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Die Wissenschaft ist weltweit weiterhin ausgrenzend und elitär

Der UNESCO-Bericht über die Wissenschaft im Jahr 2010 wurde in Kuba präsentiert. Die Insel, die für ihr Wirken auf den vierten Platz der Region gesetzt wird, konzentriert ihr wissenschaftlich-technisches Arsenal auf die Entwicklung von Produkten, die Krankheiten bekämpfen und die Lebensqualität erhöhen
 
DIE Mehrheit der Handelspatente in der Welt sind für Kosmetika und andere nicht selten glamouröse Erfindungen. Aber Millionen Menschen sterben an Leiden wie Malaria oder Krebs, ohne dass es bisher Patente gibt, um diese Krankheiten zu bekämpfen.
 
Diese Überlegung wurde während des Kolloquiums der Präsentation des UNESCO-Berichts über die Wissenschaft im Jahr 2010 im Universitätskolleg San Gerónimo de La Habana geäußert.
 
In dem von Susan Schneegans, UNESCO-Vertreterin des Bereichs Naturwissenschaften, vorgestellten Bericht wird Kuba für seine Tätigkeit im Bereich der Wissenschaft, Technologie und technologische Innovationen der vierte Platz unter den Ländern der geographischen Region zugesprochen.
 
Dr. Ismael Clark Arxer, Präsident der Akademie der Wissenschaften Kubas, der das Kuba betreffenden Kapitel des UNESCO-Berichts vorstellte, bezog sich auf die Forschungsprioritäten des Landes wie die Neurowissenschaften, die Grundlagenwissenschaften, die Technologie der Informatik und der Telekommunikationen sowie die Nanowissenschaften.
 
Auf die internationale Ausrichtung der kubanischen Wissenschaft eingehend, hob er hervor, dass mit China Produkte gegen Autoimmunkrankheiten entwickelt und kommerzialisiert werden. Kuba arbeitet auch an Projekten für den Technologietransfer zur Bekämpfung von Krebs.
 
Die Anstrengungen der Insel im Bereich der Biotechnologie wurden von Dr. Fidel Castro Díaz-Balart, wissenschaftlicher Berater des Staatsrats, als zu den fortgeschrittensten der Dritten Welt gehörig katalogisiert. Der Spezialist hob hervor, dass wir zahlreiche Patente für Produkte besitzen, die für Gesundheitszwecke eingesetzt werden und Menschen verschiedener Breiten zugute kommen.
 
Zu den Indikatoren, die dazu dienen, den wissenschaftlichen und technologischen Einschlag zu messen, bemerkte Dr. Juan Luis Martín Chávez, Sekretär des Obersten Rats für Sozialwissenschaften, dass die Vermarktung der Wissenschaft eine Gefahr ist, die in dem Maße auftaucht, in dem ein Anwachsen der Wissenschaft im Unternehmenssektor registriert wird.
 
"Dieses Phänomen kann die Wissenschaft auf Gebiete lenken, die Geld bringen, und nicht auf Probleme, die am dringendsten gelöst werden müssen", sagte er und erwähnte die Konzentration von 75 Prozent des weltweiten BIP in nur 15 Ländern. Viele von ihnen gehen geldgebenden Anfragen nach, bevor sie soziale Dringlichkeiten lösen.
 
Juan Antonio Fernández Palacio, Präsident des kubanischen Nationalausschusses der UNESCO, erklärte, dass der Bericht über den Stand der Wissenschaft 2010 von einem Team angesehener internationaler Experten verfasst wurde und auf der Grundlage umfangreicher quantitativer und qualitativer Daten eine globale Bilanz über die beobachteten Tendenzen im Bereich der Wissenschaft, Technologie und Innovation in der ganzen Welt zieht.
 
Er äußerte, dass sich das im Weltbericht über Wissenschaft beschriebene Panorama durch eine schnelle und ständige Evolution charakterisiert. Neue wissenschaftliche Zentren tauchen in der Welt auf. Die wissenschaftliche Entwicklung wird weiter markiert von dieser Linie des Abgrunds, der die reichen von den armen Ländern trennt, trotz des bescheidenen Vorankommens der Entwicklungsländer.
 
"Die Kontrolle über die Patente, der Gehirnraub und die Monopolherrschaft über die Technologien sind weiterhin tägliche Praxis in dieser egoistischen, verschwenderischen und umweltzerstörenden Ersten Welt", betonte er.
 
Die Angabe des Berichts sind viel sagend. Die so genannte Erste Welt besitzt fast 70 Prozent der Forscher und Wissenschaftler. Auch die wissenschaftlichen Veröffentlichungen sind dort mit 75 Prozent der weltweiten vorherrschend.
 
Aber der Indikator, der am meisten die Ungleichheit bei der Schaffung und Aneignung von wissenschaftlichen Kenntnissen im Weltmaßstab zeigt, ist der der Patente, nicht nur quantitativ sondern auch die Qualität betreffend.
 
"Das wirkliche Drama, das die exakten und Naturwissenschaften wie auch die Gesellschaftswissenschaften gemein haben, ist der permanente Abgang von Intelligenz aus den Ländern des Südens durch den Gehirnraub. Es soll genügen zu erwähnen, dass mindestens ein Drittel der afrikanischen Forscher außerhalb ihrer Herkunftsländer arbeitet und in vielen Ländern der Dritten Welt die Existenz einiger Wissenschaftsdisziplinen in Gefahr ist, von der Chemie bis zur Archäologie", sagte Fernández Palacio.
 
Herman van Hoof, Direktor des Regionalbüros für Kultur Lateinamerikas und der Karibik der UNESCO in Havanna, erklärte, dass im Zweijahresprogramm und -Etat der UNESCO für 2010-2011 der Unterstützung des Großen Programms II (Exakte und Naturwissenschaften) besonderer Vorrang gegeben werden wird.
 
Er fügte an, dass dies darin bestehen wird, den Ländern zu helfen, eine Landespolitik der Wissenschaft, Technologie und Innovation aufzustellen und anzuwenden und die entsprechenden Kapazitäten zu schaffen.
 
"Wir erwarten, dass der Prozess des Nachdenkens, den wir zu den Feststellungen, die sich aus diesem Bericht über den aktuellen Stand der Wissenschaft in der Welt ergeben, eingeleitet haben, dazu beitragen wird, die Wissenschaft zu einem wahren Instrument der nachhaltigen Entwicklung zu machen, das, für alle zugänglich, die Anstrengungen zur Erreichung der Millenniumsziele Früchte tragen lässt."

Quelle: 

Granma Internacional

Datum: 

05/03/2011