Zweites beschließt der Leiter des FBI-Büros in Miami, Héctor Pesquera, gemeinsam mit einem weiteren Mitarbeiter dieses Büros, Paul Mallet, welcher die Ermittlungen leitete, daß Faget nachgespürt werden solle, da sie scheinbar Verdacht geschöpft hatten, wohlmöglich, weil sie den INS-Beamten, Faget, ein- oder zweimal gemeinsam mit dem Vizekonsul gesehen hatten. Nach ihren Angaben überwachten sie Faget seit einem Jahr. Doch welch Zufall, 11 Tage vor der Gerichtsverhandlung stellen sie die Falle und formulieren vier Tage vor der Verhandlung eine übereilte und unerhörte öffentliche Anklage. Wenn der Leiter des FBI-Büros in Miami, das fünftgrößte Büro des FBI, seinen Vorgesetzten einen Bericht schickt und ihnen das Telefongespräch von Faget mit seinem Partner Font, Aufnahmen, Fotos oder ein Video von Faget mit Molina oder Font im Gespräch mit irgend einem kubanischen Vizekonsul vorlegte, glaubten sie es. Sie glaubten wirklich kein bißchen, daß es sich um einen faulen Trick handelte, und auf dieser Grundlage handelten sie.
Als dies vor die höheren Stellen gelangte, beschlossen diese, Imperatori zur unerwünschten Person zu erklären, meiner Ansicht nach aber, weil sie irregeführt wurden. Denn man weiß, welche Wirkung es hat, wenn einer dieser Bosse sagt: "Hören Sie mal, sehen Sie dieses Gespräch, sehen Sie dieses Foto, dies ist ein Spion, der übergibt diese und jene Berichte." Möglicherweise Auszüge von Gesprächen. Aber sie haben später ausdrücklich von Auszügen gesprochen; man muss sie dazu auffordern, alles zu veröffentlichen, alles; daß sie nicht ein Wort aus dem Zusammenhang reißen. Was der Mann tatsächlich tat, war die Interessen der INS zu verteidigen, und er war wegen der illegalen Immigration besorgt, denn er beschuldigt praktisch Kuba, wenn er dem Vizekonsul sagt: "Es gibt korrupte Leute am Flughafen, die erlaubt haben, daß Menschen ohne Dokumente in eines der Flugzeuge steigen, die normalerweise von Havanna nach Miami fliegen." Das kann passieren, wenn sie einen Einzelnen bestechen.
Ich hatte davon nichts gehört, das versichere ich Ihnen, bis dieses Problem aufkam und ich habe sofort nachfragen lassen, um welche Fälle es sich handle; hier waren sie nicht bekannt. Weil jedermann in ein normales Flugzeug steigt und, wenn er dort aussteigt, sagt: "Nein, ich bin in US-amerikanischem Staatsgebiet; es gilt der Cuban Adjustment Act; ich berufe mich auf ihn." Sie sind verärgert.
Deshalb sage ich, daß wir weder die Regierung, noch das Außenministerium, noch die Staatsanwaltschaft beschuldigen, und das sage ich in vollem Ernst; ich kenne ihre Schwächen, sie hätten der Mafia nicht die vier oder fünf Tage Zeit lassen sollen, um unendliche juristische Verstrickungen einzufädeln. Alle Präsidentschaftskandidaten sind in die übliche Vorwahldemagogie verstrickt und sagen Dinge, die denen dort in Florida gefallen; obwohl die Mafia dort die Wahlen nicht entscheidet; das ist ein Mythos. Alle Kandidaten unterstützen den Unsinn, und der Präsident unterstützt die Staatsanwaltschaft und erklärt gleichzeitig, die Richter würden entscheiden. Aber, warum haben sie diesen Leuten vier oder fünf Tage Zeit gelassen, um Rechtsmittel einzulegen? Da ist viel Feigheit mit im Spiel.
Ich sage Ihnen bereits, daß sie in Zusammenhang mit dem Menschenschmuggel keinen Einzigen verurteilt haben; die haben wir hier, wir bieten sie ihnen an und sie haben niemand in Miami verurteilt; sie trauen sich nicht. Dieser Mafia gehört Miami; sie bestechen Richter und alle anderen; es sind Terroristen, sie sind imstande zu töten. Aus dieser Mafia stammen möglicherweise die Leute, die Kennedy ermordet haben.
Journalist.- Comandante, der 9. ist also ein entscheidender Tag?
Fidel Castro.- Gut, jeder Tag ist ein entscheidender Tag; aber jeder weitere Tag, der vergeht, ist ein schwerwiegenderer Tag, weil sie am Verstand des Kindes arbeiten, ihn foltern. Sie würden ihn gerne sechs Monate lang bei sich haben.
Die Regierung der Vereinigten Staaten ist dabei bereits zum Komplizen geworden. Gut, sie legen Gesetze aus: Eine Regierung, die Kriege erklärt ohne irgend jemand um Erlaubnis zu fragen, Bomben abwirft, Raketen abschießt und noch viel mehr, könnte, denke ich, ihre Befugnisse auf korrekte und mutige Weise auslegen. Außerdem handelt es sich um einen Fall, der nicht in die Gerichtsbarkeit US-amerikanischer Gerichte fällt. Die Entscheidung obliegt den Gerichten im Herkunftsland des Kindes; verstehen Sie? Aber gut, wir werden sehen, was dieser Richter tun wird.
Sollte dieser Richter nicht zugunsten der Rückführung des Jungen entscheiden, und ich sehe nicht, wie er gegen ihn entscheiden könnte, wäre das Prestige der Vereinigten Staaten zerstört. Es kann sein, daß er zugunsten der Staatsanwältin und der INS entscheidet, aber dann können die anderen beim Berufungsgericht in Atlanta Rechtsmittel einlegen; die Regierung hat Möglichkeiten, das Verfahren zu beschleunigen. Schon dieser Zeitraum könnte sich vielleicht um einige Wochen verlängern; das Prestige dieses Landes hält dies aber nicht aus, und sie können jetzt also nicht damit kommen, daß sie vor das oberste Gericht ziehen.
Das US-amerikanische Recht sieht vor, daß die Entscheidung bereits in der zweiten Berufung in Atlanta fällt, und die ist in der Regel die Entscheidung des Richters.
Journalist.- Wenn sie es bestätigen...
Fidel Castro.- Gut, sie werden versinken; man weiß nicht, wie weit sie versinken werden; aber sie sind schuld daran.
Für uns steht fest, - nicht weil sie es uns gesagt hätten; wir haben es gesehen, wir haben es erkannt, wir sehen es, weil man kein Wahrsager sein muß; mit den Jahren lernt man - daß sie das Kind zurückgeben wollen aber Angst haben; sie würden das Problem gerne lösen, aber sie haben Angst. Nun, auch wenn das Urteil zu ihren Gunsten gefällt würde, trauen sie sich nicht, das Kind im Haus der Person abzuholen, die es hat. Wir haben also einen üblen Kerl mit unfaßbaren Vorstrafen, dem das Sorgerecht für das Kind zugesprochen wurde, und eine Regierung, die sich nicht einmal traut, es dort abzuholen, weil die Gegenseite mit einem Skandal droht. Das ist die tatsächliche Lage.
Ich spreche und möchte den Präsidenten weder beleidigen noch ihm Schaden zufügen, auch der Staatsanwältin nicht, und nicht einmal Frau Albright, weil ich Zeuge dessen bin, was ich gesehen habe, und sie verstehen, daß alles eine Dummheit ist; aber, daß es an dieser minimalen Entschlossenheit fehlt, um diesem Herren ein Ultimatum zu setzen! Denn mit den Mitteln, über die sie verfügen, wissen sie genau was sie ihm sagen können. Wenn zum Beispiel das FBI kommt und ihm sagt: "Hören Sie, Sie müssen dieses Kind herausgeben; zwingen Sie uns nicht, Gewalt anzuwenden", dann wird der Mann in Schrecken versetzt und seine Freunde werden auch entmutigt, denn es ist wirklich untragbar, daß dieser üble Herr das Kind bei sich hat.
Sie haben nicht den entferntesten Beweis für die Spionageanschuldigung, die sie konstruiert haben. Dritter Fehler: Sie sahen sich dazu gezwungen, ohne mit dem Willen unseres Landes zu rechnen, - hier sind alle Unterlagen, die dies beweisen - Imperatori unter Zwang in ein Drittland zu schicken; sie wiesen ihn nach Kanada aus. Und das ist ein Ehrenmann. Erlauben Sie mir Ihnen zu erzählen, daß er während der ersten zwei Tage nicht einmal Wasser zu sich nahm; am zweiten Tag des Hungerstreiks hatte er nicht einmal Wasser getrunken; Ergebnis: Am Sonntag hatte er hohes Fieber, Dehydrierung, dickflüssigen Urin. Am Sonntag nahm er dann Flüssigkeit zu sich, aber er hatte über 30 Stunden lang kein Wasser getrunken. Er hat keinen Tropfen Reserve, denn er ist dünner als Don Quijote; es war als sei Don Quijote im Hungerstreik gewesen; das war Imperatori, und mit einer gewaltigen Standhaftigkeit.
Er sprach mit uns; als er nach Montreal kam. Ich habe mit ihm Kontakt aufgenommen, denn wir wußten nicht einmal wo er sich aufhielt. Als wir dann erfahren hatten, daß er dort war, sprach ich mit dem Konsul, dem Botschafter und mit ihm; ich grüße ihn und sage: "Wie haben sie Dich im Flugzeug behandelt?" Er sagt: "Gut, mit Respekt. Sie sagten mir sie wüßten, daß ich mich im Hungerstreik befände, und fragten mich, ob ich eine Flüssigkeit zu mir nehmen wollte und ich verneinte dies." Und unmittelbar sagt er zu mir: "Ich möchte Ihnen mitteilen, daß ich den Streik fortsetzen werde:" Er begab sich zur Botschaft und setzt dort den Hungerstreik fort, nicht gegen Kanada, sondern gegen die, die ihn, wie er in seiner Mitteilung an das kanadische Volk erklärt, gewaltsam mitgenommen hatten; er hatte das nicht verlangt, nicht darum gebeten.
Sie stellten ihm sogar mit dem Paß eine Falle; er trug den Paß nicht bei sich; die Anwälte hatten ihn. Die Behörden forderten von den Anwälten den Paß ein, ohne ihnen auch nur den Grund mitzuteilen; sie forderten von ihnen den Paß und diese sagten: "Hier haben Sie ihn." Das stellt kein Problem dar; einen mehr als bekannten Mann, den sie des Landes verweisen wollen, verweisen sie mit oder ohne Paß. Er aber wußte tatsächlich nicht, daß er keinen Paß hatte. Er kommt nach Kanada und in seiner ersten Mitteilung erklärt er, daß er den Hungerstreik fortsetzen wolle. Anschließend begab er sich zur kubanischen Botschaft in Ottawa.
Die kanadischen Behörden nahmen ihn freundlich auf. Ich habe den Eindruck, daß sie dachten, sie würden bei der Lösung eines Problems helfen, aber das Problem wurde nicht gelöst; der Mann hatte einen Hungerstreik erklärt. An diesem Tag, dem Samstag, hatte er nicht einmal gefrühstückt. Um 11.00 Uhr verliest er eine Erklärung, in der er seinen Hungerstreik deklarierte; um 20.35 oder 20.33 erscheint das FBI, das müßte man präzisieren, aber nach fünf Minuten - wie erzählt wurde - forderten sie ihn dazu auf, einen Mantel anzuziehen. Sie fragten ihn nach dem Gepäck. Er sagte: "Ich habe keines." Danach brachten sie ihn in den Keller. Mit Respekt, wir müssen sagen, daß sie ihn mit Respekt behandelt haben; sie legten ihm keine Handschellen an. Er stieg mit großer Würde in den Wagen, sie brachten ihn zu einem Flugzeug und dann scheint es, als hätten sie auf dem Flugplatz länger gebraucht; gegen 24.00 Uhr kam er in Montreal an. Dort empfing ihn der kubanische Konsul im Konsulat; wir sprachen mit ihm; wie ich bereits gesagt hatte, sprach ich mit ihm, ich begrüßte ihn, fragte ihn, wie sie ihn behandelt hatten, alles; ich wiederhole, was er sagte: "Ich werde den Hungerstreik fortsetzen." Man hatte ihn nicht gefragt und er erklärte den Kanadiern beim Abschied, daß er nicht verlangt hatte, dort einzureisen. Er begab sich zur Botschaft und setzte den Streik fort, bis, gut, in der Erklärung des kubanischen Regierung wird das erklärt und ich erkläre weiter nichts, denn all diese Angelegenheiten müssen höchst vertraulich behandelt werden.
Ich weiß, daß überall Alle etwas darüber erfahren wollen; aber in seinem Brief wird es erläutert. Ich weiß zum Beispiel, wie die Meinung in den Vereinten Nationen ist. Weil in den Vereinten Nationen Alle die Mitteilung erhalten haben und sagen: "Jetzt verstehen wir." Niemand verstand den Grund für einen Hungerstreik in Kanada, aber sie brachten ihn mit Gewalt dorthin, nicht einmal er wußte von nichts
Die Kanadier tragen keine Schuld; ich würde sagen, daß sie die Kanadier in dieses Problem hineingezogen haben. Aber wir haben absolut nichts gegen Kanada, es gibt keinen Protest gegen die Kanadier, und ich denke wirklich, daß sie zur Lösung des Problems beigetragen haben. Außerdem haben alle Parteien mit Ehre und Würde dazu beigetragen, eine Lösung zu finden, die hier in groben Zügen aufgezeigt wird. Es war eine Lösung, die kurz nach 24.00 Uhr oder gegen 24.00 Uhr in der Nacht vom Mittwoch auf den Donnerstag erzielt wurde, und deshalb mußten die Personen, welche die Reise antraten, die Reise machen und wußten dies nicht.
Wir hatten vorgeschlagen, daß eine Gruppe reisen würde, die das Flugzeug nicht verlassen müßten. Es wurde eine Gruppe als Vertretung derer geschickt, die für das Kind und für Imperatori selbst gekämpft haben, die sich am meisten ausgezeichnet hatten, sowie eine Journalistengruppe, und Alle blieben im Flugzeug; die Angehörigen, eine Gruppe aus 8 Ärzten, 10 oder 12 Journalisten und 40 Genossen und Genossinnen, die sich im Kampf ausgezeichnet hatten, um ihn im Flugzeug in Empfang zu nehmen und zu begleiten. Am Sonntag werden sie glaube ich, den Film über den Ablauf der Hin- und Rückreise veröffentlichen; heute wurden 8 Minuten gezeigt.
Die ganzen Ereignisse sind bewegend, und als er dort ankam und mit einer beeindruckenden Würde heraufstieg. Ich erwartete ihn, wir brachten ihn in ein Krankenhaus und morgen werden wir tatsächlich eine Mitteilung mit mehr oder weniger dem, was die Ärzte erklärten, herausbringen. In fünf Tagen hat er 12 Pfund abgenommen, ein Wert, der weit über den Gewichtsverlustparametern eines schlanken Mannes liegt.
Journalist.- Comandante, ich hatte Ihnen eine Frage gestellt und Sie haben uns freundlicherweise so viel Zeit gewidmet, daß ich denke, es ...
Fidel Castro.- Es tut mir Leid, weil einige Personen auf mich warten.
Von welchen Medien kommen Sie?
Journalist.- Nun, wie ich Ihnen sagte, komme ich von der Agencia de Información Nacional und es sind noch Radio Rebelde und das kubanische Fernsehen vertreten.
Fidel Castro.- Sie können wörtlich veröffentlichen, was ich gesagt habe, und noch heute Abend senden. Da ich mit absoluter Objektivität gesprochen habe, übernehme ich die Verantwortung für alles, was ich gesagt habe. Und ich kann nicht mehr sagen, da wir sehr diskret sein müssen. Es darf kein Wort zuviel gesagt werden; es war sehr mühsam, eine ihn zufrieden stellende Lösung zu finden, und, wie es dort heißt, wird das Maximum an Möglichkeiten erhalten, die erreicht werden konnten, damit er in die Vereinigten Staaten reisen kann, um an dem Verfahren teilzunehmen. Und wir haben wirklich nicht mehr gefordert als die Möglichkeit, absolute Sicherheit kannst du nie haben, weil die können sie nicht einmal dort bieten; es sind eine Menge Organisationen beteiligt. Aber so definieren wir es: das Maximum an Möglichkeiten, die erreicht werden konnten. Natürlich gab er dann nach; denn er hat das gefordert; er war dort ohne jede Immunität und hat sich in ihre Hände begeben.
Aber sie sind in einer sehr schwierigen Lage, denn sie können absolut nichts beweisen. Sie stehen vor dem absoluten Nichts; also ist die Lüge auch total und absolut. Aber ich behaupte nicht, daß es eine Erfindung der Regierung ist; das ist meine Meinung. Es gab drei Möglichkeiten und ich fragte mich: Ob sie seit langem versucht haben, eine Provokation zu organisieren? Denn unsere Leute haben ausdrückliche Anweisungen, keine nachrichtendienstlichen Tätigkeiten in unserer Interessenvertretung durchzuführen. Das war, wie erklärt wurde, vor 22 Jahren. Und ich kümmerte mich darum, denn als Carter dieses Büro einrichtete sagte ich: "Das wird sich mit lauter CIA-Agenten füllen und es ist besser, die Moral zu bewahren", verstehen Sie? Wir gaben ihnen kategorische Anweisung, jegliche Art nachrichtendienstlicher Tätigkeit durch die Interessenvertretung zu unterlassen.
Wie Sie wissen, sind wir ein von vielen Seiten sehr ausspioniertes Land gewesen, und wir haben in all dem viel Erfahrung und wissen ziemlich viel über diese Angelegenheiten.
Ich habe die Akten derer, die dorthin gingen, selbst .überprüft; es waren Fachleute und ich werde dies nicht verneinen. Diejenigen, die ich hauptsächlich überprüfte, waren Menschen, die in diesem Thema Bescheid wußten. Ich wählte sie aus und forderte sie an, und es gibt keinen einzigen Angehörigen der Interessenvertretung, dessen Akte ich nicht überprüft hätte. Nicht alle aber, sagen wir, die Mehrzahl verfügte über Kenntnisse, Ausbildung und Disziplin. In 22 Jahren wurde gegen diese Anweisung nicht verstoßen. Welch Zufall, daß vier Tage vor der Gerichtsverhandlung ein Fall auftaucht, eine Anklage, die, die Moral der Staatsanwältin zerstört, die, die INS zerstört; welche Glaubwürdigkeit verbleibt ihnen noch in diesem Verfahren?
Wenn der Mann einfach beschlossen hätte, hierher zu kommen, hätten alle gesagt: "Nein, er akzeptiert das." Das konnte nicht hingenommen werden, nicht weil ein Angehöriger der ständigen Vertretung ausgewiesen wurde, sondern weil nach unserer Auffassung das Schicksal des Kindes davon abhing. Sie zerstören den guten Ruf der INS, demoralisieren sie, weil ein Spion aufgetaucht ist, ein wichtiger Beamter der INS; was würden die Menschen in den USA davon halten? Es war ein Schlag gegen die INS, gegen die Staatsanwältin, wir können sagen, sogar gegen den Präsidenten und gegen Frau Albright, weil diese die Entscheidung der INS unterstützt haben. Und plötzlich wissen sie selbst nicht mehr was sie tun sollen. Wir sind vielleicht die Einzigen, die, die Unwahrheit nachweisen können.
Wir beschuldigen nicht einmal die nationale Zentrale des FBI. Es war eine der wichtigsten Regionalbüros dieser Einrichtung und ihr Leiter ist Bruder des Anwalts, der eine der Personen in Puerto Rico verteidigte, die wegen des geplanten Mordanschlags auf mich in Isla Margarita angeklagt war; alle Beweise lagen vor. Es war außergewöhnlich, daß, obwohl eines der beiden Gewehre Eigentum eines gewissen Hernández war, einer der obersten Anführer der Cuban-American National Foundation, dieser bei dem Verfahren nicht mit angeklagt wurde; und dies geschah wegen der Verbindung, die dieser Herr, der Leiter des FBI in Miami ist, über seinen Bruder, der als Anwalt an jenem Verfahren beteiligt war, mit der Cuban-American National Foundation hatte, die großzügigerweise sämtliche Kosten der Verteidigung übernahm.
Ich sage dies und wiederhole es, dieser Mann und die Mafia haben das FBI verwickelt; sie werden das aufklären müssen oder wir übernehmen es, sie so oft wie nötig daran zu erinnern und Beweise von ihnen zu verlangen.
Damals war es eine Invasion in der Schweinebucht; jetzt sind sie im Ciénaga de Zapata-Sumpf gelandet; so ist es, so sage ich es bezüglich beider Angelegenheiten: bezüglich der Sache wegen Elián und bezüglich der Anklage, und wir werden es übernehmen, dies zu beweisen.
Das Volk hat auf außerordentliche Weise reagiert und wir sagen: Gut, wir haben eine große Schlacht geliefert und es dauert jetzt drei Monate. Aber was nützt es, wenn der Junge zurückkommt, aber täglich ein Kind dort ums Leben kommen kann, weil sie für die unverantwortlichen Personen, denen sie kein legales Visum erteilen, ungeheure Anreize geschaffen haben? Es ist viel wichtiger, dieses Gesetzes abzuschaffen, das wer weiß wie viele Opfer fordert und gefordert hat. Dieses Gesetz muß abgeschafft werden, dafür werden wir kämpfen. Und wir können kämpfen, daran kann niemand zweifeln, wir können kämpfen.
Schauen Sie wie viele Talente sich gezeigt haben. Und ich lese täglich die Umfragen.
Viele fragen sich, weshalb ich nicht gesprochen habe, und ich wollte nicht einmal auf eine offene Tribüne steigen, weil es nicht nötig ist, daß ich spreche; das Volk soll sprechen, die Jugendlichen sollen sprechen, Alle sollen sprechen. Wir denken auch nicht daran, ein Fest zu veranstalten, wenn der Junge zurückkommt; wir sagten bereits: Wir werden ihn empfangen, das Kind wird in ein Krankenhaus gebracht, um untersucht und betreut zu werden, wie wir es mit Imperatori getan haben,
Bleibt mir nur noch hinzuzufügen, daß ich heute mit Imperatori und den Ärzten sprach und sie waren besorgt, seinen allgemeinen Zustand zu erfahren; sie haben mehrere der dringendsten Untersuchungen gemacht. Ein befreundeter Arzt hatte ihm in Kanada am Mittwoch Proben entnommen, um einige Untersuchungen durchzuführen, und hier wurden diese ebenfalls sofort durchgeführt, um die Parameter zu vergleichen und vielleicht wird seine Gesundheit in Zukunft besser sein, denn er raucht sehr, sehr viel.
Journalist.- Zigarren?
Fidel Castro.- Zigaretten. Er raucht viel, das stimmt, und er inhaliert den Rauch. Am Sonntag in Kanada war seine Situation etwas kompliziert; er hatte zwei Tage lang keine Flüssigkeit zu sich genommen, er trank kein Wasser und er hätte eine Flüssigkeit mit Vitaminen und einigen lebenswichtigen Elemente zu sich nehmen müssen.
Ich denke, daß sie ihn morgen Nachmittag bereits entlassen und sie wollen, daß er sich zwei Wochen lang ausruhe. Das ist alles was ich Ihnen sagen kann.
Danke. Ich gehe, da man mich erwartet. War dies ausreichend für Sie?
Journalist.- Nein, mehr als ausreichend.
Fidel Castro.- Sie können all dies in meinem Namen sagen, und erklären sie, daß ich nicht sprechen muß, weil wir ein gut ausgebildetes Volk mit Bewußtsein haben, das in der Lage ist, für sich selbst zu sprechen und auch zu kämpfen. Das war alles.
Auf Wiedersehen