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„Handel mit Menschen“ oder wie man Menschen behandelt?“

Datum: 

01/09/2019

Quelle: 

Periódico Granma

Die meisten Bewohner Bayamos schliefen noch, als die junge Ärztin Zoila Verdecia sich am frühen Sonntag Morgen in ihrem weißen Kittel zu einem weiteren Bereitschaftsdienst aufmachte.
 
„Ich hab meinen kleinen Samuel gezwungenermaßen zu Hause gelassen. Morgen fängt die Schule an und da gibt es noch einiges zu tun. Als er noch in den Kindergarten ging, konnte er irgendetwas anziehen, aber jetzt, in der Vorschule braucht er die Uniform, einen kleinen Rucksack und Umschläge für Hefte. Wenn ich irgendwann nach Hause komme, kümmere ich mich darum. Aber jetzt wartet der Bereitschaftsdienst auf mich“,
 
Als sie an einem Kiosk der urbanen Landwirtschaft vorbeikommt, bemerkt sie der dortige Leiter César Santí und kommt ihr mit einem Bündel gerade frisch geernteter Bohnen entgegen.
 
„Nehmen Sie, Frau Doktor, damit Sie sie schon vorher haben. Sie gehen ja jetzt zum Bereitschaftsdienst. Wie viele kubanische Ärzte hier und außerhalb des Landes machen heute das Gleiche? Und dann kommen dieser Trump und seine Kamarilla und bezahlen Millionen, um zu beweisen, dass „sie Sklaven sind“, dass sie „Opfer von Menschenhandel“ sind. Nein, nein wenn ich...“.
 
„Danke César“, sagt Zoila, geht eilig weiter und dreht nach drei Schritten noch einmal um und bemerkt: „ Das zeigt den reinen Zynismus dieser Regierung“.
 
Am Rande des urbanen Landwirtschaftsgebietes von Bayamo verlängern José Antonio Martínez und César das Gespräch: „ Wie verrückt dieser Trump ist. Wie immer bleibt ihnen das Geld als Mittel. Sie glauben, sie könnten alles kaufen, sogar die Verleugnung des Offensichtlichen. Kuba teilt mit anderen, dient, ist solidarisch; Aber wenn sie uns angreifen wollen, müssen die USA immer etwas erfinden. Zu zahlen, damit man Lügen gegen die internationale Zusammenarbeit Kubas fabriziert, ist absurd und inakzeptabel“.
 
Und an diesem Sonntag Morgen, genau einen Tag bevor die Kinder in die Schulen zurückkehren, die gute Menschen aus ihnen macht, beendet César die Gedanken von Martínez: „Sie bezahlen Millionen, um Kuba auf die Anklagebank zu bringen, wenn doch die ganze Welt Zeuge der Wahrheit Kubas und der großen Lüge der Vereinigten Staaten ist“.
 
„Es ist logisch, dass es dem Imperialismus nicht gefällt, denn während dieses System zerstört und ausplündert, kommt das, was die kubanischen Helfer tun Millionen von Menschen zu Gute und wird von den Völkern der Welt hoch geschätzt“, sagt die 37-jährige Krankenschwester Milagros López Frank aus Cienfuegos, die bereits zwischen 2008 und 2011 als Internationialistin in Angola, und von 2015 bis 2017 in Guatemala arbeitete.
 
Sie vertritt die Meinung, dass die Lügen Washingtons nicht von Bedeutung seien, weil die Völker die Wahrheit schreiben würden und die kubanischen Ärzte, Pfleger und Techniker von den armen Leuten in vielen Ländern geliebt würden, die in ihnen die einzige Möglichkeit sähen, geheilt zu werden.
 
Milagros unterstützt ganz entschieden die Erklärung des Kubanischen Außenministeriums, in der die neuen Aktionen der USA verurteilt werden und fragt sich, ob das Imperium in der Lage wäre, Spezialisten in die Gemeinden, Elendsviertel, Dörfer im Amazonasgebiet oder Siedlungen im Urwald zu senden, an die Orte, an denen unsere Leute arbeiten.
 
Das sei natürlich ein rein rhetorische Frage, weil jeder weiß, dass dies unmöglich wäre. Es ist nur Kuba, das die Kombination von Altruismus, Liebe und Humanismus besitzt, die so etwas möglich macht.
 
„Wir heilen nicht nur in Lateinamerika, Afrika und Asien, wir führen auch eine Gesundheitserziehung durch, die in Dörfern, die völlig ungeschützt sind, elementar ist.“
 
Julio Marcial Hidalgo, der das Management Soziokultureller Entwicklung an der Universität von Cienfuegos studiert, stellt fest, dass der größte Widerspruch des Universums darin liege, dass ein System, das die menschlichen und materiellen Ressourcen der Welt geplündert hat ,eines der großzügigsten Länder des Planeten des Menschenhandels und der Sklaverei beschuldigt.
 
Deswegen sei es so wichtig, die Geschichte zu kennen. Die Vereinigten Staaten schmiedeten ihr Imperium auf der Grundlage der Annexion, des Kaufs und der Plünderung großer Gebiete. Die Kriegsstiefel seiner Soldaten widerhallten auf allen Kontinenten und Verluste bei der Bevölkerung dort seien nur als „Kolateralschaden registriert worden“, sagte er. „Wir aber, obwohl wir ein von dieser Nation blockiertes, armes Land sind, verteilen unsere Solidarität überall.“
 
Die Tochter einer Patientin, die bereits nicht mehr in Kuba lebt, sagte einmal: „Doktor, wenn Sie in den Vereinigten Staaten leben würden, wären Sie Millionär.“ Aber Higinio Hernández aus Pinar del Rio haben weder die Tatsache, dass erKiefer- und Gesichtschirurg ist noch die Konferenzen, die er in der Schweiz und Deutschland gegeben hat und auch nicht die Missionen in Guyana und Venezuela jemals vergessen lassen, wo er herkommt.
 
Deswegen antwortete er auch sofort: „Wenn ich irgendwo anders geboren worden wäre, schwarz in eine arme Familie, wäre ich mit hoher Wahrscheinlichkeit heute kein Arzt.“ Mit einer Erfahrung von 40 Jahren kann Dr. Higinio neben seinem chirurgischen Können und seiner Lehrtätigkeit auf die Dankbarkeit von Tausenden von Patienten zurückblicken, die der beste Beweis für seine Hingabe sind.
 
María ist ein Name, der in so großer Zahl vorkommt, wie die Geschichten, die er erzählen könnte, aber so hieß die Frau aus dem venezolanischen Staat Mérida, die zehn Jahre lang unter schrecklichen Nervenschmerzen litt, denen nur er durch Medikamenten und Akupunktur Erleichterung verschaffen konnte. Er erinnert sich aber nicht an den Namen der Frau, der er die schlaffen Augenlider operierte oder der alten Frau, deren Gesicht er wiederherstellte.
 
„Ich akzeptiere nicht, dass irgendwer die Qualität der kubanischen Medizin in Frage stellt und auch nicht die humanistische Formation ihrer Fachleute“, sagt er in Anspielung auf die Kampagne der USA. „Wir sind niemandes Sklaven und wir sind auch nicht verpflichtet in anderen Ländern zu arbeiten. Fidel hat einmal gesagt, dass Internationalist zu sein bedeute, unsere eigene Schuld gegenüber der Menschheit zu begleichen und damit bin ich einverstanden. Deswegen empfinde ich Stolz, dass ich anderen Völkern helfen konnte und dass unsere Medizin sich nicht auf Merkantilismus begründet sondern auf der Berufung, dem Menschen zu dienen“.
 
Der Facharzt für Innere Medizin Dr.Juan Carlos Hernández denkt ähnlich: „Ich habe Missionen in Südafrika; Botswana und Dominica erfüllt und ich kann sagen, dass ich hart gearbeitet habe, aber ich habe mich niemals unterdrückt oder versklavt gefühlt. Ganz im Gegenteil, man entwickelt sich als Arzt und lernt dazu“, sagt er.
 
Sein Fachgebiet hat es mit sich gebracht, dass er oft dem Tod ins Auge sehen musste. „In Südafrika habe ich viele HIV Patienten kennengelernt, die nicht wussten, wie sie die wenigen Medikamente kaufen konnten, die es damals zur Behandlung dieser Krankheit gab“.
 
Miriela Mesa hat noch Kontakt mit Patienten, die sie in den drei Jahren in Venezuela behandelt hatte. „Die Menschen sind im allgemeinen dankbar. Außerhalb Kubas arbeitet man genau wie hier oder vielleicht ein bisschen mehr, aber niemand übt Druck aus, dass man gehen sollte; es gibt keinen einzigen Arzt, der das Land gegen seinen Willen verlassen hat“.
 
Nora María Lemus, z.B. wollte trotz ihrer großen Erfahrung als Fachärztin für Allgemeinmedizin und Geriatrie und Gerontologie niemals außerhalb Kubas arbeiten.
 
„Jetzt, da meine Kinder groß sind, ist es möglich, dass ich es tue, aber als sie es mir damals vorschlugen, erklärte ich ihnen, dass ich mich aus familiären Gründen nicht dazu in der Lage sähe und das haben sie verstanden.Niemand hat das jemals in Frage gestellt oder mir deswegen Vorwürfe gemacht.“
 
An diesem Tag im September, an dem überall auf der Insel sich die Schultore öffnen, öffnen sich auch in irgendeinem Winkel der Welt andere Türen durch die Kuba seine solidarische Hand den Besitzlosen reicht.
 
Natürlich arbeitet die Mehrzahl der internationalistischen Ärzte unter Bedingungen, die nicht die besten sind. Es ist nicht möglich eine vollkommene Praxis auf in den Amazonas Fluss eingerammten Pfählen einzurichten und auch nicht zwischen die steinernen Wände, aber trotzdem erleichtert eine solche Praxis an den kalten Hängen der Anden Hunderten von Dorfbewohnern das Leben.
 
Aber auch dort macht das Gewand nicht den Mönch aus und man braucht kein Luxuskrankenhaus, um die Medizin richtig auszuüben. Keiner ist z.B. mehr Arzt, als der, der Hunderttausende in Haiti in einem Zelt rettete, das zwischen den Trümmern errichtet wurde, die von dem schrecklichen Erdbeben hinterlassen wurden; oder der Arzt, der sich mit Ebola infizierte, als er anderen half und der nach überstandener Krankheit wieder an die erste Frontlinie zurückkehrte, und sein Leben aus Liebe für den Nächsten riskierte.
 
Wenn das die Beschuldigung ist und Altruismus ein Verbrechen, dann ist Kuba schuldig. Aber sie werden ihre Millionen verlieren. Das Geld, das in die Welt gestreut wird, um Lügen zu kaufen, wird niemals weder die Gesundheit noch die Berufung der wirklichen Medizin bezahlen können.